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== Geschichte und Nutzung ==
[[Datei:Höfen hecke1.jpg|mini|Haushohe Rotbuchenhecke als Wetterschutz in den Höhenlagen der [[Eifel]] bei [[Monschau]]]]
[[Datei:Rotbuchenhecke ende März.jpg|mini| Den ganzen Winter über verlieren Rotbuchenhecken nicht ihr Vorjahreslaub und sind so ein Wetterschutz]]
 
Bereits im Jahr 57 v. Chr. beschwerte sich der römische Feldherr [[Cäsar]] bei seinem Feldzug durch [[Gallien]] über die von dem Volksstamm der [[Nervier]] angelegten Hecken. In seinem Bericht ''[[De bello Gallico]]'' heißt es: „Um die Reiterei ihrer Nachbarn umso leichter abzuwehren, wenn sie auf Beutezügen zu ihnen kommen, sägen sie junge Bäume an und bewirken durch die vielen in die Breite nachwachsenden Äste, auch mit zwischengepflanztem Brombeer- und Dorngesträuch, dass diese Befestigungen mit der Wirkung von Mauern bilden, durch die man nicht nur nicht durchkommen, sondern nicht einmal durchschauen konnte. Weil der Marsch unseres Heeres durch diese Befestigungen aufgehalten wurde, glaubten die Nervier, an ihrem Plan festhalten zu sollen.“<ref>Cäsar: ''De bello Gallico'', Buch II, Abs. 17.</ref>
 
Hecken, insbesondere [[Wallhecke]]n, verdanken ihre Existenz oft früherer bäuerlicher Tätigkeit. Im [[Mittelalter]] wurden Hecken beispielsweise als [[Umzäunung]] des [[Acker]]lands innerhalb der [[Dreifelderwirtschaft]] genutzt. Hecken wurden zur Futtergewinnung [[Schneitelwirtschaft|geschneitelt]] oder wurden [[niederwald]]artig bewirtschaftet. Wenn die Baumarten der Hecke es erlaubten, wurden Hecken auch zur Gewinnung von [[Gerberlohe]] genutzt.
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Die typische Kastenform der barocken Gartenhecken erinnert an die Form bäuerlichen Wirtschaftens. Auch die Begriffe Laube und [[Laubengang]] entspringen der Bewirtschaftung der Blätter liefernden Hecken und Bäume. Diese Bewirtschaftungsweise lässt sich bis an den Übergang von der [[Jäger und Sammler|Jäger- und Sammlerkultur]] zur Landwirtschaft verfolgen. Dabei lieferte das „Laubgras“ die Nahrung für das Vieh im Winter oder wenn die Sommerhitze (vor allem im mediterranen und nahöstlichen Kulturraum) das Gras verdorren ließ. Reste dieser bäuerlichen Kultivierungen lassen sich an verwachsenen Schneitelbäumen, die wie [[Kopfweide]]n aussehen, finden. In Teilen [[Rumänien]]s oder dem Südosten der Türkei wird Schneitelwirtschaft bis heute betrieben.
 
In manchen Gegenden, vorwiegend im Westen Deutschlands, werden daher im Volksmund teilweise auch [[Niederwald|Niederwälder]] als ''Hecken'' bezeichnet. In historischen Schriftstücken stößt man ebenfalls auf Ausdrücke wie ''Lohhecken'' (vgl. [[Lohwald]]), ''Rodhecken'', ''Kohlhecken'' und ''Backes-Heck''. Im Raum [[Birkenfeld (Nahe)|Birkenfeld]] (Hunsrück) wurden Niederwälder bewirtschaftende Forstbetriebe „Heckengesellschaften“ genannt. In den nordsaarländischen Dörfern [[Theley]] und [[Eiweiler (Nohfelden)|Eiweiler]] wird auch heute noch Niederwald von [[Gehöferschaft]]en bewirtschaftet als Hecke bezeichnet.
 
Zum Ende des [[Hochmittelalter]]s und in der [[Neuzeit]] hatten Hecken wahrscheinlich ihre längste Ausdehnung. <!--Zeitloch--> Die [[Markenteilung]] in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte weite Teile des [[Agrarland]]es in Privatbesitz. Angelegt an [[Flurstück|Parzellengrenzen]] legte die Hecke diese Besitzverhältnisse klar, diente als Umzäunung für [[Vieh]] und als Schutz vor menschlichen wie tierischen Eindringlingen. An den Grenzen der Parzellen wurden häufig Feldsteine und [[Schnitt (Gartenbau)|Baumschnitt]] aufgeschichtet, aus denen [[Lesesteinhaufen|Lesesteinriegel]] und [[Totholz]]wälle entstanden, die Bestandteile einer Wallhecke sind.
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Die Niederhecke hat auch eine sehr lange Tradition als [[#Hecken im Garten|Gestaltungselement in Gärten]]. In Einfamilienhaussiedlungen übernimmt diese Form die Funktion des [[Zaun]]es.
Hecken können auch als Grundgerüst eine Rankhilfe, Rankgitter oder Zaun haben, z. &nbsp;B. Efeu- oder Rosenhecken.
 
<!-- == Heckenlandschaft als deutschnationales Leitbild ==
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gingen die Heckenlandschaften aufgrund einer intensiveren, großflächigeren Landwirtschaft zurück. Der „Heidedichter“ [[Hermann Löns]] widmete den Hecken zahlreiche Gedichte und Aufsätze und beklagte, dass „das Gesicht der Landschaft [...] durch das Ausroden der Wallhecken seine schönsten Züge verliert“.<ref>Friedrich Castelle (Hrsg.): ''Hermann Löns. Sämtliche Werke in acht Bänden'',. Band 2. Hesse & Becker, Leipzig, 1924. Band 2.</ref> Löns sah im Abbau der Hecken einen Niedergang des Charakters des deutschen Bauern. Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] griffen diese Idee auf,<ref>Löns' Gedankenwelt deckte sich mit nationalsozialistischen Überlegungen zur Landwirtschaft. Siehe die in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] erschienene Löns-Literatur von Wilhelm Deimann: ''Hermann Löns. Der Künstler und Kämpfer''. Hannover 1935; Wilhelm Deimann: ''Hermann Löns. Ein soldatisches Vermächtnis''. [[Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe|Ahnenerbe]]-Stiftung Verlag, Berlin-Dahlem 1941.</ref> allen voran der [[Landschaftsarchitekt]] und Reichslandschaftsanwalt [[Alwin Seifert]], der in der „Neigung, den eigenen Grund mit Hecken zu umgeben und aufzuteilen, eine Eigentümlichkeit der nordischen Rasse“ sah.<ref>Alwin Seifert: ''Die Heckenlandschaft'', Potsdam 1944. Zitiert nach Dr. Ing. H. v. Renesse: ''Kann die Technik das deutsche Bauerntum retten?'' in der Zeitschrift ''Wissen und Fortschritt'', Frankfurt, 16. Jahrgang, Heft 5, MaiFrankfurt 1942, S. 250 ff.</ref> Selbst Reichskanzler [[Adolf Hitler]], so die nationalsozialistische Zeitschrift ''Wissen und Fortschritt'' 1942, nahm sich des Themas an: „Durch Eingreifen des Führers ist dem Ausrotten der Hecken ein Ende gesetzt. Im Gau Niederdonau wird die Heckenlandschaft wiederhergestellt. Im Bereich der [[Reichsautobahn]]en sind naturnahe, im Biologischen verankerte Arbeitsweisen von Anfang an üblich: die Erfolge sind bekannt. Reichsminister [[Walther Darré|Darré]] hat sich eindeutig auf die Seite derer gestellt, die aus bäuerlichem Empfinden heraus die Beobachtung und Pflege des Lebendigen zur Grundlage der Landarbeit machen.“<ref>Vgl. Seifert 1944.; In der dazu gehörigen Bildunterschrift heißt es: „Die schönsten Heckenlandschaften hat der Heimgau des Führers. [...] Beispiele großer zusammenhängender Heckenlandschaften haben unsere Soldaten und Frontarbeiter in Westfrankreich, besonders in der Bretagne, gesehen.“</ref>
 
Reichslandschaftsanwalt Alwin Seifert und „[[Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums]]“ [[Heinrich Wiepking-Jürgensmann]] trugen diese Ideen als Hochschullehrer nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] weiter in die junge [[Bundesrepublik]]. Auch in der jungen [[DDR]] und ihrem Vorläufer, der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]], blieb die „Heckenlandschaft“ ein Leitbild für Landschaftsarchitekten und Naturschützer.<ref>Günter Bayerl, Torsten Meyer (Hrsg.): ''Die Veränderung der Kulturlandschaft: Nutzungen, Sichtweisen, Planungen'', Waxmann 2003, ISBN 383091315XS383091315X, S. 220.</ref>-->
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gingen die Heckenlandschaften aufgrund einer intensiveren, großflächigeren Landwirtschaft zurück. Der „Heidedichter“ [[Hermann Löns]] widmete den Hecken zahlreiche Gedichte und Aufsätze und beklagte, dass „das Gesicht der Landschaft [...] durch das Ausroden der Wallhecken seine schönsten Züge verliert“.<ref>Friedrich Castelle (Hrsg.): ''Hermann Löns. Sämtliche Werke in acht Bänden'', Hesse & Becker Leipzig, 1924. Band 2.</ref> Löns sah im Abbau der Hecken einen Niedergang des Charakters des deutschen Bauern. Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] griffen diese Idee auf,<ref>Löns' Gedankenwelt deckte sich mit nationalsozialistischen Überlegungen zur Landwirtschaft. Siehe die in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] erschienene Löns-Literatur von Wilhelm Deimann: ''Hermann Löns. Der Künstler und Kämpfer''. Hannover 1935; Wilhelm Deimann: ''Hermann Löns. Ein soldatisches Vermächtnis''. [[Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe|Ahnenerbe]]-Stiftung Verlag, Berlin-Dahlem 1941.</ref> allen voran der [[Landschaftsarchitekt]] und Reichslandschaftsanwalt [[Alwin Seifert]], der in der „Neigung, den eigenen Grund mit Hecken zu umgeben und aufzuteilen, eine Eigentümlichkeit der nordischen Rasse“ sah.<ref>Alwin Seifert: ''Die Heckenlandschaft'', Potsdam 1944. Zitiert nach Dr. Ing. H. v. Renesse: ''Kann die Technik das deutsche Bauerntum retten?'' in der Zeitschrift ''Wissen und Fortschritt'', Frankfurt, 16. Jahrgang, Heft 5, Mai 1942, S. 250 ff</ref> Selbst Reichskanzler [[Adolf Hitler]], so die nationalsozialistische Zeitschrift ''Wissen und Fortschritt'' 1942, nahm sich des Themas an: „Durch Eingreifen des Führers ist dem Ausrotten der Hecken ein Ende gesetzt. Im Gau Niederdonau wird die Heckenlandschaft wiederhergestellt. Im Bereich der [[Reichsautobahn]]en sind naturnahe, im Biologischen verankerte Arbeitsweisen von Anfang an üblich: die Erfolge sind bekannt. Reichsminister [[Walther Darré|Darré]] hat sich eindeutig auf die Seite derer gestellt, die aus bäuerlichem Empfinden heraus die Beobachtung und Pflege des Lebendigen zur Grundlage der Landarbeit machen.“<ref>Vgl. Seifert 1944.; In der dazu gehörigen Bildunterschrift heißt es: „Die schönsten Heckenlandschaften hat der Heimgau des Führers. [...] Beispiele großer zusammenhängender Heckenlandschaften haben unsere Soldaten und Frontarbeiter in Westfrankreich, besonders in der Bretagne, gesehen.“</ref>
 
Reichslandschaftsanwalt Alwin Seifert und „[[Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums]]“ [[Heinrich Wiepking-Jürgensmann]] trugen diese Ideen als Hochschullehrer nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] weiter in die junge [[Bundesrepublik]]. Auch in der jungen [[DDR]] und ihrem Vorläufer, der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]], blieb die „Heckenlandschaft“ ein Leitbild für Landschaftsarchitekten und Naturschützer.<ref>Günter Bayerl, Torsten Meyer (Hrsg.): ''Die Veränderung der Kulturlandschaft: Nutzungen, Sichtweisen, Planungen'', Waxmann 2003, ISBN 383091315XS, S. 220</ref>-->
 
== Heckentypen ==
[[Datei:Hecke1 Pfefferfließ.JPG|mini|Hecke aus Bäumen und Sträuchern wie…]]
[[Datei:Hecke2 Pfefferfließ.JPG|mini|…Eiche, Erle, Frühe Traubenkirsche, Holunder, Weide, Schneeball]]
[[Datei:Nieheim - Flechthecke - 05.jpg|mini|Die „Nieheimer Flechthecke“ gilt als immaterielles Kulturerbe]]
 
Naturnahe Hecken werden aufgrund ihrer Struktur in drei verschiedene Heckentypen differenziert: Niederhecken, Hochhecken und Baumhecken. ''Niederhecken'' setzen sich vorwiegend aus niedrigen Sträuchern zusammen, die etwa eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen. ''Hochhecken'' bestehen aus im Zentrum stehenden, bis fünf Meter hohen Büschen, die beiderseits von niedrigen Sträuchern eingerahmt werden. ''Baumhecken'' sind neben den genannten Schichten der Nieder- und Hochhecke durch die Beimischung einzelner, meist im Zentrum stehender Bäume gekennzeichnet. Baumhecken entstanden entweder durch ausbleibende anthropogene Eingriffe, die das Durchwachsen von Bäumen in der Hecke ermöglichte oder sie wurden bewusst auf diese Form angelegt. Dies geschah beispielsweise, um Weidevieh Schutz vor den Witterungseinflüssen unter Baumkronen zu ermöglichen.
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Gäulandhecken sind dagegen typisch für Süddeutschland. Gäulandhecken sind spontan aufkommende Gehölze, die sich entlang von Stufen- und Wegrainen, Lesesteinhaufen und -riegel bildeten. Anders als die Grünlandhecken in Norddeutschland stehen diese Hecken einzeln; die Hecken sind nicht miteinander verbunden, weil sie nur dort entstehen konnten, wo Menschen den Aufwand scheuten, aufkommende Gehölze zu beseitigen.
 
Flechthecken, die im [[Kreis Höxter]] im Raum [[Nieheim]] vorkommen („Nieheimer Flechthecken“), sind seit 2018 immaterielles Kulturerbe der UNESCO.<ref>[https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/flechthecken unesco.de: Immaterielles-kulturerbe – Flechthecken]</ref>
 
[[Windschutzstreifen]] werden auch speziell angepflanzte Hecken zur Verminderung von [[Winderosion]] genannt. Es sind meistens Hochhecken oder Baumhecken oder auch nur Baumreihen. Als weiterer Heckentyp kommen die naturfernen ''Zierhecken'' hinzu.
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=== Die Hecke als Linienbiotop ===
In einer Heckenzeile treffen zwei gegensätzlich strukturierte Lebensräume aufeinander, vergleichbar mit einem Waldrand. Hier begegnen sich Pflanzen und Tiere aus grundverschiedenen Ökosystemen.
 
Hecken zählen zu den so genannten [[Biotopverbund|Linienbiotopen]]. Sie tragen insbesondere in stark ausgeräumten Landschaften mit geringem oder fehlendem Wald- und Grünlandanteil zur [[Artenvielfalt|Biodiversität]] und Vernetzung von Biotopen bei.
 
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=== Der Aufbau einer ökologisch wertvollen Hecke ===
[[Datei:Tansy and Queen of Spain Fritilllary.JPG|mini|Lebensraum Saumzone: [[Rainfarn]] und [[Kleiner PerlmutterfalterPerlmuttfalter]]]]
 
Optimalerweise sollte die Breite einer Hecke fünf Meter als Gehölzstreifen mit einem beidseitig etwa fünf Meter breiten vorgelagerten Stauden- und Wildkrautsaum, der so genannte Saumzone betragen. Der Gehölzaufwuchs setzt sich im Idealfall aus höheren [[Holz|Gehölzen]] in der Kernzone (Bäume als „Überhälter“) und kleineren Gehölzen in der Mantelzone zusammen (austriebsfähige Gehölze). Die Hecke gliedert sich dann entsprechend in:
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Die sich daraus ergebende Gesamtbreite lässt sich in der Realität selten verwirklichen.
 
Die Artenzusammensetzung der Gehölze variiert je nach Region; besonders häufig sind zum Beispiel [[Weißdorne|Weißdorn]], [[Hainbuche]], [[Weidengewächse]], [[Schlehe]], [[Holunder]] und [[Stieleiche]] (siehe auch [[Standort (Ökologie)]], [[potenzielle natürliche Vegetation]]). Im Übergang zum [[Staude]]nsaum sind [[Wildrosen]], wie die [[Hunds-Rose]], oder die [[Brombeeren|Brombeere]] häufig. In der Saumzone dagegen finden sich viele Arten, die auch an einer Waldrandzone zu finden sind: [[Maiglöckchen]], [[Aronstab]], [[Lerchensporne|Lerchensporn]] und [[Buschwindröschen]].
 
Naturnahe Zierhecken aus heimischen Sträuchern, vor allem aus Schlehe, Weißdorn und Hunds-Rose, bieten einer artenreichen Tierwelt Lebensraum. Neben den bereits erwähnten buschbrütenden Vogelarten, können sich unter bestimmten Bedingungen auch seltenere Arten, wie beispielsweise [[Neuntöter]] (''Lanius collurio''), einstellen, vorausgesetzt, dass die Hecken und das Umland den hohen Biotopansprüchen dieser Art gerecht werden.
 
Floren- und standortfremde [[Ziergehölz]]e sind für die heimische Fauna nur von untergeordneter Bedeutung. So sind sogar einige dieser Gehölze für die einheimischen Insekten überhaupt nicht nutzbar, ganz im Gegensatz zu den heimischen und standortgerechten Arten. Naturferne Hecken, zum Beispiel solche, die überwiegend aus Nadelbäumen bestehen, können meist nur noch von [[Euryökie|euryöken]] Vogelarten, beispielsweise der [[Amsel]] (''Turdus merula'') als Nistplatz genutzt werden.
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Eine hohe faunistische Artenvielfalt wird in naturnahen Hecken erreicht.<ref>{{Internetquelle |autor=Phoebe Weston |url=http://www.theguardian.com/environment/2021/feb/02/reservoirs-of-life-hedgerows-help-uk-net-zero-2050-aoe |titel=‘Reservoirs of life’: how hedgerows can help the UK reach net zero in 2050 |werk=The Guardian |hrsg= |datum=2021-02-02 |abruf=2021-02-03 |sprache=en}}</ref> Dies wird durch den so genannten [[Edge-Effekt]] verursacht, der die Übergangszone zwischen zwei verschiedenen Biotoptypen darstellt („[[Grenzlinien-Effekt]]“). Da dieser Übergangsbereich von den Tieren beider Biotoptypen genutzt wird, ergibt sich hieraus der außergewöhnliche Artenreichtum. Eine vielschichtig aufgebaute Hecke bietet Lebensraum für eine große Zahl von Tieren, so wurden in [[Knick|Hainbuchenknicks]] in Schleswig-Holstein rund 1500, in Feldhecken in Süddeutschland etwa 900 Tierarten festgestellt.
 
Zusätzlich finden sich auch Tierarten, die nur hier leben (so genannte Saumarten). Naturnahe Hecken können hinsichtlich der Vogelwelt ähnliche Funktionen wie die [[Waldrand|Waldränder]] übernehmen, so dass es nicht verwunderlich ist, dass viele Vogelarten in beiden Gehölzstrukturen auftreten. Dies gilt insbesondere für die Buschbrüter unter den Vögeln, wie diverse [[Grasmücken]]-Arten. Besonders südexponierte Hecken mit einem ausgedehnten [[Saum (Biotoptyp)|Krautsaum]] beherbergen auch eine Vielzahl an Insektenarten. Hierbei sind vor allem [[Schmetterlinge]] und [[Heuschrecken]] zu nennen. Bei benachbarten, intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen, vor allem Äckern, stellen solche Saumstrukturen wichtige Rückzugs- und Nahrungsbiotope für die Tierwelt dar.
 
'''Biotopverbund'''
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'''Tierwelt'''
 
Vom [[Totholz]] und dem [[Staudensaum]], beziehungsweise dem [[Wildkrautsaum]] einer Hecke profitieren vor allem [[Spinnentiere|Spinne]]n- und [[Insekten]]arten wie [[Wanzen]], [[Blattkäfer]], [[Rüsselkäfer]], [[Schmetterlinge]], [[Schwebfliegen]], [[Wildbienen]] oder [[Bockkäfer]]. Vertreten sind insbesondere viele waldbewohnende Arten, bei den hier zu findenden [[Laufkäfer]]n beispielsweise sind 94 Prozent aller Arten Waldbewohner.
 
Hecken sind außerdem ein wichtiger Lebensraum von [[Amphibien]]: Verrottendes Pflanzenmaterial wird zum Beispiel von Amphibien wie der [[Erdkröte]] zur Überwinterung genutzt. Einen wichtigen Lebensraum bieten Hecken auch Vögeln, die hier Brut- und Nistmöglichkeiten, Nahrung durch fruchttragende Sträucher und Schutz vor Witterung und Feinden wie Greifvögeln finden ([[Vogelschutzhecke]]n). Sie nutzen je nach Art bevorzugt die Mantel- und Kernzone.
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In landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten haben Hecken auch eine sehr hohe Bedeutung für die Feldfauna, da diese Brut-, Nahrungs- und Rückzugsräume in Phasen der Flächenbewirtschaftung (Mahd, Ernte) und auch Überwinterungsbereiche (nach Abernten der Felder) dringend benötigt.
 
Zusätzlichen Lebensraum bieten Hecken auch den [[Säugetiere]]n, wie [[Rehwild]], [[Feldhase]], [[Rotfuchs]], <!-- [[Dachs]], Hoppla: DACHS Überprüfen [[Benutzer:Brummfuss|Brummfuss]] 13:14, 6. Aug 2004 (CEST) --> [[Igel]],<ref>Stefan Bosch: ''[http://www.nabu.de/oekologischleben/balkonundgarten/naturschutztipps/00755.html Unterschlupf für Winterschläfer.]'' In: ''NABU.de.''</ref> [[Haselmaus]] und [[Fledermäuse]]n. Sie halten sich vor allem in der Mantelzone und der Kernzone einer Hecke auf.
 
'''Komplementärer Lebensraum von Vögeln'''
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In alten Hochhecken mit „Überhältern“ (Großbäumen) sind als Brutvögel auch eine Reihe von Arten zu finden, die nicht an Heckenbiotope gebunden sind. Das sind beispielsweise [[Steinkauz]], [[Wiedehopf]] und [[Wendehals (Vogel)|Wendehals]]. Ferner brüten unter anderem [[Buntspecht]], [[Trauerschnäpper]], [[Sumpfmeise]] und [[Kleiber (Art)|Kleiber]] in solchen Hecken.
 
Nicht als Brut-, sondern als Nahrungsareal werden Hecken unter anderem von [[Erlenzeisig]], [[Birkenzeisig]], [[Gimpel (Art)|Gimpel]], [[Kernbeißer (Art)|Kernbeißer]], [[Eichelhäher]] sowie im Winter vom [[Seidenschwanz (Art)|Seidenschwanz]], Gimpel und [[Blaukehlchen]] genutzt.
 
=== Einfluss von Hecken auf die Landschaft ===
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* ''Verringerung der Windgeschwindigkeit'' führt zu Verringerung der [[Winderosion]] in [[Börde]]gebieten und zur schnelleren Erwärmung des kalten Bodens feuchter Standorte wie [[Marsch (Schwemmland)|Marschen]] und [[Moor]]böden ([[Torf]]) im Frühjahr; andererseits kann es verstärkt zum Kaltluftstau an Neigungen kommen (im [[Obstbau]] nicht unproblematisch).
* ''Bodenfestlegung'' ist Schutz vor [[Wassererosion]] und Bodenbewegung in Hügellandschaften, im [[Mittelgebirge|Mittel-]] und [[Hochgebirge]].
* ''Erhöhte Verdunstung:'' Gehölze [[Transpiration|verdunsten]] mehr Wasser als [[Krautige Pflanze|krautige]] Vegetation, im Sommer werden Temperaturmaxima am Tage gesenkt, undweil Temperaturminimadie durchVerdunstung vermindertevon [[AusstrahlungWasser Energie (Atmosphäre)|Ausstrahlung]]die undsogenannte [[latente WärmeVerdampfungsenthalpie]]) angehoben;erfordert. gleichzeitigGleichzeitig bewirkt die höhere [[Saugspannung]] der Gehölze eine Wasserverknappung für angrenzende Vegetation. Ackerfrüchte sind betroffen, wenn kein Saum vorhanden ist. Die Ausprägung eines trockenen Saumes ist begünstigt.
* ''Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit:'' Durch den [[Laubfall]] und durch absterbende Stauden des Saumes kommt es im Herbst im Umfeld der Hecke zu einer Anreicherung der Böden mit [[Humus|Rohhumus]]. Das Verhältnis der beiden Elemente [[Kohlenstoff]] und [[Stickstoff]] wird zu Gunsten des ersteren verbessert und führt so zu einer verbesserten [[Stickstofffixierung]]. [[Landwirt]]e befürchten aber oft auf [[Grünland]]standorten, der Laubfall im Herbst könnte [[Futtergras|Futtergräser]] unterdrücken und eine Veränderung der [[Pflanzengesellschaft]]en zu mehr Kräutern begünstigen. Langfristig ergab sich auf den Knickböden, Standorten ehemaliger Hecken, eine höhere Bodenfruchtbarkeit als auf angrenzenden Ackerflächen.
* ''Schattenwurf'' führt zu einer Unterscheidung zwischen der sonnenexponierten und der Schattenseite. Auch geringere Erwärmung auf der Schattenseite wird häufig als negativ bewertet, da zum Beispiel [[Getreide]] dort langsamer reift als auf besonnten Flächen. Dieses Problem lässt sich beim naturnahen Landbau durch die Pflege des Wildkrautsaumes und durch die Anlage von [[Ackerrandstreifen]] vermeiden.
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Die [[Mähen|Mahd]] des Krautsaumes am Heckenfuß im Sommer führt zur Vernichtung der besonders schutzwürdigen Vegetationsstruktur im Fußteil, zur Beseitigung der Blütenhorizonte und zur Austrocknung des Heckenbodens, daher sollten die Pflegemaßnahmen Mahd sowie Rückschnitt im Winter erfolgen. Totholzhaufen sind, soweit dies notwendig sein sollte, jedoch nur im Frühsommer (Mai bis Juni) zu bewegen, da die Amphibien sonst in ihrem Rückzugsraum und Winterquartier empfindlich gestört werden. Die Mahd kann je nach [[Ertragsfähigkeit]] ([[Bodenfruchtbarkeit]]) des Standortes im Abstand von zwölf bis 36 Monaten durchgeführt werden.
 
Zur Verjüngung müssen die Gehölze der Hecken abschnittsweise, je nach Gehölzart im Abstand von etwa zehn10 bis 20 Jahren, zurückgeschnitten („auf den Stock gesetzt“) werden. Die Abschnitte sollten eine Länge von 150 Metern oder die Hälfte der Gesamtlänge nicht überschreiten, damit typische Heckenbewohner das [[Biotop]] wiederbesiedeln können. Hinsichtlich der Biotopvernetzung ist es dabei günstiger, die Rückschnitte auf kürzere, nicht zusammenhängende Abschnitte des jeweils ältesten Teils der Hecke zu beschränken, statt einen [[Kahlschlag]] am Stück durchzuführen. Wenn Hecken über einen längeren Zeitraum nicht regelmäßig zurückgeschnitten werden, ist ein radikaler Schnitt erforderlich. Bei alten Hecken sollte man diese Prozedur auf mehrere Jahre verteilen, wobei mit der Heckenspitze begonnen wird; die Seiten werden in den nächsten Jahren reduziert.<ref>[http://www.hecke-schneiden.de/?campaign=default Die Gartenhecke – das Multitalent im Hausgarten] </ref>
[[Datei:Hecke Liguster hc.JPG|mini|Ligusterhecke, eiförmiger (ovaler) Schnitt]]
 
Die Zeitintervalle zwischen den Pflegemaßnahmen an Gehölzen sind abhängig von der Gehölzart und von der Ausprägung der Hecke. Wird eine hohe Hecke mit Überhältern angestrebt, sind längere Zeitintervalle als bei Mittel- oder Niederhecken anzusetzen. Der Rückschnitt von stark austriebsfähigen Gehölzen, wie Weidengewächsen, Rosen, Weißdorn und Holunder kann alle fünf bis zehn Jahre erfolgen; Weißdorn-, Hainbuchen- und [[Erlen (Botanik)|Erlen]]<nowiki />bestände sollten weniger oftseltener, nur etwa alle zehn10 bis 20 Jahre zurückgeschnitten werden. Sie vertragen aber auch einen häufigeren Rückschnitt, zum Beispiel bei Niederhecken im Garten. Eichen sollten je nach Wüchsigkeit des Standortes mindestens 20 Jahre ungehindert wachsen können. Es sollte auch Rücksicht auf absterbende und überalterte Bäume, vor allem Eiche und [[Rotbuche]] genommen werden. Sie können Überhälter und stehendes Totholz bilden und sollten daher teilweise erhalten bleiben.
 
In vielen Regionen ist es im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. September verboten, Hecken, Wallhecken, Gebüsche sowie Röhricht- und Schilfbestände zu roden, abzuschneiden oder zu zerstören. In Deutschland regelt {{§|39|bnatschg_2009|juris}} des [[Bundesnaturschutzgesetz#Kapitel 5 Schutz und Pflege wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Artenschutz)|Bundesnaturschutzgesetzes]] das Verbot. Es schützt wertvolle Wohnräume der Vögel. Viele heimische Vögel sind auf dichtes Gebüsch angewiesen, um ungestört nisten und brüten zu können. Beispiele für Spätbrüter sind [[Gimpel (Art)|Gimpel]], [[Grünfink]] oder [[Hänfling]].
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[[Datei:Hecke5.JPG|mini|Hecke bei [[Stangenhagen]], Brandenburg]]
 
Seit die Bedeutung von Hecken für den Artenschutz und [[Biotopvernetzung]] erkannt wurde, sind Hecken im Fokus des Naturschutzes. Für den Pflanzerfolg ist eine [[Standort (Ökologie)|standortgerechte]] Gehölzartenauswahl erforderlich. Seit dem 2. März 2020 muss nach {{§|40|bnatschg_2009|juris|text=§ 40}} Bundesnaturschutzgesetz außerhalb von Ortschaften ("in„in der freien Natur"Natur“) und abseits der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sogenanntes gebietseigenes Pflanzenmaterial verwendet werden. Der Ausbringende (z.beispielsweise B.ein Landwirt, der eine Windschutzhecke anlegt, oder ein Straßenbaumamt, das Straßenbegleitgrün pflanzt) darf bei der Pflanzung nur solche Pflanzen einsetzen, die ihre Herkunft auch im jeweiligen Gebiet haben und dort zudem schon seit mindestens 100 Jahren heimisch sind. Die Gebietsgrenzen wurden vom Bund definiert und von den Bundesländern teils weiter untergliedert. Z.&nbsp;B. wurden in Baden-Württemberg fünf Gebiete definiert. Ziel des Gesetzes ist, der sogenannten Florenverfälschung entgegenzuwirken. Eine solche Florenverfälschung kann sich nicht nur durch die Pflanzung gebietsfremder Arten, welche sich ungewünscht ausbreiten können, einstellen; Florenverfälschung ist auch auf [[Unterart|Sub-Speziesebene]] möglich. Die genetische Ausstattung innerhalb einer (Gehölz-)Art unterscheidet sich je nach Herkunft bzw[[Population (Biologie)|. Population]]. Das kann sich beispielsweise in einem um mehrere Wochen verschobenen Blühbeginn abbilden. Durch die Ausbringung von gebietsfremden Herkünften (z.&nbsp;B. von [[Gemeine Hasel|Haselnuss]] aus Thüringen, die im Saarland ausgebracht werden soll) werden solche genetischen Anpassungen nivelliert. Das kann sich nicht nur auf die betroffene Art negativ auswirken, sondern beispielsweise auch assoziierte Insektengemeinschaften negativ betreffen. Der Gesetzgeber sieht daher vor, dass die Bundesländer Erntebestände ausweisen. Aus diesen kann dann von Baumschulen "herkunftsicheres"„herkunftssicheres“ Vermehrungsgut (Samen) für die Vermehrung in Baumschulen und spätere Ausbringung gewonnen werden. Das spätere Pflanzgut darf dann nur in dem Gebiet ausgebracht werden, in dem auch dessen Erntebestände laglagen (gesicherte genetische Herkunft). Für die Kontrolle des Vorgehens wurde ein Zertifizierungssystem etabliert. Der Ausbringende von Pflanzgut ist rechtlich auf der sicheren Seite, wenn ein entsprechendes Zertifikat die sichere Herkunft des Pflanzguts garantiert.
 
Naturschutzfachlich gibt es zum Vorgehen bei der Gehölzauswahl zwei unterschiedliche Standpunkte: Einerseits wird argumentiert, dass eine möglichst große Artenanzahl gepflanzt werden soll, damit möglichst viele anhängige Arten (z. &nbsp;B. blütenbesuchende Insekten) profitieren. Konträr dazu wird argumentiert, dass nicht die Anzahl der Arten, sondern viel mehr die Repräsentativität der Auswahl für den jeweiligen Naturraum das prioritär wertgebende Naturschutzkriterium bei der Auswahl sein sollte (die Pflanzung entspricht dann der natürlicherweise vorhandenen Ausstattung). Die Vertreter der letztgenannten Argumentation bevorzugen häufig auch eine natürliche Gehölzausbreitung gegenüber Pflanzungen. Beide Argumentationslinien teilen die Ansicht, dass die Gehölzwahl in jedem Fall standortgerecht sein muss. Z. &nbsp;B. sollen Arten saurer Standorte nicht auf basischen ausgebracht werden. In jedem Fall kommt den Ausbringenden von Pflanzgut aufgrund der weiterhin bestehenden Wahlmöglichkeiten eine entscheidende Rolle zu. Inwieweit die gesetzliche Regelung eine Aufwertung für den Artenschutz darstellen kann, ist daher kaum abzuschätzen. Diese Unsicherheit gilt auch vor dem Hintergrund, dass ursprünglich vorhandene genetische Unterschiede und Zusammensetzungen von Artengemeinschaften bereits über Jahrhunderte massiv durch den Menschen verändert wurden.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Nicolas Schoof, Natascha Lepp, Reinhold Schaal |Titel=Mehr Schutz für gebietsheimische Gehölze |Band=2021 |Auflage=1+2 |Verlag=LUBW |Datum=2021 |Seiten=1-18 |Online=https://www.researchgate.net/publication/355368547_Mehr_Schutz_fur_gebietsheimische_Geholze}}</ref>
 
=== Pflege neu angelegter Hecken ===
Bei neu angelegten Hecken auf fruchtbaren Ackerböden kann eine [[Aushagerung]] des Bodens sinnvoll sein, um schnellwüchsige nährstoffliebende Arten zu unterdrücken und um einen wesentlich artenreicheren Bestand von selteneren Spezialisten zu fördern. Das Schnittgut der jährlichen Mahd und des Gehölzrückschnitts muss dabei über mehrere Jahre entfernt werden. Ansonsten sollte das Schnittgut fallweise am Ort bleiben, um die Entstehung von Streu, [[Moderhumus|Moder]]- und [[Rohhumus]][[Bodenhorizont|horizonten]] und von [[Totholz]] zu fördern. Teilweise ist letzteresLetzteres auch problematisch, da dies zu einer Eutrophierung führen kann oder dornige Gehölze die Hufe von Weidetieren verletzten können.
 
=== Neuanlage durch Benjeshecken ===
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== Gefährdung der Hecken ==
[[Datei:Lesesteinhaufen am Naturlehrpfad Netzen.jpg|mini|[[Lesesteinhaufen]] und Hecke, Naturlehrpfad Netzen, Brandenburg]]
[[Datei:Hedge Destruction.jpg|mini|Durch Mulcher zerstörte Hecke]]
 
Gefährdet waren und sind Hecken in unserer Kulturlandschaft durch diverse Ursachen. Zwar gingen auch an ihnen die Folgen des Wald- und Baumsterbens durch [[Immission]] von [[Luftschadstoff]]en und die Nivellierung der [[Standortfaktor]]en durch Nährstoffeintrag des Regens (Stickstoff) nicht spurlos vorüber; direkter und massiver wirkten sich aber in den letzten Jahrzehnten vor allem Nutzungsintensivierungen und Nutzungsänderungen auf den Heckenbestand aus. Besonders zerstörerisch wirkte sich dabei die [[Industrielle Landwirtschaft|Intensivierung der Landwirtschaft]] mit zunehmendem [[Biozid]]einsatz, Nährstoffeintrag ([[Eutrophierung]]) und Landnahme aus, auch in Gestalt der [[Flurbereinigung]]. Aber auch Nutzungsänderungen, zum Beispiel die Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen in [[Bauland]] und der Neubau oder die Verbreiterung von Straßen und Wegen mit zunehmenden optischen und akustischen Reizen durch den Straßenverkehr sowie die Wiedernutzung und Intensivierung der Nutzung brachgefallener Flächen vor allem in Siedlungsbereichen in Ostdeutschland sind bedeutende Ursachen für ihre Gefährdung.
 
Weitere Gefährdungsfaktoren, unter deren Einwirkung eine Heckenstruktur langsamer, aber nicht minder wirkungsvoll zugrunde geht, tragen zur Verminderung des Heckenbestandes bei. Es sind dies in besonderenbesonderem Maße mangelnde oder falsche Pflegemaßnahmen (Ordnungsbedürfnis, [[Verkehrssicherungspflicht]]), Sommermahd, die Entfernung von Totholz, eine Beweidung bis an die Gehölze, wodurch [[Verbiss]]schäden entstehen und die Nutzung der umliegenden Äcker bis dicht an die Hecken, wodurch der [[Wildkraut]]streifen wegfällt, der mindestens vier Meter breit sein sollte. Als Folge daraus kommen die Hecken auch in direkten Kontakt mit verdrifteten Bioziden und [[Düngemittel]]n.
 
Aus all diesen negativen Einflüssen heraus sind die Angaben über verloren gegangene Heckenbestände nicht mehr verwunderlich. Für Schleswig-Holstein wurde im Zeitraum 1950 bis 1979 eine Verminderung der Gesamtheckenlänge von 75.000 auf 50.000 Kilometer berichtet, in Nordrhein-Westfalen für ein [[Messtischblatt]] ([[Buldern]]) Vernichtungsraten von 6,6 Kilometer pro Jahr zwischen 1953 und 1964 angegeben. Zu Zeiten intensiver Flurbereinigungsverfahren in den Jahren 1964 bis 1972 stieg die Rate dort auf 9,2 Kilometer Wallhecke pro Jahr.
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* die Heckenlänge und die Dichte des Heckennetzes (dies findet zum Teil in den Vernichtungsangaben Ausdruck).
* wichtige Zusatzstrukturen wie artenreiches Grünland, alte Baumstümpfe, Steinhaufen oder auch [[Tümpel]] oder andere Kleingewässer.
Nicht direkt sichtbar fand über viele Jahrzehnte zumindest fallweise eine Beeinträchtigung auf Ebene der genetischen Ausstattung der Gehölze einer Hecke statt, wenn Gehölze aus nicht-heimischen Herkünften direkt in die Umgebung bestehender Hecken eingebracht wurden oder indirekt in bestehende Hecken einwanderten. Die mögliche Beeinträchtigung gebietstypischer Gehölzpopulationen ist von außen kaum sichtbar, wissenschaftlich aber bereits an verschiedenen Fällen nachgewiesen. Gemeinhin sind Neupflanzungen auch offensichtlich schlecht durchgeführt, wenn z.&nbsp;B. nicht-standortstypische Arten gepflanzt werden oder der natürlichen Ausbreitung von Gehölzen durch rasche und zu dichte Bepflanzungen Besiedlungsraum genommen wird.<ref name=":0" />
 
== Hecken im Garten ==
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Typische in Mitteleuropa heimische Pflanzen für die Gartenhecke sind: [[Hainbuche]], [[Rotbuche]], [[Eiben|Eibe]], [[Kornelkirsche]], [[Liguster]], [[Weißdorn]], [[Berberitze]] etc. Es werden aber auch häufig nicht heimische Nadelgehölze wie der [[Lebensbäume (Gattung)|Lebensbaum]] verwendet. Während diese Hecken noch Nährgehölze für Tiere sein können, haben Lebensbaum- und [[Gewöhnlicher Buchsbaum|Buchsbaum]]-Hecken mit den freiwachsenden Hecken in der Landschaft keine Gemeinsamkeiten.
 
Das sachgerechte Anlegen von Hecken war schon Lehrbestandteil der ersten deutschen praxisorientierten [[Realschule]], die von dem Theologen [[Johann Julius Hecker]] 1747 in [[Berlin]] gegründet wurde. Hecker ließ einen [[Schulgarten]] anlegen, der den Heckerschen Real-SchülerRealschüler, den Schriftsteller und Verleger [[Friedrich Nicolai]], in seiner Erinnerung noch Jahrzehnte später begeisterte. Die volkswirtschaftliche Zeitung ''Leipziger Sammlungen'' berichtete 1750, man ''habe ganz besondere Anstalt zum lebendigen Unterricht in Plantagen-Sachen gemacht. Denn man hat ein Stück Acker gegen Erbpacht acquiriret, und läßt<!--sic--> der Jugend in Recreationsstunden in der That selbst zeigen, was bey dem Anlegen von Hecken, dem Säen, Pflanzen, Pfropfen, Oculieren etc. … in Acht zu nehmen.''<ref>''Leipziger Sammlungen'', S. 722; zitiert nach Weißpflug 1997.</ref>
 
Eine alte Sonderform von Heckenanlagen sind begehbare [[Labyrinth]]e, die in Deutschland als [[Irrgarten|Irrgärten]] bezeichnet werden.
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Bei der Anpflanzung von Hecken am Nachbargrundstück sind Abstände, die in den jeweiligen [[Landesrecht#Landesverwaltungsrecht|landesrechtlichen]] [[Nachbarrecht#Landesgesetzliche Vorschriften|Nachbarrechtsgesetzen]] geregelt sind, zu beachten.
 
Die juristische Definition einer Hecke im Garten weicht vom üblichen Sprachgebrauch manchmal ab. Nach einem Urteil des [[Oberlandesgericht Karlsruhe|OLG Karlsruhe]]<ref>OLG Karlsruhe, Urteil vom 25.07.2014 - 12 U 162/13 [https://openjur.de/u/725387.html Volltext bei openjur.de]</ref> kann auch eine Bambuspflanzung eine Hecke, im Sinne des [[Nachbarrecht]]s, sein. Nach der Definition im baden-württembergischen Nachbarrecht gilt: „Unter einer Hecke versteht man eine Gruppe gleichartig wachsender Gehölze, die in langer und schmaler Erstreckung in einer Linie aneinander gereihtaneinandergereiht sind. Wesentlich ist dabei die Geschlossenheit der Pflanzenkörper unter sich, der Verbund zu einer wandartigen Formation. Dabei genügt es, wenn der Dichtschluss erst im Laufe der Zeit aufgrund der artgemäßen Ausdehnung der Pflanzen erreicht wird.“
 
== Siehe auch ==
* [[Monschauer Heckenland]]
* [[Wallhecke]]
* [[Monschauer Heckenland]]
 
== Literatur ==
<small> Nach Autoren alphabetisch geordnet </small>
* Rudi Beiser: ''Geheimnisse der Hecken: Heilkraft, Mythen und Kulturgeschichte unserer Sträucher.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 2019, ISBN 3-8186-0726-5.
* Hermann Benjes: ''Die Vernetzung von Lebensräumen mit Benjeshecken.'' Natur & Umwelt, Bonn 1998, ISBN 3-924749-15-9.
* Eckhard Jedicke: ''Biotopschutz in der Gemeinde.'' Neumann, Radebeul 1994, ISBN 3-7402-0148-7.
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* ''Leipziger Sammlungen von Wirthschaftlichen, Policey-, Cammer-, und Finanz-Sachen.'' Band 7. Carl Ludwig Jacobi, Leipzig 1751, Seite 722.
* Georg Müller: ''Wallhecken, Entstehung – Pflege – Neuanlage.'' BSH Verlag, 1989, ISBN 3-923788-16-9.
* Georg Müller: ''Europas Feldeinfriedungen, Wallhecken (Knicks), Hecken, Feldmauern (Steinwälle/ Trockensteinmauern), Trockenstrauchhecken, Biegehecken, Flechthecken, Flechtzäune und die traditionellen Zäune.'' Neuer Kunstverlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-944526-14-0.
* Frank Schmelz: ''[https://d-nb.info/962821039/34 Lineare anthropogene Gehölz- und Saumstrukturen.]'' Gießen 2001 (Dissertation).
* Erika Schmidt: ''Alte Hecken als Zeugnisse gärtnerischer Kulturleistungen''. In: [[Die Gartenkunst (Zeitschrift)|Die Gartenkunst]]&nbsp;18 (2/2006), S.&nbsp;337–342.
* Nicolas Schoof, Natascha Lepp, Reinhold Schaal: [https://www.researchgate.net/publication/355368547_Mehr_Schutz_fur_gebietsheimische_Geholze ''Mehr Schutz für gebietsheimische Gehölze].''] LUBW 2021.
* Doris Schupp, Hanns-Jörg Dahl: ''Wallhecken in Niedersachsen.'' In: ''Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen.'' Hannover 1992, {{ISSN|0934-7135}}.
* Peter Schwertner: ''Heimische Biotope.'' Natur-Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89440-010-2.
* Gerhard Siebels: ''Zur Kulturgeographie der Wallhecke.'' Rautenberg & Möckel, Leer 1954.
* Uwe Wegener (Hrsg.): ''Naturschutz in der Kulturlandschaft, Schutz und Pflege von Lebensräumen.'' Fischer, Jena 1998, ISBN 3-437-35250-4.
* [[Dieter Wieland]] u.&nbsp;a:, ''Grün kaputt. Landschaft und Gärten der Deutschen.'' Raben, München 1983, ISBN 3-922696-43-0 (dazu VHS-Film: Topo-graphie. ''Grün kaputt.'' Landesmediendienst Bayern 1983).
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat|Hedges|Hecke}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.hedgelaying.org.uk/ Landschafts-Heckenpflege] auf hedgelaying.org.uk (englisch)
* [http://www.heckenschutz.de/ Gefährdung der Landschafts-Hecken, Heckenschutz] auf heckenschutz.de
* [http://www.muehlviertelnatur.at/?idslide=99 Online-Vortrag (41 Bilder) über Ökologie, Tiere und Pflanzen der Hecke]
* [https://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Bildung_Kultur/Heckenmanagement_MSL Heckenmanagement im Münsterland]
* [https://www.spektrum.de/news/hecken-wie-lebende-zaeune-klima-und-umwelt-schuetzen/2017921 Wie lebende Zäune Klima und Umwelt schützen] auf www.spektrum.de (News-Artikel vom 9. Mai 2022, abgerufen am 31. Mai 2022)
* [https://www.nieheimer-flechthecke.de Nieheimer Flechthecke – seit 2018 immaterielles Kulturerbe]
 
== Einzelnachweise ==