„Burgwald Dinklage“ – Versionsunterschied

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→‎Naturnaher Wasserhaushalt: Nicht belegte bzw. Durch ein Foto beglaubigte Aussage.
 
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| IUCN_Kategorie =
| Name = Burgwald Dinklage
| Bild = DinklagerDinklage NSG Burgwald NSG2.jpg
| Bildbeschreibung = Im NSG Dinklager Burgwald
| Lage = Östlich von [[Dinklage]], [[Landkreis Vechta]], [[Niedersachsen]]
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[[Datei:NSG Burgwald Dinklage.jpg|mini|Naturbelassener Laubwald im Naturschutzgebiet vor Gebäuden der Burg Dinklage (März 2021)]]
Als '''Burgwald Dinklage''' istwird im Sinne dieses Lemmas der NameKulturlandschaftsraum einesbezeichnet, in dem sich ein Waldgebiet befindet, das im Westen östlich des Ortskerns der Stadt [[Dinklage]] im [[Niedersachsen|niedersächsischen]] [[Landkreis Vechta]] gelegenenbeginnt Waldgebiets,und dessendas unmittelbarsich westlichnach Osten hin bis zur der [[Bundesautobahn 1|A 1]] gelegenerhinzieht. TeilDiese verläuft auf dem Gebiet der Stadt [[Lohne (Oldenburg)|Lohne]] liegt. ''Burgwald Dinklage'' ist auch der Name eines 2017 gebildeten [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebietes]].
 
== Kulturlandschaftsraum, Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat ==
Der Burgwald Dinklage wurde im Jahr 2019 als eine von vier „Kulturlandschaftsräumen und historischen [[Kulturlandschaft]]en landesweiter Bedeutung in Niedersachsen“ im [[Oldenburger Münsterland]] in die Liste des [[Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz|Niedersächsischen Landesbestriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)]] aufgenommen (unter der Nr. HK 34). Im Sinne dieser Einordnung ist der Burgwald „ca. 1,6 km²“ groß. Aus der beigefügten Karte ist ersichtlich, dass bei dieser Berechnung das Naturschutzgebiet, das Wildparkgebiet und das Areal der Burg Dinklage als Einheit betrachtet werden. Der NLWKN betont an erster Stelle, dass die Burg Dinklage die älteste Wasserburg im Weser-Ems-Gebiet sei. Neben der Klosteranlage und ihrer Umgebung weise auch der Burgwald kulturhistorische Bedeutung auf. Zu nennen seien z. B. die an die ehemalige Hutenutzung erinnernden Hutebäume, das von der Familie von Galen als „Tiergarten“ mit einem parkartigen Wegenetz versehene Wildgehege, die ehemalige Ferdinandsburg oder das zur Speisung des Gräftensystems dienende Grabennetz, das noch einige Brücken und Wehre aufweist.<ref>Christian Wiegand: ''Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung''. Hrsg.: Niedersächsischer Landesbestrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). 2019. S. 164 f. Abgerufen am 17. Mai 2024</ref>
 
== Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat ==
Im Jahr 1983 wurden der Dinklager Burgwald und seine im Süden angrenzenden Flächen als [[Landschaftsschutzgebiet]] mit dem Namen „Burg Dinklage“ (Kennzeichen VEC 00049) ausgewiesen. Im Oktober 2017 wurde auf einem Großteil des Landschaftsschutzgebietes das rund 126&nbsp;Hektar große Naturschutzgebiet mit dem Kennzeichen NSG WE 291 gebildet. In dieses ist eine 118,31&nbsp;Hektar große Fläche integriert, nämlich das seit 1992 bestehende<ref>{{Internetquelle |url=http://buergerinfo.dinklage.de/vo0050.asp?__kvonr=2366 |titel=Erlass der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Burgwald Dinklage“ durch den Landkreis Vechta |hrsg=buergerinfo.dinklage.de |datum=2017-08-08 |abruf=2024-04-27}}</ref> [[Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)|Flora-Fauna-Habitat-Gebiet]] „Wald bei Burg Dinklage“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bfn.de/natura-2000-gebiet/wald-bei-burg-dinklage |titel=Wald bei Burg Dinklage |hrsg=[[Bundesamt für Naturschutz]] |abruf=2024-04-28}}</ref>
 
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Über Jahrhunderte bestand das Gebiet des heutigen Burgwalds überwiegend aus [[Bruchwald]]flächen. Ursprünglich nannte man den Bereich des heutigen Burgwaldes „Schellbrock“, von „Bruch“, einem feuchten, von Überflutung gekennzeichneten Wald, der sich durch ein sehr geringes Gefälle auszeichnete. Um die für den Betrieb einer Wassermühle erforderliche Fallhöhe zu erreichen, wurde 1462 der Mühlenbach aufgestaut. Beim Bau der Wasserburgen wurde ein künstliches System von Gräften angelegt. Um Staunässe im Bereich der Burg Dinklage zu vermeiden, wurde 1776 ein 12 km langes System von Gräben im Wald angelegt. Da der Trenkampsbach südlich des Waldes deutlich tiefer als die Wassermühle lag, wurde Wasser in Richtung Süden zu diesem Bach abgeleitet.<ref>Landkreis Vechta / Bio-Consult: ''Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“''. 2. November 2021, S. 12</ref> Teile des Bruchwalds wurden gerodet, und die danach freie Fläche wurde als Grünland genutzt, das durch ein Schleusensystem in den Wintermonaten überflutet wurde. Die Anlage eines Rieselwiesensystems im Jahr 1847 führte zu einer weiteren Steigerung der auf dem Grünland erreichbaren Erträge.<ref>Landkreis Vechta / Bio-Consult: ''Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“''. 2. November 2021, S. 13</ref> Nach der Markteinführung von [[Kunstdünger]] wurde das Rieselwiesensystem zunehmend als unwirtschaftlich bewertet und zunächst um ein unterirdisch verlaufendes [[Verrohrung (Wasserbau)|Dränagesystem]] ergänzt und ab 1920 ersetzt. Ab den 1920er Jahren setzten sich Bestrebungen durch, die Grünland- durch Ackerbauflächen zu ersetzen. Der Trockenlegungseffekt ermöglichte die Anpflanzung von Nadelbäumen im verbliebenen Wald. <br />
Zu einer weiteren Senkung des Grundwasserspiegels im ehemaligen Bruchwald führte der Bau der [[Bundesautobahn 1]], der eine Ableitung von Wasser aus Brockdorf in den Trenkampsbach erforderlich machte. <br />
Zur Ausweisung des Burgwaldgebiets als Landschaftsschutzgebiet führte im Jahr 1983 der rücksichtslose Umgang eines Privatwaldbesitzers, der um 1980 eine Fläche in der Gesamtgröße von 200 ha vom Grafen von Galen gekauft hatte.<ref>Landkreis Vechta / Bio-Consult: ''Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“''. 2. November 2021, S. 16</ref> Der Agrarindustrielle plante, das von ihm erworbene Land in einen Maisacker umzuwandeln, auf dem er Gülle aus seinen Tierställen aufbringen wollte. SeinEr Planfühlte sich bei der Umsetzung seines Plans, auf einer großen zusammenhängenden Flächen große Erntemaschinen rentabel einzusetzen, wurde in seiner Sicht durch Wallhecken behindert. Deshalb holzte er unangekündigt 45 alte Eichen ab. Das Amtsgericht Vechta verurteilte den Agraridustriellen für dieses [[Vergehen#Strafrecht|Vergehen]] auf der Grundlage des {{§|303|StGB|buzer}} [[Strafgesetzbuch|StGB]] („[[Gemeinschädliche Sachbeschädigung]]“).
 
Eine Rückkehr zur Zeit vor 1462 ist nicht möglich, da der Wasserstand z. B. wegen des – auch aus Gründen des [[Denkmalschutz]]es gebotenen – Ziels, die Wasserburg standfest zu halten, von Menschen reguliert werden muss. Zudem müssen Politiker bei ihren Planungen und Entscheidungen konkurrierende aktuelle Flächenbedarfe sowie die Rechte von Grundstückseigentümern beachten.
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Ungelöst sei allerdings nach wie vor der „prekäre [[Wasserhaushalt (Hydrologie)|Wasserhaushalt]]“ des NSG;<ref>Kerstin Köhne: ''[https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=origxorig:format=jpg/path/sfeccabfee7806a55/image/i1d6301c796cfbd36/version/1342961157/image.jpg Burgwald braucht Wasser zum Leben: Naturschützer setzen auf runden Tisch]'', ''[[Oldenburgische Volkszeitung]]'', 14.&nbsp;Januar 2012 (JPG, 551&nbsp;kB). Abgerufen am 17.&nbsp;Januar 2020.</ref> die Verordnung zum NSG regele nicht den „weiterhin desolate[n] Wasserhaushalt des gesamten Burgwald-Komplexes“. Der Burgwald werde umzingelt und isoliert durch voranschreitende Bebauung, und bei anlaufenden Gewerbegebietsplanungen in Dinklage und Lohne werde das Ziel des [[Biotopverbund]]s ignoriert. Die Initiative „Pro Natura Landkreis Vechta e. V.“ sammelte 2020 Unterschriften für eine Petition an den Niedersächsischen Landtag mit dem Ziel, eine Bebauung der Flächen östlich des Dinklager Rings zu verhindern. Eine derartige Bebauung werde eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels nördlich des Naturschutzgebietes Burgwald Dinklage zur Folge haben, die sich negativ auf das NSG selbst auswirken werde.<ref>[https://www.change.org/p/landkreis-vechta-naturschutzgebiet-dinklager-burgwald-in-gefahr ''Naturschutzgebiet „Burgwald Dinklage“ in großer Gefahr'']. change.org. 2020. Abgerufen am 1. Oktober 2020</ref>
 
Die [[OM-Medien]] meldeten am 18. Mai 2022, dass Staumaßnahmen im Landschaftsschutzgebiet des Burgwalds dazu geführt hätten, dass Wasser länger im Burgwald bleibe.<ref>{{Internetquelle |autor=Frederik Böckmann |titel=Staumaßnahmen fruchten: Das Wasser bleibt länger im Dinklager Burgwald |url=https://www.om-online.de/politik/staumassnahmen-fruchten-das-wasser-bleibt-laenger-im-dinklager-burgwald-123072 |hrsg=om-online.de |datum=2022-05-18 |abruf=2024-04-29}}</ref> Lang anhaltende und ergiebige Regenfälle sorgten seit dem Herbst 2023 dafür, dass die Grundwasserstände sowohl im Naturschutz- als auch im Landschaftsschutzgebietsteil des Dinklager Burgwalds bis zum Frühjahr 2024 deutlich stiegen. Im Juli 2024 wurde von Forstfachleuten bestätigt, dass sich der Grundwasserstand im Burgwald und damit der Zustand der Vegetation dem „Normalzustand“ vor 2018 angenähert hätten. Es wurden im Sommer 2024 Überlegungen angestellt, ob nicht Maßnahmen ergriffen werden müssten, um Bäume, deren Wurzeln kein dauerhaftes Stehen im Wasser vertragen, vor dem „Ertrinken“ zu retten.<ref>Frederik Böckmann: ''Der Wildpark der Zukunft wird definitiv „kein Halli-Galli-Park“ werden. Stadtförster Simon Helmes spricht zusammen mit Wildpark-Mitarbeiter Martin Glandorf über künftige Projekte, die Infrastruktur, große Unterstützung und den Wasser-Zustand des Burgwalds.'' In: „Oldenburgische Volkszeitung“. 30. Juli 2024</ref>
 
Für das [[Bundesamt für Naturschutz]] tätige Gutachter bedauern, dass sie den Burgwald Dinklage wegen seiner geringen Größe nicht in die Liste der Landschaften „mit hoher Bedeutung für das natürliche und kulturelle Erbe“ bzw. „mit hoher Bedeutung für das Landschaftserleben/die landschaftsgebundene Erholung“ hätten aufnehmen können, obwohl es sich bei dem Burgwald um eine der „landesweit historisch bedeutsame[n] Kulturlandschaften“ handele.<ref>Markus Schwarzer u. a.: [https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript516.pdf ''Bedeutsame Landschaften in Deutschland Gutachtliche Empfehlungen für eine Raumauswahl Band 1: Schleswig-Holstein und Hamburg, Niedersachsen und Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin''] BfN-Schriften 516. 2018, S. 144 (146)</ref>