Pfingstkirche (Berlin)

Kirche in Berlin-Friedrichshain
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Pfingstkirche
Foto
Adresse Berlin-Friedrichshain, Petersburger Platz 5
Konfession evangelisch
Gemeinde Evangelische Pfingstgemeinde
Aktuelle Nutzung Gemeindekirche
Gebäude
Bauzeit 1906–1908
Restaurierung 1950 und 2010/12
Stil neugotisch

Die Pfingstkirche am Petersburger Platz 5 ist ein evangelisches Gotteshaus in Berlin-Friedrichshain nahe dem Bersarinplatz. Die Kirche wurde 1908 eingeweiht und stellt das Zentrum der Evangelischen Pfingstgemeinde dar. Sie gehört zum Kirchenkreis Berlin Stadtmitte im Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Geschichte

Die Pfingstkirche entstand als eigener Kirchenbau der Pfingstgemeinde, die sich am 15. September 1906 von der Gemeinde der Auferstehungskirche in der Friedenstraße getrennt hatte. Die Abspaltung war eine Folge des enormen Wachstums der Bevölkerung in den Berliner Arbeiterbezirken. Die Auferstehungsgemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt fast 100.000 Gemeindeglieder. Der Name der neuen Gemeinde wurde gewählt, weil Pfingsten das zweite kirchliche Fest nach Ostern ist, nach dem die Auferstehungsgemeinde benannt worden war. Die ersten Gottesdienste fanden im Betsaal eines Fabrikgebäudes in der Petersburger Straße 57 statt.[1]

 

Das sakrale Gebäude wurde nach Plänen der Architekten Jürgen Kröger und Gustav Werner gebaut. Sie hatten ein Kirchengebäude in spätgotischen Formen, angelehnt an den Flamboyant-Stil, entworfen.[2] Die Grundsteinlegung erfolgte 1906, am 28. Juni 1908 konnte die Pfingstkirche eingeweiht werden.

 

Das Hauptschiff des Kirchengebäudes, das sich in den Hof erstreckt, erlitt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schwerste Beschädigungen durch Bomben- und Granatentreffer. Auch der Turm wurde beschädigt, so dass beide Bauteile erst um 1950 wieder repariert werden konnten. Die Innenausstattung ging durch Diebstahl und Vandalismus teilweise verloren. Das ursprüngliche Kirchenschiff besaß Strebepfeiler, die bei der Wiederherstellung vereinfacht wurden. Nach den Renovierungsarbeiten wurde die Kirche 1950 von Bischof Otto Dibelius neu geweiht. Der Turm hatte im Krieg jedoch Risse bekommen und sich geneigt (von einem Architekten mit „Der dreht ab.“ kommentiert) und musste schließlich in den 1960ern mit außenliegenden Stahlbändern gesichert werden.[3]

Im Jahr 2005 begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten an und in der Kirche sowie am Turm, der durch vorsichtiges Abtragen und neues Aufmauern wieder stabilisiert wurde. Auch das Gemeindehaus wird erneuert; ein Abschluss der Arbeiten ist nicht bekannt (im März 2011 waren zahlreiche Gewerke im Einsatz).

Architektur

Kirchengebäude

 
Straßenfassade mit Portal

Die Kirche ist bündig in die Häuserfront des Platzes eingefügt. Der aus einer dreigeteilten offenen Portalhalle bestehende Eingangsbereich befindet sich an der zum Platz weisenden Seite. Darüber schmückt eine mit MaßwerkDekor zusammengehaltene Dreifenstergruppe in einem Staffelgiebel das Bauwerk.[2] Die beiden Säulenkapitelle am Portal sind mit betenden Engeln aus Sandstein gestaltet. Als Schmuck dient außerdem eine gemalte Taube – symbolisch für den Heiligen Geist – und Pfingstrosen. Das Kirchenhauptschiff besitzt eine auf Stahlseilen aufgehängte Gewölbedecke.

Turm

 
Kirchturmuhr

Nördlich schließt sich der 70 Meter hohe Kirchturm an die Eingangsfassade an. Darauf erhob sich bis 1989 ein schmiedeeisernes Kreuz. In den 1990ern wurde das Turmkreuz abgebaut und durch eine Metallkugel als Blitzableiter ersetzt.

Der Turm besitzt einen kielbogigen Giebel und einen achtseitigen Spitzhelm mit einem Aussichtsumgang und eingeschobener Laterne.[2] Den baulichen Abschluss bildet der hölzerne mit Schiefer gedeckte Turmhelm.[3]

Im Turm befindet sich das Glockenzimmer in den Maßen von circa acht mal acht Metern mit allseitigen schräg nach unten reichenden Schallöffnungen. Drei Bronzeglocken bilden das Geläut. Eine steile Leiter führt im Inneren zur Uhrenetage hinauf. Die Kirchturmuhr wurde bereits frühzeitig mittels eines Elektromotors aufgezogen.[3] Seit Anfang 2012 ist sie nach längerem Defekt im Uhrwerk wieder in Betrieb.

Gemeindehaus

Auf dem Hof hinter der Kirche steht das viergeschossige Gemeindehaus, das von 1927 bis 1929 nach Entwürfen von Walter Erdmann erbaut wurde. Das Gebäude ist ein Klinkerverblendbau. Er ist im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten und zeigt Anklänge an den Expressionismus. Das Haus ist in Anlehnung an die Gotik verziert worden wie die spitzbogenähnlichen Dreiecksverdachungen über den Fenstern des Gemeindesaales und das Gesims zeigen, dessen Vorsprünge an die Wasserspeier von Kathedralen erinnern. Hier befinden sich ein großer Kirchsaal, Gemeinderäume, das Büro und einige Wohnungen.

Innenausstattung

 
Hauptschiff mit Altarwand

Altar

Der Kirchenraum selbst ist von einem Netzgewölbe überspannt und bietet bis zu 1.000 Personen Platz. Er besitzt einen fensterlosen Chor. Im Choransatz sind Reste der ursprünglichen Ausmalung erhalten, sie zeigen Petrus und Paulus.[2] Bis zur Zerstörung des Kirchenschiffes im Weltkrieg befand sich hinter dem Altar eine Orgel mit Holzpaneelen. Die zerstörte Altarwand wurde bei der Wiederherstellung durch eine glatte Wand ersetzt. Links und rechts des Altarkreuzes konnten 1999 neue Gemälde angebracht werden, die Kopien zweier Tafeln des Schneeberger Cranach-Altars aus der St.-Wolfgangs-Kirche sind. Die Bilder sind eine Dauerleihgabe der dortigen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und stellen Jesu Gefangennahme im Garten Gethsemane und die Auferstehung am Ostermorgen dar.

Kanzel, Taufe, Orgel

 
Taufe
 
Kanzel

Eine geschnitzte Kanzel und ein Taufbecken, Originale aus der Erbauungszeit der Kirche, vervollständigen die Ausstattung des Altarraumes.[2]

Auf einer der beiden Emporen konnte 1953 eine neue, einmanualige Orgel mit Kegelladen und pneumatischen Trakturen der Firma W. Sauer Orgelbau, Frankfurt/Oder, installiert werden,[4] welche folgende Disposition aufweist:

I Manual C–g3
1. Singend Gedackt 8′
2. Gemshorn 8′
3. Rohrflöte 4′
4. Prinzipal 2′
5. Scharff 2-3f
Pedal C–f1
6. Gedackt Bass 16′

Im Jahr 2012 wurde die Hermann-Eule-Orgel, welche sich im Gemeindehaus befand, vom Orgelbauer Sauer in die Kirche umgesetzt und regeneriert. Sie steht nun rechts neben dem Altar, gut sichtbar für die Gemeinde.[5] Bei 11 klingenden Registern auf 2 Manualen und Pedal weist sie folgende Disposition auf:

I Manual C–g3
1. Gedackt 8′
2. Prinzipal 4′
3. Siffflöte 11/3
4. Mixtur 3f
II Manual C–g3
5. Quintade 8′
6. Rohrflöte 4′
7. Octave 2′
8. Sesquialter 2f
9. Zimbelpfeife 1f
Pedal C–f1
10. Subbass 16′
11. Pommer 8′

Gemeindeleben

Im 21. Jahrhundert zählt die Pfingstkirchgemeinde Friedrichshain circa 1700 Mitglieder, deren Einzugsbereich das Gebiet zwischen Landsberger Allee, Richard-Sorge-Straße, Mühsamstraße und S-Bahn bildet. Die regelmäßigen Gottesdienste werden zwischen Ostern und dem Erntedankfest in der Kirche gefeiert. Da diese jedoch nicht mehr beheizbar ist, weicht man in der kalten Jahreszeit auf das Gemeindehaus aus. Die Gemeindekreise wie Treff der Jungrentner, Konfirmandenunterricht oder aktuelle Gesprächsrunden finden im Gemeindehaus statt.[6]

Seit 2007 gibt es eine Theater-Arbeitsgemeinschaft der Kirchengemeinden im Friedrichshain, an der auch Mitglieder der Pfingstkirche mitwirken. Jedes Jahr wird gemeinsam ein Theaterstück ausgesucht, für die Aufführung in der Kirche adaptiert und mit interessierten Laienschauspielern geprobt und aufgeführt. Bereits erfolgreich aufgeführt wurden Mr. Big von Woody Allen und WasWo? von Samuel Beckett.

Die Kirchengemeinde besitzt ein Gräberfeld für ihre Gemeindemitglieder auf dem Ostkirchhof Ahrensfelde.

In der Kirche getaufte oder eingesegnete (bekannte) Persönlichkeiten

Literatur

  • Kathrin Chod u. a.: Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spener, Berlin 2003, ISBN 3-7759-0474-3.
Commons: Pfingstkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralf Schmiedecke: Berlin-Friedrichshain. Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag Erfurt 2006. ISBN 3-86680-038-X; S. 32
  2. a b c d e Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin I. Henschelverlag, Berlin 1984.
  3. a b c John Stave: Stube und Küche. Erlebtes und Erlesenes. 4. erneut erweiterte Auflage. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-359-00478-7; S. 281–287.
  4. OrgelnDDR (PDF; 399 kB)
  5. Website des Orgelbauers Sauer
  6. Homepage der Pfingstkirche mit Terminen und Gemeindekreisen, abgerufen am 13. März 2011

Koordinaten: 52° 31′ 13″ N, 13° 26′ 59″ O