„Der Gehülfe“ – Versionsunterschied
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'''Der Gehülfe''' ist ein Roman von [[Robert Walser]], geschrieben 1907 in Berlin und dort im Mai 1908 im Verlag [[Bruno Cassirer]]s erschienen.
Der 24-jährige Joseph Marti, [[Gehilfe|Gehülfe]] des Ingenieurs Carl Tobler, erlebt während eines halben Jahres als Hausangestellter den [[Insolvenz|Ruin]] der Familie eines erfolglosen [[Erfinder
__TOC__
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== Wahrheit und Dichtung ==
Walser lässt den ''Gehülfen'' in einem Dorf ''Bärenswil'', ''eine gute Dreiviertelstunde Eisenbahnfahrt von der großen [[
Walsers Mutter Elisa trug als Mädchen denselben Familiennamen wie der Protagonist: Marti
== Joseph Marti ==
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Tobler fordert von Joseph besonders Pünktlichkeit. Wenn der Gehülfe sich im ''Bureau'' ein wenig verspätet, gibt es ein Donnerwetter. Joseph schweigt bei solcher Gelegenheit ''wohlüberdachtermaßen''<!--(59)-->. Tobler schimpft auf Bärenswil, ''das Drecknest'' und meint in Wirklichkeit dessen Bewohner, welche die Erfolglosigkeit des Erfinders riechen und sich geordnet zurückziehen<!--(71)-->.
Während der Arbeit darf Joseph von Toblers ''[[Zigarre]]nstumpen'' rauchen. Der Chef war vor drei Jahren einfacher Hilfsingenieur in einer großen Maschinenfabrik gewesen<!--(71)-->, hatte geerbt, sein Geld aber in den Kauf der Villa und in die Reklame-Uhr gesteckt. Deshalb muss schnellstens Geld her. Als Geldgeber soll ein ''[[Kapitalist]]'', möglichst ein ''Fabrikherr'', gewonnen werden, damit die ''[[Massenproduktion|Massenanfertigung]]'' der ''patentierten'' Erfindungen ''gleich'' beginnen kann<!--(45)-->. Daraus wird im ganzen Roman nichts. Tobler muss vielmehr ''Zahlungsverweigerungsgründe'' erfinden. Selbst im Herbst zeigt sich ''keinerlei Umschwung''<!--(162)-->, obwohl Tobler auf andauernden Geschäftsreisen nicht müde wird, jenen ''Kapitalisten'' aufzutreiben. Als tatsächlich einmal ein ''Kapitalist'' in der Villa vorspricht, ist Tobler gerade verreist. Joseph muss einspringen und vertreibt den potentiellen Geldgeber durch sein ''unverantwortliches kopfloses'' Benehmen<!--(80)-->. Tobler tobt nach seiner Rückkehr von der Reise, kann aber verzeihen. Er schenkt dem ''Gehülfen'' einige von seinen abgetragenen Kleidern. Der beleidigte Joseph begehrt zwar wortreich auf, nimmt jedoch die ''Kleidergeschenke'' schließlich doch. Als Tobler seine Frau misshandelt, kann Joseph nicht anders – er schreitet ein und ermahnt den Herrn Ingenieur<!--(87)-->. Der Erfinder, nie verlegen, hält dem Angestellten vor, ''ein großes Maul'' haben, das könne jeder. Leisten solle er endlich etwas<!--(147)-->. Angesichts der sich häufenden ''unbezahlten [[Wechsel (Urkunde)|Wechsel]]'' gibt sich Tobler kämpferisch: ''Eine Idee stirbt oder sie siegt''<!--(175)-->. Dabei pumpt er auf seinen Reisen bereits Bekannte und Verwandte an<!--(176)-->. Schließlich muss Tobler auf ''[[Forderung|Schuldforderungen]]'' seine [[Insolvenz|Illiquidität]] eingestehen<!--(181)-->. Aber ''ein mütterliches Erbteil'' hat er noch<!--(182)-->. Doch der Betrag, den die Mutter herausrückt, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein; kann lediglich die ''wildesten [[Gläubiger]] und Schuldenforderer''<!--(219)--> ein klein wenig besänftigen. Um in den Genuss des Geldes der Mutter zu gelangen, muss Tobler gar die Ehefrau vorschicken. Nicht einmal dem ''Verwalter des hauptstädtischen Stellenvermittlungsbureaus''<!--(183)--> wird das geringe [[Entgelt|Vermittlungsentgelt]] ausbezahlt. Das Elektrizitätswerk schaltet den Strom für die Villa ab<!--(223)-->.
=== Frau Tobler ===
Frau Tobler ''kommt aus echt [[Bourgeoisie|bourgeoisen]] Kreisen her''<!--(51)--> und hat ''nicht die geringste Angst'' vor ihrem Gatten<!--(82)-->. Da
=== Wirsich auf Besuch ===
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== Selbstzeugnis ==
* ''Robert Walser'' zu [[Carl Seelig]]: ''
== Rezeption ==
* ''[[Hermann Hesse|Hesse]]'' schreibt 1936, zwar sei der ''Gehülfe voll von Stimmungen vom Anfang des'' 20. ''Jahrhunderts'', doch bezaubere die ''Erzählung durch die zeitlose Anmut ihres Vortrags, durch die zart und absichtslos spielende Magie''
* Nach ''[[Albin Zollinger|Zollinger]]'' sei ''Walsers unbeschreiblicher Zauber'' zurückzuführen ''auf seine pedantische Unbestechlichkeit''<ref>Verwendete Ausgabe, S. 305</ref>.
* ''Anne Gabrisch'' schreibt 1983, ''Herr und Diener ''seien'' gleichermaßen närrisch – ein Paar von fürchterlicher Komik. Und von weit her an [[Don Quijote]] und Sancho Pansa erinnernd''<ref>Verwendete Ausgabe, S. 307</ref>.
* ''[[Robert Mächler|Mächler]]''<ref>Mächler, S. 81f</ref> erzählt aus der Entstehungsgeschichte des ''Gehülfen''. Der Roman sei im Rahmen eines Wettbewerbs des [[August Scherl|Scherl]]-Verlages ''in sechs Wochen'' niedergeschrieben worden. Walser habe ''achttausend Mark Honorar'' verlangt, das Manuskript jedoch wegen der hohen Forderung ''postwendend zurück''erhalten. Als sich Walser darauf mit dem Verlagsleiter stritt, soll dem Autor entfahren sein: ''Sie Kamel verstehen überhaupt nichts von Literatur''.
* ''[[Peter Sprengel|Sprengel]]'' resümiert, ''die Bärenswiler erweisen sich als Nachfolger der [[Die Leute von Seldwyla|Leute von Seldwyla]]''.
== Form ==
Der Leser wird ein beklemmendes Gefühl nicht los. Die [[Bankrott]]erklärung Toblers rückt mit jedem Umblättern näher. Doch zum Glück hat ''dieser Dichter Walser''<ref name="ReferenceA">''Hesse'', zitiert in ''Michels'', S. 462</ref> zwei Gegengewichte für jene Bedrückung in petto. Das erste ist die Schilderung der Donquichoterie, die auch ''Gabrisch'' (siehe oben) nicht übersehen konnte. Wie Tobler mit seinem ''Gehülfen'' umgeht und [[vice versa]], das reizt zunehmend die [[Lachmuskulatur|Lachmuskel]]n des Lesers. Aber das Lachen bleibt im Hals stecken. Das zweite ist das ''Licht'', das ''dennoch überall aufblinkt''
== Wörter und Wendungen ==
''Der 'Gehülfe' ist, wie Walsers ganzes Werk, nicht frei von Spielerei''.<ref
* Joseph träumt: ''Die Wohnstube zitterte''. ''Das Bureau war stechend grün vor Schadenfreude''.<ref>Verwendete Ausgabe, S. 56 und 58
* Tobler beschimpft die Dorfbewohner, die ''nicht leicht übers Ohr zu hauen'' sind: ''Ihr Fötzel!'' [Lumpen(kerle)].<ref>Verwendete Ausgabe, S. 158 und 67</ref>
* ''Häfchen'' –
* ''ausgeschämtes Räf'' – wahrscheinlich: keifende Frau.<ref>Verwendete Ausgabe, S. 119</ref>
* Der ''cheibe'' Eisenbahnzug fährt Tobler vor der Nase weg.<ref>Verwendete Ausgabe, S. 153</ref>
* ''brunnenrauschende Winkel''.<ref name="Verwendete Ausgabe, S. 212">Verwendete Ausgabe, S. 212</ref>
* Die ''Töne'' scheinen ''alles zu umschallen, zu umdonnern und zu umarmen''.<ref
* ''holländischer Trunkenboldszenenmaler''.<ref>Verwendete Ausgabe, S. 260</ref>
* ''geistig verträgen'' [träge werden] ''und erlahmen''.<ref>Verwendete Ausgabe, S. 277</ref>
== Literatur ==
* Verwendete Ausgabe
** Robert Walser: ''Der Gehülfe. Roman''. Hrsg. v. Jochen Greven. Mit einem Nachwort des Herausgebers. Zürich 1985. ISBN 3-518-37610-1
* Erstausgabe
** Robert Walser: ''Der Gehülfe. Roman'', Verlag von Bruno Cassirer, Berlin 1908. 2 Bl., 392 S., 6 Bl. Anzeigen. Originalbroschur mit farbiger Deckelillustration von [[Karl Walser]].
* Ausgabe von 1983
*Sekundärliteratur▼
** Robert Walser: ''Der Gehülfe. Roman''. Mit 36 Zeichnungen von [[Gunter Böhmer]] und einer Einführung von [[Albin Zollinger]], Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7632-2742-3.
**[[Volker Michels]] (Hrsg.): ''Hermann Hesse: Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen.'' S. 461–463. Frankfurt a.M. 1975. ISBN 3-518-36752-8▼
**[[Robert Mächler]]: ''Das Leben Robert Walsers. Eine dokumentarische Biographie''. S. 81f. Frankfurt am Main 1976. ISBN 3-518-06821-0▼
* Ausgabe von 2004
**[[Peter Sprengel]]: ''Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918''. S. 213f. München 2004. ISBN 3-406-52178-9▼
** Robert Walser: ''Der Gehülfe. Roman'', mit einem Nachwort von [[Wilhelm Genazino]], Manesse Verlag, Zürich 2004, ISBN 978-3-7175-2036-8.
**[[Gero von Wilpert]]: ''Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z''. S. 647. Stuttgart 2004. ISBN 3-520-83704-8▼
▲* Sekundärliteratur
▲** [[Volker Michels]] (Hrsg.): ''Hermann Hesse: Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsätzen.'' S. 461–463. Frankfurt a. M. 1975. ISBN 3-518-36752-8
▲** [[Robert Mächler]]: ''Das Leben Robert Walsers. Eine dokumentarische Biographie''. S. 81f. Frankfurt am Main 1976. ISBN 3-518-06821-0
▲** [[Peter Sprengel]]: ''Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918''. S. 213f. München 2004. ISBN 3-406-52178-9
▲** [[Gero von Wilpert]]: ''Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z''. S. 647. Stuttgart 2004. ISBN 3-520-83704-8
** Karl Wagner: ''Der Gehülfe (1908)''. In: Lucas Marco Gisi (Hrsg.): ''Robert Walser-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung'', J.B. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02418-3, S. 106–116.
[[Datei:Dreharbeiten Der Gehülfe - ETH Bibliothek Com L24-0462-0002-0009.tif|mini|[[Paul Burian]] (mit Schirm und Hut) bei den Dreharbeiten zum Film ''Der Gehülfe'', Zürich, Foto: [[Walter Schmid (Fotograf)|Walter Schmid]], [[Comet Photo]], [[Bildarchiv der ETH-Bibliothek]], Zürich]]
== Verfilmung ==
== Hörbuch ==
2015 erschien eine gekürzte [[Leseinszenierung|szenische Lesung]] mit Martin Hofer und Heinz Müller im LOhrBär-Verlag, Regensburg, ISBN 978-3-939529-14-9.
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />
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{{Navigationsleiste Romane und Novellen von Robert Walser}}
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[[Kategorie:Robert Walser]]▼
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Literatur (Schweiz)]]
[[Kategorie:Roman, Epik]]
▲[[Kategorie:Werk von Robert Walser]]
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