„Vorbereitete Sperre“ – Versionsunterschied

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[[BildDatei:sperrenskizze.jpg|mini|Skizzen einigervon Sperranlagen,vorbereiteten zu oberst Skizze der SprengschächteSperren]]
[[Datei:Magirus truck of the Bundeswehr in Somalia.JPEG|miniatur|Zum [[Brunnenbau]] umgenutztereingesetzter Sprengschachtfertiger B3A auf [[Magirus -Deutz]] 310 D 26 FAK (6x6) in [[Matabaan]] ([[Somalia]])]]
[[BildDatei:sprengberechnung.jpg|mini|Tabelle für die zu verwendenden Ladungen]]
[[Datei:Trichtersperre Haselbach-0291.jpg|mini|links|SchachtdeckelDeckel einereines TrichtersperreSprengschachtes in der Rhön]]
[[Datei:Panzersperren an der Schleuse Riedenburg 3.jpg|mini|Trägerstecksperre bei einer Schleusenanlage am [[Main-Donau-Kanal]]]]
[[Datei:Fallkörpersperre Schiefe Ebene Nov 2016.jpg|mini|Fallkörpersperre an der Eisenbahnstrecke ''[[Schiefe Ebene (Eisenbahnstrecke)|Schiefe Ebene]]'']]
 
'''Vorbereitete Sperren''' sind [[Militär|militärisch]] angelegte Vorrichtungen an Verkehrsanlagen, die nach Auslösung den Angriff eines Gegners verlangsamen und kanalisieren sollen. Eine häufige Form der vorbereiteten Sperren sind '''Sprengschächte'''.
Ein '''Sprengschacht''' ist ein in die [[Straße]] eingelassenes Bauwerk, das es den [[NATO|NATO-Truppen]] im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] erlauben sollte, den Vormarsch starker militärischer Verbände des [[Warschauer Pakt]]s zu bremsen. Vor allem im Bereich des [[Fulda Gap]] wurden solche Schächte in viele Straßen eingelassen. Heute werden diese Schächte nach und nach zurückgebaut, da deren Unterhalt auf Dauer zu teuer wurde. Er war Teil des Systems der sogenannten "vorbereiteten Sperren", das neben den Sprengschächten auch andere Sperrmittel und -arten enthielt (siehe nebenstehende Grafik).
 
== LageGeschichte ==
In der [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik Deutschland]] sollten eine Vielzahl an vorbereiteten Sperren im [[Verteidigungsfall (Deutschland)|Verteidigungsfall]] Kräfte des [[Warschauer Pakt]]s bremsen und lenken. Seit dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] werden die vorbereiteten Sperren meist nicht mehr gewartet und häufig im Rahmen von Straßensanierungen, aufgrund des Wegfalls der Bedrohung durch den Warschauer Pakt, zurückgebaut.
 
== Arten ==
Meist wurden drei in kurzen Abständen hintereinanderliegende Schächte verwendet. Seltener arbeitete man mit zwei oder vier bis sechs Schächten hintereinander. Beim Bau solcher Schächte wurde darauf geachtet, dass durch die [[Detonation]] der Ladung ein Vormarsch der feindlichen [[Militär|Truppen]] möglichst stark verzögert, die benachbarte [[Infrastruktur]], wie etwa die [[Kanalisation]], aber möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.
Zu den vorbereiteten Sperren gehören unter anderem Sprengschächte, Trägerstecksperren, Rampensperren, Fallkörpersperren und Schaumsperren.
 
Die Lage der Sprengschächtemeisten Sperren war [[Artillerie|artilleristisch]] vermessen, um dieden wartendengestauten GegnerFeind direkt unter Beschuss nehmen zu können.
 
=== Sprengschächte ===
MeistEin Sprengschacht ist ein in die Straße eingelassenes Bauwerk. In Westdeutschland wurden drei in kurzen Abständen hintereinanderliegendehintereinander Schächteliegende Sprengschächte verwendet. Seltener arbeitete man mit zwei oder vier bis sechs Schächten hintereinander. Beim Bau solcher Schächte wurde darauf geachtet, dass durch die [[Detonation]] der Ladung ein Vormarsch der feindlichen [[Militär|Truppen]]Kräfte möglichst stark verzögert, die benachbarte [[Infrastruktur]], wie etwa die [[Kanalisation]], aber möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.
 
Der [[Explosionskrater]] einer solchen Sprengung sollte ein etwa doppelt so breites wie tiefes Loch erzeugen. Als Maßgabe galt, dass ein solcher Krater so gestaltet werden sollte, dass ein [[Panzer]] nicht einfach hindurch fahren konnte. Im Krater selbst sollten [[Landmine|Minen]] gelegt werden, ebenso wie in der näheren Umgebung, um eine Umfahrung zu verhindern.
 
Die „Richtlinien für Anlage und Unterhaltung Vorbereiteter Sperren und Lähmungen“ von 1968 schreiben vor:
{{Zitat |Text=Straßen- und Eisenbahn-Unterbrechungen durch Trichtersprengungen sollen die Querschnitte in ihrer Gesamtbreite erfassen. [...] In der Längsachse sollen die Sprengschächte so verteilt sein, daß zwischen den Trichtern ein Steg von maximal 7–8 m stehen bleibt. Damit wird der Einsatz von Panzerschnellbrücken und das Durchstechen des Steges mit Planierraupen oder Räumpanzern erschwert. |Autor=Michael Grube |Quelle= Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen | ref=<ref name="grube" />}}
 
Die SchächteSprengschächte hatten einen Durchmesser von etwa 60 &nbsp;cm und eine Tiefe von zumeist vier bis sechs Metern. Der Deckel hatte einen Durchmesser von 92 &nbsp;cm und ein Gewicht von etwa 150 &nbsp;kg. Er ist als Deckel eines Sprengschachts an der Halteschraube in der Mitte zu erkennen.<ref name="grube">[http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html Michael Grube: ''Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.'']</ref>
Die Lage der Sprengschächte war [[Artillerie|artilleristisch]] vermessen, um die wartenden Gegner direkt unter Beschuss nehmen zu können.
 
Die Annahme, dass für jeden Schacht eine bestimmte Menge Sprengstoff vorgesehen war, ist nicht korrekt. Die Tiefe des SchachtesSprengschachtes, die Art des umgebenden Gesteins, sowie die gewünschte Trichtergröße spielten eine Rolle bei der Berechnung der Sprengkraft. Die bei solchen Analysen gewonnenen Ergebnisse wurden in einem Sperrheft hinterlegt. Als effektive Faustformel galt 100 kg je laufendem Meter Tiefe des SchachtsSchachttiefe.
== Ausführung ==
[[Datei:Trichtersperre Haselbach-0291.jpg|mini|links|Schachtdeckel einer Trichtersperre in der Rhön]]
Die Schächte hatten einen Durchmesser von etwa 60 cm und eine Tiefe von zumeist vier bis sechs Metern. Der Deckel hatte einen Durchmesser von 92 cm und ein Gewicht von etwa 150 kg. Er ist als Deckel eines Sprengschachts an der Halteschraube in der Mitte zu erkennen.<ref name="grube">[http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html Michael Grube: ''Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.'']</ref>
 
Die Sprengschächte waren leer und wären erst unmittelbar vor der Sprengung mit der dafür vorgesehenen Sprengladung bestückt worden. Die Sprengladungen waren in Sperrmittelhäusern gelagert.
<div style="clear:both;"></div>
 
=== Sprengung von Brücken ===
== Sprengberechnung ==
Zur Sprengung von Brücken waren mehrere Möglichkeiten vorgesehen. Vor allem bei älteren Brücken befanden sich in den Widerlagern oder Pfeilern Kammern, die im Ernstfall mit Sprengstoff hätten gefüllt werden können. Neuere Brücken wurden meist zum Anbringen von [[Schneidladung]]en vorbereitet, die nur den Überbau zerstört hätten.
 
=== Trägerstecksperren ===
[[Bild:sprengberechnung.jpg|mini|Tabelle für die zu verwendenden Ladungen]]
Trägerstecksperren wurden vor allem dort eingesetzt, wo eine Sprengung zu großen [[Kollateralschaden]] angerichtet hätte, etwa im innerstädtischen Bereich oder an Schleusenanlagen. Sie bestanden aus mehreren Reihen von etwa 80 cm tiefen Schächten, die quer zur sperrenden Straße angeordnet waren. Die Deckel ähnelten denen der Sprengschächte, hatten jedoch nur etwa 52 cm Durchmesser. Im Ernstfall wäre in jeden Schacht ein etwa 2,20 Meter langer Stahlträger eingesteckt worden, der sich danach nicht mehr hätte herausziehen lassen.<ref name="grube">[http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html Michael Grube: ''Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.'']</ref> Die Träger wurden in Sperrmittellagern in unmittelbarer Nähe der Sperre gelagert.
 
Rampensperren ähnelten den Trägerstecksperren, jedoch wurden keine einfachen Stahlträger eingesteckt, sondern dreiecksförmige, aus Stahlträgern zusammengeschweißte Konstruktionen.
Die Annahme, dass für jeden Schacht eine bestimmte Menge Sprengstoff vorgesehen war, ist nicht korrekt. Die Tiefe des Schachtes, die Art des umgebenden Gesteins, sowie die gewünschte Trichtergröße spielten eine Rolle bei der Berechnung der Sprengkraft. Die bei solchen Analysen gewonnenen Ergebnisse wurden in einem Sperrheft hinterlegt. Als effektive Faustformel galt 100 kg je laufendem Meter Tiefe des Schachts.
 
=== KriegsfallFallkörpersperren ===
Bei Fallkörpern handelte es sich um massive Betonkörper, die oberhalb oder seitlich des zu sperrenden Verkehrswegs angeordnet waren. Zum Auslösen der Sperre wäre ihre Halterung weggesprengt worden und der Betonkörper wäre auf den Verkehrsweg gefallen. Solche Sperren befanden sich etwa an den ersten drei Röhren des [[Neuer Elbtunnel|Neuen Hamburger Elbtunnels]].<ref name="grube">[http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html Michael Grube: ''Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.'']</ref>
 
=== Schaumsperren ===
Entgegen einer verbreiteten Annahme waren die Schächte nicht permanent mit Sprengstoff bestückt. Erst im Verteidigungsfall hätten [[Pionier (Militär)|Pioniere]] die vorgesehenen Ladungen aus nahegelegenen sogenannten Sperrmittelhäusern (Depotbunkern) geholt und diese dann in die Schächte eingebracht.
Schaumsperren waren relativ selten. Sie waren nur zum Sperren von Tunneln vorgesehen. Im Ernstfall wäre der Tunnel mit [[Leichtschaum]] geflutet worden, was ihn für bis zu drei Tagen für Fahrzeuge und Infanterie unpassierbar gemacht hätte.<ref name="grube">[http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html Michael Grube: ''Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.'']</ref>
 
== Wartung ==
Für die Wartung der Schächtevorbereiteten Sperre und Anbringung der Sprengladungen waren in Westdeutschland die [[Wallmeister]], einedie zur [[Pioniertruppe (Bundeswehr)|Pioniertruppe]] der [[Bundeswehr]] gehörten, zuständig. Sie arbeiteten bei der Wartung (zumindest bei Anlagen in der Nähe zur damaligen [[innerdeutsche Grenze|innerdeutschen Grenze]]) in Zivilkleidung, ihre Fahrzeuge hatten zivile Farbgebung und zivile Kennzeichen.
Sie arbeitete bei der Wartung (zumindest bei Anlagen in der Nähe zur damaligen innerdeutschen Grenze) in Zivilkleidung, ihre Kfz hatten zivile Farbgebung und zivile Kennzeichen.
 
== „Sabotage“Sabotage ==
1952 wurde der Regensburger Walter Zauner von einem US-Militärgericht zu dreieinhalb Jahren [[Zuchthaus]] verurteilt, weil er die Sprengkammern der [[Mariaort (Pettendorf)|Mariaorter]] Brücke zumauerte.<ref>[http://oberpfalz.verdi.de/regional/++co++7d044c9c-d4eb-11e2-8d17-52540059119e ''„Wer war Walter Zauner?''“] Abgerufen am 30. September 2014</ref> Zauners Geschichte wurde 1983 in dem [[DEFA]]-Film ''Ein Pfeiler im Strom'' 1983 dokumentiert.<ref>G. Willen: [http://oops.uni-oldenburg.de/714/1/747.pdf ''DEFA-Filme - Ein Bestandsverzeichnis''] S.&nbsp;126.</ref><ref>[http://www.filmportal.de/film/ein-pfeiler-im-strom_5bd8847c80fd4d5688bf6b043396a3e2 ''Ein Pfeiler im Strom''] Bei: ''filmportal.de'' abgerufen am 099. Juli 2017</ref>
 
== Siehe auch ==
* [[Kammersprengung]]
* [[Panzersperre]]
* [[Zebra-Paket]]
 
== Weblinks ==
{{commonscat|NATO Sperranlagen}}
* [http://www.fulda-gap.de/ Bunker, Basen und Relikte des Kalten Krieges]
* [http://www.j-k-fischer-verlag.de/themenbereiche/enthuellungen/harald-faeth-bunker-basen-relikte2.html Aktuelles Buch zum Thema]
* [http://www.sperranlagen.de/sprengschaechte.htm Sprengschachtinformationen bei ''Sperranlagen.de'']
* Anton H. Dorow: ''Bomben unterm Gullydeckel'', in: ''[[Frankfurter Neue Presse]]'' vom 7. Dezember 2012 ([https://web.archive.org/web/20160229031908/http://ndp.fnp.de/rhein-main/rhein-mainhessen/Bomben-unterm-Gullydeckel;art801,205976 online])
* [http://www.geschichtsspuren.de/cms/content/view/135/33/ Informationen zu diversen Sperranlagen auf geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)]
* [http://www.militarisiertelandschaft.uni-kiel.de/?p=479 Informationen zum Kalten Krieg in Schleswig-Holstein und dem "Fulda„Fulda-Gap"Gap“]
* Anton H. Dorow: ''Bomben unterm Gullydeckel'', in: ''[[Frankfurter Neue Presse]]'' vom 7. Dezember 2012 ([http://ndp.fnp.de/rhein-main/rhein-mainhessen/Bomben-unterm-Gullydeckel;art801,205976 online])
* [http://www.militarisiertelandschaft.uni-kiel.de/?p=479 Informationen zum Kalten Krieg in Schleswig-Holstein und dem "Fulda-Gap"]
* [http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/start/mensch/menschen_skb/!ut/p/z1/hY9PC4JAEMW_kbNb-afjmigGSmlo7iUWdzHDdmXZpEMfvpXAmzSHB_PezG8YoHAFKtnUd8z0SrLB9g31bt5-lyabEmXJJQsQiQ_VNj2GGCEfKqj_jVAbo5UiCEouoLEMf5WRYCiBAuXCaZUUZlYjpOmtdpoZpZ1RaTPMyUtrmzg9hwbhKES75RT-kHNBatd1vSgNixn4YBN7L7usnZ-G5s4kH8RJteRnjM84yHO3-wJ9mMpB/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_694IG2S0MGTM80AFCV3IJB10G1 Kontrolle alter Sperranlagen: Aus dem Alltag eines Wallmeisters]