Die Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG ist ein Schweizer Versicherungskonzern (kurz Mobiliar, Markenname: Die Mobiliar, La Mobilière, La Mobiliare).
Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft (unter dem Dach der Genossenschaft) |
Gründung | 1826 |
Sitz | Bern, Schweiz |
Leitung | Markus Hongler (CEO) Urs Berger (Verwaltungsratspräsident) |
Mitarbeiterzahl | 4'464 (31. Dez. 2016) (Vollzeitstellen) |
Branche | Versicherungen und Vorsorge |
Website | www.mobiliar.ch |
Organisation der Gruppe Mobiliar
Die Mobiliar ist unter dem Dach der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft in einer Holdingstruktur organisiert.[1]
Zur Schweizerischen Mobiliar Holding AG gehören die Schweizerische Mobiliar Asset Management AG, die Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG, die Schweizerische Mobiliar Lebensversicherungs-Gesellschaft AG, die Protekta Rechtsschutz-Versicherung AG, die Trianon AG und die Schweizerische Mobiliar Services AG. Zur Gruppe gehören weiter als Tochtergesellschaften der Schweizerischen Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG die Protekta Risiko-Beratungs-AG, die Mobi24 Call-Service-Center AG und die XpertCenter AG. 2016 kaufte die Schweizerische Mobiliar Holding AG ausserdem die SwissCaution SA[2] und erwarb eine Beteiligung von 50 Prozent am Online-Marktplatz Scout24 Schweiz.[3]
Im Februar 2020 gab die Mobiliar eine Beteiligung von 25% am Medienunternehmen Ringier bekannt.[4]
Direktionsstandorte der Mobiliar befinden sich in Bern, Nyon und Zürich.[5] Die Mobiliar ist dezentral organisiert. 79 selbständige, vertraglich an die Mobiliar gebundene Unternehmer-Generalagenten betreuen die Versicherten an rund 160 Standorten in der Schweiz und Liechtenstein.[6] Am 31. Dezember 2016 betrug der Personalbestand der Gruppe Mobiliar (inklusive Generalagenturen) 4464 Vollzeitstellen.
Genossenschaft und Engagement
Die Schweizerische Mobiliar Genossenschaft verfügt über einen eigenen Verwaltungsrat, der die genossenschaftliche Ausrichtung sicherstellt, sowie eine Delegiertenversammlung mit 150 Delegierten, welche die Interessen der Versicherten vertreten.[7]
Seit 1939 beteiligt die Mobiliar Privat- oder Geschäftskunden mit freiwilligen Zahlungen aus dem Überschussfonds an ihrem Erfolg.[8] Erstmals fand 1926 eine solche Zahlung statt. 2016/2017 wurden 155 Mio. CHF in Form von Prämienvergünstigungen für die Fahrzeug- und die Betriebsversicherung ausgeschüttet.[9] Mit einem Gesamtbetrag von erneut 155 Mio. Franken wurden zwischen Mitte 2017 bis Mitte 2018 die Prämienrechnungen der Haushalt- und Gebäudeversicherungen für die Dauer eines Jahres um 20 % vergünstigt. Von 2013 bis 2017 liess die Mobiliar ihren Versicherten im Nicht-Lebengeschäft mehr als 730 Mio. Franken aus dem Überschussfonds zukommen.[10]
Als Genossenschaft ist gesellschaftliches Engagement Bestandteil der Unternehmenskultur. Die Mobiliar investierte bisher rund 30 Mio. Franken (Stand Mai 2017) in bislang 100 Präventionsprojekte von Gemeinden.[11] Ausserdem in die Klimafolgenforschung sowie in die Früherkennung von Naturgefahren. Die Mobiliar unterstützt ausserdem Kunst – unter anderem in Form einer eigenen Kunstsammlung – und Kultur, Forschung in den Bereichen Datenanalyse und Stadtökologie, Innovationsprozesse in kleinen und mittleren Unternehmen sowie nachhaltige Projekte in der ganzen Schweiz. Im Sponsoring legt sie den Schwerpunkte auf die Hallensportarten Basketball, Handball, Unihockey und Volleyball mit dem Mobiliar Top Scorer.[12]
Seit 2014 erfolgt eine separate Nachhaltigkeitsberichtserstattung als Bestandteil des Geschäftsberichts.[13]
Entstehungsgeschichte
Die Mobiliar ist die älteste private Versicherungsgesellschaft der Schweiz. 1825 wurde in Murten mit der „Schweizerischen Mobiliar-Assekuranzkasse“ ein erster Versuch zur Gründung einer Schweizer Feuerversicherung unternommen.[14] In deren Satzungen war vermerkt, dass Prämien auch in Naturalien bezahlt werden konnten.
Im Februar 1826 wurde die Gesellschaft als Genossenschaft mit dem Namen „Schweizerische Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden“ in Bern neu gegründet.[15] Zahlungen in Naturalien waren in den Statuten nicht mehr vorgesehen. Der politisch, wirtschaftlich und sozial engagierte Karl Anton von Lerber von Arnex (1784–1837) war Mitgründer und bis zu seinem Tod 1837 erster Präsident der Gesellschaft.[16] Den Kopf der ersten Police gestaltete der französische Maler Pierre-Nicolas Legrand.
Der Brand von Glarus 1861 brachte die Gesellschaft an den Rand des Ruins. Sie leistete eine Schadenzahlung von insgesamt einer Million Franken und musste in der Folge beim Kanton Bern ein Darlehen von 300‘000 Franken aufnehmen. Erst als Folge dieses Stadtbrandes wurden weitere private Schweizer Feuerversicherungen für die bewegliche Habe gegründet.[17]
Bis 1915 blieb die Mobiliar eine reine Feuerversicherung. 1916 weitete sie ihr Angebot erstmals aus und führte die Einbruchdiebstahlversicherung ein.[18]
Zu ihrem 100. Geburtstag 1926 äufnete sie einen Fonds für unversicherbare Elementarschäden, der erste Schritt hin zur Elementarschadenversicherung und dem 1936 gegründeten Schweizerischen Elementarschadenpool.[19] Dieser Pool stellt sicher, dass Elementarschäden mit einer für alle Versicherungsnehmer tragbaren Einheitsprämie versichert werden können.[20]
Teil- und Totalrevisionen der Statuten ermöglichten der Mobiliar die Weiterentwicklung hin zur Allbranchenversicherung.[21]
1976, anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums, gründete die Mobiliar die «Jubiläumsstiftung», welche bis heute die Wissenschaft, Künste und andere kulturelle Bestrebungen fördert.[22]
1991 wurden die Providentia Lebensversicherungsgesellschaft (seit 2005 Schweizerische Mobiliar Lebensversicherungs-Gesellschaft AG) und die Protekta Rechtsschutz-Versicherung AG in der Gruppe Mobiliar zusammengeführt.
2000 gab sich die Mobiliar eine neue Struktur: Die Schweizerische Mobiliar Genossenschaft wurde überdachende Muttergesellschaft, die einzelnen Einheiten wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt, die zu 100 Prozent der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft gehören.[23]
Starke Regenfälle führten im August 2005 zu grossen Überschwemmungen, vor allem in der Zentralschweiz, dem Berner Oberland und der Stadt Bern. Der Brutto-Schadenaufwand belief sich für die Mobiliar auf rund 485 Millionen Franken, das bis anhin grösste Schadenereignis der Schweizer Privatassekuranz und in der Geschichte der Mobiliar. Als Reaktion darauf begann die Mobiliar, konkrete Massnahmen und -projekte der Gemeinden zur Prävention von Naturgefahren zu unterstützen.[24]
Aus der wirtschaftlichen Krisenzeit und damit verbundenen Restrukturierungsmassnahmen zu Beginn des 21. Jahrhunderts ging die Mobiliar gestärkt hervor. Seit 2006 befindet sie sich in einer Phase des kontinuierlichen Wachstums über dem Markt. Sie setzt konsequent auf den Mehrkanalvertrieb und baut dabei ihre digitalen Fähigkeiten, unter anderem mit Beteiligungen an Unternehmen wie SwissCaution und Scout24, laufend aus.[25]
Präsidenten/Direktoren/Generaldirektoren/CEO
Amtszeit | Präsidenten | Amtszeit | Direktoren/Generaldirektoren/CEO |
1826–1837 | Karl Anton von Lerber | ||
1838–1844 | Gottlieb Anton Simon | ||
1844–1853 | Arnold König-Hummler | ||
1853–1855 | Georg Simon | ||
1855–1867 | Gottlieb Hünerwadel | ||
1867–1881 | Rudolf Aebi | ||
1881–1894 | Eduard von Sinner | ||
1894–1897 | Paul Lindt | 1867–1892 | Friedrich Lüthart (Lüthard) |
1897–1904 | Eduard von Bondeli | 1892–1922 | Alfred Ochsenbein |
1904–1937 | Friedrich Emil Welti | 1922–1931 | Jakob Gyger-Walder |
1937–1947 | Emil Lohner | 1931–1942 | Hans Pfister |
1947–1974 | Alfred Pezolt | 1941–1951 | Alfred Eggimann |
1974–1978 | Emil Baumgartner | 1942–1964 | Willy Koenig |
1978–1988 | Ernst Bachmann | 1964–1974 | Walter Senn |
1988–1994 | Walter Augsburger | 1975–1988 | Otto Saxer |
1994–1996 | Otto Saxer | 1988–1996 | Walter Bosshart |
1997–2003 | Ulrich Gadient | 1996–2003 | Albert Lauper |
2003–2011 | Albert Lauper | 2003–2011 | Urs Berger |
2011-heute | Urs Berger | 2011-heute | Markus Hongler |
Geschäftsfelder
Die Mobiliar ist ein Allbranchenversicherer. Ihr Angebot umfasst im Bereich Privatpersonen unter anderem Hausrat- und Gebäudeversicherung, Privathaftpflicht-, Haustier- und Rechtsschutzversicherungen, Reise- und Motorfahrzeugversicherungen, Spar-, Erwerbsunfähigkeit- und Todesfallversicherung, Kinderinvalidenrenten sowie Kranken- und Unfallversicherungen.
Unternehmen bietet sie unter anderem Sach- und Produktionsausfallversicherungen, technische Versicherungen, Bau- und Gebäudeversicherungen, Fahrzeug-, Flotten- und Transportversicherungen, Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherungen, Betriebsunterbrechung- und Betriebsausfallversicherung, Rechtsschutz-, Garantie- und Kautionsversicherungen, Lösungen in den Bereichen Berufliche Vorsorge, Unfall und Krankheit sowie Risikoberatung an.[26]
Die Mobiliar Gruppe arbeitet mit nationalen und internationalen Vertriebspartnern zusammen. Sie ist ausserdem Mitglied des Versicherungsnetzwerks Eurapco.
Geschäftsentwicklung
Die Mobiliar erzielte im Geschäftsjahr 2016 Prämieneinnahmen in der Höhe von 3630 Millionen Schweizer Franken. Im Nicht-Lebengeschäft erreichte sie ein Prämienwachstum von 3,1 %, bei einem durchschnittlichen schweizerischen Marktwachstum von 1,1 %. Im Lebengeschäft mit wiederkehrenden Einzelprämien erzielte die Mobiliar ein Prämienwachstum von 10,1 % bei einem durchschnittlichen schweizerischen Marktwachstum von 1,5 %. Das Geschäft mit wiederkehrenden Kollektivprämien ging um 4,4 % zurück. Im Rückversicherungsgeschäft von Vorsorgeeinrichtungen ist die Mobiliar Marktführerin.[27]
Die Mobiliar ist bewusst nur in der Schweiz und in Liechtenstein aktiv. Mit einem Marktanteil von 29,3 Prozent ist sie Marktführerin in der Sachversicherung.
In Bezug auf die Eigenmittelausstattung belegt die Gruppe Mobiliar unter den Schweizer Erstversicherern den Spitzenplatz.[28]
Marke und Werbung
Bereits 1826 gab sich die Mobiliar als Feuerversicherer zusätzlich zu ihrem Namen das Schweizer Kreuz sowie den aus der Asche auferstehenden Phönix als Erkennungsmerkmal.[29] Phönix mit Kreuz wurden mehrfach grafisch weiterentwickelt, zuletzt zweimal vom Berner Grafiker Hans Hartmann. 1998 wurden Vogel und Kreuz ganz aus dem visuellen Auftritt der Mobiliar entfernt und das Logo auf einen reinen Schriftzug reduziert.
1998 erhielt die Mobiliar erstmals ein einheitliches Corporate Design und aus „Schweizerische Mobiliar“ wurde „Die Mobiliar“.[30]
Die letzte Anpassung des Corporate Designs fand im April 2016 statt, wobei das Schriftbild verändert und „Versicherungen und Vorsorge“ in der Marke entfernt wurde.[31]
Seit 1998 wirbt die Mobiliar mit gezeichneten Schadenskizzen und „Liebe Mobiliar“-Spots. Die Kampagne wurde seither durch zusätzliche Elemente wie animierte Schadenskizzen ergänzt. Sie wurde mehrfach national und international ausgezeichnet. Entwickelt wurden die Schadenskizzen von der Agentur Aebi, Strebel, die später in die Publicis überging. Seit 2004 wird die Kampagne von der Werbeagentur Wirz weiterentwickelt.[32]
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Organigramm Website der Mobiliar, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ Die Mobiliar gibt die Übernahme von SwissCaution bekannt Medienmitteilung der Mobiliar vom 9. August 2016, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ Die Mobiliar erwirbt die Anteile von KKR an der Scout24 Schweiz AG Medienmitteilung der Mobiliar vom 30. März 2016, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ Warum Mobiliar bei Ringier einsteigt | NZZ. 3. Februar 2020, abgerufen am 3. Februar 2020.
- ↑ Geschäftsstellen der Mobiliar Übersicht der Mobiliar Geschäftsstellen, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ Generalagenturen der Mobiliar Übersicht der Mobiliar Generalagenturen, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ [1] Unternehmensführung und -kontrolle, abgerufen am 23. Januar 2017.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 158.
- ↑ Die Mobiliar wächst im ersten Halbjahr 2016 weiter. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Die Mobiliar baut Wachstum weiter aus. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Naturgefahren: Mobiliar setzt auf Prävention – 100. Projekt. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Indoor Sports. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Geschäftsbericht 2016. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der Schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 14.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 20.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 47.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 63 ff.
- ↑ Alfred Ochsenbein: Geschichte der schweizerischen Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft 1826-1926. S. 141.
- ↑ Alfred Pezolt u. a.: 150 Jahre Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft 1826-1976. S. 40.
- ↑ Der Schweizerische Elementarschaden-Pool. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Alfred Pezolt u. a.: 150 Jahre Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft 1826-1976. S. 88 ff.
- ↑ Alfred Pezolt u. a.: 150 Jahre Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft 1826-1976. S. 90.
- ↑ Geschäftsbericht der Gruppe Mobiliar. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Prävention – jetzt folgen die Taten. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Die Mobiliar gibt die Übernahme von SwissCaution bekannt. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Versicherungen & Vorsorge. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Die Mobiliar baut Wachstum weiter aus. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Die Mobiliar baut Wachstum weiter aus. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Steiger: Die Verdienstmedaille der schweizerischen Mobiliar Versicherungsgesellschaft. S. 224.
- ↑ Unsere Markengeschichte. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Markenführung, Werbung, Sponsoring. Abgerufen am 31. Mai 2017.
- ↑ Mobiliar: Happy Birthday Schadenskizzen! In: persoenlich.com. (persoenlich.com [abgerufen am 31. Mai 2017]).