[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Bräuche: Link hinzugefügt
 
(26 dazwischenliegende Versionen von 21 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:
{{Dieser Artikel|erläutert den Beruf der Fassbinderei. Zum gleichnamigen Weinberuf siehe [[Weinküfer]].}}
[[Datei:Böttcher 1880.jpg|miniaturmini|Der Böttcher (aus ''Was willst du werden'', um 1880)]]
Der '''Küfer''' (auch, ''Binder'Böttcher','' oder ''Bender'Büttner', ''Schäffler, Böttcher(auch '' oderFassbinder'', ''BüttnerBinder''; in Österreich, ''FassbinderBender'' oder einfachund ''BinderSchäffler'' genannt) ist ein [[Handwerk]]er, der [[Behälter|Behälter und Gefäße]], meist aus [[Holz]], herstellt.
 
== Bezeichnungen ==
[[Datei:Frankweiler Bergborn5 1681.jpg|mini|Zunftzeichen eines Küfners mit den gekreuzten Bandhaken]]
[[Datei:Unfertiges Fass 9105.jpg|miniatur|Böttcherei oder Fassbinderei]]
[[Datei:Faßbinden in einer Küferwerkstatt.webm|mini|Video: Faßbinden in einer Küferwerkstatt, 1962]]
[[Datei:HS 140 fol 64v Fassbinder 1518 (2).jpg|thumb|Brandzeichen der [[Bozen]]er Küfer (Fassbinder) aus dem Jahr 1518<ref>{{Literatur |Autor=[[Hannes Obermair]] |Titel=Das Bozner Stadtbuch. Handschrift 140 – das Amts- und Privilegienbuch der Stadt Bozen |Sammelwerk=Bozen von den Grafen von Tirol bis zu den Habsburgern – Bolzano fra i Tirolo e gli Asburgo|TitelErg=Beiträge der internationalen Studientagung, Bozen, Schloss Maretsch, 16.–18. Oktober 1996 |Reihe= Forschungen zur Bozner Stadtgeschichte/Studi di storia cittadina |Band=1 |Datum=1999 |Ort=Bozen |Verlag=Athesia |Seiten=399–432, hier: S. 415 |ISBN=88-7014-986-2}}</ref>]]
[[Datei:Unfertiges Fass 9105.jpg|miniaturmini|Böttcherei oder Fassbinderei]]
[[Datei:RoscheiderHof-waldmuseum-kueferwerkstatt-2009.jpg|miniatur|Küferwerkstatt [[Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof]]]]
[[Datei:HS 140 fol 64v Fassbinder 1518 (2).jpg|thumbmini|Brandzeichen der [[Bozen]]er Küfer (Fassbinder) aus dem Jahr 1518 ([[Bozner Stadtbuch]])<ref>{{Literatur |Autor=[[Hannes Obermair]] |Titel=Das Bozner Stadtbuch. Handschrift 140 – das Amts- und Privilegienbuch der Stadt Bozen |Sammelwerk=Bozen von den Grafen von Tirol bis zu den Habsburgern – Bolzano fra i Tirolo e gli Asburgo|TitelErg=Beiträge der internationalen Studientagung, Bozen, Schloss Maretsch, 16.–18. Oktober 1996 |Reihe= Forschungen zur Bozner Stadtgeschichte/Studi di storia cittadina |Band=1 |Datum=1999 |Ort=Bozen |Verlag=Athesia |Seiten=399–432, hier: S. 415 |ISBN=88-7014-986-2}}</ref>]]
[[Datei:Kuiperij Zuiderzeemuseum.jpg|miniatur|Küferwerkstatt [[Zuiderzeemuseum]] (Niederlande)]]
[[Datei:RoscheiderHof-waldmuseum-kueferwerkstatt-2009.jpg|miniaturmini|Küferwerkstatt [[Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof]]]]
''Küfe'' (''die'') im ursprünglichen Sinne bezeichnet einen Kübel oder Eimer, dann speziell das Salzfass; aus den verschiedenen weiteren Produktbezeichnungen wie Fass, Tonne, Bottich, Schaff, Zuber oder Bütte leiten sich die verschiedenen regionalen Berufsbezeichnungen ab:
[[Datei:Kuiperij Zuiderzeemuseum.jpg|miniaturmini|Küferwerkstatt [[Zuiderzeemuseum]] (Niederlande)]]
Aus verschiedenen regionalen Tätigkeits- und Gefäßbezeichnungen wie Fass, Tonne, Bottich, Schaff, Zuber oder Bütte leiten sich die verschiedenen regionalen Berufsbezeichnungen (auch Familiennamen) ab:
* Fassbinder (dazu: Binder, Bindter, Pinter), Fassler, Fässler, Fassmacher
* Böttcher, Böttger, Böttiger, ([[Niederdeutsche Sprache|niederdeutsch]]/[[Plattdeutsche Sprache|plattdeutsch]]: Böttjer) (von [[Bottich]])
* Böttner, Büttner (von [[Bütte]], Franken)
* Kübler (von [[Eimer|''Kübel]]'')
* Schäffler, Scheffler (von [[Schaff]], Bayern und Pfalz)
* Küfner, Küffner, Kiefer (von ''[[Kufe]]'')
* Kuper, Küper<ref>https://www.duden.de/rechtschreibung/Kueper</ref> ([[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]])
* Kübler (von [[Eimer|Kübel]])
* Schäffler, Scheffler (von [[Schaff]],; [[Bairisch|Bayern]] und [[Pfälzische Dialekte|Pfalz]])
* Kuper, Küper<ref>https://www.duden.de/rechtschreibung/Kueper</ref> ([[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]])
* Schedler (alemannisch[[Alemannische zumDialekte|alemannisch]] Hohlmaßvon ''Schedel'')
* [[Simmermacher]] (zum Hohlmaßvon ''Simmer'')
* Tonnenmacher (von ''Tonne'')
* Pichler von [[Pichen]]: Fässer mit flüssigem [[Pech (Stoff)|Pech]] abdichten.
[[Datei:Mosaic depicting a rustic calendar, panel showing the sealing of storage jars (Autumn), from Saint-Romain-en-Gal, first quarter of 3rd century AD, Musée d'Archéologie Nationale, Saint-Germain-en-Laye (34830260871).jpg|mini|Musée d’Archéologie Nationale, [[Schloss Saint-Germain-en-Laye]]: Römisches Mosaik; Zwei Männer beim Pichen eines Fasses (zum Schwefeln wäre das Fass geschlossen)]]
 
Alle diese Namen sind auch [[Raummaß|Hohlmaße]] und Maßeinheiten, siehe [[Geschichte von Maßen und Gewichten]]: Dort finden sich noch zahlreiche weitere Bezeichnungen.
Zeile 26 ⟶ 30:
Für [[Schwaben]] und das angrenzende Franken ist im 14. bis 16. Jahrhundert die Bezeichnung [[Gentner (Handwerk)|Gentner]] belegt.
 
== Die KüfereiGeschichte ==
In diesem Beruf werden Holzgefäße hergestellt, vor allem Bütten und Fässer. Die Böden dieser Gefäße werden aus Brettern zusammengeleimt und erhalten an ihrem Rand auf der Außenseite eine umlaufende breite Fase. Die Deckel der Fässer erhalten zudem mit etwas Abstand zu ihrem Rand ein kleines Loch für den Zapfhahn oder den Spund. Die bei Fässern bauchigen Wandungen werden aus ''[[Daube (Fassbau)|Dauben]]'' zusammengefügt. Fassdauben sind im Querschnitt konische, gewölbte Bretter, die sich zu den Enden hin verjüngen (verschmälern), die in Längsrichtung gebogen werden sowie oben und unten Nuten eingeschnitten bekommen, damit sie die Deckel und Böden festhalten können. Eine der breiteren Dauben erhält zum schnellen Befüllen und Leeren des Fasses mittig ein großes Loch. Zusammengehalten werden Fässer wie Bütten von eisernen, ehedem hölzernen [[Fassreifen]], die der [[Reifschneider]] oder [[Bandreißer]] fertigte. Zum Abdichten der Nuten an den Deckeln und Böden und bei Bedarf auch der Dauben untereinander werden Lieschblätter, das sind die getrockneten Blätter von [[Rohrkolben]] (''Typha'') eingelegt.
 
Diese Technik war bereits im [[1. Jahrhundert v. Chr.]] in [[Gallien]] bekannt. In der [[Römisches Reich|römischen Kaiserzeit]] verschickte man nordgallischen und pannonischen Wein überwiegend in Holzfässern. [[Daubenschale|Daubengefäße]] waren in den Nordprovinzen für die Vorratshaltung gebräuchlich.
 
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der handwerklich ausgeübte Beruf einen starken Rückgang: Durch die industrielle Herstellung von Eimern und Wannen aus Blech sank die Nachfrage nach diesen Haushaltsgegenständen; gleichzeitig entstanden Fabriken, in denen Fässer arbeitsteilig und mit Maschineneinsatz hergestellt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Holzfässer für Bier und Wein durch Kunststoff- bzw. Aluminium- und Edelstahlbehälter verdrängt. Seit den 1990er-Jahren ist allerdings im qualitätsbewussten Weinbau eine Rückbesinnung auf die Verwendung von Holzfässern zu beobachten, der zu einem gewissen Wiederaufschwung im Küferhandwerk führte.
Ein Spezialwerkzeug des Böttchers war der [[Bandhaken]], mit dem Fassreifen über die Dauben gezogen wurden.
 
Heute werden zum Teil moderne Maschinen eingesetzt, um die Arbeitszeit zu verkürzen und schnellere Abläufe zu gewährleisten. Auch werden Nischenprodukte wie Holzbadewannen oder Saunatauchbecken hergestellt.
 
== BrauchtumDie Küferei-Technik ==
In diesem Beruf werden Holzgefäße hergestellt, vor allem Bütten und Fässer. Die Böden dieser Gefäße werden aus Brettern zusammengeleimt und erhalten an ihrem Rand auf der Außenseite eine umlaufende breite [[Fase]]. Die Deckel der Fässer erhalten zudem mit etwas Abstand zu ihrem Rand ein kleines Loch für den Zapfhahn oder den Spund. Die bei Fässern bauchigen Wandungen werden aus ''[[Daube (Fassbau)|Dauben]]'' zusammengefügt. Fassdauben sind im Querschnitt konische, gewölbte Bretter, die sich zu den Enden hin verjüngen (verschmälern), die in Längsrichtung gebogen werden sowie oben und unten Nuten eingeschnitten bekommen, damit sie die Deckel und Böden festhalten können. Eine der breiteren Dauben erhält zum schnellen Befüllen und Leeren des Fasses mittig ein großes Loch. Zusammengehalten werden Fässer wie Bütten von eisernen, ehedem hölzernen [[Fassreifen]], die der [[Reifschneider]] oder [[Bandreißer]] fertigte. Zum Abdichten der Nuten an den Deckeln und Böden und bei Bedarf auch der Dauben untereinander werden Lieschblätter, das sind die getrockneten Blätter von [[Rohrkolben]] (''Typha'') eingelegt.
Bis zur [[Industrialisierung]] hingen die Berufe Böttcher und [[Bierbrauen|Bierbrauer]] bzw. [[Weinküfer]] eng zusammen, sie waren sogar in einer [[Zunft]] organisiert. Regionale Zunfttänze der Binder und Schäffler sind der [[Schäfflertanz]] in [[München]] sowie der Bindertanz in [[Ulm]] und in [[Bozen]]<ref>[http://www.provinz.bz.it/katalog-kulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=60027085 Foto vom Bozner Bindertanz, ca. 1950–60]</ref>.
 
Ein Spezialwerkzeug des Böttchers war der [[Bandhaken]], mit dem Fassreifen über die Dauben gezogen wurden.
 
== Bräuche ==
Bis zur [[Industrialisierung]] hingen die Berufe Böttcher und [[Bierbrauen|Bierbrauer]] bzw. [[Weinküfer]] eng zusammen, sie waren sogar in einer [[Zunft]] organisiert. Regionale [[Zunfttanz|Zunfttänze]] der Binder und Schäffler sind der [[Schäfflertanz]] in [[München]] sowie der Bindertanz in [[Ulm]] und in [[Bozen]]<ref>[http://www.provinz.bz.it/katalog-kulturgueter/de/suche.asp?kks_priref=60027085 Foto vom Bozner Bindertanz, ca. 1950–60]</ref>.
 
Die Straßenbezeichnung [[Bindergasse]] erinnert in mehreren Städten an die frühere Bedeutung des Gewerbes.
Zeile 44 ⟶ 52:
== Daubenhauer ==
Wichtiger Lieferant der Küfer war der [[Daubenhauer]].
 
== Weiterführende Literatur ==
* Petra Gruber: ''Faßbinder.'' In: [[Richard Loibl]] (Hrsg.): ''Das Geheimnis der Bruderschaft. Zunft und Handwerk in Passau''. Passau 1996, S. 81–98.
* Rosemarie Stanke: ''Die Fassbinderei im Wandel der Zeit – Ein Bild eines aussterbenden Berufes mit besonderer Berücksichtigung des Landes Niederösterreich.'' Diplomarbeit an der Universität Wien, 2009 ([http://othes.univie.ac.at/7280/1/2009-10-21_9808986.pdf online], PDF).
* Kurt Günter Heid: ''Fassbauer Werkzeug, Handwerkzeuge dieses Berufes.'' BOD Verlag, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7386-5057-0.
 
== Weblinks ==
Zeile 52 ⟶ 65:
* {{TIBAV |11284 |Linktext=Herstellen eines Butterfasses |Herausgeber=IWF |Jahr=1968 |DOI=10.3203/IWF/E-1164 }}
 
== EinzelnachweiseBelege ==
<references />
 
== Weiterführende Literatur ==
* Petra Gruber: ''Faßbinder.'' In: [[Richard Loibl]] (Hrsg.): ''Das Geheimnis der Bruderschaft. Zunft und Handwerk in Passau''. Passau 1996, S. 81–98.
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4146206-3}}
Zeile 65 ⟶ 75:
[[Kategorie:Holzverarbeitung]]
[[Kategorie:Brauen]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]