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'''Shirley Clarke''' (geboren als Shirley Brimberg [[2. Oktober]] [[1919]] in [[New York City]]; gestorben [[23. September]] [[1997]] in [[Boston]]) war eine [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] [[Regisseur]]in, [[Filmeditor|Cutterin]] und [[Filmproduzent]]in. Sie gehörte in den 1950er und 1960er Jahren zur New Yorker Experimentalfilmszene und drehte später einige experimentelle Spiel- und Dokumentarfilme. Ab den 1970er Jahren unterrichtete sie an der University of California und drehte experimentelle Videofilme.
 
== Leben und Werk ==
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Nach ihrer Rückkehr aus Paris schrieb Clarke sich am New Yorker [[City College of New York|City College]] ein und studierte Film bei [[Hans Richter (Dadaist)|Hans Richter]].<ref name=":2" /> 1952 heuerte sie zusammen mit ihrem Mann und Freunden den Regisseur und Komponisten Peter Glushanok<ref>{{Literatur |Titel=Peter Glushanok, Film Maker And Electronic Composer, 82 |Sammelwerk=The New York Times |Datum=1996-12-23 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/1996/12/23/arts/peter-glushanok-film-maker-and-electronic-composer-82.html |Abruf=}}</ref> an, um von ihm das Filmemachen zu lernen.<ref name=":1" /> Sie trat zusammen mit ihrem ehemaligen Kommilitonen [[Jonas Mekas]] der Independent Filmmakers Association (IFA) bei, sah sich europäische Filmmeisterwerke an und vertiefte sich in die Filmgeschichte.<ref name=":6" />
 
EinIn weiterereinem weiteren Tanzfilm aus dieser Zeit ist, ''Bullfight'' (1955), darin tanzt Anna Sokolow das Stück ''Homage to a Bullfighter''. DieDiese Szenen schnitt Clarke mit echten Stierkampfszenen, gedreht von Peter Buckley, gedrehten Stierkampfszenen gegen.<ref>{{Internetquelle |url=https://norman.hrc.utexas.edu/fasearch/findingAid.cfm?eadid=01058 |titel=Peter Buckley: An Inventory of His Papers and Photography Collection at the Harry Ransom Center |werk=Harry Ransom Center |abruf=2024-08-15}}</ref> gegen.Sie Fürwurde für den Film wurde sie auf dem [[Edinburgh International Film Festival]] ausgezeichnet. AufgrundVon dieserdiesen ErfolgeErfolgen bestätigt und desvom Rückhalt Rückkhaltsermutigt, den sie in der New Yorker Filmszene genoss, widmete sie ihr Berufsleben nun voll und ganz dem Filmemachen.<ref name=":6" />
 
=== Etablierung in der New Yorker Experimentalfilmszene ===
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1961 gehörte sie mit [[Jonas Mekas]], [[Andy Warhol]] und 19 anderen New Yorker Künstlern zu den Gründungsmitgliedern der [[Film-makers’ Cooperative|Film-Makers’ Cooperative]], einem nichtkommerziellen Verleih für unabhängig produzierte Filme.<ref>{{Internetquelle |url=http://film-makerscoop.com/about/history |titel=History |werk=The Film-Makers' Cooperative |sprache=en |abruf=2024-05-28}}</ref> Zusammen mit Mekas und dem Experimentalfilmemacher Louis Brigante<ref name=":5">{{Internetquelle |autor=Sarah Cowan |url=https://www.nybooks.com/online/2020/10/10/the-complicated-camera-of-filmmaker-shirley-clarke/ |titel=The Complicated Camera of Filmmaker Shirley Clarke |werk=The New York Review of Books |datum=2020-10-10 |sprache=en |abruf=2024-07-28}}</ref> gründete sie außerdem 1966 das Film-Makers’ Distribution Center,<ref name=":6" /> das ähnlich wie die Film-makers[[Film-makers’ Cooperative|’]] Cooperative nichtkommerzielle Filme vertrieb. Hier lag der Schwerpunkt jedoch stärker auf avantgardistischen Werken<ref>{{Internetquelle |autor=Brittany Gravely |url=https://harvardfilmarchive.org/programs/to-the-beat-of-shirley-clarke |titel=To the Beat of Shirley Clarke |werk=Harvard Film Archive |datum=2015-03-14 |sprache=en |abruf=2024-07-28}}</ref> junger Filmschaffender, wie z.&nbsp;B. Warhol und [[John Cassavetes]].<ref>{{Internetquelle |autor=Kim Coleman |url=https://www.bfi.org.uk/features/where-begin-shirley-clarke |titel=Where to begin with Shirley Clarke |werk=British Film Institute |datum=2019-10-02 |sprache=en |abruf=2024-07-28}}</ref>
 
Im Jahr 1963 drehte Clarke die Dokumentation ''[[Robert Frost: A Lover’s Quarrel with the World|A Lover’s Quarrel with the World]]'' („Der Streit eines Liebenden mit der Welt“) über den Dichter [[Robert Frost]]. Der Film entstand auf Frosts Initiative hin und wurde nur wenige Monate vor seinem Tod gedreht. Er zeigt den Dichter bei Vorträgen und privat, dabei ist er didaktischer aufgebaut und gilt als weniger originell als Clarkes übrige Filme.<ref>{{Internetquelle |autor=Angelos Koutsourakis |url=http://www.sensesofcinema.com/2012/great-directors/shirley-clarke/ |titel=Clarke, Shirley |werk=Senses of Cinema |datum=2020-10-18 |sprache=en-US |abruf=2024-07-05}}</ref> A ''Lover's Quarrel'' wurde bei der [[Oscarverleihung 1964#Bester Dokumentarfilm|Oscarverleihung 1964]] in der Kategorie ''Bester Dokumentarfilm'' ausgezeichnet.<ref name="Bio" /><ref>{{Internetquelle |autor=Myrna Oliver |url=https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1997-sep-24-me-35578-story.html |titel=Shirley Clarke; Oscar-Winning Filmmaker |werk=LA Times |datum=1997-09-24 |sprache=en-US |abruf=2024-07-05}}</ref>
 
Im Dezember 1966 entstand der experimentelle Dokumentarfilm ''Portrait of Jason'', der auf einem zwölfstündigen Interview mit dem schwarzen Stricher und Lebenskünstler Jason Holliday basiert. Die Dreharbeiten fanden in Clarkes Apartment im [[Chelsea Hotel]] statt. Holliday erzählt aus seinem Leben und wird abwechselnd von Clarke und Carl Lee aus dem Off befragt. ''Portrait of Jason'' gilt als erster Langfilm, der einen einzigen Protagonisten zeigt.<ref name=":3" /> Clarke und Lee wurden dafür kritisiert, Holliday während des Interviews mit ihren Fragen unter Druck gesetzt und damit ausgebeutet zu haben. Clarke selbst war der Meinung, Holliday gehe als „Gewinner“ aus dem Film hervor. Der Film wurde beim [[New York Film Festival]] gezeigt<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Lawrence Van Gelder |Titel=Shirley Clarke Is Dead at 77; Maker of Oscar-Winning Film |Sammelwerk=The New York Times |Datum=1997-09-26 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/1997/09/26/movies/shirley-clarke-is-dead-at-77-maker-of-oscar-winning-film.html |Abruf=}}</ref> und lief nach seinem Erscheinen 1967 drei Monate im [[New Cinema Playhouse]] in Manhattan. [[John Cassavetes]] und [[Ingmar Bergman]] zeigten sich begeistert von dem ungewöhnlichen Werk. Eine restaurierte Filmfassung feierte auf der [[Internationale Filmfestspiele Berlin|Berlinale]] 2013<ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlinale.de/en/2013/programme/20138177.html |titel=Portrait of Jason |werk=Berlinale |sprache=en |abruf=2024-06-30}}</ref> zweite Premiere.<ref>{{Internetquelle |autor=Rachel Brown |url=https://www.sensesofcinema.com/2017/1967/portrait-of-jason/ |titel=Portrait of Jason (Shirley Clarke, 1967) |werk=Senses of Cinema |datum=2006-02-07 |sprache=en-US |abruf=2024-06-30}}</ref> Über die Entstehung von ''Portrait of Jason'' drehte [[Stephen Winter]] den Spielfilm ''Jason and Shirley'' (2015), in dem Clarke von [[Sarah Schulman]] dargestellt wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rottentomatoes.com/m/jason_and_shirley |titel=Jason and Shirley |werk=Rotten Tomatoes |sprache=en |abruf=2024-06-30}}</ref>
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Im Frühjahr 1970 wurde das Film-Makers Distribution Center auf Betreiben von Jonas Mekas wegen finanzieller Schwierigkeiten geschlossen. Nur Wochen später verkündete Mekas jedoch die baldige Eröffnung der [[Anthology Film Archives]]: Ein auf Avantgardefilm spezialisiertes Kino mit dazugehöriger Bibliothek. Mekas prägte dort ab Herbst 1970 zusammen mit [[Stan Brakhage]], [[Peter Kubelka]] und anderen Mitstreitern den [[Begriffsgeschichte des Wortes Kanon|Kanon]] des New Yorker Avantgardefilms. Shirley Clarke gehörte nicht zu den Filmschaffenden, deren Werk ins Repertoire des Archivs aufgenommen wurde.<ref name=":6" />
 
=== Medium Video und Lehrtätigkeit ===
Nachdem sie immer größere Schwierigkeiten hatte, Filmprojekte zu finanzieren, wandte Clarke sich ab Ende der 1960er Jahre dem damals noch neuen Medium [[Videotechnik|Video]] zu. Finanziert durch Stipendien z.&nbsp;B. des [[Museum of Modern Art]] oder des New York State Council on the Arts drehte sie experimentelle Videofilme,<ref name=":3" /> gab partizipative, spielerische Video-Workshops und tourte mit der „Tee Pee Video Space Troupe“ durch Museen und Universitäten. Von 1975 bis 1985 unterrichtete sie im Bereich der Film- und Videoproduktion an der University of California, Los Angeles. In dieser Zeit drehte sie weitere Dokumentarfilme wie ''Ornette: Made in America,'' ein Porträt des exzentrischen Musikgenies [[Ornette Coleman]].<ref>{{Literatur |Autor=Beth Capper |Titel=Ultimate Participation Video: Shirley Clarke's Tee Pee Video Space Troupe |Sammelwerk=Art Journal |Band=72 |Nummer=1 |Datum=2013 |JSTOR=43188582 |Seiten=46-63}}</ref> Sie verantwortete Videoarbeiten wie ''Savage/Love'' (1981), eine Zusammenarbeit mit [[Sam Shepard]] und Joseph Chaikin. Außerdem führte sie Regie bei Theaterproduktionen.<ref name=":3" />
 
1987 widmete ihr das [[Whitney Museum of American Art]] eine Retrospektive mit 12 Filmen und vier Videos.<ref>{{Literatur |Titel=Bulletin of the Whitney Museum of American Art, 1987-1988 |Hrsg=Whitney Museum of American Art |Datum=1988 |Seiten=42 |Online=https://archive.org/details/bulletinwhitne8788whit/page/42/mode/2up}}</ref>
 
Shirley Clarke, dielitt in ihren letzten JahrenLebensjahren an der [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer]]-Krankheit litt<ref name=":4" />, und wurde von ihren ehemaligen Schülern Piper und David Cort gepflegt.<ref>{{Internetquelle |autor=DeeDeee Halleck |url=https://online.ucpress.edu/afterimage/article-abstract/25/4/3/186132/Remembering-Shirley-Clarke |titel=Remembering Shirley Clarke |werk=Afterimage |datum=1998 |sprache=en |abruf=2024-09-24}}</ref> Sie starb 1997 in [[Boston]] an einemden SchlaganfallFolgen eines Schlaganfalls.<ref>{{Internetquelle name|url="Bio"http://www.projectshirley.com/press/connection.pdf |titel=The Connection |werk=projectshirley.com |sprache=en |abruf=2024-09-24}}</ref>
 
== Rezeption ==
Die Filmwissenschaftlerin Lauren Rabinowitz beschreibt Shirley Clarke als eine der Schlüsselfiguren des [[New American Cinema]]. Die Regisseurin, die selbst nur phasenweise Erfolg mit ihren Filmen hatte, habe dazu beigetragen, den unabhängigen Film als Kunstform zu etablieren. Als Alternative zum [[Studiosystem]] habe sie neue Produktions- und Vertriebswege mitentwickelt, bei denen die Künstler im Mittelpunkt stehen.<ref name=":6" />
 
Laut Brittany Gravely (Harvard Film Archive) wurde Clarke zu Lebzeiten trotz internationaler Auszeichnungen als Frau in der Filmbranche diskriminiert. In der Geschichte des Undergroundfilms werde sie nicht angemessen gewürdigt. Aus der Position der Außenseiterin habe sie in ihrem vielfältigen Werk stets den Blick auf andere Außenseiter, auf Unterdrückte und Entfremdete gerichtet. Sie habe sich zwischen den etablierten Kunstformen, z.&nbsp;B. Tanz und Film, bewegt und oft verschiedene Blickwinkel statt eine einheitliche Perspektive gezeigteingenommen.<ref name=":2" />
 
In einem Aufsatz aus dem Jahr 2012 lenkte Thomas F. Cohen von der [[University of Tampa|Universität Tampa]] den Blick auf Clarkes umfangreiches Video-Oeuvre. Ihr Übergang von Film zu Video in den 1970er Jahren solle nicht als „Abstieg“ bewertet werden, sondern einfach als Wechsel des Mediums. Eine wissenschaftliche Bewertung dieses Werks sei jedoch nicht einfach, da es zu Clarkes spielerischen Video-Performances oft nur noch mündliche Berichte von damals Anwesenden gebe. Clarkes existierender Video-Nachlass liege zwar beim Wisconsin Center for Film and Theatre, werde dort jedoch weder katalogisiert noch konserviert.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas F. Cohen |Titel=After the New American Cinema: Shirley Clarke’s Video Work as Performance and Document |Sammelwerk=Journal of Film and Video |Band=64 |Nummer=1-2 (Spring/Summer 2012) |Verlag=University of Illinois Press on behalf of the University Film & Video Association |Datum=2012 |Sprache=en |DOI=10.5406/jfilmvideo.64.1-2.0057 |Seiten=57-64;}}</ref>
 
Die Filmemacherin [[Stephanie Rothman]] bezeichnete Shirley Clarke als Vorbild. Zu Beginn ihrer Laufbahn Anfang der 1960er Jahre seien Clarke und [[Elaine May]] die einzigen ihr bekannten Filmregisseurinnen in einem von Männern dominierten Berufsfeld gewesen. Rothman sei sich dadurch sicher gewesen, es auch schaffen zu können.<ref>{{Literatur |Autor=Alicia Kozma |Titel=The Cinema of Stephanie Rothman. Radical Acts in Filmmaking |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2022 |ISBN=978-1-4968-4099-8 |Seiten=72, 84}}</ref>
 
== Filmografie (Auswahl) ==