„Protektionismus“ – Versionsunterschied
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{{Quelle}}
[[Datei:Free Trade and Protection.jpg|mini|Plakat der [[Liberal Party]], welches ihre Ansichten zu den Unterschieden zwischen Freihandel (links) und Protektionismus (rechts) darstellt]]
'''Protektionismus''' (
== Tarifäre und nicht- tarifäre Handelshemmnisse ==
Ein Staat oder eine Freihandelszone (etwa die [[Europäische Union|EU]] oder die [[NAFTA]]) können den eigenen [[Binnenmarkt]] schützen, indem sie eine oder mehrere der folgenden protektionistischen Maßnahmen einführen. Dabei lässt sich zwischen tarifären Handelshemmnissen und nicht-tarifären Handelshemmnissen unterscheiden.<ref>{{Literatur |Autor=
=== Tarifäre Handelshemmnisse ===
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* ''[[Einfuhrkontingent]]e (auch [[Importquote (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung)|Importquoten]])'': Um die Importmenge bestimmter Güter zu begrenzen, kann ein Staat hierfür ein Einfuhrkontingent festlegen. Ist das Kontingent ausgeschöpft, darf in dem für das Kontingent definierten Zeitraum keine weitere Menge der betreffenden Güterart eingeführt werden. Besonders häufig findet man Einfuhrkontingente im Agrarbereich.
* ''Konformitätsanforderungen'': In einigen Binnenmärkten ist das Inverkehrbringen bestimmter Waren abhängig vom Erfüllen gewisser Standards (z. B. die [[CE-Kennzeichnung]] in der EU, [[Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte|HACCP]]-Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit, Umweltstandards, Bier nach „Deutschem [[Reinheitsgebot]]“
== Begründungen ==
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== Kritik ==
[[Datei:Handelspolitik - ein Vergleich.jpg|links|mini|Mehr Freihandel oder Protektionismus? Übersicht über die Entwicklung weltweit]]
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[[Friedrich August von Hayek]] sagte über die Zweckmäßigkeit von [[Schutzzoll|Schutzzöllen]]:
{{Zitat |Schwierigkeiten treten erst auf, wenn ein Zoll dazu verwendet wird, um eine Industrie rascher emporwachsen zu lassen, als sie das ohne Zoll täte, oder um sie gegen widrige Einflüsse zu schützen, die ihren Niedergang herbeiführen würden. In diesen Fällen wird, um eine bestimmte Gruppe zu subventionieren, allen anderen Produzenten und Konsumenten ein Opfer auferlegt. |Autor=Friedrich August von Hayek |ref=<ref>F. A. Hayek: ''Die wirtschaftlichen Voraussetzungen föderativer Zusammenschlüsse.'' 324–344 (1939). In: Ders.: ''Individualismus und wirtschaftliche Ordnung.'' Eugen Rentsch Verlag Erlenbach-Zürich 1952. S. 332.</ref>}}
Von Hayek zog aus seinen Überlegungen folgende Schlussfolgerung: „Die Abschaffung souveräner Nationalstaaten und die Schaffung einer wirksamen internationalen Rechtsordnung sind die notwendige Ergänzung und logische Vollziehung des liberalen Programms.“<ref>F. A. Hayek: ''Die wirtschaftlichen Voraussetzungen föderativer Zusammenschlüsse.'' 324–344 (1939). In: Ders.: ''Individualismus und wirtschaftliche Ordnung.'' Eugen Rentsch Verlag Erlenbach-Zürich 1952., S. 341.</ref>
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=== Europäische Union und Vereinigte Staaten ===
Der [[Stahlstreit zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten]] wurde 2002 durch eine Entscheidung des US-amerikanischen Präsidenten [[George W. Bush]] ausgelöst, zum Schutz der heimischen [[Stahl]]industrie Stahlimporte aus der Europäischen Union mit Zöllen in Höhe von 30
=== Handelsbeziehungen USA – China ===
Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sind seit geraumen Jahren bis in die Gegenwart<ref>Michael Wines: [http://www.nytimes.com/2010/01/12/world/asia/12china.html?hp ''As China Rises, Fears Grow on Whether Boom Can Endure.''] In: ''[[The New York Times]]'', 11. Januar 2010.</ref> zu einem paradigmatischen Fall in der Wirtschaftstheorie und zu einem politischen Streitfall im Hinblick auf den freien Welthandel geraten. [[Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften|
Ein Beispiel für die protektionistischen Maßnahmen der USA gegenüber China stellt der Solarmarkt dar. Im Mai 2012 führten die USA Strafzölle von 31
Vor dieser Maßnahme der USA klagten diese sowie die EU vor der WTO gegen China, weil man der Volksrepublik vorwarf, ihre Monopolstellung auf seltene Erden durch Exportbeschränkungen auszunutzen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/usa-und-eu-reichen-beschwerde-gegen-china-wegen-seltenen-erden-ein-a-820951.html |titel=Amerika legt Beschwerde gegen China ein |werk=Spiegel online |datum=2012-03-13 |zugriff=2017-06-20}}</ref>
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Aufgrund der Verstöße [[Iran]]s gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und die Weigerung, sinnvolle Verhandlungen über das [[Iranisches Atomprogramm|Atomprogramm]] aufzunehmen, beschlossen die EU-Mitgliedstaaten 2012 einen Einfuhrstopp iranischen Öls.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/politik/sanktionen-gegen-teheran-wie-die-eu-iran-baendigen-will-1.1264818 |titel=Wie die EU Iran bändigen will |werk=sueddeutsche.de |datum=2012-01-23 |zugriff=2017-06-20}}</ref>
Bevor diese [[Sanktion]]en aber in Kraft traten, drohte die Regierung in Teheran damit, den Ölexport nach Europa umgehend einzustellen, sodass Länder wie Griechenland, Spanien und Italien nicht genug Zeit haben, sich neue Öllieferanten zu suchen, und so der dortigen Wirtschaft kurzfristig zu schaden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/reaktion-auf-embargo-iran-will-europa-den-oelhahn-zudrehen-a-811464.html |titel=Iran will Europa den Ölhahn zudrehen |werk=spiegel.de |datum=2012-01-26 |zugriff=2017-06-20}}</ref>
=== Sanktionen gegen Russland ===
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Im Gegenzug verhängte die Russische Föderation Einfuhrstopps gegen Milchprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse aus den EU-Staaten, den USA, Australien, Kanada und Norwegen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/russland-veroeffentlicht-liste-zu-import-verbot-aus-eu-und-usa-a-984924.html |titel=Kreml verbietet Einfuhr von Fleisch, Milch, Obst aus dem Westen |werk=spiegel.de |datum=2014-08-07 |zugriff=2017-06-20}}</ref>
{{siehe auch|Friend-shoring}}
== Spieltheorie zu Freihandel und Protektionismus ==
Um die [[Handelspolitik]] von Staaten genauer zu begründen, kann man die [[Spieltheorie]] heranziehen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul R. Krugmann, Maurice Obstfeld, Marc J. Melitz |Titel=Internationale Wirtschaft |Auflage=10 |Verlag=Pearson Deutschland GmbH |Ort=Hallbergmoos |Datum=2015 |Seiten=340–342 |ISBN=978-3-86894-264-4}}</ref>
[[Datei:Spieltheorie.jpg|mini|534x534px|Tabelle zur Veranschaulichung der Spieltheoretischen Situation „Protektionismus vs Freihandel.“ (Originaldarstellung aus: Internationale Wirtschaft – Theorie und Politik der Außenwirtschaft)|alternativtext=]]
Die Zahlen in der Tabelle stehen dafür, wie viel [[
Führen beide Länder [[Freihandel]] durch, ergibt sich daraus ein Nutzen von 10 für beide Länder. Die Länder profitieren in dieser Situation von der [[Arbeitsteilung]] und haben dadurch beide einen positiven Nutzen, wenn jedes Land das herstellt, worin es Vorteile in der Produktion hat. In dieser Situation sind die Unternehmen beider Nationen dem Konkurrenzdruck aus dem Ausland ausgeliefert, mit der Folge, dass Unternehmen langfristig schließen müssen, wenn die Konkurrenz deutliche [[Komparativer Kostenvorteil|komparative Kostenvorteile]] hat.
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Oft sind politische Konflikte dafür verantwortlich, dass Nationen die Spielsituation Freihandel/Freihandel aufgeben, um der anderen Nation zu schaden und auf diese Weise eine Kursänderung zu erzwingen. Jedoch hat die einseitige Erhebung von protektionistischen Maßnahmen meist zur Folge, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Diese spieltheoretische Grundlage lässt sich mit dem oft zitierten [[Gefangenendilemma]] vergleichen. Gibt es keine übergeordnete Institution oder Regelwerk, welches beide Spieler dazu bringt sich kooperativ zu Verhalten, wählt jeder Spieler
== Neue Politische Ökonomie zum Protektionismus ==
Aus Sicht der [[Neue Politische Ökonomie|neuen politischen Ökonomie]] lassen sich weitere Beweggründe finden, wieso Länder zu protektionistischem Handeln übergehen, statt sich am [[Freihandel]] zu orientieren. Bei der neuen politischen Ökonomie (auch [[Public Choice]] oder [[Neue Politische Ökonomie|Ökonomische Theorien der Politik]] genannt)
Nach der Theorie des internationalen Handelns führt ein Übergang zum Freihandel zur Gesamtwirtschaftlichen [[Pareto-Optimum|Pareto-optimalen Situation]]. Jedoch gilt diese Annahme nicht für einzelne Unternehmen, die sich im Zuge einer Handelsliberalisierung stärkerer Konkurrenz aus dem Ausland ausgesetzt sehen. Daher besteht für einzelne Wirtschaftsbranchen oder Unternehmen ein starker Anreiz, sich zu organisieren und auf einem politischen Markt Protektionismus vor ausländischen Konkurrenten oder Schutz vor importierten Waren nachzufragen. Politiker und Parteien sind in dieser Betrachtung Anbieter von protektionistischer Politik und bieten diese an, wenn sie sich davon versprechen, ihre Wiederwahlchancen zu erhöhen bzw. wenn sie davon ausgehen müssen, dass eine Positionierung pro Freihandel Wählerstimmen kostet. Befürworter von Protektionismus sind in der Regel stark organisiert, da eine Änderung der Zölle direkte Auswirkung auf die betroffenen Akteure hat, während Freihandelsinteressen schwächer vertreten werden, weil die Gewinne hieraus meist gesamtwirtschaftlich zum Tragen kommen und einzelne Akteure, die sich gegen die Konkurrenz aus dem Ausland behaupten können, selbst ein Interesse daran haben, ihre eigenen Waren ins Ausland abzusetzen.<ref>{{Literatur |Autor=
== Siehe auch ==
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* [[Handelsstreit|Handelskrieg]]
* [[Merkantilismus]]
* [[Ricardo-Modell]]
== Literatur ==
* W. M. Corden: ''The Theory of Protection.''
* Takatoshi Ito, Anne O. Krueger (Hrsg.): ''Trade and Protectionism.'' University of Chicago Press, Chicago 1993, ISBN 978-0-226-38668-3.
* R. B. Archibald und D. H. Feldman: ''Investment During the Great Depression: Uncertainty and the Role of the Smoot-Hawley Tariff.'' In: Southern Economic Journal, Vol. 64, Nr. 4, 1998, S. 857–879.
* [[Robert C. Feenstra]]: ''How Costly is Protectionism?'' In: Journal of Economic Perspectives, Vol. 6, 1992, S. 159 ff.
* D. Irwin: ''The Smoot-Hawley Tariff: A Quantitative Assessment.'' In: Review of Economics and Statistics, Vol. 80, Nr. 2, 1998, S. 326–334.
* Jean-Pierre Dormois, Pedro Lains (Hrsg.): ''Classical Trade Protectionism 1815-1914.'' Taylor and Francis, Milton Park 2006, ISBN 978-0-203-69886-0.
* G. Erber und U. Thießen: ''Gefahr für den Welthandel: Protektionismus durch institutionelle Reformen stoppen.'' In: DIW-Wochenbericht, 76(2009), [[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung]], 14, 228–234.
== Einzelnachweise ==▼
<references />▼
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [https://www.ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/mtec/cer-eth/resource-econ-dam/documents/research/ws-and-conf/sgvs-2005/012.pdf Protektionismus schadet der Umwelt] (PDF
* [http://www.wto.org/english/news_e/sppl_e/sppl101_e.htm Lamy warns against protectionism amid financial crisis]
* [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,616746,00.html Wieso Protektionismus sein Gutes hat]
* {{Webarchiv |
▲== Einzelnachweise ==
▲<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4127791-0}}
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