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'''Hans Moritz Walther Freiherr von [[Uslar-Gleichen]]''' (* [[25. Juli]] [[1970]] in [[Köln]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[JournalistSchriftsteller]] und [[AutorJournalist]].
 
== Leben ==
Moritz von UslarsUslar Vaterwurde [[als erstes Kind des Bonner Kulturdezernenten Hans-Jochem von Uslar]] war(1938–2022) Kulturdezernentund derdessen StadtFrau Nora-Maria, geb. Freiin v. der [[BonnBorch (westfälisches Adelsgeschlecht)|Borch]] in Köln geboren.<ref>{{Literatur |Autor=Moritz von Uslar |Titel=Odenwaldschule: "Usli, warum widersprichst du nicht?" |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2014-06-05 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/2014/24/odenwaldschule-paedophilie-missbrauch |Abruf=2020-03-12}}</ref><ref>GHdA, Freiherrl. Häuser A Bd. X, Limburg 1977, S. 456.</ref> Er hat zwei Schwestern. Uslar wuchs in Berlin auf und besuchte das Internat [[Birklehof]] in [[Hinterzarten]]. Nach einem Volontariat beim Magazin ''[[Tempo (Zeitschrift)|Tempo]]'' arbeitete er von 1992 bis 2004 als Redakteur beim Magazin der ''[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]''. Dort begann er seine Interviewserie ''100 Fragen an&nbsp;…''. Zusammen mit [[Rebecca Casati]] veröffentlichte er 1999 die gesammelten Kolumnen ''Wie sehen Sie denn aus? Eine Stilkritik''. 2001 war er Teil des [[Nachtstudio (ZDF)|ZDF Nachtstudio]] mit [[Volker Panzer]], [[Rainald Goetz]] und [[Barbara Sichtermann]]. Von 2006 bis 2008 arbeitete er als Redakteur für den [[Der Spiegel|Spiegel]]. Anschließend wechselte er zur [[Die Zeit|Zeit]]. Seit 2021 ist er mit Dorothée Stöbener Leiter des Ressorts „Entdecken“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit-verlagsgruppe.de/pressemitteilung/moritz-von-uslar-wird-co-ressortleiter-entdecken/ |titel=Moritz von Uslar wird Co-Ressortleiter „Entdecken“ |werk=Zeit Verlagsgruppe |sprache=de-DE |abruf=2022-07-15}}</ref> Seit 2017 ist er Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]].<ref>''Die Zeit'', 6. Juli 2023, S. 47.</ref>

Moritz von Uslar lebt in [[Berlin]]. Aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin [[Nicolette Krebitz]] hat er einen Sohn.
 
== Werk ==
Als Schriftsteller schrieb Uslar Kurzgeschichten, etwa ''Davos'', die 1999 in dem von [[Christian Kracht]] herausgegebenen Sammelband ''Mesopotamia'' erschien. Im Text ''Drei nach Neun'' (2001) beschreibt er eine Begegnung mit der damaligen CDU-Vorsitzenden [[Angela Merkel]] in der Garderobe vor der Aufzeichnung der Talkshow ''[[3 nach 9]]''.<ref>„Drei nach neun“, in: Jochen Bonz (Hg.): ''Sound Signatures. Pop-Splitter''. Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-12197-9, S. 85–93.</ref> Er schrieb die Theaterstücke ''Freunde'' (2000), ''Freunde 2'' (2001) und ''Abso-fuckin-lutely. The Best of Lulu'' (2004). 2006 erschien sein erster Roman ''Waldstein oder Der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005''.
=== ''Deutschboden'' (2010) ===
[[File:Uslar Deutschboden Fassade Bahnhofstr. Berliner.jpg|mini|Fassadenmalerei mit „Deutschboden“-Buchumschlag an der ehemaligen Buchhandlung in der Berliner Straße in Zehdenick (20202013)]]
2010 erschien Uslars Buch ''Deutschboden'', das auf einen dreimonatigen Aufenthalt in der brandenburgischen Kleinstadt [[Zehdenick]] im Jahr 2009 zurückgeht. Uslar hatte 18 Orte erkundet, bis er sich für Zehdenick entschied.<ref>{{Internetquelle |autor=Moritz von Uslar |url=https://www.theeuropean.de/moritz-von-uslar/3508-deutschboden |titel=Deutschboden |werk=The European |abruf=2020-03-15 |sprache=en-US}}</ref> Das reportageartige Buch trägt den Untertitel ''Eine teilnehmende Beobachtung'', der sich auf den anthropologischen Begriff der [[teilnehmendeTeilnehmende Beobachtung|teilnehmenden Beobachtung]]'' bezieht. Es ist nach einem Wohnplatz im Wald nahe der Stadt benannt. Der Name „Deutschbóden“ wird auf der zweiten Silbe betont.<ref>''Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, S. 168.</ref> Uslar schildert und zitiert verschiedene Stadtbewohner, mit denen er sich in verschiedenen Kneipen regelmäßig traf, aus der Ich-Perspektive, verwendet aber auch die 3. Person, wenn er über „den Reporter“ schreibt. Die Stadt Zehdenick heißt im Buch „Oberhavel“.
 
Für einen Artikel in der ''[[Welt am Sonntag]]'' befragte der Journalist Kolja Reichert einige Protagonisten zu ihrer Meinung über Uslars Buch. Reichert warf Uslar „Pose“ statt ernsthaftem Interesse vor. Die veränderten Namen seien leicht ermittelbar. Uslar sei in seiner Beschreibung nachlässig vorgegangen, „um eine möglichst krasse [[Diskriminierung Ostdeutscher|Ost-Exotik]] zu schaffen“. Die im Buch beschriebene Band 5 Teeth Less habe ihm bewusst Material geliefert. Was für einen Ethnologen eine verfälschende Versuchsanordnung sei, sei Uslar willkommen: „Das Geschehen macht sich krasser, als es ohne ihn wäre.“<ref>{{Literatur |Autor=Kolja Reichert |Titel="Deutschboden": Moritz von Uslar – wo die wilden Kerle wohnen |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2010-10-05 |Online=https://www.welt.de/kultur/article10085340/Moritz-von-Uslar-wo-die-wilden-Kerle-wohnen.html |Abruf=2020-10-15}}</ref> Uslar beschwerte sich über den Artikel in mehreren SMS bei Welt-Feuilletonchef [[Cornelius Tittel]]. Er stelle einen „Skandalisierungsversuch“ dar. Uslar schrieb: „Cornelius, Du hässlicher [[Eierkopf]].“ Auf Tittels Frage, ob er den kompletten SMS-Verkehr veröffentlichen dürfe, reagierte Uslar positiv. Er konnte jedoch nicht vollständig veröffentlicht werden, da Medienanwalt [[Christian Schertz]] kurz vor Redaktionsschluss mit rechtlichen Schritten drohte.<ref>{{Literatur |Autor=Cornelius Tittel |Titel=Glosse: Let it Rock – SMSen mit Moritz von Uslar |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2010-10-06 |Online=https://www.welt.de/kultur/article10095308/Let-it-Rock-SMSen-mit-Moritz-von-Uslar.html |Abruf=2020-10-15}}</ref> Die Kontroverse wurde in verschiedenen Medien besprochen.<ref>{{Literatur |Autor=Daniel Haas |Titel=Gouvernanten-Journalismus: Du Eierkopf! |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/gouvernanten-journalismus-du-eierkopf-11056743.html |Abruf=2020-10-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://blogs.taz.de/die_faz_vs_die_welt_vs_moritz_von_uslar/ |titel=Die FAZ vs. Die Welt vs. Moritz von Uslar |abruf=2020-10-15 |sprache=de-DE}}</ref>
 
2014 erschien der Dokumentarfilm ''Deutschboden'' unter der Regie von André Schäfer, in dem Uslar und einige Protagonisten des Buchs auftreten.<ref>Martina Knoben: ''[https://www.sueddeutsche.de/kultur/deutschboden-im-kino-mutproben-zwischen-nagelstudios-1.1923544 Mutproben zwischen Nagelstudios]''. In: sueddeutsche.de. 28. März 2014, abgerufen am 21. August 2018.</ref>
 
2017 warf die in Zehdenick geborene Schriftstellerin [[Manja Präkels]] Uslar in einem [[Der Spiegel|Spiegel]]-Artikel vor, die [[Rechtsextremismus|rechtsradikale]] Vergangenheit seiner Protagonisten verharmlost zu haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Manja Präkels, DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/spiegel/moritz-von-uslars-roman-deutschboden-und-die-wirklichkeit-a-1182454.html |titel=Moritz von Uslars Roman "Deutschboden" und die Wirklichkeit - DER SPIEGEL - Panorama |abruf=2020-03-13 |sprache=de}}</ref> Uslar erwiderte in einem Zeit-Artikel, er habe Rechtsradikalismus immer wieder thematisiert, zudem seien seine Protagonisten zu jung, um an rechtsextremen Gewalttaten Anfang der 1990er Jahre beteiligt zu sein, die Präkels auch in ihrem Roman ''Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß'' schildert.<ref>{{Literatur |Autor=Moritz von Uslar |Titel=Kritik an "Deutschboden": Aus gegebenem Anlass |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2017-12-13 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/2017/52/kritik-deutschboden-moritz-von-uslar-spiegel-replik |Abruf=2020-03-13}}</ref>
 
=== ''Nochmal Deutschboden'' (2020) ===
2020 veröffentlichte Uslar mit ''Nochmal Deutschboden'' ein zweites Buch über Zehdenick. Im Frühjahr 2019 hatte er die Protagonisten seines ersten Buchs erneut besucht. Für das Buch organisierte er ein Gespräch von Stadtbewohnern mit der damaligen [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Kandidatin für die [[Europawahl 2019]] [[Katarina Barley]], führte Gespräche mit [[Alternative für Deutschland|AfD]]-Lokalpolitikern und Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft. Während Uslar im ersten Buch lediglich ein Schild mit der Aufschrift „Deutschboden 1 km“ beschreibt, den eigentlichen Ort aber nicht findet, lässt er sich im zweiten Buch die Siedlung von einem Kleinstadtbewohner zeigen. Er beschreibt die fünf Häuser der Ansiedlung und gibt die Geschichte des Namens wieder, der an einer Informationstafel zu lesen ist: Der Name Deutschboden leitet sich von einem erstmals 1592 schriftlich erwähnten durch die [[Schorfheide]] verlaufenden Wildzaun ab. An der Stelle des heutigen Schilds stand ein Gatter, das durchziehenden Kaufmannszügen signalisierte, wieder auf deutschem Boden zu sein.
 
Uslars Buch kam auf die Spiegel-Bestsellerliste und stieß bei der Kritik auf gemischtes Echo.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.perlentaucher.de/buch/moritz-von-uslar/nochmal-deutschboden.html |titel=Moritz von Uslar: Nochmal Deutschboden. Meine Rückkehr in die brandenburgische Provinz |abruf=2020-04-05 |sprache=de}}</ref> In der [[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung|Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung]] warf Johannes Franzen Uslar vor, dem Thema weder ethisch noch ästhetisch gewachsen zu sein. Uslar komme nie in die Nähe der „eigentlichen Geschichten, weil er die ausgestellte Traurigkeit des verordneten Männlichkeitsklischees“ mit der Traurigkeit verwechsele, die dieses Klischee kaschieren solle.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Franzen |Titel=Für immer Hardrockhausen |Hrsg= |Sammelwerk=Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2020-04-05|ISBN= |Seiten=}}</ref> [[Cornelius Pollmer]] lobte das Buch in der Süddeutschen Zeitung, warf Uslar jedoch ungenauen Umgang mit Fakten vor.<ref>{{Internetquelle |autor=Cornelius Pollmer |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/teilnehmende-beobachtung-und-sonst-so-1.4873728 |titel=Und sonst so? |abruf=2020-04-12 |sprache=de}}</ref>
 
== Bücher ==
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== Auszeichnungen ==
* 2012: [[Fontane-PreisLiteraturpreis der StadtFontanestadt Neuruppin und des Landes Brandenburg|Fontane-PreisLiteraturpreis fürder LiteraturFontanestadt Neuruppin]] für ''Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung''
 
== Einzelnachweise ==
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{{SORTIERUNG:Uslar, Moritz von}}
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:PersonLiteratur (Köln21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]
[[Kategorie:Person (Köln)]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Person (Spiegel-Verlag)]]
[[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Uslar-Gleichen|Moritz]]
[[Kategorie:Schriftsteller (Berlin)]]
[[Kategorie:AutorZehdenick]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1970]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Person (Die Zeit)]]
 
{{Personendaten