„Der letzte Mann (1924)“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Film
| Bild = Emil_Jannings_in_The_Last_LaughMatejko, Der letzte Mann, 1924.jpg
| Deutscher Titel =
| Originaltitel = Der letzte Mann
| Produktionsland = [[Weimarer Republik|Deutschland]]
| Originalsprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]
| Erscheinungsjahr = 1924
| Länge = Orig. 2315 m (ca. 86 minMin.); restaurierterekonstruierte Fassung: 101
| FSK = 0
| JMK =
| Regie = [[Friedrich Wilhelm Murnau]]
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| Synchronisation =
}}
[[File:Der letzte Mann (1924) by F. W. Murnau.webm | thumb | ''Der letzte Mann'' (1924) von F. W. Murnau ]]
 
'''Der letzte Mann''' ist ein deutscher [[Stummfilm]] von [[Friedrich Wilhelm Murnau]]. Er hatte am 23. Dezember 1924 im Berliner [[Ufa-Palast am Zoo]] Premiere. Der Erfolg des Filmes brachte Murnau und mehreren der am Film Beteiligten internationale Anerkennung ein. Berühmt ist der Film auch für seinen Einsatz der [[Entfesselte Kamera|Entfesselten Kamera]] sowie den fast vollständigen Verzicht auf Zwischentitel.
 
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== Interpretation ==
[[Datei:The Last Laugh (SAYRE 14726).jpg|mini|180px|Rollenbild Emil Jannings]]
[[Datei:Emil Jannings in The Last Laugh.jpg|mini|200px|Rollenbild Emil Jannings]]
Mit diesem Film liefert Murnau eine Parabel über die Wechselhaftigkeit des Lebens nach dem Muster des mittelalterlichen Glücksrads: „Heute bist Du der Erste, geachtet von Allen, ein Minister, ein General, vielleicht sogar ein Fürst – Weißt Du, was Du morgen bist?!“, heißt es im Vorspann. Die besondere Stellung dieses Ersten wird in „Der letzte Mann“ zwar nicht durch eine militärische Uniform herausgestellt, sondern durch die [[Livree]] des Portiers eines Luxushotels. Sie gibt ihm jedoch ein ähnliches Selbstwertgefühl: Abends stolziert der Portier in seiner prächtigen Livree nach Hause ins Arbeiterviertel, wo er von allen bewundert wird.<ref>[http://www.dieterwunderlich.de/Murnau_mann.htm ''Filmkritik – Der letzte Mann''] auf dieterwunderlich.de, abgerufen am 4. September 2014.</ref>
 
Durch den Verlust der Livree (Uniform) wird der soziale Abstieg versinnbildlicht. Der alte Portier wird zum Toilettenwächter degradiert; verlacht von den Nachbarn und verstoßen von seinen Verwandten zieht er sich, zum „letzten Mann“ geworden, in den Keller zurück.<ref>[http://www.molodezhnaja.ch/{{Molodezhnaja|letzte-mann.htm ''Review – Der Letzte Mann''] auf molodezhnaja.ch, abgerufen am 4. September 2014.|Abruf=2021-06-18}}</ref> Doch das Rad der Fortuna dreht sich weiter. Dank des von einem reichen Kunden hinterlassenen Vermögens wird der [[Toilettenfrau|Toilettenmann]] ein umworbener Hotelgast. Dieses durch den einzigen Zwischentitel des ganzen Filmes eingeleitete Nachspiel darf nicht als aufgesetztes Happy End aufgefasst werden. Dieser Schluss führt vielmehr, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, die eingangs gestellte Frage fort: Wer heute der Letzte ist, kann morgen wieder der Erste sein.<ref>[http://www.filmzentrale.com/rezis/letztemannkk.htm ''Der letzte Mann''] auf filmzentrale.com, abgerufen am 4. September 2014.</ref>
 
== Kameraarbeit ==
„Der letzte Mann“ stellt in der Entwicklung der Filmtechnik und -kunst einen Meilenstein dar. Neben der Assimilation wesentlicher Elemente aus dem [[Expressionismus (Film)|Expressionismus]] wie Traumsequenzen mit Überblendungen und Spezialeffekten wenden Regisseur Murnau und Kameramann [[Karl Freund (Kameramann)|Karl Freund]] in „Der letzte Mann“ darüber hinaus erstmals in ausgereifter Form an, was „[[entfesselte Kamera]]“ genannt wurde.<ref name="Moviepilot" /> Die Eingangsszene, als die Kamera im [[Aufzugsanlage|Aufzug]] durch verschiedene Stockwerke und anschließend durch die Lobby des Hotels bis zu dessen Drehtür fährt, könnte sogar als die erste Eröffnungs-[[Plansequenz]] der Filmgeschichte angesehen werden. Obwohl die bewegte Kamera bereits in früheren Stummfilmen eingesetzt worden war, spielte sie in „Der letzte Mann“ deshalb eine herausragende Rolle, weil sie den subjektiven Standpunkt des Portiers übernahm und dadurch seinen Gefühlen besonderen Ausdruck verlieh.<ref>[http://www.moviepilot.de/news/1924-der-letzte-mann-entfesselt-die-kamera-118038 ''1924 – Der letzte Mann entfesselt die Kamera.''] auf moviepilot.de[[Moviepilot]], abgerufen am 4. September 2014.</ref>
 
== Hintergründe und Besonderheiten ==
* Produktionsfirma war die [[UFA]] über ihr Tochterunternehmen ''Union-Film''. Die Dreharbeiten fanden in den UFA-Ateliers in [[Neubabelsberg]], dem heutigen [[Studio Babelsberg]], statt.<ref>[http://www.filmportal.de/film/der{{Filmportal|354d606172df4e89aee14c93fa47a89a|Abruf=2017-letzte07-mann_354d606172df4e89aee14c93fa47a89a ''filmportal – Der letzte Mann''] auf filmportal.de, abgerufen am 28. Juli 2017.}}</ref>
 
* Dies ist einer der wenigen abendfüllenden Stummfilme, die fast gänzlich ohne Zwischentitel auskommen. Die Produzenten des Films konnten auch nur schwer davon überzeugt werden, weil es bis dahin nur zwei bekannte Versuche gegeben hatte, die beide nicht erfolgreich waren (''[[Scherben (Film)|Scherben]]'' 1921 und ''[[Sylvester (Film)|Sylvester]]'' 1924, beide Regie [[Lupu Pick]]).<ref>[http://www.filmreference.com/Films-Le-Ma/Der-Letzte-Mann.html ''Der letzte Mann.''] auf filmreference.com, abgerufen am 4. September 2014. (Review, englisch)</ref>
 
* Das sonstige Fehlen von Zwischentiteln fällt insbesondere durch Emil Jannings’ hervorragende Spielkunst und die ebenfalls hervorragende Kameraarbeit erst dann auf, wenn der schon erwähnte einzige Zwischentitel erscheint. Murnau, Freund und Jannings wurden durch den Film, der als Höhepunkt des deutschen [[Expressionismus (Film)|expressionistischen Stummfilms]] gilt, weltberühmt.<ref>[http://www.edinburgh.diplo.de/__Zentrale_20Komponenten/Ganze-Seiten/de/Kultur/Der-Deutsche-Film-_20I-1895-1933.html?site=78567 ''Der Deutsche Film I: Pionierwerke, Stummfilm und früher Tonfilm. 1895–1933.''] auf edinburgh.diplo.de, abgerufen am 4. September 2014.</ref>
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* 1955 entstand unter der Regie von [[Harald Braun]] eine gleichnamige [[Neuverfilmung]] mit leicht modifizierter Handlung. Hauptrollen spielten in dieser Version [[Hans Albers]], [[Camilla Spira]], [[Joachim Fuchsberger]] und [[Romy Schneider]].<ref>[http://www.film.at/der_letzte_mann_1955/ ''Der letzte Mann (1955)''] auf film.at, abgerufen am 4. September 2014.</ref>
 
* Die vom prominenten Murnau-Kenner [[Luciano Berriatúa]] aus den ursprünglichen drei Fassungen besorgte Rekonstruktion von „Der letzte Mann“ wurde am 8. Februar 2003 im Rahmen der Murnau-[[Retrospektive]] bei der [[Internationale Filmfestspiele Berlin|Berlinale]] uraufgeführt.<ref name="Moviepilot" /> Die unvollständige Originalmusik von [[Giuseppe Becce]] wurde hierbei vom deutschen Komponisten [[Detlev Glanert]] ergänzt und instrumentiert.<ref> {{Webarchiv|text=''Der letzte Mann.'' |url=http://www.arte.tv/de/der-letzte-mann/926702,CmC=926704.html |wayback=20140904195846 |archiv-bot=2018-04-06 04:19:19 InternetArchiveBot }} auf arte.tv, abgerufen am 4. September 2014.</ref> Darüber hinaus existieren weitere Vertonungen von [[Peter Schirmann]], [[Timothy Brock]], [[Florian C. Reithner]] und [[Richard Siedhoff]].<ref>{{Internetquelle |url=https://shop.rieserler.de/product_info.php?language=de&info=p3252_der-letzte-mann---neukomposition-zum-murnau-stummfilm--lm-.html |titel=Der letzte Mann - Neukomposition zum Murnau-Stummfilm (LM) |abruf=2019-10-15 |sprache=de}}</ref>
 
== Kritiken ==
{{Zitat|Ein Hotelportier sinkt zum Toilettenmann herab, ein Schicksal, das er nicht verkraften kann. Seinen Leidensweg schildert der expressionistische Stummfilm […] in künstlerischer Regie mit meisterlichen Bildern und hervorragendem Spiel bis hin zu den Chargen.|[[Adolf Heinzlmeier]] und [[Berndt Schulz]]|Quelle=''Lexikon „Filme im Fernsehen“'' (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S.&nbsp;493. (Höchstwertung: 4 Sterne = überragend)}}
 
{{Zitat| Text= In Murnaus herausragendem Stummfilmdrama gelingen der [[Entfesselte Kamera|entfesselten Kamera]] zwingende Bildsequenzen, die nur sehr sparsamer Zwischentitel bedürfen, um die seelischen Vorgänge deutlich zu machen. Ein positives Ende [...] wurde Murnau aufgezwungen; er inszenierte es mit bewusst ironischer Übertreibung.
| Quelle=[[Lexikon des internationalen Films]]
| ref=<ref>{{LdiF|20853|zugriffAbruf=2015-05-06}}</ref>
}}
 
== Literatur ==
* Ilona Brennicke, [[Joe Hembus]]: ''Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910–1930.'' Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X.
* [[Christiane Mückenberger]]: ''Der letzte Mann.'' In: Günther Dahlke, Günther Karl (Hrsg.): ''Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer.'' Henschel Verlag, 2. Auflage, Berlin 1993, S. 110 ff. ISBN 3-89487-009-5.
* Claudia Heydolph: ''Der Blick auf das lebende Bild. F. W. Murnaus „Der letzte Mann“ und die Herkunft der Bilderzählung.'' Verlag Ludwig, Kiel 2004. ISBN 978-3-933598-51-6.
 
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* [http://www.kinogeschichte.at/der_letzte_mann.htm#paimann ''Der letzte Mann''] in [[Paimann’s Filmlisten]]
* [https://www.murnau-stiftung.de/movie/553 ''Der letzte Mann''] bei der [[Murnau-Stiftung]]
* {{Prisma}}
 
== Einzelnachweise ==
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{{Normdaten|TYP=w|GND=4687190-1|LCCN=n/2003/85887|VIAF=316751729}}
 
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[[Kategorie:Filmtitel 1924]]
[[Kategorie:Deutscher Film]]