„Polyacrylnitril“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 109.226.134.58 (Diskussion) wurden auf die letzte Version von WikispiderBot zurückgesetzt: Vandalismus Markierungen: Zurücksetzung SWViewer [1.4] |
-haznK (Diskussion | Beiträge) Linkvorschlag-Funktion: 1 Link hinzugefügt. |
||
(17 dazwischenliegende Versionen von 12 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 43:
== Historie ==
Polyacrylnitril (PAN) wurde 1930 von [[Hans Fikentscher]] und [[Claus Heuck]] im Werk Ludwigshafen der damaligen [[IG Farben]] erstmals synthetisiert.<ref name="DE654989" /> Da PAN unschmelzbar und in den damals gängigen Lösemitteln unlöslich ist, wurde der Stoff – ähnlich wie die [[Polytetrafluorethylen|Polymerisate des Tetrafluorethylens]] bei der IG Farben in Höchst<ref name="Wetzel" /> – als Werkstoff allerdings nicht weiter untersucht. Der im Werk Bitterfeld der IG Farben tätige Chemiker [[Herbert Rein]] (1899–1955) erhielt 1931 bei einem Besuch in Ludwigshafen eine Probe des Materials<ref name="Spiegel" /> und fand 1934 mit [[Pyridiniumbenzylchlorid]]<ref group="S">{{Substanzinfo|Name=Benzylpyridiniumchlorid |CAS=2876-13-3|Wikidata= Q27271338|ECHA-ID=|EG-Nummer=|ZVG=|PubChem= 76135}}</ref> – einer [[Ionische Flüssigkeit|ionischen Flüssigkeit]] – das erste gute Lösemittel für PAN.<ref name="DE631756" /> 1942 entdeckte Rein, dass PAN auch gut in [[Dimethylformamid]] löslich ist, und entwickelte darauf aufbauend einen technischen Verarbeitungsprozess zum Spinnen von PAN-Fasern.<ref name="DE763277" /> Nach dem Krieg wurde die großtechnische Produktion von PAN als „Orlon“ zunächst bei [[E. I. du Pont de Nemours and Company|DuPont]] in den USA aufgenommen. In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde die industrielle Polyacrylnitrilfaserproduktion 1956 aufgrund der Vorarbeiten des Kollektivs „Wolcrylon“ ([[Max Duch]], Herbert Lehnert u. a.) im [[Filmfabrik Wolfen|VEB Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen]] aufgenommen. Zuvor waren in den [[Buna-Werke|Buna-]] (Polyacrylnitril) und [[Leunawerke|Leuna]]-Werken (Dimethylformamid) die Voraussetzungen zur Herstellung der Ausgangsstoffe geschaffen worden.<ref> Herbert Bode [https://www.gdch.de/fileadmin/downloads/Netzwerk_und_Strukturen/Fachgruppen/Geschichte_der_Chemie/Mitteilungen_Band_14/1998-14-12.pdf ''Geschichte der Chemiefaser-industrie der Deutschen Demokratischen Republik'']. In: ''Mitteilungen, Gesellschaft
== Verwendung ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-62261-0001, VEB Kunstseidenwerk "Friedrich Engels", Versuchsproduktion von Prelanafasern.jpg|mini|Versuchsproduktion von Prelanafasern (1959)
* Dralon (früher [[Bayer AG]], heute [[Dralon (Unternehmen)|Dralon]]; Produktionsende 10/2021),<ref name="Dralon" />
* Dolan (früher [[Hoechst#Die Faserwerke Bobingen, Hersfeld, Kelheim und Hoechst Guben GmbH (GB F)|Hoechst AG]], heute Dolan GmbH),<ref name="Dolan" />
* Orlon (früher [[E. I. du Pont de Nemours and Company|DuPont]], heute Invista),<ref name="Orlon" />
* Crylor ([[Radici Partecipazioni]]) oder ehemals in der [[DDR]] als Wolpryla<ref name="Crylor" />
Die Fasern sind zumeist [[Texturierung|texturiert]] und weisen somit eine hohe Bauschigkeit auf, wodurch die Textilien einen wollartigen Charakter
Darüber hinaus wird PAN in weiteren Copolymeren verwendet, z. B. zusammen mit [[Polyvinylchlorid]] (PVC) für schwerentflammbare Fasern (z. B. für [[Monofil]]-Kunsthaar, als Kanekalon vertrieben) oder zusammen mit [[1,3-Butadien]] und [[Styrol]] als [[Acrylnitril-Butadien-Styrol]]-Copolymerisat (ABS). Bei Textilien werden Kunstfasern mit einem Acrylnitril-Anteil zwischen 50 % und 85 % als '''Modacryl''' bezeichnet<ref>{{Internetquelle |url=https://www.textilglossar.com/artikel/modacryl.html |titel=Modacryl - Das Textil-Glossar |abruf=2024-08-02}}</ref>.
Eine weitere Verwendung findet es für zugfeste, dehnungsarme Kunststoffseile. PAN wird als Stützschicht in der [[Membrantechnik]] verwendet.
Zeile 65:
<div style="clear:left;"></div>
Dünne Fasern aus modifiziertem PAN ([[Veresterung]] und weitere Oxidation zu Säureendung ..PAN-COOH) können durch abwechselnde Spülung mit [[Natronlauge]] und [[Salzsäure]] zu muskelähnlichen Kontraktionen angeregt werden. Die entwickelte Kraft hängt vom Grad der Polymerisation, der Konzentration der Spülflüssigkeiten und der mechanischen Dichte des Faserfilzes ab.
Ein Nachteil des Kunststoffs ist das Entstehen von [[Cyanwasserstoff|Blausäure]] bei Schwelbränden oder bei starker Hitze.
Zeile 73:
== Literatur ==
* Hans Domininghaus: ''Kunststoffe. Eigenschaften und Anwendungen.'' 8., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-16172-8.
== Einzelnachweise ==
Zeile 128:
</references>
== Anmerkungen ==
[[Kategorie:Nitril]]▼
<references group="S" />
[[Kategorie:Faserrohstoff]]
[[Kategorie:Chemiefaser]]
|