[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Magda Goebbels in der Kunst: Roman von Ziervogel kompakter, Titel kursiv
(19 dazwischenliegende Versionen von 16 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1973-034-56, Magda Goebbels.jpg|mini|hochkant|Magda Goebbels]]
'''Magda Goebbels''' (* [[11. November]] [[1901]] in [[Berlin]] als ''Johanna Maria Magdalena Behrend'', ab 1908 ''Friedländer'', ab 1920 ''Ritschel'', 1921–1931 ''Quandt''; † [[1. Mai]] [[1945]] ebenda) war die Ehefrau des [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[Politiker|Politikers]]s [[Joseph Goebbels]]. Sie wurde propagandistisch zur Vorzeigemutter des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] stilisiert.
 
== Leben ==
 
=== Kindheit und Jugend ===
Magda Goebbels wurde als Tochter des damals noch unverheirateten katholischen [[Dienstbote|Dienstmädchens]] Auguste Behrend geboren. Ihr Vater war der Bauunternehmer und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] Diplomingenieur [[Oskar Ritschel]], der Auguste Behrend kurz nach der Geburt ihrer Tochter heiratete. Die Mutter ließ sich 1905 scheiden und heiratete 1908 den in [[Brüssel]] tätigen wohlhabenden [[Judentum|jüdischen]] Kaufmann [[Richard Friedländer]], der Magda adoptierte und dessen Namen sie annahm. Ritschel und Friedländer, die einander persönlich schätzten, wetteiferten um die Erziehung des Einzelkindes. Magda wuchs in [[Bürgertum|bürgerlicher]] Atmosphäre auf.
 
In Belgien besuchte Magda Friedländer die [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] [[Klosterschule|Klosterschulen]]n in [[Vilvoorde]] bei Brüssel. Bei Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] zogen Mutter und Tochter nach Berlin; der Stiefvater folgte später. Dank der Unterstützung durch Ritschel konnte Magda weiterhin ein [[Lyzeum (Hochschule)|Mädcheninternat]] besuchen.
 
Während zahlreicher Besuche bei ihrem Vater Ritschel, der in [[Duisburg]] lebte und der [[Krefeld|Krefelder]]er [[Freimaurerloge]] ''Eos'' angehörte,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.freimaurer-krefeld.de/index.php/historie |titel=Historie |abruf=2019-10-13}}</ref> wurde sie von ihm in den [[Buddhismus]] eingeführt.
 
Während ihrer Schulzeit verliebte sie sich in den Bruder einer Mitschülerin, [[Chaim Arlosoroff|Viktor Chaim Arlosoroff]]. In der Familie Arlosoroff wurde sie mit dem jüdischen Glauben vertraut. Sie trug den [[Davidstern]] an einer Kette um den Hals und erwog sogar kurzzeitig, mit Chaim Arlosoroff ins damalige [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] auszuwandern. Die Beziehung endete mit der Auswanderung Arlosoroffs, dem Magda nun doch nicht folgen wollte.
 
=== Ehe mit dem Industriellen Günther Quandt ===
Auf einer Bahnfahrt nach [[Goslar]] im Februar 1920 lernte sie im überfüllten [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Zug]] den in einem reservierten Abteil erster [[Wagenklasse|Klasse]] sitzenden Industriellen [[Günther Quandt]] kennen, der doppelt so alt war wie sie und seit anderthalb Jahren verwitwet war. Magda fand Gefallen an ihm und an der Aussicht, durch eine Heirat in die [[Soziale Schicht|Oberschicht]] aufzurücken. Sie verlobten sich an seinem 39. Geburtstag am 28. Juli 1920 und heirateten am 4. Januar 1921. Vorher hatte sie den Nachnamen ihres leiblichen Vaters (Ritschel) annehmen müssen, da Günther Quandt sich weigerte, Magda mit ihrem seiner Meinung nach [[Judentum|jüdisch]] klingenden Namen (Friedländer) in seine [[Protestantismus|protestantische]] Familie aufzunehmen. Sie wechselte auch zum protestantischen Glauben.
 
Magda Quandt war auch für die Erziehung der zwei Kinder aus der ersten Ehe von Günther Quandt zuständig, deren Mutter 1918 an der [[Spanische Grippe|Spanischen Grippe]] gestorben war. Zehn Monate nach der Heirat kam am 1. November 1921 Sohn [[Harald Quandt|Harald]] zur Welt. Sie wurde in dieser Ehe nicht glücklich – ihre Bedürfnisse nach kulturellem und gesellschaftlichem Leben mit rauschenden Festen entsprachen nicht der Lebensführung des älteren, nüchternen Quandt.
 
Günther und Magda Quandt entfremdeten sich einander stetig. Als er im Mai 1928 erfuhr, dass Magda ihn mit einem Studenten [[Ehebruch|betrog]], warf er sie aus seinem Haus. Das „[[Skandal|skandalöse]]“ Verhältnis mit einem Liebhaber war geeignet, eine [[Scheidung]] zu provozieren. Die von Magda ausgesprochene Drohung, [[Blamage|kompromittierende]] Briefe zu veröffentlichen, die Quandt „von Frauenzimmern niedrigeren Standes“ erhalten hatte,<ref>{{Internetquelle |autor=Carlos Widmann |url=https://www.spiegel.de/politik/gefaehrtin-des-boesen-a-0e378843-0002-0001-0000-000020184307 |titel=Gefährtin des Bösen |hrsg=[[Der Spiegel]] |datum=2001-09-23 |abruf=2021-11-02}}</ref> verhalf ihr dann zu einer reichlichen Abfindung: 50.000&nbsp;[[Reichsmark|RM]] für eine neue Wohnung, 20.000&nbsp;RM für Krankheitsfälle, 4.000&nbsp;RM monatliche Zahlung, und weiterhin freie Benutzung des Quandtschen Gutes mit [[Neorenaissance]]schloss ([[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]]) aus den 1880er Jahren in [[Severin (Domsühl)|Severin]]. Außerdem erhielt sie das [[Sorgerechtsverfügung|Sorgerecht]] für den Sohn Harald. Im Sommer 1929 wurde die Ehe geschieden. Von den Zahlungen konnte sie sich eine repräsentative Wohnung am [[Theodor-Heuss-Platz|Reichskanzlerplatz]] in [[Berlin-Westend]] sowie ein Kindermädchen und eine Köchin leisten.
Zeile 23:
Als der US-amerikanische Multimillionär Herbert Hoover, ein Neffe des gleichnamigen US-Präsidenten, von der Scheidung erfuhr, reiste er aus den USA an und machte ihr einen Heiratsantrag, den sie ausschlug.
 
Ihr geschiedener Mann Günter Quandt gehörte zu einer Gruppe von [[Großindustrie und Aufstieg der NSDAP|Großindustriellen]], die sich Mitte 1931 mit Hitler im [[Hotel Kaiserhof (Berlin)|Hotel Kaiserhof]] trafentraf und der NSDAP im Falle eines Linksputsches 25 Millionen Reichsmark in Aussicht stellten.
 
Ihre erste Berührung mit der nationalsozialistischen Ideologie erfuhr Magda Quandt in einem politischen Club namens „Nordischer Ring“ (der später in „Bogenclub München“ umbenannt wurde).<ref>[[Rüdiger Jungbluth]]: [https://books.google.de/books?id=LCrlAgAAQBAJ&pg=PT108&lpg=PT108&dq=Club+%22Nordischer+Ring%22&source=bl&ots=DyhHwWBHuL&sig=ACfU3U3bGmg6jvTPzE49EcyzOgLzknQEgg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiViriesJbhAhVFLlAKHadWC9oQ6AEwAHoECAcQAQ#v=onepage&q&f=false ''Die Quandts. Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands.''] Campus, Frankfurt am Main 2002.</ref> In diesem [[Rassentheorie|rassenkundlichen]] Debattierzirkel verkehrten Adlige wie [[Viktoria von Dirksen]] und [[Marie Adelheid Prinzessin Reuß-zur Lippe]]. Hier empfahl ihr im Spätsommer 1930 [[August Wilhelm von Preußen (1887–1949)|Prinz „Auwi“]] aus dem [[Hohenzollern|Haus Hohenzollern]], ein Sohn des abgedankten [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaisers Wilhelm&nbsp;II.]], sich als Mittel gegen Langeweile und Depression, sich bei einer Ortsgruppe der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] zu ehrenamtlicher Parteiarbeit zu melden.<ref>{{Der Spiegel |ID=20184307 |Titel=Magda Goebbels – Gefährtin des Bösen |NrJahr=392001 |JahrNr=200139 |Seiten=}}</ref> Zunächst besuchte sie am 30. August 1930 eine Veranstaltung der NSDAP im Berliner Sportpalast, auf der [[Joseph Goebbels]] sprach. Zum folgenden Tag, dem 1. September 1930, trat sie der NSDAP-Ortsgruppe Westend bei ([[Liste von NSDAP-Parteimitgliedsnummern|Mitgliedsnummer 297.442]]),<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11210469</ref> wurde kurz darauf Leiterin der örtlichen [[NS-Frauenschaft]] und begann mit der Lektüre von [[Alfred Rosenberg]]s ''[[Der Mythus des 20. Jahrhunderts]]''. Aber diese Arbeit an der Parteibasis lag ihr nicht. Sie war eher von Goebbels beeindruckt und meldete sich in der Zentrale der Berliner NSDAP und bot dort ihre Mitarbeit an. Goebbels war damals NSDAP-[[Struktur der NSDAP#Die 43 Gaue (1941) und ihre Gauleiter|Gauleiter]] von Berlin und arbeitete daran, mittels Propaganda und Schlägertrupps Berlin für die NSDAP zu erobern. Er machte sie zur Betreuerin seines Privatarchivs. Sie sammelte und ordnete z.&nbsp;B. Zeitungsartikel über Goebbels aus der in- und ausländischen Presse, wobei ihr ihre Sprachkenntnisse zustatten kamen.
 
Im Eintrag vom 7. November 1930 findet sich in Goebbels’ Tagebuch die erste Erwähnung seiner späteren Frau: ''Eine schöne Frau mit Namen Quandt macht mir ein neues Privatarchiv.'' Es folgten in den kommenden Wochen kurze Notizen über beginnende Intimbeziehungen. Anfang 1931 reiste Magda gemeinsam mit ihrem späteren Mann zu einer Parteiveranstaltung. Dort wurde sie in Goebbels’ politisches Umfeld eingeführt. Goebbels steckte damals noch in einer unglücklichen Beziehung zu einer Jugendliebe, die nach der späteren NS-Rassengesetzgebung „[[Halbjude|Halbjüdin]]“ war. Auch Magda Quandt führte eine parallele, intime Beziehung mit einem Studenten, ihrem Liebhaber aus der Zeit der Ehe mit Quandt. Dies führte ausweislich [[Goebbels-Tagebücher|Goebbels’ Tagebüchern]] von Beginn an wiederholt zu heftigen Streitigkeiten.
 
Im Herbst 1931 lernte Magda Quandt [[Adolf Hitler]] persönlich kennen – beim Tee im [[Hotel Kaiserhof (Berlin)|Hotel Kaiserhof, Berlin]]. Hitler sagte noch am selben Abend zu seinem Wirtschaftsberater und SA-Stabschef [[Otto Wagener]]: „Diese Frau könnte in meinem Leben eine große Rolle spielen, auch ohne dass ich mit ihr verheiratet wäre. Sie könnte bei meiner Arbeit den weiblichen Gegenpol gegen meine einseitig männlichen Instinkte spielen... Schade, dass sie nicht verheiratet ist.“<ref>[{{Internetquelle |autor=SILJA UKENA |url=https://www.abendblatt.de/archiv/1999/article204751065/Die-eiskalte-Schoene.html abendblatt.|titel=Die eiskalte Schöne |datum=1999-10-19 |sprache=de] |abruf=2024-08-18}}</ref>
 
=== Ehe mit Joseph Goebbels ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R32860, Berlin, Trauung von Joseph und Magda Goebbels.jpg|mini|Trauung von Joseph und Magda Goebbels auf Gut Severin bei Parchim (Mecklenburg), auf dem Weg zur Kirche. Im Hintergrund der Trauzeuge Hitler.]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R22014, Magda Goebbels.jpg|mini|hochkant|Magda Goebbels, 1933]]
Obwohl sich die oben erwähnten Spannungen zwischen Magda und Joseph Goebbels nie nachhaltig auflösten, fand am 19. Dezember 1931 ihre Hochzeit auf Gut [[Severin (Domsühl)|Severin]] bei [[Parchim]] in [[Mecklenburg]] statt. Dieses gehörte ihrem Ex-Mann Quandt, der von der Hochzeit auf seinem Gut jedoch nichts wusste. Goebbels wurde wegen der Hochzeitaus mitkirchlicher Sicht illegitimen Heirat einer geschiedenen (noch dazu geschiedenenzum Protestantismus übergetretenen) ProtestantinFrau von der katholischen Kirche [[Exkommunikation|exkommuniziert]].<ref>[[Elke Fröhlich]] (Hrsg.): ''Die Tagebücher von Joseph Goebbels:. AufzeichnungenSämtliche 1923–1941Fragmente.'' JuniTeil 1931I, Band September2. 1932K.G. Saur, TeilMünchen 11987, [http://books.google.ch/books?ei=PK8ZTu7_JYXNsgbg_6C6Dw&ct=result&id=0vFnAAAAMAAJ&dq=goebbels+exkommunikation&q=exkommuniziert#search_anchor S. 189 (Tagebucheintrag vom 6.] Januar 1932).</ref> Der nun zehnjährige Sohn Harald wohnte der Zeremonie in [[Deutsches Jungvolk|DJ]]-Uniform bei. Adolf Hitler war Trauzeuge.
 
Schon vor der Hochzeit hatte Hitler eine freundschaftliche Beziehung zu Magda aufgebaut, von der er sehr angetan war. Es war auch Hitler, dessen Urteil über eine mögliche Hochzeit für beide zukünftigen Eheleute maßgeblich war. Goebbels stellte dar, dass Hitler dem Glück seines alten Kameraden nicht im Wege stehen wollte, obwohl er selbst kurz Interesse an einer Beziehung mit Magda gezeigt haben soll. Hitler habe seine eigenen Ambitionen zurückgestellt und schließlich als geradezu väterlicher Freund dem verliebten Paar seinen„seinen Segen gegebengegeben“. Aufgrund der Schilderungen von Hitlers Berater [[Otto Wagener]] und anderer Hinweise gehen Historiker wie der Goebbels-Biograph [[Peter Longerich]] hingegen davon aus, dass Hitler die Hochzeit keineswegs nur duldete, sondern sie bewusst arrangierte, da er sich von der Ehe der beiden so öffentlichkeitstauglichen und treuen Nationalsozialisten propagandistischen Nutzen versprach und sich gleichzeitig ausrechnen konnte, über seinen engen Kontakt mit dem ihm völlig ergebenen Goebbels auch mit Magda weiter in Kontakt bleiben zu können.
 
Beides trat ein. Hitler wurde ein enger Freund der Familie, der das Ehepaar und dessen Kinder häufig in Berlin besuchte. Auch wurde Familie Goebbels häufig auf den [[Obersalzberg]] in Hitlers Privatresidenz eingeladen. Immer wieder verbrachten Magda und Hitler gemeinsame Zeit auch ohne Joseph Goebbels, mitunter tagelang. Ob das Verhältnis der beiden phasenweise auch intimer Natur war, ist unbekannt. Longerich bezeichnet die Konstellation als eine „Dreiecksbeziehung“.<ref>Peter Longerich: ''Goebbels'', 2010, S. 167 ff.</ref>
Zeile 56:
Als die NS-Führung den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] begann, stellte sich Magda Goebbels mit ihren Kindern erneut in den Dienst der Propaganda. Sie machte eine Ausbildung zur [[DRK-Schwesternschaft|Rotkreuzschwester]] und pflegte propagandawirksam zweimal in der Woche Verwundete.
 
Während die Ehe dem äußeren Schein nach wieder harmonisch verlief, zog sich Goebbels zunehmend von seiner Familie zurück. Das Verhältnis zu Magda bestand nur noch aus gelegentlichen Besuchen. Wegen der [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Luftangriffe auf Berlin]] zog Magda mit den Kindern im August 1943 von [[Schwanenwerder]] in eindas Landhaus am [[Waldhof am Bogensee]] bei [[Lanke (Wandlitz)|Lanke]], was wiederum ihrem Mann, der nach wie vor verschiedene Verhältnisse, unter anderem mit von ihm abhängigen Schauspielerinnen hatte, das Ausleben seiner Neigungen in seinen Berliner Häusern erleichterte. Die Kinder gingen im nahe bei Lanke gelegenen [[Wandlitz (Wandlitz)|Wandlitz]] zur Schule. Mit der zunehmend aussichtslos werdenden Kriegslage erkrankte Magda Goebbels des Öfteren und wurde Anfang 1944 für mehrere Tage in ein [[Sanatorium]] eingeliefert. Als Magda Goebbels am 20. Juli 1944 vom [[Attentat vom 20. Juli 1944|Attentat auf Hitler]] erfuhr, soll sie einen [[Nervenzusammenbruch]] erlitten haben. Am Telefon schwor sie ihm ihre „ewige“ Treue und erklärte sich bereit, für ihn zu sterben, „wenn in Berlin die Russen stehen“. Dafür sei sie nun zum „Äußersten“ entschlossen.
 
=== Mord an den Kindern und Suizid ===
Zeile 71:
Am 1. Mai 1945 wurden die sechs Kinder des Ehepaars Goebbels mit Gift ermordet. Wie und von wem die Kinder getötet wurden, konnte nicht abschließend geklärt werden. Laut [[Rochus Misch]] habe Magda Goebbels ihren Kindern Kakao verabreicht, in dem sie vorher ein Schlafmittel aufgelöst hatte. Danach habe sie ihren Kindern die Haare gekämmt und sie anschließend in weiße Nachthemden gesteckt. Während sie dies tat, habe sie ihren Kindern noch Hoffnungen gemacht, dass sie in ein paar Tagen wieder daheim in Schwanenwerder seien. Dann sei sie zusammen mit den Kindern und einem der Ärzte, [[Ludwig Stumpfegger]], ins Kinderzimmer gegangen.<!--Nach anderen Berichten hat Magda Goebbels die Ermordung ihrer Kinder den anwesenden Ärzten alleine überlassen. Wieder andere Quellen sagen, dass nicht Stumpfegger die Kinder betäubt habe, sondern der SS-Zahnarzt [[Helmut Kunz]] (1910–1976)<ref>{{Findagrave|107075169|Helmut Kunz|Abruf=2022-06-25}}</ref><ref>Vasilij Stepanowitsch Christoforow, Vladimir Gennadjewitsch Makarow, Matthias Uhl: ''Verhört: Die Befragungen deutscher Generale und Offiziere durch die sowjetischen Geheimdienste 1945–1952''. Walter de Gruyter, S. 177 [https://books.google.de/books?id=JY5lCwAAQBAJ&pg=PA177&lpg=PA177&dq=Helmut+Kunz+1910-1976&source=bl&ots=HZ2k5QdRpd&sig=R4aUCsbm4hho2ce8YxVIlIj-cII&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj827KUvZrdAhXOyaQKHc2-AskQ6AEwDHoECAEQAQ#v=onepage&q=Helmut%20Kunz%201910-1976&f=false books.google.de].</ref> und Magda Goebbels in seinem Beisein oder mit seiner Hilfe die Kinder getötet habe.<ref>{{Internetquelle |autor=Georg Bönisch |url=http://www.spiegel.de/einestages/zweiter-weltkrieg-a-948536.html |titel=Zweiter Weltkrieg: Kindermord im Führerbunker |werk=[[einestages]]|datum=2009-10-07 |abruf=2018-11-01}}<br />{{DHM-HdG|Bio=joseph-goebbels |Autor=Susanne Eckelmann |Titel=Joseph Goebbels}}</ref>-->
 
Der SS-Zahnarzt [[Helmut Kunz]] (1910–1976) erklärte im Verhör durch die Sowjets am 7. Mai 1945, dass Magda Goebbels die Kinder vergiftet habe und er lediglich Tatzeuge gewesen sei. Magda Goebbels habe ihn Ende April aufgefordert, bei der Tötung ihrer sechs vier- bis zwölfjährigen Kinder Helga, Hilde, Holde, Hedda, Heide und Helmut zu helfen. Er habe das abgelehnt, sei jedoch von Magda Goebbels so unter Druck gesetzt worden, dass er sich schließlich bereit erklärt habe, die Kinder mit [[Morphin|Morphiumspritzen]] zu sedieren, damit ihre Mutter ihnen dann [[Cyanide#Giftwirkung|Cyanidkapseln]] (Blausäure) verabreichen konnte. Am Abend des 1. Mai 1945 – dem Tag nach Adolf Hitlers Suizid – habe er den Kindern das Morphium injiziert, Magda Goebbels sei jedoch nicht fähig gewesen, ihre Kinder zu töten. Kunz habe daraufhin den zweiten Leibarzt Hitlers, Ludwig Stumpfegger, herbeiholen müssen, der mit Magda Goebbels das Kinderzimmer betreten habe. Beim Verlassen des Kinderzimmers habe Magda Goebbels gesagt, es sei „alles vorbei“. Am 19. Mai 1945 korrigierte Helmut Kunz seine Aussage dahingehend, dass Stumpfegger an der Tötung der Kinder mitgewirkt habe. (Ludwig Stumpfegger nahm sich am 2. Mai 1945 mit einer Blausäure-Giftkapsel gemeinsam mit [[Martin Bormann]] das Leben und konnte nicht mehr verhört werden). Kunz wiederholte diese zweite Version bei seinem späteren Prozess in der Bundesrepublik. Er bestritt nicht, den Kindern vorbereitend [[Morphin|Morphium]] injiziert zu haben.<ref name="Groß">Dominik Groß, Mathias Schmidt, Alexander Heit, [https://www.zm-online.de/archiv/2020/08/gesellschaft/helmut-kunz-und-die-ermordung-der-goebbels-kinder/ Helmut Kunz und die Ermordung der Goebbels-Kinder], Zahnärztliche Mitteilungen, Heft 8/2020, S. 72–74, 16. April 2020. Abgerufen am 22. April 2020.</ref><ref name="Landesarchiv">Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Q225 PPOM Nr. 316, Band 1.</ref><ref>Alexander Heit, Jens Westemeier, [[Dominik Groß|Dominik Gross]], Mathias Schmidt: ''‘It’s all over now.’ The dentist Helmut Kunz and the killing of Reich Propaganda Minister Joseph Goebbels’ children at the end of the Third Reich.'' In: British Dental Journal 227 (2019), S. 997–1000. {{DOI|[[doi:10.1038/s41415-019-0992-1}}]]</ref>
 
Zeugen sagten aus, dass Magda Goebbels nach der Ermordung ihrer Kinder schweigend Karten gespielt habe. Laut [[Rochus Misch]] habe sie [[Patience]]n gelegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=4WlMaa_LGvE&list=PLCarM3vehJuowU7DLLzW6r4zqELCejcIY&index=4&t=11m45s |titel=Adolf Hitlers letzte Tage im Führerbunker – Der Augenzeuge Rochus Misch im Interview |hrsg=YouTube |datum=2020-09-03 |abruf=2021-01-04}}</ref> Anschließend, gegen 21 Uhr, töteten sich Joseph und Magda Goebbels mit [[Cyanwasserstoff|Blausäure]]. Laut Misch hat sich Joseph Goebbels nicht gemeinsam mit Magda umgebracht, sondern erst am nächsten Morgen nach ihrem Suizid.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=4WlMaa_LGvE&list=PLCarM3vehJuowU7DLLzW6r4zqELCejcIY&index=4&t=22m25s |titel=Adolf Hitlers letzte Tage im Führerbunker – Der Augenzeuge Rochus Misch im Interview |hrsg=YouTube |datum=2020-09-03 |abruf=2021-01-04}}</ref> Ihre Leichen wurden noch in derselben Nacht von Angehörigen der Bunkerbesatzung verbrannt. Am nächsten Tag gegen 17 Uhr entdeckten sowjetische Soldaten die Leichen der Eheleute Goebbels nur wenige Meter vom Notausgang der Reichskanzlei entfernt.
Zeile 114:
 
== Magda Goebbels in der Kunst ==
[[Marcel Beyer]]s im Jahr 1995 im [[Suhrkamp Verlag]] erschienener Roman ''[[Flughunde (Roman)|Flughunde]]'' greift die Geschichte von Magda Goebbels sowie ihrer sechs Kinder auf und ist in großen Teilen aus der Perspektive ihrer Tochter Helga erzählt.<ref>[http{{Internetquelle |url=https://www.suhrkamp.de/buecherbuch/marcel-beyer-flughunde-marcel_beyer_39126.htmlt-9783518391266 suhrkamp.de]|titel=Marcel Beyer Flughunde |abruf=2024-08-18}}</ref>
Die in London lebende deutsche Schriftstellerin und Verlegerin [[Meike Ziervogel]] hatschrieb einenden fiktionalisierten Roman über ''Magda'', Goebbels geschrieben. Der Roman „Magda“ erschiender 2013 im Londoner Verlag Salt erschien und war für mehrere Preise nominiert war. 2015 wurde „Magda“der Roman in polnischer Sprache herausgebracht., Imim selben Jahr erschien der Romaner in einer Übersetzung von [[Martin Thomas Pesl]] im österreichischen Verlag [[Edition Atelier]]. In dem 2024 erschienenen fiktionalisierten Roman ''Reichskanzlerplatz'' beschreibt die deutsche Schriftstellerin [[Nora Bossong]] die Geschichte Magda Goebbels aus der Sicht eines jungen Liebhabers.
 
== Literatur ==
Zeile 135:
* Rüdiger Jungblut: ''Die Quandts – ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands.'' Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-404-61550-6.
* [[Eric Friedler]]: ''[[Das Schweigen der Quandts]].'' NDR 2007.
* [[Meike Ziervogel]]: ''Magda.'' Wien 2015, ISBN 978-3-903005-01-3.
 
== Podcast ==
Zeile 141 ⟶ 140:
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Magda Goebbels|Magda Goebbelsaudio=0|suffixvideo=S0}}
* {{DNB-Portal|11854005X}}
* {{DHM-HdG |Bio=magda-goebbels |Titel=Magda Goebbels}}
* {{Internetquelle |autor=Georg Bönisch |url=http://www.spiegel.de/einestages/zweiter-weltkrieg-a-948536.html |titel=Zweiter Weltkrieg: Kindermord im Führerbunker |werk=[[einestages]] |datum=2009-10-07 |abruf=2018-11-01 |abruf-verborgen=1}}
* {{Internetquelle
|autor=Georg Bönisch
|url=http://www.spiegel.de/einestages/zweiter-weltkrieg-a-948536.html
|titel=Zweiter Weltkrieg: Kindermord im Führerbunker
|werk=[[einestages]]
|datum=2009-10-07
|abruf=2018-11-01
|abruf-verborgen=1}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=11854005X|LCCN=n/80/89708n80089708|VIAF=27862969}}
 
{{SORTIERUNG:Goebbels, Magda}}