„Straßenbahn Aachen“ – Versionsunterschied

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=== Pferdebahn ===
[[Datei:Karte Pferdebahn Aachen.png|mini|alt=Karte des Streckennetzes der Aachener Pferdebahn|Gesamtnetz der Pferdebahn mit allen zwischen 1880 und 1895 vorhandenen Strecken (ohne die Stolberger Linie)]]
[[Datei:Pferdebahn Aachen.jpg|mini|alt=Bild eines Pferdebahnwagens mit Pferd|Aachener Pferdebahnwagen um 1890]]
[[Datei:Aachener und Burtscheider Pferdeeisenbahn-Gesellschaft 1881.jpg|mini|Aktie über 500 Mark der Aachener und Burtscheider Pferdeeisenbahn-Gesellschaft vom 15. Juni 1881]]
[[Datei:Zwölfeinhalb-Pfennig-Zahlmarke der Strassenbahn Aachen-Burtscheid.jpg|mini|[[Straßenbahnmünze]] zum Nennwert von zwölfeinhalb Pfennig, gemäß Bekanntmachung vom 16. Mai 1888 wurde der Fahrpreis von zehn auf fünfzehn Pfennig erhöht, durch den Kauf von jeweils acht Fahrmarken zum Preis von einer Mark hatte der Fahrgast einen entsprechenden Preisvorteil<ref>[https://www.aachen-muenzen.com/aachener-marken/ ''Zahlmarken der Aachener Strassenbahn'' auf aachen-muenzen.com, abgerufen am 7. August 2023]</ref>]]
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Noch 1880 folgte am 25. Dezember die zweite Strecke, vom Kölntor zum [[Kaiserplatz (Aachen)|Kaiserplatz]] und über den Adalbertsteinweg bis zur Elsaßstraße. Schnell nahm die Pferdebahngesellschaft im Jahr 1881 weitere Strecken in Betrieb, so nach [[Burtscheid]], zum Rheinischen Bahnhof (heute [[Aachen Hauptbahnhof]]), zum Polytechnikum (der späteren [[RWTH Aachen]]) in der Nähe des damaligen [[Bahnhof Templerbend|Bahnhofs Templerbend]], zum [[Ponttor]] und über den Markt zur Jakobstraße. Zum Jahresende umfasste das Netz bereits 15&nbsp;Kilometer Streckenlänge. 1881&nbsp;eröffnete die Pferdebahn auch die erste Strecke außerhalb von Aachen: vom Rheinischen Bahnhof ''Stolberg (Rh.)'' (heute ''[[Stolberg (Rheinland) Hauptbahnhof|Stolberg (Rheinl) Hbf]]'', damals noch auf dem Stadtgebiet der Nachbarstadt [[Eschweiler]] gelegen) bis nach ''[[Bahnhof Stolberg-Hammer|Stolberg-Hammer]]'' mit einer Gesamtlänge von 4,4&nbsp;Kilometern.
 
Das NetzWegen der starken Steigungen im Aachener PferdebahnStadtgebiet stelltewurden aufgrunddie derWagen Steigungennicht hohewie Anforderungensonst üblich von einem, sondern von zwei Pferden gezogen. Zum Einsatz kamen daheraufgrund der hohen Anforderungen fast ausschließlich Pferde der [[Ardenner (Pferd)|Ardenner-Rasse]], [[Kaltblüter (Pferd)|Kaltblüter]] mit kräftigem Körperbau und hoher Ausdauer, die für 800 bis 850 [[Mark (1871)|Mark]] gekauft wurden. Auch diese wurden jedoch stark beansprucht und mussten nach durchschnittlich fünf Jahren außer Dienst gestellt werden, beim Verkauf konnten im Schnitt noch 300 Mark erlöst werden. Sie legten pro Tag im Schnitt 20&nbsp;km beim einspännigen und 24&nbsp;km beim vorherrschenden zweispännigen Einsatz zurück. Zur Bespannung wurden [[Sielengeschirr]]e verwendet, um die Druckwunden zu vermeiden, die bei den von vielen anderen Pferdebahnen verwendeten [[Kummet]]geschirren auftraten.<ref name="öchertram-26">H. Bertram, F. J. Bertram: ''Öcher Tram 1880–1980. Zur Geschichte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Aachener Raum.'' Aquensia-Klette-Verlag, Aachen 1980, S. 26</ref> Ein erheblicher Kostenfaktor war auch das Futter; 1882 wurden an die 170 vorhandenen Pferde insgesamt 57.204 Rationen von je 16 Pfund Hafer, sieben Pfund Heu und zwei Pfund gehäckseltem Stroh verfüttert.<ref name="öchertram-268">H. Bertram, F. J. Bertram: ''Öcher Tram 1880–1980. Zur Geschichte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Aachener Raum.'' Aquensia-Klette-Verlag, Aachen 1980, S. 28</ref>
Wegen der starken Steigungen im Aachener Stadtgebiet wurden die Wagen nicht wie sonst üblich von einem, sondern von zwei Pferden gezogen. Nach 1881 wurden nur wenige neue Strecken gebaut, 1882 eine Linie ins [[Frankenberger Viertel]] und 1883 nach [[Haaren (Aachen)|Haaren]]. 1889&nbsp;wurde schließlich am 6.&nbsp;November die erste [[Grenzüberschreitender Straßenbahnverkehr|internationale Strecke]] ins [[Niederlande|niederländische]] [[Vaals]] eröffnet, nachdem Pläne für eine Dampfstraßenbahn nach Vaals gescheitert waren. Die Endstelle wurde in Vaals in Höhe von [[Schloss Blumenthal (Vaals)|Schloss Blumenthal]] eingerichtet, die ursprünglich geplante Streckenführung weiter bis [[Lemiers]] wurde nicht gebaut. Aufgrund der Steigung in Richtung Aachen in Höhe Reutershag wurde zusätzlich zur im Aachener Netz grundsätzlich erforderlichen Doppelbespannung vor die aus Vaals kommenden Wagen noch ein drittes Pferd vorgespannt.<ref name="bimmermann-14">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 14</ref>
 
Wegen der starken Steigungen im Aachener Stadtgebiet wurden die Wagen nicht wie sonst üblich von einem, sondern von zwei Pferden gezogen. Nach 1881 wurden nur wenige neue Strecken gebaut, 1882 eine Linie ins [[Frankenberger Viertel]] und 1883 nach [[Haaren (Aachen)|Haaren]]. 1889&nbsp;wurde schließlich am 6.&nbsp;November die erste [[Grenzüberschreitender Straßenbahnverkehr|internationale Strecke]] ins [[Niederlande|niederländische]] [[Vaals]] eröffnet, nachdem Pläne für eine Dampfstraßenbahn nach Vaals gescheitert waren. Die Endstelle wurde in Vaals in Höhe von [[Schloss Blumenthal (Vaals)|Schloss Blumenthal]] eingerichtet, die ursprünglich geplante Streckenführung weiter bis [[Lemiers]] wurde nicht gebaut. Aufgrund der Steigung in Richtung Aachen in Höhe Reutershag wurde zusätzlich zur im Aachener Netz grundsätzlich erforderlichen Doppelbespannung vor die aus Vaals kommenden Wagen noch ein drittes Pferd vorgespannt.<ref name="bimmermann-14">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 14</ref>
 
Der aufwändige zweispännige Betrieb verursachte der Pferdebahn wirtschaftliche Probleme. Auch war die Nachfrage nicht auf allen Strecken zufriedenstellend. Daher wurden bereits 1883 einzelne kurze Stichstrecken nach wenigen Jahren Betrieb wieder eingestellt, so die Strecken zum [[Marschiertor]] und zum Polytechnikum, 1885 folgten der Abschnitt Neumarkt – Elsaßstraße der Frankenberger Strecke und die Stichstrecke zum Rheinischen Bahnhof (dem heutigen [[Aachen Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]]). Zudem wurden alle Aachener Linien vom [[Schaffner (Beruf)|Schaffnerbetrieb]] auf ein [[Zahlbox|Zahlkastensystem]] umgestellt, um die Personalkosten zu reduzieren. Lediglich die Stolberger Linie behielt ihre Schaffner. Der Personalbestand sank von 133 im Jahr der Betriebsaufnahme auf 79 im Jahr 1885.<ref name="bimmermann-16">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 16</ref> Damit konnte nach Defiziten in den ersten Jahren ab 1884 eine [[Dividende]] gezahlt werden, die allerdings mit durchschnittlich 1,5 % nicht üppig ausfiel. Das [[Grundkapital|Aktienkapital]] der Gesellschaft musste in den Jahren 1882 und 1884 zweimal herabgesetzt werden.<ref>Hans Schweers; Henning Wall: ''Bilder von der Aachener Straßenbahn''. Schweers+Wall, 1981, S. 6</ref>
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=== Natronbahn ===
[[Datei:NatronbahnNatronlok.jpg|mini|Feuerlose Natron-Straßenbahn-Lokomotive inum Aachen um&nbsp;1884]]
 
{{Hauptartikel|Natronlokomotive}}
 
Der teure Betrieb mit zwei Pferden führte zur Suche nach Alternativen. 1884/1885 nahm eine von [[Moritz Honigmann]] entwickelte feuerlose [[Natronlokomotive]] ihren Probebetrieb auf. Mehrere Monate wurde diediese LokMaschine zwischen Normaluhr und Cölnthor eingesetzt. Dies senkte zwar die Betriebskosten, aber die Befürchtung, die verwendete [[Natronlauge]] zerfresse auf Dauer den Dampfkessel, veranlasste die Betreiber, die Versuche wieder aufzugeben. Außerdem erwies sich der Gleisunterbau als zu schwach für die schweren Lokomotiven.
 
Der Betrieb als Pferdebahn wurde bis 1895 fortgesetzt. Ab Anfang der 1890er Jahre wurden Pläne zur [[Oberleitung|Elektrifizierung]] entwickelt.
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1950 betrieb die ASEAG wieder 23 Straßenbahn- und eine O-Bus-Linie. Um der Konkurrenz durch den motorisierten [[Individualverkehr]] und Omnibussen zu begegnen, führte die ASEAG Anfang der 1950er Jahre auf mehreren Außenstrecken [[Straßenbahnschnelllinie|Schnell-]] beziehungsweise Fernlinien ein. Diese Linien hielten nur an wichtigen Knotenpunkten, überholten teilweise unterwegs die gewöhnlichen Bahnen und konnten dadurch erheblich schneller verkehren. Die ersten Schnellkurse verkehrten ab 15. Oktober 1950 auf der Linie 22 zwischen Aachen und Eschweiler; sie wurden zunächst als S/22 bezeichnet und verkürzten die Fahrzeit um fast eine halbe Stunde auf nunmehr 46 Minuten. Zum 20. Mai 1951 wurde die S/22 in Linie A umbenannt, am 14. Oktober 1951 kamen die Schnelllinien B&nbsp;(Aachen Theater – Walheim – Sief) und C&nbsp;(Aachen Theater – Herzogenrath – Merkstein) hinzu. Alle Schnelllinien verkehrten zunächst stündlich, später zeitweise halbstündlich. Die Betriebsführung auf den überwiegend eingleisigen Strecken erwies sich jedoch als schwierig; in der Konsequenz wurden die Fahrpläne der Fernlinien und der parallelen Linien 22, 35 und 16 immer wieder verändert. Die Linie A wurde bereits am 17. Mai 1953 wieder eingestellt, als die ASEAG die über die Autobahn verkehrende Schnellbuslinie 52 zwischen Aachen und Eschweiler einführte&nbsp;– damit betrug nun die Fahrzeit nur noch 25 Minuten. Die Linien B und C wurden 1956 nach ihren Zielorten – inzwischen fuhren sie nur noch bis Herzogenrath und Walheim – in H und W umbenannt.<ref>Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 150 ff</ref>
 
Beim Wiederaufbau der alten Strecken versäumten es die ASEAG sowie Stadt und Kreis Aachen jedoch, das Netz an die veränderten [[Siedlung]]sstrukturen anzupassen. Nur wenige Strecken wurden noch modernisiert, auf eigene Bahnkörper verlegt oder zweigleisig ausgebaut. 1949&nbsp;wurde die Linie 28 aufgrund des Braunkohlentagebaus [[BIAG Zukunft]] zwischen [[Hehlrath]] und Eschweiler erneut verlegt, sie erhielt dabei eine eigene Trasse parallel zur Straße bis Eschweiler Lederfabrik. Damit entfiel auch die enge Ortsdurchfahrt in Hehlrath. In der Aachener Innenstadt wurde 1951 die enge und kurvige Führung über den Dahmengraben durch eine neue gradlinige Führung über Peter- und Komphausbadstraße ersetzt, verbunden mit einer neuen Haltestellenanlage am Elisenbrunnen. 1953&nbsp;baute die ASEAG eine Wendeschleife in Vaals, um dem zunehmenden Fahrgastandrang gerecht zu werden. Seit der kriegsbedingten Stilllegung des niederländischen Abschnitts war aufgrund der nicht mehr nutzbaren Ausweiche direkt auf der Grenze nur noch der Einsatz von Einzeltriebwagen nach Vaals möglich. Aufgrund der von den Aachenern vielfach genutzten günstigen Einkaufsmöglichkeiten jenseits der Grenze insbesondere für Butter und andere Lebensmittel hatte die Linie den Spitznamen ''Buttertram'' erhalten; mit der neuen Wendeschleife konnten wieder – als im Tagesverkehr einziger Linie in Aachen – Züge mit zwei Beiwagen eingesetzt werden.<ref name="bimmermann-160">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 160</ref> Mitte der 1950er Jahre folgten neue Gleise an verschiedenen innerstädtischen Knoten, so am Hansemannplatz und am Hotmannspief, zuletzt wurde 1959 der Kaiserplatz umgebaut und dabei mit einer Fußgängerunterführung versehen. Die neuen Gleise auf der Heinrichsallee wurden allerdings nur noch drei Jahre von der Straßenbahn genutzt. Einzelne Abschnitte in Richtung Brand und Haaren wurden noch zweigleisig ausgebaut. Ab 1958 stattete die ASEAG ihre verbliebenen eingleisigen Strecken zudem mit elektrischen Signalanlagen aus.<ref name="bimmermann-185">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 185</ref> Bis dahin war der Betrieb auf den eingleisigen Strecken fast ausschließlich mit [[Sicherung von Zugfahrten#Fahren nach Kreuzungsplan|Kreuzungsbüchern]] erfolgt, in denen die einzuhaltenden Zugkreuzungen verzeichnet waren.
 
Nach 1945 erhielt die ASEAG lediglich 24 neue [[Triebwagen]] und sieben neue [[Beiwagen (Bahn)|Beiwagen]]. Allerdings übernahm sie in großem Umfang ältere gebrauchte Fahrzeuge von den Straßenbahnbetrieben [[Straßenbahn Luxemburg#Geschichte (1875–1964)|Luxemburg]], [[Straßenbahn Neuwied|Neuwied]], [[Straßenbahn Paderborn|Paderborn]], [[Straßenbahn Wuppertal|Wuppertal]], [[Straßenbahn Düsseldorf|Düsseldorf]], [[Straßenbahn Mönchengladbach|Mönchengladbach]], [[Straßenbahn Rheydt|Rheydt]] und [[Straßenbahn Mülheim/Oberhausen|Oberhausen]], die aber teilweise nur noch wenige Jahre in Aachen eingesetzt wurden.
 
Weitere Modernisierungsschritte jener Epoche waren die erstmalige Verwendung von automatischen [[BSI-Kompaktkupplung]]en, statt der zuvor üblichen [[Trompetenkupplung]], sowie die Einführung des [[Fahrgastfluss]]-Verfahrens mit festem [[Schaffnersitz]], beides ab 1956 mit den Großraumwagen der Serie 1001–1011. Mit dem Umbau der Triebwagen 7103–7113 zu Gelenkwagen in den Jahren 1958/1959 führte die ASEAG ferner die für die letzten Betriebsjahre markante rote Lackierung mit weißem Zierstreifen ein. Sie löste das traditionelle Beige-Elfenbein mit roten respektive grünen Zierstreifen ab. Dies sollte den Fahrgästen eine rasche und sichere Unterscheidung zwischen den Linien 5/15/25/35 und der Linie 12 ermöglichen. Der Rest der Fahrzeuge erhielt das neue Design schließlich ab Ende der 1960er Jahre.
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Für die verbleibenden Stadtstrecken besaß die ASEAG aufgrund ihrer Gebrauchtkäufe in Oberhausen und Mönchengladbach seit Ende der 1960er Jahre einen vergleichsweise modernen Wagenpark und konnte auf den Einsatz der letzten Vorkriegswagen ab 1969 verzichten. Im gleichen Jahr führte sie zudem abends und an Wochenenden den schaffnerlosen Einmannbetrieb ein, der Fahrscheinverkauf erfolgte fortan durch den Fahrer.<ref name="bimmermann-215">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 215</ref> 1967 war zudem wieder die Verstärkerlinie 5 zwischen Elisenbrunnen und Trierer Platz eingeführt worden, die 1971 bis Königsberger Straße verlängert wurde, um das Angebot im Bereich des Neubaugebiets Driescher Hof zu verdichten. Die verbliebenen Straßenbahnlinien erbrachten immerhin noch 38 % des ASEAG-Verkehrsaufkommens.<ref name="bimmermann-210">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 210</ref> Im Jahr 1968 gab die Stadt Aachen dennoch ein Gutachten bei Professor [[Hermann Nebelung]] von der [[RWTH Aachen]] in Auftrag, in dem vor allem eine mögliche Umstellung auf Omnibusbetrieb untersucht werden sollte. Der Umstellung gegenübergestellt wurden verschiedene Szenarien mit einer teilweisen Einstellung sowie dem Bau von unterirdischen Abschnitten in der Innenstadt.<ref name="bimmermann-210"/> Letztlich empfahl Nebelung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte die Einstellung der Straßenbahn im Jahr 1980. Dem Gutachten wurde bereits damals eine einseitige und tendenziöse Bewertung vorgeworfen, die für Bus und Straßenbahn unterschiedliche Voraussetzungen zugrunde gelegt habe.<ref>Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 209 ff.</ref>
 
Aufgrund der Ergebnisse der Studie beschloss der Aachener Stadtrat 1972 fast einstimmig die Einstellung der Straßenbahn bis spätestens 1975, lediglich der damalige Stadtrat [[Dieter Schinzel]] stimmte für den Erhalt der Bahn. Die der ASEAG daraus erwachsenden finanziellen Nachteile sollten durch die Stadt ausgeglichen werden. 1973 wurden die Abschnitte nach Eilendorf und Ronheide/Goethestraße stillgelegt, den verbliebenen Rest bediente die nun zwischen Brand und Vaals verkehrende Linie 15. Verstärkt wurde sie zwischen Kuckelkorn und Königsberger Straße durch die Linie 5, die jedoch zum nächsten Fahrplanwechsel bereits durch eine Buslinie ersetzt wurde. Mit der Einstellung der Linie 15 endete der Betrieb der Aachener Straßenbahn mit Beginn des Winterfahrplans am 29.&nbsp;September 1974 der Betrieb der Aachener Straßenbahn. Die O-Bus-Linie 51 wurde hingegen schon am 3.&nbsp;Februar 1974 eingestellt.<ref name="bimmermann-217">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 217</ref> 1971 war auch die Straßenbahn noch in den seinerzeit gegründeten [[Aachener Verkehrsverbund]] (AVV) integriert worden, hierzu erhielten die Wagen an der Front gelbe Aufkleber mit grüner „AVV“-Aufschrift.
 
{| class="wikitable"
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== Fahrzeuge ==
=== Pferdebahn ===
[[Datei:AachenerPferdebahnwagen &40 Burtscheiderder PferdeiseenbahnStraßenbahn (Liège)Aachen.jpg|mini|Der nachgebaute Pferdebahnwagen 70Nummer im40 Lüttichermit VerkehrsmuseumPersonal]]
[[Datei:Aachener & Burtscheider Pferdeiseenbahn pic1.JPG|mini|Der nachgebaute Pferdebahnwagen 70 im Lütticher Verkehrsmuseum]]
 
Zur Inbetriebnahme beschaffte die Pferdebahn 1880/1881 insgesamt 45 zweiachsige Wagen, davon 33 bei [[Herbrand (Waggonfabrik)|Herbrand]] in [[Köln]] und zwölf bei der [[Waggonfabrik Ludwigshafen]].<ref name="bimmermann-223">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 223</ref> Für das tatsächliche Verkehrsaufkommen war dies ein zu großer Wagenpark, es wurden nie mehr als 30&nbsp;Wagen gleichzeitig im Einsatzbestand gehalten. 1885 waren es nach einigen Streckeneinstellungen sogar nur noch 22 Wagen. Weitere Wagen wurden daher bis zur Elektrifizierung nicht mehr beschafft. Für die Bespannung standen zum Jahresende 1881 insgesamt 170 Pferde in den Stallungen des Unternehmens. Auch dieser Bestand war recht großzügig bemessen, in den Folgejahren sank der Bestand teils auf bis zu 135 im Jahr 1885 ab. Im letzten Jahr vor der Elektrifizierung dienten 161 Pferde als Beförderungsmittel.<ref name="bimmermann-16"/> Erheblicher Kostenfaktor war auch das Futter, 1882 wurden an die 170 vorhandenen Pferde insgesamt 57.204 Rationen von je 16 Pfund Hafer, sieben Pfund Heu und zwei Pfund gehäckseltem Stroh verfüttert.<ref name="öchertram-268">H. Bertram, F. J. Bertram: ''Öcher Tram 1880–1980. Zur Geschichte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Aachener Raum.'' Aquensia-Klette-Verlag, Aachen 1980, S. 28</ref>
 
Das Netz der Aachener Pferdebahn stellte aufgrund der Steigungen hohe Anforderungen. Zum Einsatz kamen daher fast ausschließlich Pferde der [[Ardenner (Pferd)|Ardenner-Rasse]], [[Kaltblüter (Pferd)|Kaltblüter]] mit kräftigem Körperbau und hoher Ausdauer, die für 800 bis 850 [[Mark (1871)|Mark]] gekauft wurden. Auch diese wurden jedoch stark beansprucht und mussten nach durchschnittlich fünf Jahren außer Dienst gestellt werden, beim Verkauf konnten im Schnitt noch 300 Mark erlöst werden. Sie legten pro Tag im Schnitt 20&nbsp;km beim einspännigen und 24&nbsp;km beim vorherrschenden zweispännigen Einsatz zurück. Zur Bespannung wurden [[Sielengeschirr]]e verwendet, um die Druckwunden zu vermeiden, die bei den von vielen anderen Pferdebahnen verwendeten [[Kummet]]geschirren auftraten.<ref name="öchertram-26">H. Bertram, F. J. Bertram: ''Öcher Tram 1880–1980. Zur Geschichte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Aachener Raum.'' Aquensia-Klette-Verlag, Aachen 1980, S. 26</ref>
 
Im Zuge der Umspurung der Gleisanlagen wurden auch die Pferdebahnwagen umgespurt und schließlich als Beiwagen hinter den elektrischen Triebwagen verwendet. Die letzten Pferdebahnwagen wurden bis 1933 ausgemustert. 1950 erstellte die ASEAG aus einem 1935 zum Gleisbaugerätewagen umgebauten alten Beiwagen der REKA den Nachbau eines Pferdebahnwagens, der die zu Pferdebahnzeiten nie verwendete Nummer 70 erhielt. Der Wagen wurde bei diversen Anlässen bis 1974 von der ASEAG eingesetzt und steht heute im [[Musée des Transports en commun du Pays de Liège|Verkehrsmuseum Lüttich]].<ref>[http://www.tram-info.de/wagenp/aachen.php tram-info.de: Wagenparkliste Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG], abgerufen am 28. Juli 2023</ref>
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===== Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit =====
[[Datei:Grünwald Aachen Tw 23.jpg|mini|Mit [[Nutzbremse]] ausgestatteter Triebwagen 23 der AKG (Baujahr 1927) im Jahr 1938 auf Vorführfahrt bei der [[Rheinbahn (Unternehmen)|Rheinbahn]] in [[Düsseldorf-Benrath]]<br/>(Foto: [[Friedrich Grünwald]])]]
 
Während des Ersten Weltkriegs beschaffte die AKG 1915, nach dem Vorbild der 1912 beschafften Serie, bei Talbot 21 Triebwagen mit dem für die älteren Aachener Wagen typischen, über den Führerstand vorgezogenen Laternendach. 1923 musste die AKG drei dieser Wagen wie auch einige ältere Triebwagen zusammen mit dem Eupener Netz an die SNCV abgeben. Weitgehend unverändert folgte 1925 von Talbot eine weitere Serie von 31 Wagen, ergänzt 1926 um vier ähnliche Wagen der ihren jüdischen Eigentümern nach 1933 abgenommenen und zur [[DUEWAG|DÜWAG]] umfirmierten Düsseldorfer [[Gebr. Schöndorff|Waggonfabrik Gebr. Schöndorff]]. 20 der von Talbot zwischen 1915 und 1925 gelieferten Triebwagen wurden ab 1956 umfassend mit neuen Aufbauten modernisiert und blieben bis Ende der 1960er Jahre im Einsatz, die übrigen wurden bis spätestens 1961 ausgemustert.
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Nach dem Krieg, der erhebliche Fahrzeugverluste gebracht hatte, konnte die ASEAG erst 1948 bei der DÜWAG zwei neue Triebwagen beschaffen, zweiachsige [[Aufbauwagen]] auf alten Fahrgestellen. Beide blieben bis zur Stilllegung bei der Aachener Straßenbahn. 1951 folgten elf weitere Triebwagen dieses Typs, nunmehr von Talbot, die 1958 bei der [[BWR Waggonreparatur|Waggonfabrik Rastatt]] in [[ASEAG 7103–7113|vierachsige Gelenkwagen]] für den Einsatz auf der Linie 12 Vaals–Eilendorf umgebaut wurden. Im selben Jahr übernahm die ASEAG den Fahrzeugpark der eingestellten [[Straßenbahn Neuwied]], alte Zweiachser aus den Jahren 1912 und 1913, die noch einige Jahre im Landnetz eingesetzt wurden.
 
1956 begann auch bei der ASEAG das Zeitalter der [[Großraumwagen (Straßenbahn)|Großraumwagen]]. Talbot lieferte elf Wagen der Reihe [[ASEAG 1001–1011|1001 bis 1011]], die vor allem auf den Linien der 5er-Gruppe nach Brand, Walheim und Stolberg eingesetzt wurden. Dies waren zugleich die letzten fabrikneuen Wagen der ASEAG. Zudem erhielten 20 ältere, in den Jahren 1915 und 1925 erbaute Triebwagen zwischen 1956 und 1958 neue, den Aufbauwagen ähnelnde Wagenkästen und Inneneinrichtungen. Es folgten noch verschiedene Gebrauchtwagenkäufe, zunächst 1963 [[Rheinbahn 106–119|fünf Vierachser]] des Baujahrs 1936 aus dem ''Benrather Netz'' der Düsseldorfer [[Rheinbahn (Unternehmen)|Rheinbahn]], die auf der Linie 28 bis zu deren Einstellung 1969 ihren Dienst tun sollten. Ab 1967 kamen dann sechs [[Duewag-Großraumwagen]] und fünf sechsachsige Gelenkwagen des [[Duewag-EinheitswagenGelenkwagen]]-Typs aus Mönchengladbach sowie fünf Gelenkwagen aus Oberhausen mit zwei dreiachsigen Fahrgestellen und schwebendem Mittelteil, alles [[Zweirichtungsfahrzeug]]e. Mit diesem Wagenpark fuhr die ASEAG bis zur Stilllegung.
 
Nach der Einstellung wurden die Fahrzeuge teilweise verschrottet, teilweise konnte die ASEAG ihre neueren Triebwagen noch weiterverkaufen. Aachener Fahrzeuge kamen so zur [[Straßenbahn Augsburg]], zur [[Straßenbahn Mainz]] und zur [[Strassenbahn Genf|Straßenbahn Genf]]. Die elektrischen Ausrüstungen von sieben Talbot-Großraumwagen wurden von den [[Manx Electric Railway|Bahnen der Isle of Man]] gekauft und versehen noch heute dort ihren Dienst in Fahrzeugen, deren [[Wagenkasten|Wagenkästen]] inzwischen weit über 100 Jahre alt sind. Zwei Aachener Straßenbahntriebwagen stehen im [[Musée des Transports en commun du Pays de Liège]], dem Verkehrsmuseum in [[Lüttich]], ebenso der aus einem alten Beiwagen nachgebaute Pferdebahnwagen 70. Weitere Fahrzeuge kamen nach der Einstellung zunächst zu anderen Museen und als Spielgeräte auf Spielplätze, sie wurden jedoch in den Folgejahren aufgrund schlechten Zustands letztlich verschrottet. Die ASEAG kaufte 1994 einen ihrer früheren Wagen aus [[Mainz]] zurück und stellte ihn als Denkmal auf ihr Betriebsgelände. Im September 2014 – 40 Jahre nach seinem letzten Einsatz in Aachen – wurde er an seinen ersten Einsatzort Mönchengladbach zurücktransportiert und bleibt dort erhalten.<ref>{{Literatur |Autor=Jan Schnettler |Titel=Letzter Straßenbahnwaggon kehrt heim |Sammelwerk=[[Rheinische Post]] |Datum=2014-08-30 |Online=https://rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/letzter-strassenbahnwaggon-kehrt-heim_aid-22431215 |Abruf=2019-08-24}}</ref>
 
{| class="wikitable"
|+ Liste der Triebwagen (Tw) von AKG, REKA und ASEAG
|-
! style="background:#FFDEAD"| Betriebsnummer AKG (bis 1942)
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| 100–109, 131 || – || 1901 || 11 || [[Waggonfabrik Talbot|Talbot]]/UEG || 2× || 1925–1933 ||
|-
| 110–130 || – || 1899 || 21 || [[Fahrzeugwerkstätten Falkenried|Falkenried]]/UEG || 4× || 1928–1934 || 1901 6 Tw 111, 113, 121, 122, 128 und 130 bei Talbot verlängert, Rest Umbau zu Zweiachsern, 1923 ein Tw 116 an SNCV
|-
| 224–240 || 1709 || 1901–1909 || 17 || Herbrand/Siemens || 2× || 1925–1935 || durch REKA beschafft (als Tw 1–17), nur noch Tw&nbsp;236 von ASEAG übernommen
|-
| 150–181 || 2901–1919 || 1907/1908 || 32 || Herbrand/AEG || 2× || 1928–1957 || 1923–1940 3drei Tw an SNCV, 1945 8&nbsp;Tw an SNCV
|-
| [[AKG 191–200 und 431–440|191–200]] || 6209–6218 || 1908 || 10 || Herbrand/AEG|| 4× || 1959–1961 || Maximum-Drehgestelle, 1923–1940 5fünf Tw an SNCV, 1945 vier Tw an SNCV, 1954 drei Tw zurück an ASEAG
|-
| 421–430 || 2001–2010 || 1910 || 10 || Falkenried/AEG || 2× || 1958–1960 ||
Zeile 1.097:
| 41–48 || 7201–7208 || 1930–1932 (1940) || 8 || Diverse || 4× || || SNCV-Standard-Tw, 1945 an SNCV zurück
|-
| 188–189 || 6101+61022707–2708 || 1948(1940) || 2 || Düwag/KiepeDiverse || 2× || 1972–1974 || Aufbauwagenex SNCV, 19511945 an TwSNCV 7101+7102zurück
|-
| – || 6101–6102 || 1948 || 2 || Düwag/Kiepe || 2× || 1972–1974 || Aufbauwagen, 1951 Tw 7101–7102
|-
| – || 2914, 2920–2927 || 1912/1913 (1950) || 9 || Rastatt/AEG, MAN/BBC || 2× || 1956–1958 || ex Straßenbahn Neuwied
Zeile 1.105 ⟶ 1.107:
| – || [[ASEAG 1001–1011|1001–1011]] || 1956/1957 || 11 || Talbot/Kiepe || 4× || 1974 || Großraumwagen, 1974 7 Tw an Bahnen der Isle of Man, Tw 1006 im [[Verkehrsmuseum Lüttich]]
|-
| – || [[Rheinbahn 106–119|1021–1025]] || 1936 (1963) || 5 || Düwag/SSW || 4× || 1969 || ex Rheinbahn Düsseldorf, Tw 1021 im [[Bergisches Straßenbahnmuseum|Bergischen Straßenbahnmuseum]]
|-
| – || 1012–1017 || 1957 (1967/1969) || 6 || Düwag/Kiepe || 4× || 1973 || Großraumwagen, ex Straßenbahn Mönchengladbach, 1973 an Straßenbahn Mainz; der aus Mainz zurückgekaufte Tw 1016 stand von 1994 bis 2014 als Denkmal auf dem ASEAG-Betriebshof
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Nach der Umstellung auf elektrischen Betrieb wurden als Beiwagen zunächst die alten Pferdebahnwagen verwendet, zwei davon umgebaut als Postbeiwagen. Ab 1896 wurden zunächst gebrauchte [[Sommerwagen]] gekauft, ab 1902 dann auch neue Sommerwagen von Talbot. Diese Wagen wurden bis spätestens 1939 ausgemustert. 1906&nbsp;begann die Beschaffung neuer Beiwagen bei Weyer und Talbot, noch mit offenen Plattformen, die ab 1928 verglast wurden. Auch die REKA beschaffte Beiwagen, zunächst kleine Zweiachser und dann gebrauchte große Vierachser von der [[Elektrische Kleinbahn Mansfeld|Kleinbahn im Mansfelder Bergrevier]]. Die Vierachser blieben bis 1959 auf der nunmehrigen Linie 16 der ASEAG im Einsatz. Ab 1908 beschaffte die AKG in mehreren Serien kleine zweiachsige Beiwagen unterschiedlicher Bauart bei Talbot, die bis 1959 ausgemustert wurden, insgesamt 34 Stück. 1920 bis 1925 kaufte die AKG diverse gebrauchte Beiwagen, unter anderem aus Düsseldorf, Halle und Paderborn, die teilweise allerdings bald wieder ausrangiert wurden. Zusammen mit den ab 1926 beschafften neuen Talbot-Triebwagen erhielt die Kleinbahn auch elf Beiwagen.
 
Zum Einsatz hinter den übernommenen SNCV-Triebwagen lieferte Talbot 1942 sieben große vierachsige Beiwagen, von denen einige nach 1945 zunächst bei der SNCV blieben. 1956 erhielt die ASEAG die Wagen zurück und setzte sie bis 1968 ein. Außerdem kaufte sie während des Krieges drei kleinere Beiwagen gebraucht von der [[Straßenbahn Luxemburg (1875–1964)|Straßenbahn Luxemburg]].
 
===== Nachkriegszeit =====
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! style="background:#FFDEAD"| Anmerkungen
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| 1–45 || – || 1880/1881 || 45 || Herbrand, (33 Stück),<br/>Waggonfabrik Ludwigshafen (12 Stück) || 2× || 1899–1933 || Pferdebahnwagen, zum Teil 1894/1895 auf Meterspur umgespurt und zum Teil als Beiwagen der elektrischen Triebwagen verwendet
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| 201–204 || – || 1894 (1896) || 4 || Herbrand || 2× || 1933–1939 || Sommerwagen, ex Straßenbahn Köln
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== Stromversorgung und Sicherungstechnik ==
=== Stromversorgung ===
Die Stadt Aachen besaß seit 1893 ein durch die Firma [[Schuckert & Co.]] betriebenes Elektrizitätswerk. Für die ElektrifzierungElektrifizierung der Pferdebahn hatte die Stadt die Bedingung gestellt, dass ihr Elektrizitätswerk auch die Stromversorgung der Straßenbahn übernehmen müsse. Hierfür musste die Firma Schuckert & Co., die auch den Bau der Oberleitungen und der erforderlichen Speiseleitungen übernommen hatte, das an der Borngasse liegende Elektrizitätswerk entsprechend erweitern, um ausreichend Leistung liefern zu können. Versorgt wurde die Straßenbahn mit [[Gleichstrom]] mit einer Spannung von 600 Volt.<ref name="bimmermann-18">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 18</ref> Die Fahrzeuge erhielten [[Rollenstromabnehmer]]. Auch die 1896 in Betrieb gegangenen Erweiterungen mit den Strecken nach Bardenberg, Linden und Eilendorf erhielten ihre elektrische Ausrüstung von Schuckert & Co. Für das Eschweiler Netz wechselte die AKG 1897 jedoch zur [[Union Elektricitäts-Gesellschaft]] (UEG) als Lieferant. Die Stromversorgung der neuen Strecken erfolgte über den Bau eines eigenen Kohlekraftwerks, das gegenüber dem Betriebshof in Eschweiler-Pumpe eingerichtet wurde. Kohlen für das neue Kraftwerk lieferte die [[Grube Reserve]], die einen Gleisanschluss an das AKG-Netz erhalten hatte; den Transport übernahm die AKG selbst mit eigens beschafften Selbstentladerwagen von Talbot. Bereits 1903 beendete die AKG jedoch die eigene Stromerzeugung und bezog für das Eschweiler Netz Fremdstrom.<ref name="bimmermann-33">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 33</ref> In späteren Jahren kam dieser vom Kraftwerk Zukunft der [[BIAG Zukunft]] in Weisweiler.<ref name="bimmermann-48">Reiner Bimmermann: ''Aachener Straßenbahn, Band 1: Geschichte'', Schweers+Wall, Aachen 1999, S. 48</ref>
 
Für das ab 1906 aufgebaute Netz im Süden des Kreises Aachen sowie im Kreis Eupen bezog die AKG den Strom aus dem Wasserkraftwerk an der 1905 fertiggestellten [[Urfttalsperre]] in der Eifel. Die elektrische Ausrüstung der Strecken lieferte [[AEG]], von der der bisherige Lieferant UEG 1904 übernommen worden war. [[Umformerstation]]en für den aus der Eifel gelieferten [[Drehstrom]] mit 5000 V Spannung errichtete die AEG in Brand, Eynatten und Vicht. Statt der bisher an Querdrähten befestigten Oberleitungen führte die AEG die Oberleitungen auf den neuen Strecken erstmals als Kettenfahrleitung aus, wie sie sie nur wenige Jahre zuvor erstmals auf der [[Zweigbahn Schöneweide–Spindlersfeld]] erprobt hatte. Im Zuge dieser Erweiterung stieg die AKG zudem ab 1910 schrittweise vom bisherigen Rollenstromabnehmer auf [[Lyrabügel]] um, um das Risiko vom Fahrdraht abspringender Rollen auf den diversen Bahnübergängen zu reduzieren.<ref name="bimmermann-48"/> Die [[Reichsbahndirektion Köln|Königliche Eisenbahndirektion Köln]] als Aufsichtsbehörde hatte diese Umrüstung mit Schreiben vom 17. November 1910 zur Auflage für alle Strecken mit Kreuzungen zwischen Staatsbahn- und Kleinbahnstrecken gemacht.<ref name="öchertram-53">H. Bertram, F. J. Bertram: ''Öcher Tram 1880–1980. Zur Geschichte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Aachener Raum.'' Aquensia-Klette-Verlag, Aachen 1980, S. 53</ref> Ab 1928 ersetzte die AKG die Lyrabügel allmählich durch [[Scherenstromabnehmer]], die Umstellung zog sich bis in die ersten Kriegsjahre hin.<ref name="höltge-100">Dieter Höltge, Axel Reuther: ''Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 7: Aachen, Düren, Köln'' EK-Verlag, Freiburg 2001, S. 100</ref>
 
=== Sicherungstechnik ===
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Seit dem Juni 2001 wurden für die Euregiobahn ([[Liste der SPNV-Linien in Nordrhein-Westfalen#Linien 20–29|RB 20]]) mehrere stillgelegte Eisenbahnstrecken im Großraum Aachen reaktiviert. Inzwischen bestehen wieder direkte Verbindungen von mehreren Stationen im Stadtgebiet zu Zielen wie [[Eschweiler]], [[Herzogenrath]], [[Alsdorf]], [[Stolberg (Rheinland)|Stolberg]], [[Langerwehe]] und [[Düren]].
 
Weitere Ausbaupläne sahen auch eine erneute Streckenführung ab dem ehemaligen Nordbahnhof über die Jülicher Straße bis in das Stadtzentrum von Aachen und die Wiederanbindung von [[Würselen]] vor. Die auf der Euregiobahn eingesetzten TriebwagenDieseltriebwagen vom Typ [[Bombardier Talent#DeutscheBaureihe Bahn643.2|Talent]] (Baureihe 643.2) sind, nach Vorbild des [[Zwickauer Modell]]s, bereits für einen Betrieb auf Strecken nach [[BOStrab]] ausgelegt. Die Planung wird seit 2018 als [[#Regiotram|Regio-Tram]] fortgeführt.
 
=== Campusbahn ===
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Der Bericht über das Ergebnis einer Voranalyse im Rahmen der Stufe 1 dieser Machbarkeitsstudie (Modul A) vom Februar 2021 liegt inzwischen vor.<ref>{{Internetquelle |url=https://ratsinfo.wuerselen.de/bi/do027.asp?DOLFDNR=100699&options=64&annots=1&typ=130 |titel=Machbarkeitsstudie "Regio-Tram" Bericht Voranalyse Nord |hrsg=TTK Karlsruhe |abruf=2021-06-12}}</ref> Danach wird die ursprünglich vorgesehene Streckenführung weitestgehend über ehemalige Eisenbahntrassen ebenso wie ein Schnellbussystem als Alternative verworfen und die Empfehlung ausgesprochen, eine vom Gutachter entwickelte neue Streckenführung, die weitgehend parallel zur [[Bundesstraße 57]] verläuft, der anstehenden weiteren Prüfung des Projekts im Rahmen der Stufe 1, Module B und C, sowie der Stufe 2 der Studie zugrunde zu legen. Bei dieser Variante soll der [[Flugplatz Merzbrück]] durch eine dort endende Zweigstrecke von Würselen-Mitte aus angebunden und auf eine Nutzung der [[Euregiobahn]]trasse von Merzbrück nach Alsdorf durch die Regiotram und auf den dadurch erforderlichen Einsatz von Zweisystemfahrzeugen verzichtet werden.
 
Die Stufe 2 der Machbarkeitsstudie wurde im März 2023 abgeschlossen. Demnach ist eine Regiotram zwischen Aachen Normaluhr und Baesweiler Nord technisch, betrieblich und wirtschaftlich machbar. Der Nutzen-Kosten-Indikator liegt für eine Variante über Alsdorf-Annapark (inklusive einer Kreuzungsbeseitigung mit der [[Bahnstrecke Stolberg–Herzogenrath]]) bei 1,14 und für eine Variante über Alsdorf-Kellersberg bei 1,25. Im September/Oktober 2023 haben die Stadträte Aachen, Alsdorf, Baesweiler und Würselen sowie der Städteregionsausschuss der Städteregion Aachen beschlossen, dass vorbehaltlich der noch ausstehenden Bewilligung von Fördermitteln aus dem „STARK-Programm“ für die Planungskosten der Auftrag für die Leistungsphasen 1 und 2 nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (Grundlagenermittlung und Vorplanung) erteilt und dass diesen Planungen allein die Streckenvariante über Alsdorf-Annapark zugrunde gelegt werden soll.<ref>{{Internetquelle |url=https://regiotram-aachen.de/node/243 |titel=Die Regiotram ist machbar |sprache=de |abruf=2023-06-20}}</ref> Entsprechende Förderzusagen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen wurden Ende August 2024 erteilt, so dass Ausschreibung und Vergabe der Planungsleistungen nunmehr erfolgen können<ref>{{Internetquelle |url=https://regiotram-aachen.de/foederzusage |titel=Weichenstellung für die Regiotram |sprache=de | hrsg=Regiotram-Website|abruf=2024-08-30}}</ref>.
 
Mit der Erstellung eines Kommunikationskonzeptes zur Bürgerbeteiligung wurde ein Konsortium der Firmen PRpetuum GmbH München/Frankfurt/Berlin (Agentur für Kommunikation und Themenmanagement) und Zebralog GmbH Berlin/Bonn (Partizipation und Bürgerbeteiligung) beauftragt<ref>{{Internetquelle |url=https://ratsinfo.aachen.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=23429 |titel=Vorlage Sachstand zum Projekt Regiotram |hrsg=Stadt Aachen Ratsinformationssystem |datum=2021-06-17 |abruf=2021-06-12}}</ref>.
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[[Kategorie:Straßenbahnsystem (Deutschland)|Aachen]]
[[Kategorie:Spurweite 1000 mm]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Städteregion Aachen)]]