„Jürgen Sparwasser“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Fußballspieler
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| bildunterschrift = Jürgen Sparwasser (1974)
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| geburtstag = [[4. Juni]] [[1948]]
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'''Jürgen Sparwasser''' (* [[4. Juni]] [[1948]] in [[Halberstadt]]) ist ein ehemaliger [[Deutschland|deutscher]] Fußballspieler[[Fußball]]spieler und [[Fußballtrainer|-trainer]], der in der [[DDR-Oberliga (Fußball)|DDR-Oberliga]], der höchsten Spielklasse des [[Deutscher Fußball-Verband|DDR-Fußballverbandes]], aktiv war. Dort spielte er für den [[1. FC Magdeburg]], mit dem er dreimal Meister, viermal DDR-Pokalsieger und 1974 Europapokalsieger wurde. Für die [[Fußballnationalmannschaft der DDR|Nationalmannschaft der DDR]] spielte Sparwasser 53-mal und schoss 15 Tore, darunter während der [[Fußballweltmeisterschaft 1974]] das Siegtor der DDR-Auswahl [[Fußballländerspiel Deutsche Demokratische Republik – Bundesrepublik Deutschland 1974|im einzigen Spiel gegen die bundesdeutsche Nationalmannschaft]]. Im Jahr 1988 [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|flüchtete er aus der DDR]].
 
== Aktive Laufbahn ==
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Noch vor seinem 18. Geburtstag kam Sparwasser am 26. Februar 1966 zu seinem ersten Einsatz in der DDR-Oberliga. Am 16. Spieltag der Saison 1965/66 wurde er beim 0:0 beim FC Hansa Rostock als linker Halbstürmer eingesetzt. Bis zum Saisonende wurde er noch in weiteren fünf Oberligapunktspielen der Magdeburger aufgeboten, die inzwischen als 1. FC Magdeburg antraten. Sein erstes Oberligator erzielte er beim Spiel Rot-Weiß Erfurt – FCM (2:1) am 12. März 1966. Zum Saisonende stand Magdeburg als Absteiger fest, so dass Sparwasser in der Spielzeit 1966/67 in der zweitklassigen [[DDR-Liga]] spielen musste. Mit seinen 22 Toren, mit denen der 1,80 Meter große Stürmer zum Torschützenkönig der Nordstaffel wurde, trug er entscheidend zum sofortigen Wiederaufstieg bei. In der neuen Oberligasaison 1967/68 war er mit neun Treffern erneut bester Schütze seiner Mannschaft. Dies wiederholte sich auch in den folgenden drei Jahren.
 
Am 22. Juni 1969 wurde Sparwasser zum ersten Mal in der [[Fußballnationalmannschaft der DDR|A-Nationalmannschaft]] eingesetzt. Im Spiel der DDR gegen Chile (0:1) wurde er auf der linken Sturmseite aufgeboten. Trotz seiner konstanten Leistungen in der Oberliga wurde Sparwasser nie Stammspieler in der DDR-Auswahl. Andererseits entpuppte er sich als zuverlässiger Turnierspieler. Sowohl beim olympischen Fußballturnier 1972 als auch bei der Weltmeisterschaftsendrunde 1974 bestritt er sämtliche Spiele. Mit der [[Fußball-Olympiaauswahl der DDR|Olympiaauswahl]], für die er zwischen 1968 und 1975 elf Länderspiele bestritt, gewann er 1972 die Bronzemedaille. Bei der Fußballweltmeisterschaft 1974 war er im Hamburger [[Volksparkstadion]] in der 77. Spielminute der 1:0-Siegesschütze im [[Fußballländerspiel Deutsche Demokratische Republik – Bundesrepublik Deutschland 1974|Vorrundenspiel DDR – Bundesrepublik]] und wurde damit bei den systemtreuen Fußballanhängern zum Volkshelden im ostdeutschen Staat.
 
[[Datei:AC Milan tegen FC Magdeburg 0-2, finale Europacup II spelers met beker, Bestanddeelnr 927-1797.jpg|mini|Jürgen Sparwasser (links) und seine Teamkollegen nach dem Gewinn des [[Europapokal der Pokalsieger 1973/74]]]]
[[Datei:Gedenktafel Breiter Weg (Magdeburg) Jürgen Sparwasser.jpg|mini|[[Sports Walk of Fame]] in [[Magdeburg]]]]
 
Mit dem 1. FC Magdeburg war Sparwasser inzwischen zweimal Oberliga-Meister (1972 und 1974) und zweimal [[FDGB-Pokal|DDR-Pokalsieger]] (1969 und 1973) geworden. Bereits vor der Weltmeisterschaft hatte er mit dem Gewinn des [[Europapokal der Pokalsieger 1973/74|Europapokals der Pokalsieger]] am 8. Mai 1974 durch einen 2:0-Sieg über den [[AC Mailand]] den größten Erfolg seiner Fußballlaufbahn errungen. In den Spielzeiten 1973/74 und 1975/76 wurde Sparwasser erneut bester Torschütze der Magdeburger, dazwischen holte er sich 1975 seinen dritten DDR-Meister-Titel. Ab 1976 bildete er mit [[Joachim Streich|Streich]] und [[Martin Hoffmann (Fußballspieler)|Hoffmann]] den Paradesturm des FCM und wurde 1978 und 1979 zum dritten und vierten Mal DDR-Pokalsieger. Die Saison 1978/79 war Sparwassers letzte in der Oberliga,<ref>{{Cite web | url = httphttps://www.rsssf.comorg/players/sparwasserdata.html | title = Jürgen Sparwasser - Matches and Goals in Oberliga | author = Matthias Arnhold | date = 2006-07-10 | accessdate = 2020-01-13 | publisher = [[Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation|RSSSF.comorg]]}}</ref> denn wegen eines Hüftleidens musste er 31-jährig den Leistungssport beenden. Damit hatte er für den 1. FC Magdeburg 271 Oberligaspiele mit 111 Toren, 27 DDR-Ligaspiele (22 Tore), 49 nationale Pokalspiele (20 Tore) und 40 Europapokalspiele (20 Tore)<ref>{{Cite web | url = httphttps://www.rsssf.comorg/players/sparwasser-in-ec.html | title = Jürgen Sparwasser - Matches in European Cups | author = Marcel Haisma | date = 2008-07-31 | accessdate = 2020-01-13 | publisher = [[Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation|RSSSF.comorg]]}}</ref> bestritten. Nur 15 Fußballer trafen in der Geschichte der höchsten Spielklasse des [[Fußball in der DDR|DDR-Fußballs]] häufiger ins Netz.<ref>{{Cite web | url = httphttps://www.rsssf.comorg/tablesd/ddrtops.html#allt | title = East Germany - Topscorers | author = Matthias Arnhold | date = 2019-05-29 | accessdate = 2020-01-13 | publisher = [[Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation|RSSSF.comorg]] | language=en}}</ref>
 
Am 16. November 1977 hatte er zum letzten Mal in der Nationalmannschaft beim WM-Qualifikationsspiel Türkei gegen die DDR (1:2) gespielt. Es war sein 53. – bzw. [[FIFA-Regelung zu Länderspielen (1999)|nach FIFA-Lesart]] sein 49.<ref>{{Cite web | url = httphttps://www.rsssf.comorg/miscellaneous/sparwasser-intlg.html | title = Jürgen Sparwasser - Goals in International Matches | author = Matthias Arnhold | date = 2015-02-12 | accessdate = 2020-01-13 | publisher = [[Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation|RSSSF.comorg]]}}</ref> – A-Länderspiel. Mit 15 bzw. 14 Treffen geht er in die ostdeutsche Länderspielstatistik ein.<ref>{{Cite web | url = httphttps://www.rsssf.comorg/miscellaneous/ddr-recintlp.html | title = East Germany - Record International Players | author = Matthias Arnhold | date = 2020-01-10 | accessdate = 2020-01-13 | publisher = [[Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation|RSSSF.comorg]] | language=en}}</ref>
 
== Weiterer Werdegang ==
Während seiner aktiven Zeit hatte Sparwasser ein Ingenieurstudium als Maschinenbauer absolviert und 1980 eine Ausbildung zum Sportlehrer abgeschlossen. Der 1. FC Magdeburg stellte den Sportlehrer als Assistenztrainer an, mehrfache Angebote, den Cheftrainerposten zu übernehmen, lehnte Sparwasser ab, da er das damit verbundene politische Engagement vermeiden wollte. Stattdessen wurde er [[Wissenschaftlicher Assistent]] an der [[Pädagogische Hochschule Magdeburg|Pädagogischen Hochschule Magdeburg]]. Erst 1973, und somit kurz vor der Fußball-WM, war Sparwasser in die DDR-Staatspartei [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] eingetreten. Als seine Tochter aufgrund politischer Repressionen einen Ausreiseantrag stellte, wurde auch Sparwassers berufliche Stellung gefährdet. Daher entschloss er sich zur Flucht in die Bundesrepublik. Anlässlich eines Spiels der Altherrenmannschaft des 1. FC Magdeburg in [[Saarbrücken]] gelang ihm dieses Vorhaben am 10. Januar 1988. – zusammen mit seinerSeine Frau, dieweilte zur gleichen Zeit auf Verwandtenbesuch in der Bundesrepublik. warSparwasser setzte sich von der Magdeburger Mannschaft ab, der Delegationsleiter meldete ihn als vermisst, im Hotel hatte Sparwasser einen Brief hinterlassen, in dem er mitteilte, in Westdeutschland bleiben zu wollen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.abendblatt.de/archive/1988/pdf/19880111.pdf/ASV_HAB_19880111_HA_013.pdf |titel=Sparwasser will im Westen bleiben |werk=Hamburger Abendblatt |datum=1988-01-11 |abruf=2022-05-14}}</ref> Der DDR-Nachrichtendienst ADN meldete: "Die„Die Anwesenheit einer Altherrenmannschaft des 1. FC Magdeburg in Saarbrücken benutzten sportfeindliche Kräfte zur Abwerbung von Jürgen Sparwasser, der seine Mannschaft verriet."<ref>[http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag7218.html ''Vom Fußballhelden zum Republikflüchtling''] WDR.de, 10. Januar 2013.</ref>
 
In der Bundesrepublik arbeitete Sparwasser zunächst auch wieder als Trainer, von 1988 bis 1990 als Co-Trainer beim Bundesligisten [[Eintracht Frankfurt]] unter [[Karl-Heinz Feldkamp]], danach bis zu seiner Entlassung im November 1991 in seinem einzigen Engagement als Chef-Trainer im Profifußball beim Zweitligisten [[SV Darmstadt 98]], der in der [[2. Fußball-Bundesliga 1990/91|Saison 1990/91]] den 17. Platz belegte und nur wegen des Lizenzentzugs von [[Rot-Weiss Essen]] nicht abstieg. Ab Dezember [[Fußball-Oberliga Hessen 1994/95|1994]] trainierte er den durch Einführung der [[Fußball-Regionalliga]] seit 1994 viertklassigen [[Fußball-Hessenliga|Hessischen Oberligisten]] [[Rot-Weiß Walldorf]] als Nachfolger von [[Timo Zahnleiter]] bzw. Jochen Rebsch, konnte den Abstieg in die [[Fußball-Verbandsliga Hessen|Landesliga Hessen]] als Tabellenletzte von 16 Mannschaften jedoch nicht verhindern. Für die Landesliga Süd musste eine völlig neue Mannschaft aufgebaut werden, die am Ende der Saison 1995/96 als 16. von 17 Mannschaften mit zehn Punkten Rückstand auf den 14. Platz den Abstieg in die sechstklassige Bezirksoberliga hinnehmen musste.<ref>[http://rw-walldorf.b-schmitt.de/senioren/archivrotweiss/Saison199495.html Archiv Rot-Weiß Walldorf Saison 1994/95], abgerufen am 7. September 2015</ref><ref>[http://rw-walldorf.b-schmitt.de/senioren/archivrotweiss/Saison199596.html Archiv Rot-Weiß Walldorf Saison 1995/96], abgerufen am 7. September 2015</ref>
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== Trivia ==
2003 ersteigerte ein Krefelder Unternehmer Sparwassers Trikot mit der Nr. 14, das dieser 1974 im Spiel gegen die DFB-Auswahl getragen hatte, und überließ es dem Bonner [[Haus der Geschichte]], in dem es seither ausgestellt ist.
 
In Italien wurde im November 2015 im Stadtteil Pigneto in [[Rom]] ein Musiklokal namens „Sparwasser“ eröffnet<ref>[https://berlinomagazine.com/2019-sparwasser-il-centro-culturale-di-roma-dedicato-al-celebre-calciatore-ddr85830-2/ Artikel über die Benennung des Vereins nach dem Fußballspieler]</ref>.
 
== Erfolge ==
* [[Liste der deutschen Fußballmeister#Oberliga-Meister (DDR) 1950–1991|DDR-Meister]]: [[DDR-Fußball-Oberliga 1971/72|1972]], [[DDR-Fußball-Oberliga 1973/74|1974]], [[DDR-Fußball-Oberliga 1974/75|1975]]
* Sieger beim UEFA-Jugendturnier 1965
* [[FDGB-Pokal|DDR-Pokalsieger]]: [[FDGB-Pokal 1968/69|1969]], [[FDGB-Pokal 1972/73|1973]], [[FDGB-Pokal 1977/78|1978]], [[FDGB-Pokal 1978/79|1979]]
* DDR-Meister 1972, 1974, 1975
* Gewinn des [[Europapokal der Pokalsieger (Fußball)|Europapokals der Pokalsieger]]: [[Europapokal der Pokalsieger 1973/74|1974]]
* DDR-Pokalsieger 1969, 1973, 1978, 1979
* Bronzemedaille bei den [[Fußball bei den Olympischen Spielen|Olympischen Spielen]]: [[Olympische Sommerspiele 1972/Fußball|1972]]
* Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1974
* Teilnahme an der [[Fußball-Weltmeisterschaft]]: [[Fußball-Weltmeisterschaft 1974/Gruppe I#DDR – BR Deutschland|1974]]
* Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1972
* Sieger beim UEFA-Jugendturnier: 1965
* Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 1974
 
== Literatur ==
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* {{Fussballdaten|juergen-sparwasser}}
* {{Transfermarkt|88997}}
* {{DFB.de|juergenjurgen-sparwasser}}
* {{NFTPlayer|16694}}
* {{EUFootball|19801}}
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[[Kategorie:Person (Halberstadt)]]
[[Kategorie:DDR-Bürger]]
[[Kategorie:DDR-Flüchtling]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1948]]