„Torkel Halvorsen Aschehoug“ – Versionsunterschied
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'''Torkel Halvorsen Aschehoug''' (* [[27. Juni]] [[1822]] in Idd (jetzt [[Halden (Norwegen)|Halden]]); † [[20. Januar]] [[1909]] in [[Oslo|Kristiania]]) war ein norwegischer Jurist, Sozialökonom, Historiker und Politiker. Er war der Typus des Professorenpolitikers der damaligen Zeit.
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Seine Eltern waren: Der Pfarrer Halvor Thorkildsen Aschehoug (1786–1829) und dessen Frau Anne Christine Darre (1799–1885). In erster Ehe heiratete er 1849 seine Kusine Anne Catharine Marie Aschehoug (1822–1854), Tochter des Pfarrers Johan Aschehoug (1795–1867), dem Bruder von Halvor Thorkildsen Aschehoug, und dessen Frau Marthe Elisabeth Joys (1799–1863). In zweiter Ehe heiratete er 1856 die Schwester seiner ersten Frau Johanne Bolette Aschehoug (1832–1904).
Aschehoug wuchs in einer Pfarrersfamilie auf. Vater und Großvater waren Pfarrer und auch Stortingsabgeordnete. Nach dem Tod seines Vaters wohnte er bei seinem Großvater. 1839 bestand er das Examen artium.<ref name="
== Der Politiker ==
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Im Alter von 23 Jahren gab Aschehoug sein erstes Buch ''Indledning til den norske Retsvidenskab'' heraus. Hier gab er erstmals eine Übersicht über das norwegische Rechtssystem. Wichtig war dabei, dass er die Bedeutung der Verfassung für die normale Gesetzgebung herausarbeitete und eine Lehre der Gesetzesauslegung entwickelte. Er war auch der erste in der norwegischen Rechtstheorie, der die Sicht der deutschen „[[Historische Rechtsschule|Historischen Schule]]“ auf das Wesen des Rechts vorstellte. Die historische Sicht auf das Recht blieb für seine wissenschaftliche Arbeit bestimmend.
Bis in die Mitte der 50er Jahre stand die Erforschung der Gesellschaft und die Sozialpolitik im Zentrum von Aschehougs Interesse. Er wollte die ökonomischen Theorien für das praktische Leben fruchtbar machen, zum Beispiel in der Behandlung des Verhältnisses zwischen Staat und Individuum und der Armen-Problematik. Im
Ab 1873 publizierte er in fortlaufenden Heften sein juristisches Hauptwerk, ''Norges nuværende Statsforfatning'' (Norwegens gegenwärtige Staatsverfassung). Es erschien anschließend in drei Bänden (1875–1885). Dabei baute er auf einer pluralistischen Rechtsquellenlehre auf: Der Verfassungstext war nur der Ausgangspunkt für die Bestimmung des geltenden Staatsrechtes. Es musste aus der Geschichte der Verfassung und der Staats- und Rechtspraxis ergänzt werden, wobei auch die Rechtsvergleichung mit den staatsrechtlichen Problemlösungen anderer Länder einzubeziehen waren.
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An seine volkswirtschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Forschungen knüpften auch seine historischen Arbeiten an. Er setzte sich für eine positive Bewertung der [[Dänemark-Norwegen|Zeit unter dänischer Herrschaft]] ein. Diese Arbeiten waren der Beginn einer allgemeinen Neuorientierung der norwegischen Geschichtsforschung in den 60er Jahren. Er arbeitete dabei im Wesentlichen empirisch und sah die Geschichtswissenschaft als eine Erforschung der Ursachenzusammenhänge in der Entwicklung einer ständig fortschreitenden Zivilisation. Dabei waren ihm schon früh die materiellen Verhältnisse in der Gesellschaft für diese Entwicklung wesentlich.
Sein historisches Hauptwerk war ''Statsforfatningen i Norge og Danmark indtil 1814'' (Die Staatsverfassung in Norwegen und Dänemark bis 1814), das 1866 erschien. Das Werk enthält nicht nur die Verfassungsgeschichte, sondern auch die Gesellschaftsgeschichte. Gleichwohl hielt er das Buch für eine rechtswissenschaftliche Arbeit. Damit folgte er der deutschen rechtshistorischen Schule, die die Bedeutung der Rechtsgeschichte und den Kontext der Gesellschaft als Voraussetzung zum Verständnis des geltenden Rechts ansah. So begründete er auch die Aufsicht des Staates über die Kirche und deren Grenzen rechtsgeschichtlich: Der Staat habe seit der Reformation die Kirche beaufsichtigt, weil er den religiösen Gefühlen der Gesellschaft kollektiven Ausdruck verleihe, aber das lutherische Bekenntnis habe er selbst unter dem Absolutismus nicht verändern können, was aber unterschiedliche Strömungen nicht verhindere.<ref name="
Er war auch vom englischen Ökonomen [[Alfred Marshall]] und von dem deutschen konservativen Reformisten [[Adolph Wagner (Ökonom)|Adolph Wagner]], dem Hauptarchitekten von Bismarcks Wohlfahrtsstaat beeinflusst. Auf diese Einflüsse ist die frühe norwegische Sozialgesetzgebung und die Einführung der progressiven Besteuerung zurückzuführen.<ref name="Bergh" />
Er hielt die stärkere Vereinigung von Dänemark mit Norwegen 1537 für notwendig, um Norwegen wirklich regieren zu können. Auch wenn die dänische Norwegenpolitik Mängel gehabt habe, so habe sie doch auf lange Sicht die Güter der Zivilisation nach Norwegen gebracht, wobei die Erzeugung von Rechtssicherheit ihr größtes Verdienst gewesen sei. Damit stand er in schroffem Gegensatz zu seinem Zeitgenossen und Kollegen [[Ernst Sars]], der diese Zeit als „400-jährige Nacht“ bezeichnete, und weiteren Nationalisten, die die norwegische Gesellschaft an die alte Königszeit anknüpfen und die 400-jährige Geschichte als dänische Provinz überspringen wollten.<ref name="
Ab Mitte der 80er Jahre bis zu seinem Tode stand die Sozialökonomie im Mittelpunkt seines Interesses. Bereits 1877 war dafür ein eigener Lehrstuhl eingerichtet worden, den er 1886 übernahm. Bereits 1883 wurde auf seine Initiative hin eine ''Statsøkonomisk forening'' (Volkswirtschaftliche Vereinigung) gegründet, deren Vorsitzender er bis 1903 war.
1887 entstand die ''Statsøkonomisk Tidsskrift'' (Zeitschrift für Volkswirtschaft), wo er 15 große Artikel veröffentlichte. Nach 1900 erschien sein sozialökonomisches Hauptwerk ''Socialøkonomik''. Es behandelte in drei Bänden (der dritte Band in zwei Halbbänden; 1903–1908) die Ökonomie der menschlichen Gesellschaft. Darin werden Analysen der gesellschaftlichen Institutionen und Wirtschaftstheorien vorgestellt. Die historische Sicht ist dabei zentral und ist in die Darstellungen teils als Theoriegeschichte, teils als Wirtschaftsgeschichte, teils als Ereignisgeschichte eingearbeitet. Er wusste über die neuesten Theorien Bescheid und war an der Einführung der Theorie vom [[Nutzenfunktion (Mikroökonomie)|Grenznutzen]] nach der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] in die norwegische Fachdiskussion beteiligt, die zuerst durch die Dissertation von Oskar Jæger über [[Adam Smith]] 1892, wo die Grenznutzentheorie beschrieben wurde, in Norwegen bekannt gemacht wurde.<ref name="Jaeger" />
Aschehoug wurde 1890 in die [[Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften]] aufgenommen und erhielt 1895 den [[Sankt-Olav-Orden]] (Großkreuz). Die [[Universität Lund]] zeichnete ihn 1868, die [[Albertus-Universität Königsberg]] 1892 mit der [[Ehrendoktor]]würde aus. 1908 erhielt er Norwegens höchste zivile Auszeichnung, die [[Borgerdådsmedalje|Borgerdådsmedaille]] in Gold. Nach ihm wurde der ''Professor Aschehougs plass'' in Oslo benannt.
== Werke ==
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* ''Om Unionskomiteens Udkast til en Foreningsakt''. (Über den Entwurf des Unionsausschusses für einen Einigungsvertrag). 1870
* ''Norges offentlige Ret. Anden Afdeling. Norges nuværende Statsforfatning'' (Norwegens öffentliches Recht. Zweite Abteilung. Norwegens gegenwärtige Verfassung) (3 Bände. 1874–1885; 2. Ausgabe 1891–1893)
* ''Nordisk retsencyklopædi'' (Norwegens Rechtsenzyklopädie) (zusammen mit
* ''Statistiske Studier over Folkemænge og Jordbrug i Norges Landdistrikter i det syttende og attende Aarhundrede'' (Statistische Studien über Bevölkerungszahl und Landwirtschaft in Norwegens ländlichen Bezirken im 17. und 18. Jahrhundert). 1890
* ''De norske Communers Retsforfatning før 1837''. (Die Rechtsverfassung der norwegischen Kommunen vor 1837). 1897
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== Anmerkungen ==
Der Artikel beruht im Wesentlichen auf dem
<references>
<ref name="
Aschehoug: ''Norges nuværende Statsforfatning'' </ref> <ref name="
Aschehoug: ''Norges nuværende Statsforfatning'' </ref> <ref name="Bergh">
T. Bergh </ref> <ref name="CandJur">
<ref name="Erl_01">Das Examen artium war die Eingangsprüfung für die Universität, entsprach also dem Abitur, wurde aber von der Universität abgenommen.</ref>▼
</ref> <ref name="ExamenArtium">
<ref name="Erl_03">„Husmann“ war ein Pächter, Kleinbauer, Kätner, der gegen eine Abgabe oder Frondienst auf dem Land eines Großbauern eine bestimmte Fläche bewirtschaftete. Seine Wirtschaft war nicht vererblich.</ref>▼
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<ref name="Jaeger">Oskar Jæger: „Den moderne Statsøkonomis grunnleggelse ved Adam Smith.“ In: ''Statsøkonomisk Tidsskrift'' 1901.</ref>▼
</ref>
<ref name="Myk">Knut Mykland: „Firehundreaarig natten“. In: ''[http://tidsskrift.dk/visning.jsp?markup=&print=no&id=76848 Historisk Tidsskrift]'' (dänisch), 15. Band, Reihe 1 (1986) Heft 2. S. 225–237.</ref>▼
<ref name="Husmann">
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<ref name="Jaeger">
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</ref>
<ref name="Mykland">
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</ref>
</references>
== Literatur ==
* {{NordFamilje |Lemma= |Auflage=2 |Band=2 |Spalte=138 |SpalteBis=}}
* Dag Michalsen: [http://www.snl.no/.nbl_biografi/Torkel_Halvorsen_Aschehoug/utdypning ''Torkel Halvorsen Aschehoug''
{{Normdaten|TYP=p|GND=122242033|LCCN=no/99/2483|VIAF=42714751}}
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[[Kategorie:Träger des Sankt-Olav-Ordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Lund]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Albertus-Universität Königsberg]]
[[Kategorie:Norweger]]
[[Kategorie:Geboren 1822]]
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