„Somali (Region)“ – Versionsunterschied
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'''Somali''' ([[äthiopische Schrift]]: {{lang|am|ሶማሌ}}<ref>[[Zentrale Statistikagentur (Äthiopien)]]: [http://www.csa.gov.et/
Historisch ist das Gebiet auch unter dem Namen [[Ogaden]] bekannt. Seit 2007 verschärfte sich in der Region der [[#Politische_Lage|Konflikt]] zwischen den Rebellen der [[Ogaden National Liberation Front|ONLF]] und der [[Äthiopische Streitkräfte|äthiopischen Armee]].
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Die Region ist klimatisch [[Arides Klima|arid]] bis semi-arid und besteht größtenteils in flachem Weideland, Steppe und Wüste. Der [[Shabelle]] (Shebeli) fließt als [[Fremdlingsfluss]] aus dem [[Hochland von Abessinien|äthiopischen Hochland]] in südöstlicher Richtung durch Somali und nimmt zahlreiche von Norden aus dem Harar-Plateau kommende Nebenflüsse auf – darunter [[Erer (Fluss)|Erer]], [[Fafen]], [[Galeti]] und [[Jerer]] –, von denen die meisten nicht zu allen Jahreszeiten Wasser führen. Der Süden der Region wird durch die beiden Flüsse [[Dawa (Fluss)|Dawa]] und [[Ganale]] entwässert, die sich an der somalischen Grenze zum [[Jubba]] vereinigen. Im äußersten Norden, nahe der Grenze zu Dschibuti und Somaliland/Somalia, fließt der [[Ayisha (Fluss)|Ayisha]]. Die Regenmenge liegt bei durchschnittlich 500 mm/m<sup>2</sup>, das Verdunstungspotential bei 3100 mm/m<sup>2</sup>, sodass ein Niederschlagsdefizit besteht; die Niederschläge schwanken dabei von Jahr zu Jahr stark, und es kommt immer wieder zu Dürre oder aber zu Überschwemmungen<ref name=AMMAN>Cornelius Ammann: [http://e-collection.ethbib.ethz.ch/eserv/eth:28654/eth-28654-01.pdf Nahrungsmittelhilfe in der Somali Region Äthiopiens 1983–2004], 2005 (PDF)</ref>.
Administrativ ist Somali in die neun [[Zone (Äthiopien)|Zonen]] [[Afder-Zone|Afder]], [[Degehabur-Zone|Degehabur]], [[Fiq-Zone|Fiq]], [[Gode-Zone|Gode]], [[Jijiga-Zone|Jijiga]], [[Korahe-Zone|Korahe]], [[Liben-Zone|Liben]], [[Shinile-Zone|Shinile]] und [[Warder-Zone|Warder]] eingeteilt. Die weiteren Unterteilungen in [[Woreda]]s und [[Kebele]]s sind verschiedentlich – oftmals im Kontext lokaler Machtkämpfe – geändert worden,<ref>Tobias Hagmann: [http://
Die Hauptstadt ist [[Jijiga]]. Weitere größere Orte sind [[Awbere]], [[Daror]], [[Degehabur]], [[Derwonaji]], [[Denan]], [[Doolow|Dolo]], [[Erer Gota]], [[Gerbo]], [[Gode (Äthiopien)|Gode]], [[Filtu]], [[Fiq]], [[Geladi]], [[Kebri Beyah]], [[Kebri Dehar]], [[Kalafo]], [[Mustahil]], [[Shinile]] und [[Warder (Äthiopien)|Warder]].
== Bevölkerung ==
Laut Volkszählung von 2007 hat die Region 4.
1997 sprachen von den damals rund 3,4 Millionen Einwohnern 95,89 % [[Somali (Sprache)|Somali]] als Muttersprache, 2,24 % [[Oromo (Sprache)|Oromo]] und 0,93 % [[Amharisch]]. 8,29 % der Bevölkerung sprachen eine Zweitsprache: 4,26 % beherrschten zusätzlich Oromo, 1,59 % Somali und 1,25 % Amharisch.<ref>[http://www.csa.gov.et/newcsaweb/images/documents/surveys/Population%20and%20Housing%20Census%201994/survey0/data/docs
Die meisten Somali in Äthiopien gehören dem [[Clansystem der Somali|Clan]] der Ogadeni-[[Darod]] an. Daneben leben in der Region andere Darod-Clans und weitere Clanfamilien wie die [[Isaaq]], [[Dir (Clan)|Dir]] und [[Hawiye]] sowie „[[Somalische Bantu|Bantu]]“-Minderheiten wie die [[Rer Bare]], die Somali sprechen und mit Somali-Clans verbunden sind.
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2005 besuchen 13,8 % der Kinder in Somali (15,5 % der Jungen, 11,6 % der Mädchen) eine Primarschule, womit die Region die landesweit niedrigste Einschulungsrate hat. 7 % (9,4 % Jungen, 4,1 % Mädchen) besuchen eine Schule auf Sekundarstufe.<ref name=CSA05>CSA: Ethiopia Demographic and Health Survey, 2005, S. 20, 80f., 157, 183f., 200, 203f., 207, 218, 253</ref>
In einem Haushalt leben 2007 durchschnittlich 6,
== Geschichte und Politik ==
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1991 leitete die neu an die Macht gekommene [[Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker|EPRDF]] eine Demokratisierung und Dezentralisierung Äthiopiens ein. Im Rahmen der neuen [[Verwaltungsgliederung Äthiopiens]], die auf einem „ethnischen Föderalismus“ basiert, wurde auch für die Somali eine eigene Region geschaffen. Diese wurde zunächst ''Region 5'' genannt.
Unter den Somali formierten sich daraufhin diverse Parteien auf Clan-Basis. Die ersten regionalen Wahlen gewann 1992 die im Ogadeni-Darod-Clan verankerte und damals noch mit der EPRDF verbündete ONLF.<ref name=HAGKHALIF>Tobias Hagmann, Mohamud H. Khalif: [http://
Die Allianz zwischen der EPRDF-Zentralregierung und der ONLF zerbrach, als das von der ONLF dominierte Regionalparlament 1994 die Absicht zur [[Sezession]] erklärte. Bei den Wahlen 1995 wurde die ONLF von der [[Ethiopian Somali Democratic League]] (ESDL) verschiedener kleinerer Clans abgelöst, die zum neuen regionalen Partner der EPRDF wurde.<ref name=HAGKHALIF/> Im selben Jahr wurde Gode durch das weiter nördlich gelegene und leichter erreichbare [[Jijiga]] als Hauptstadt abgelöst.<ref name=AISAMATAR/> Seit 1998 dominiert die [[Somali People’s Democratic Party]] (SPDP) aus Ogadeni und Nicht-Ogadeni. Mit der Gründung dieser Partei weitete die EPRDF ihre Basis an Verbündeten von den Nicht-Ogadeni-Clans auf gemäßigte Ogadeni aus. Die SPDP gilt als korrupt und eng mit der EPRDF verbunden, konnte aber bei den Wahlen 2000, 2004 und 2005 mithilfe staatlicher Ressourcen erfolgreich Wähler mobilisieren. Die [[Western Somali Democratic Party]] (Westsomalische Demokratische Partei, WSDP) ist die wichtigste Oppositionspartei.<ref name=HAGKHALIF/>
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== Politische Lage ==
Das Verhältnis der Somali-Region zum äthiopischen Zentralstaat bleibt schwierig. Die Region ist schwach entwickelt, politisch instabil und mäßig in den Gesamtstaat integriert. Sowohl Clan-Konflikte – insbesondere zwischen den Ogadeni und den anderen Clans – als auch die Politik der Zentralregierung tragen zu den Problemen der Region bei. Vor allem Ogadeni streben nach größerer Autonomie der Region, ihrer Unabhängigkeit von Äthiopien oder dem Anschluss an ein [[Groß-Somalia]]. Die 1984 gegründete ONLF kämpft seit 1994 auch wieder gewaltsam für diese Ziele und erhält Unterstützung von [[Eritrea]], das mit Äthiopien verfeindet ist<ref name=HAGKHALIF/>. Die meisten Interessengruppen in der Region sind auf eine schmale Basis, meist einen Clan, begrenzt.<ref name=HAG07/> Parteipolitisch hat sich ''de facto'' ein [[Einparteiensystem]] unter der SPDP herausgebildet.<ref name=HAGKHALIF/> Bei den [[Parlamentswahlen in Äthiopien 2010|Wahlen 2010]] erhielt diese sämtliche Sitze im Regionalparlament wie auch alle 23 Sitze der Somali-Region im nationalen Parlament.<ref>NEBE: [http://www.electionethiopia.org/en/ Official Results of the 23rd May 2010 General Election]. Abgerufen am
Seit 2007 wendet sich die ONLF auch gegen chinesische Unternehmen, die in der Region nach Erdöl und -gas suchen. Im April 2007 verübte sie einen größeren Angriff auf ein Ölfeld bei Jijiga, bei dem 65 Äthiopier und neun Chinesen getötet wurden. Seither kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen der ONLF und der Armee. Zehntausende flohen vor den Kämpfen.
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[[Datei:Blog_johnMoisan02.jpg|thumb|right|Menschen und Vieh in [[Danan]]]]
Wichtigste Lebensgrundlage der Bevölkerung ist die Landwirtschaft. Schätzungsweise 60 % der Landbevölkerung sind nomadische Viehzüchter, 25 % verbinden als [[Agropastoralismus|Agropastoralisten]] Viehzucht und Ackerbau. 15 % sind sesshafte Bauern, die vor allem an den Flüssen [[Shabelle]], [[Dawa (Fluss)|Dawa]] und [[Ganale]] sowie in der [[Jijiga-Zone]] leben. Nach Schätzung der [[Zentrale Statistikagentur (Äthiopien)|Zentralen Statistikagentur]] von 2005 wurden in Somali 459.720 Rinder, 463.000 Schafe, 650.970 Ziegen, 91.550 Esel, 165.260 Kamele (36,2 % des nationalen Kamelbestandes) und 154.670 Stück Geflügel gehalten<ref>[http://www.csa.gov.et/
Vieh ist ein bedeutendes Handelsgut und wird vorwiegend über [[Somalia]] (inklusive [[Somaliland]]) in die Staaten der [[Arabische Halbinsel|Arabischen Halbinsel]] exportiert; allerdings hat der Viehhandel unter Importbeschränkungen der arabischen Staaten wegen Befürchtungen von [[Rifttal-Fieber]] gelitten. Reis, Weizenmehl, Teigwaren, Kleidung und diverse Haushaltsgüter werden über Somalia aus dem Ausland importiert. Handelsbeziehungen zum übrigen Äthiopien bestehen kaum, was sowohl historisch als auch in den weiterhin beschränkten Verkehrsverbindungen begründet ist.<ref name=LZ/>
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== Weblinks ==
*
* [http://www.dppc.gov.et/downloadable/map/administrative/Atlas_Somali.pdf Karte der Region] bei der äthiopischen Disaster Prevention and Preparedness Agency mit abweichender Grenzziehung und Unterteilung (PDF; 150 kB)
* Tobias Hagmann: [http://www.nzz.ch/2003/07/11/al/article8w4kf_1.275946.html Tücken des äthiopischen Föderalismus] über Somali im föderalen System Äthiopiens, in: [[Neue Zürcher Zeitung]], 2003
* Tobias Hagmann, Mohamud H. Khalif: [http://
* Human Rights Watch: [http://www.hrw.org/reports/2008/ethiopia0608/ Collective Punishment – War Crimes and Crimes against Humanity in the Ogaden area of Ethiopia’s Somali Region] (englisch)
* [http://
* [http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6939271.stm BBC-Bericht, Mitte 2007] (engl.)
== Einzelnachweise ==
<references/>
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