„Hausrind“ – Versionsunterschied
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Das '''Hausrind''' oder schlicht '''Rind''' (''Bos taurus'',<ref>[
Die [[Zebu]]s (''Bos indicus'') stammen von der indischen Form des Auerochsen ab. In Abgrenzung von Rassen zebuinen Ursprungs bezeichnet man die in Europa üblichen Hausrinder als '''taurine Rinder'''. Der Vorfahr der Zebus wird von manchen Autoren auch als eigene Art (''Bos namadicus'') geführt, was aufgrund der Ähnlichkeit mit den restlichen Auerochsentypen und der uneingeschränkten Kreuzbarkeit des Zebus mit taurinen Hausrindern nicht vollständig geteilt wird.<ref name="vVuure05">Cis van Vuure: ''Retracing the Aurochs – History, Morphology and Ecology of an extinct wild Ox.'' 2005, ISBN 954-642-235-5.</ref>
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Heute geht man davon aus, dass die taurinen Hausrinder, die in Europa und Nordamerika üblicherweise gehalten werden, ursprünglich aus [[Anatolien]] und dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] stammen, wo der Auerochse, ''Bos primigenius'', ebenfalls vorkam. DNA-Untersuchungen ergaben, dass sich bereits die Ahnen der taurinen Rinder und der Zebus genetisch unterschieden und somit unabhängig voneinander domestiziert wurden.
Die [[Domestizierung]] zum taurinen Hausrind fand bereits vor rund 10.000 Jahren statt.<ref>Ceiridwen J. Edwards et al.: [
2012 stellte eine internationale Forschergruppe rund um Wissenschaftler der Universität Mainz fest, dass die heutigen taurinen Rinder letztendlich von 80 weiblichen Tieren aus dem [[Fruchtbarer Halbmond|„Fruchtbaren Halbmond“]] abstammen.<ref>Joachim Budde: [
Mit der Domestizierung wurde die Anatomie der Auerochsen deutlich verändert. Nicht nur wurde stets nach den umgänglichsten Exemplaren selektiert, sondern auch nach den ertragreichsten. Dies führte dazu, dass der Rumpf der Rinder länger und massiger wurde, die Beine kürzer und das Euter größer und oft haarlos. Der einst geschwungene Rücken mit der kräftigen Nacken- und Schulterpartie des Wildrindes wurde gerade und niedrig. Auch haben viele Rinder ein [[pädomorph]]es „Kälbchengesicht“, d. h. eine verkürzte Schnauze und Stirn. Viele Züchtungen haben kleinere und manche [[Hornlosigkeit|keine Hörner]]. Auch traten beim Hausrind neue Farbschläge auf, etwa durch das Fehlen von Pigmenten, oder die für Haustiere typische gescheckte Zeichnung. Typisch für viele Hausrinderrassen ist auch eine starke Reduktion des [[Geschlechtsdimorphismus]] bezüglich Größe und Fellfarbe.<ref name="vVuure05" />
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=== Jungtiere ===
==== Kalb und Jungrind ====
Noch nicht zuchtreife ([[juvenil]]e) Jungtiere werden bis zum siebenten Monat als ''[[Kalb]]'' bezeichnet und vom achten bis zum zwölften Monat dann als ''Jungrind''.<ref>Vgl. VO (EG) Nr. 1234/2007.</ref> Erste Brunstanzeichen treten im Alter zwischen sechs und zwölf Monaten auf und zeigen die [[Geschlechtsreife]] an. Da die Jungrinder in diesem Alter körperlich noch nicht für eine Belegung gebaut sind, werden sie erst in einem Alter von 15 bis 20 Monaten zugelassen. Dann haben sie etwa ein Gewicht von 350 bis 400 Kilogramm Lebendmasse.
==== Fresser ====
Im Alter von etwa vier bis zwölf Monaten heißt das Jungtier auch ''Fresser'' (je nach Geschlecht ''Bullen-'' oder ''Färsefresser'', bei der Abstammung von zwei verschiedenen Rassen ''Kreuzungsfresser''), sofern es der [[Milchviehhaltung]] entstammt. Das Mutterrind eines Fressers ist demzufolge eine [[#Kuh|Milchkuh]]. Wie die Bezeichnung Fresser vermuten lässt, ist das Tier von diesem Alter an nicht mehr auf die Milch der Mutter oder sogenannte [[Milchaustauscher]] angewiesen. Es ernährt sich ausschließlich von Raufutter und [[Futtermittel#Kraftfutter|Kraftfutter]]. Je intensiver die Haltung, desto früher erfolgt die Entwöhnung von der Mutter und der Milch:
* Milchviehhaltung: zwei bis drei Monate
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==== Absetzer ====
Demgegenüber entstammen ''Absetzer'' – ebenfalls Kälber oder Jungrinder – dem Produktionsverfahren der [[Rinderproduktion|Fleischrinderhaltung]]. Sie werden bis zum Zeitpunkt des [[Absetzen (Tierzucht)|Absetzens]] (im Alter von sechs bis elf Monaten) im Regelfall bei dem Mutterrind aufgezogen und anschließend als Absetzer vermarktet oder aber bis zur Verwendung in der [[Zucht]] weiterversorgt oder bis zur [[Schlachtung]] [[Tiermast|gemästet]].
==== Rind (mundartlich) ====
In den deutschen Mundarten bezeichnet man mit dem Wort „Rind“ verbreitet allein das Jungrind, also die Altersgruppe zwischen Entwöhnung („Kalb“) und erster Trächtigkeit („Kuh“). Die standardsprachliche Bedeutung im Sinne der Gattung gehört in diesen Gebieten oft nur der historischen Sprache an, stattdessen wird in der Mundart beispielsweise der Typus ''Rindvieh'' gebraucht.<ref>''[[Badisches Wörterbuch]],'' Band IV, S. 297 siehe dort Bedeutung 1b für die rezente Sprache und Bedeutung 1a für die historische Sprache.</ref><ref>''[[Pfälzisches Wörterbuch]],'' Band V, Sp. 537 f.</ref><ref>''[[Rheinisches Wörterbuch]],'' Band VII, Sp. 432 f.; siehe dort Bedeutung 1.</ref><ref>''[[Schwäbisches Wörterbuch]],'' Band V, Spalte 348 f.; siehe dort Bedeutung 2 für die rezente Sprache und Bedeutung 1 für die historische Sprache.</ref><ref>''[[Schweizerisches Idiotikon]],'' Band VI, Spalte 1026 ff. ([https://digital.idiotikon.ch/p/lem/176518 Digitalisat]); siehe dort Bedeutung 2 für die rezente Sprache und Bedeutung 1 für die historische Sprache.</ref><ref>''[[Südhessisches Wörterbuch]],'' Band IV, Sp. 1405 f.; siehe dort Bedeutung 1.</ref><ref>''[[Thüringisches Wörterbuch]],'' Band V, Sp. 184 f.; siehe dort Bedeutung 2.</ref><ref>''[[Vorarlbergisches Wörterbuch]],'' Band II, Sp. 731; siehe dort Bedeutung 2 für die rezente Sprache und Bedeutung 1 für die historische Sprache.</ref>
=== Weibliche Rinder (adult) ===
==== Färse ====
[[Datei:Mastkuh EO5P0612-2.jpg|mini|Mastkuh in Mecklenburg]]
Ein zuchtreifes ([[adult]]es) weibliches Rind wird mit circa 18 Monaten [[Künstliche Besamung|besamt]] (seltener [[Natursprung|bedeckt, gedeckt]]) und hat somit ein [[Abkalben|Erstkalbealter]] von etwa 27 Monaten. Bis dahin wird es als ''Färse'' oder im [[Oberdeutsche Dialekte|Süddeutschen/Österreichischen]] als ''Kalbin'' oder ''Kalbe'' (vgl. „[[Kalb]]“) bezeichnet. In der Schweizer Schriftsprache und in Baden-Württemberg bezeichnet man es auch oft einfach nur mit Rind.<ref>Danach (nach Kalb) wird das Tier als
Jungrind, Rind oder Gusti bezeichnet. https://www.lid.ch/fileadmin/lid/Produkte/Broschueren/20010_kuehe.pdf</ref>
Weitere regionale Bezeichnungen sind zum Beispiel ''Quie/Quiene, Starke/Sterke'' und ''Queen/Queene/Beijst/Beijste'' in [[Niederdeutsch|Norddeutschland]]<ref>Auch wenn die Schreibung ähnlich ist, so leitet sich die niederdeutsche Bezeichnung nicht vom englischen Wort ''queen'' her. Vgl. dazu dänisch ''kvie'' (Färse) und ''kvinde'' (Frau).</ref> sowie [[schweizerdeutsch]] ''Galtlig,''<ref>''[[Schweizerisches Idiotikon]],'' Band II, Spalte 237, Lemma ''Galtli<sup>n</sup>g'' ([https://
==== Kuh ====
[[Datei:Sömmerung von Milchkühen, Schweizer Alp im Wallis.jpg|mini|[[Sömmerung]] von Milchkühen am [[Simplonpass]] im [[Kanton Wallis|Wallis]]]]
Erst nach dem ersten Kalben wird das
==== Schnitzkalbin ====
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[[Datei:Zuchtbulle.jpg|mini|Zuchtbulle]]
Das geschlechtsreife männliche Hausrind heißt ''Stier,'' in Deutschland auch ''Bulle,'' und wird auch als ''Samenochse, Samenrind, Farre (von mittelhochdeutsch ''phar''/''var''), Farren, Fasel'' oder ''Faselochse'' (älter auch: ''Fasselochse'') bezeichnet,<ref>Bilder-Conversations-Lexikon, Bd. 3, S. 713.</ref> im [[Südbadisch]]en, [[Allgäuerisch]]en und teilweise [[Schweizerdeutsch]]en als ''Hage, Hägel, Häge, Hägi, Haigel,''<ref>''[[Badisches Wörterbuch]],'' Band II, S. 529, Lemma ''Hagen;'' ''Schweizerisches Idiotikon,'' Band II, Spalte 1077, Lemma ''Hage<sup>n</sup>'' ([https://
Man unterscheidet zwischen ''Mastbullen'' und ''Zuchtbullen''.
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=== Weitere Bezeichnungen ===
* '''Jungvieh''': Entgegen der eingangs beschriebenen Definition für Kälber und Jungrinder ist der Begriff ''Jungvieh'' weiter gefasst und umfasst neben den Genannten (juvenile) auch die Jungbullen und die Färsen (beide adulte).▼
; Jungvieh
* '''Galtvieh''' (von [[althochdeutsch]] ''galt'' „verhext“, da unfruchtbares Vieh als [[Schadenzauber|verhext]] galt), genannt auch ''Gelt'' und ''Gustvieh'' (siehe oben „Galtlig“):<ref>''Schweizerisches Idiotikon,'' Band I, Spalte 648, Lemma ''Galt-Vëh'' ([https://www.idiotikon.ch/Register/faksimile.php?band=1&spalte=648&lemma=Galtv%C3%ABch Digitalisat]).</ref>▼
▲
** weibliche Rinder bis zur ersten Abkalbung (also weibliche Kälber, weibliche Jungrinder sowie Färsen),▼
; Galtvieh
** Bullen und Ochsen unter zwei Jahren,▼
▲
** [[Hausrind#Schnitzkalbin|Schnitzkalbin]]nen sowie▼
▲
** keine Milch gebende Mutterkühe, wie dies insbesondere zwischen zwei [[Laktationsperiode]]n geschieht ([[Trockensteher]]).▼
* '''Melkvieh''': ist (weibliches) Vieh, das [[Melken|gemolken]] wird.▼
* '''Goldvieh''': [[Trächtigkeit|Tragende]] Mutterkühe bezeichnet man regional als ''Goldvieh''.▼
▲
; Melkvieh
; Goldvieh
== Hausrinder und Menschen ==
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Hausrinder sind in mehrerer Hinsicht für Menschen nützlich, wobei einige Rassen im Hinblick auf eine oder mehrere bestimmte Nutzungsarten besonders gezüchtet wurden. Man unterscheidet dabei die [[Zweinutzungsrasse]]n von den milch- und fleischbetonten Rassen. Neben Milch, [[Rindfleisch|Fleisch]], [[Rindsleder|Leder]] oder [[Rindshaut|Fellen]] liefern Rinder [[Gülle]] oder [[Jauche]] und [[Mist]], die in der Landwirtschaft als natürliche [[Düngemittel]] oder auch als Brenn- und Baumaterial eine wichtige Rolle spielen, außerdem erfüllen besonders Ochsen in vielen Teilen der Welt noch heute als Zugtiere für [[Ochsenkarren|Karren]] oder zum [[Pflug|Pflügen]] eine wichtige Funktion. Des Weiteren sind Robustrassen wie das [[Schottisches Hochlandrind|Schottische Hochlandrind]], [[Ungarisches Steppenrind]], [[Heckrind]], [[Galloway-Rind]] oder südeuropäische Primitivrassen wie [[Sayaguesa]] ein wichtiger Faktor in der Landschaftspflege und im Naturschutz ([[Alm (Bergweide)|Almwirtschaft]]).
Bei den Rindern selbst lassen sich die Nutzungsrichtungen [[Milchproduktion]] und [[Fleischproduktion]] unterscheiden. Es gibt Rassen, die überwiegend auf eine der beiden Nutzungsrichtungen hin gezüchtet wurden, aber auch solche, bei denen beide Nutzungsrichtungen züchterisch bearbeitet werden (= Doppelnutzung, DN). Die Unterschiede zwischen beiden Richtungen sind genetisch bedingt. Die Spezialisierung auf einzelne Leistungsmerkmale setzte im 18. Jahrhundert ein, als Züchter wie [[Robert Bakewell (Agrarwissenschaftler)|Robert Bakewell]] lokale Rassen, die vorwiegend in der [[Subsistenzwirtschaft]] eine Rolle spielten, durch eine selektive Auswahl von qualitativ hervorstechenden Elterntieren gezielt auf einzelne Leistungsmerkmale verbesserten.<ref>{{cite web
Kühe sind nicht ungefährlich. 2019 wurden in Deutschland 7.000 Verletzungen und neun Todesfälle durch Kühe verzeichnet.<ref>[https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/almen-gipfel-kuehe-erschrecken-ist-ein-gefaehrlicher-trend ''Almen-Gipfel: Kühe erschrecken ist gefährlich''], deutschlandfunknova.de vom 21. Juli 2020.</ref>
==== Milchvieh ====
Rassen mit hoher Milchleistung zeigen typischerweise hohe Spiegel endogen synthetisierter [[Wachstumshormone]] ([[Somatotropin]], [[Rinder-Somatotropin|BST]]). Typische
''Siehe auch: [[Milchproduktion|Milchviehhaltung]]''
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* Energydrink [[Red Bull]]
* [[PREFA Aluminiumprodukte|PREFA]], Dachschindel aus Alublech
* Skulptur [[Charging Bull]] im
weitere Beispiele:
* Autobatterie [[Banner Batterien|Banner]] Running Bull
* Werkzeugmarke Stier: stier.de
* PREFA, Dach aus https://www.prefa.at/impressum/
-->
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=== Antiserum-Lieferant ===
Vor Entwicklung [[Mensch|humaner]] [[Immunserum|Antiseren]] galt für die ausschließlich verfügbaren [[Heterologie|tierischen]] Seren die Reihenfolge [[Hauspferd|Pferd]], Rind, [[Hausschaf|Hammel]]. Dadurch sollte eine Sensibilisierung durch
=== Kuhnamen ===
Je nach nationaler Gesetzgebung tragen Kühe eine [[Tierkennzeichnung#Kennzeichnung durch Ohrmarken|Identifikationsnummer]], wie in der EU in Form einer Ohrmarke. Eine namentliche Benennung ist damit nicht erforderlich. Dennoch tragen viele Kühe einen individuellen Namen. Dies geschieht vorwiegend als Merkhilfe, etwa um Verwandtschaftsverhältnisse durch gleiche Anfangsbuchstaben zu verdeutlichen.
In Deutschland erstellt hierzu das ''Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung'' (LKV) die Grundprinzipien zur Kuhnamensvergabe und das „Verzeichnis der Kuh-Namen“ in Buchform.<ref name="br2015">Arthur Dittlmann: {{Webarchiv |url=http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/kuhnamen-100.html |text=''Kuhnamen – Alma, Weibi, Hektik und Co.'' |wayback=20150709135449}}
== Verbreitung ==
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Das Hausrind ist weltweit verbreitet, wobei die Zebu-Rassen wesentlich besser an die [[Tropen]] angepasst sind als Rassen eurasischen Ursprungs. Im [[Mittelalter]] führten Europäer das Hausrind in [[Island]] und vorübergehend in [[Grönland]] ein. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts brachten Europäer das Hausrind dauerhaft nach [[Amerika]], auf viele weitere Inseln und nach [[Australien]] und [[Neuseeland]], wo sich bald große verwilderte Bestände entwickelten, die jedoch ab dem 18. Jahrhundert zusammenbrachen. Es gibt jedoch auch heute noch eine Reihe von wildlebenden Hausrinderpopulationen. Lange Tradition haben etwa die [[Chillingham-Rind]]er oder die [[Betizuak]]s (siehe [[Dedomestikation#Wildlebende Hausrinder|wildlebende Hausrinder]]).
Insgesamt leben etwa 1,5 Milliarden Rinder auf der Erde (Stand 2020). In den letzten Jahren ist die Anzahl der Rinder weltweit insgesamt leicht gestiegen.<ref>Statistisches Bundesamt (Destatis): [https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/landwirtschaft-fischerei/tierhaltung-fleischkonsum/_inhalt.html ''Globale Tierhaltung, Fleischproduktion und Fleischkonsum
{| class="wikitable zebra" style="text-align:right"
|+Länder mit der größten Anzahl der Rinder (2021)<ref>Our World in Data: [https://ourworldindata.org/grapher/cattle-livestock-count-heads?tab=table ''Number of cattle'']</ref>
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Die Nahrung durchläuft vier [[Magen#Magen der Wiederkäuer|Mägen]] ([[Pansen]], [[Netzmagen]], [[Blättermagen]], [[Labmagen]]). Der Rinderkot, landläufig als ''[[Kuhfladen]]'' bezeichnet, hat einen nennenswerten Brennwert. Getrocknete Kuhfladen werden deshalb in Entwicklungsländern als raucharmer Brennstoff benutzt und geschätzt.
Ein Rind macht beim Fressen und Wiederkäuen pro Tag 30.000 Kaubewegungen und produziert bis zu 150 Liter [[Speichel]]. So verwundert es nicht, dass es an heißen Tagen bis zu 180 Liter Wasser zu sich nimmt und dabei bis zu 25 Liter pro Minute schluckt.
Bei der Verdauung der Nahrung entstehen im Pansen wie bei allen Wiederkäuern [[Fermentation]]sgase, die vom Tier „[[Ruktus|herausgerülpst]]“ werden, und die beim Hausrind neben [[Kohlenstoffdioxid]] einen besonders hohen Anteil von [[Methan]] enthalten, insbesondere bei [[Raufutter]].
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[[Datei:Mudchute cow 1.ogg|mini|Lautäußerung Hausrind]]
=== Karyotyp und Genom ===
[[Datei:Karyotype of cattle.PNG|mini|Karyotyp von Rindern]]
Im [[Zellkern]] sind die [[Gen]]e von Rindern in zweimal 30 [[Chromosom]]en organisiert, und zwar in zweimal 29 [[Autosom]]en plus zwei [[Gonosom|Geschlechtschromosomen]]. Das Hausrind hat also insgesamt 60 Chromosomen. Im Jahr 2009 wurde das Rindergenom [[Liste von sequenzierten eukaryontischen Genomen|sequenziert]].<ref name="Cattle genome">{{cite news |url=https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/04/23/AR2009042303453.html |title=Scientists Unravel Genome of the Cow |language=en |newspaper=[[The Washington Post]] |date=2009-04-23 |access-date=2024-03-27 |first=David |last=Brown |archive-url=https://web.archive.org/web/20110628203746/http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/04/23/AR2009042303453.html |archive-date=2011-06-28 |url-status=live}}</ref> Das Genom besteht aus etwa 2.7 Gb und etwa 22 000 Genen.<ref>{{cite news |last=Gill |first=Victoria |url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/8014598.stm |title=BBC: Cow genome 'to transform farming' |work=BBC News |date=2009-04-23 |access-date=2013-10-15 |url-status=live |archive-url=https://web.archive.org/web/20131017195942/http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/8014598.stm |archive-date=2013-10-17| language=en}}</ref>
== Rassen ==
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Afrikanische Rinderrassen ähneln äußerlich entweder Indischen Zeburindern oder buckellosen Rindern. Ursprünglich wurden auf diesem Kontinent offenbar buckellose Rinder gezüchtet, während Tiere des Zebutyps erstmals vor rund 4000 Jahren eingeführt wurden und erst seit dem frühen Mittelalter (um 700 n. Chr.) im Zuge der Arabischen Invasion vermehrt auftraten. Eigenartigerweise zeigen sowohl die afrikanischen Buckelrinder als auch die afrikanischen buckellosen Rinder weit stärkere [[Mitochondriale DNA|mitochondriale]] Übereinstimmung mit europäischen buckellosen Rassen als mit indischen Zeburindern. Das mitochondriale Genom wird ausschließlich [[maternal]] vererbt. Man nimmt daher an, dass männliche Zebus in die ursprünglichen afrikanischen Rassen eingekreuzt worden sind.<ref name="PMID8146187">R. T. Loftus, D. E. MacHugh u. a.: ''Evidence for two independent domestications of cattle.'' In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences]].'' Band 91, Nummer 7, März 1994, S. 2757–2761, {{ISSN|0027-8424}}. PMID 8146187. {{PMC|43449}}.</ref>
[[Datei:African Horns.jpg|mini|[[Watussirind]]er zählen zur Gruppe der Sanga-Rinder]]
Die buckellosen ursprünglichen Rassen Afrikas werden als [[Sanga-Rind]]er bezeichnet. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Sanga-Rinder auf ein Domestikationsereignis zurückgehen, das in Afrika stattfand. Demnach wäre der Afrikanische Auerochse unabhängig domestiziert worden.<ref>Caroline Grigson: [
Es gibt eine große Zahl von Rinderrassen, die für verschiedene Ansprüche gezüchtet werden.
Die für die Nutztierhaltung in Europa wichtigsten Rinderrassen sind:
* ''Milchrasse/Zweinutzungsrasse:'' Schwarzbunte/Rotbunte; Fleckvieh/Simmentaler; Braunvieh; Weissblaue Belgier; Gelbvieh; Angler; Jersey; Normande; Modicana; Valdostana.
* ''Fleischrassen:'' Angus, Blonde d’Aquitaine, Charolais, Chianina, Galloway, Hereford, Limousin, Marchigiana, Piemonteser.
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{{Wikiquote|Kuh}}
{{Wikinews|Kategorie:Rind|Rind}}
* {{DNB-Portal|4050061-5}}
*
* [
<!-- Offline! Zwecks Recherche, Archivierung, bitte nicht löschen, bei Bedarf Kommentierung aufheben, THX!* [http://www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/menu/1063626/index.html Rinder in der Landschaftspflege] (LEL BW) -->
* {{HLS|13944|Hausrind|Autor= Renate Ebersbach, Heide Hüster-Plogmann, Peter Lehmann}}
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<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4050061-5|LCCN=sh85021286|NDL=00574059}}
[[Kategorie:Hausrind| ]]
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