Das Doku-Drama ist ein Filmgenre, das hauptsächlich im Fernsehen Anwendung findet. Es ist eine besondere Form der Dokufiktion.
Im Doku-Drama werden die Formen Dokumentar- und Spielfilm (Drama) miteinander vermischt. Historisch belegbare Ereignisse werden von Schauspielern scheinbar detailgetreu nachgespielt, das so entstehende Schauspiel wird ergänzt durch dokumentarische Elemente wie Zeitzeugenberichte (und -interviews) oder Nachrichtenbilder, die zu Erklärungen des Autors laufen. Nicht zu verwechseln ist das Doku-Drama mit reinen Spielfilmen, die zwar nach historischen Ereignissen gedreht wurden, jedoch keine Dokumentaranteile enthalten. Der Übergang vom Dokumentarfilm mit nachgespielten Szenen zum Doku-Drama ist fließend.
Im Vergleich mit Text-, Foto- oder Tonbanddokumenten ist das Doku-Drama anschaulicher und lebendiger und bietet dadurch eine fernsehgerechtere Darstellung des Themas. Geschichte wird für den Zuschauer erlebbarer. Denn auch die subjektive Sicht und Gefühle der Protagonisten lassen sich auf diese Weise herausstellen und auf den Zuschauer übertragen , was in der reinen text- oder tonbandgestützten Dokumentation aufgrund des objektiven Abstands zwischen Betrachter und Geschehen nicht oder nur marginal zulässig ist.
Das Doku-Drama bietet einen anderen Blickwinkel als der Dokumentarfilm, will aber nicht geschichtsverschleiernd oder -verfälschend sein. Dennoch ist man gerade bei der scheinbar detailgetreuen Nachstellung der Ereignisse und insbesondere des Innenlebens der Protagonisten teilweise auf Spekulationen angewiesen, da die Quellenlage für eine derartige Darstellung oftmals nicht ausreichend ist. Einander widersprechende Aussagen in Quellen bzw. Interpretationen lassen sich mit den Mitteln des Spielfilms nur schwer darstellen, da der Film nur eine von mehreren möglichen Interpretationen zeigen kann.
Das Doku-Drama steht durch die Vermischung des Dokumentarfilms mit dem üblicherweise dem Unterhaltungsbereich zugeordneten Element Spielfilm im besonderen Spannungsfeld zwischen der Unterhaltungserwartung der Zuschauer und dem Anspruch auf historische Authentizität. Es besteht das Problem, die Spielfilmdramaturgie mit den geschichtswissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen über das Ereignis in Einklang zu bringen.
1992 drehten Wilma Kiener und Dieter Matzka den Film „DREI LEBEN - FRIDERIKE, LOTTE UND STEFAN ZWEIG“ [1]. Mit der damals gewählten dramaturgischen Stilform, entstand wohl das erste DokuDrama oder die erste SchauspielDoku in Deutschland. Dokumentarfilmfestivals lehnten den Film ab, weil er in den Augen der „ewig Gestrigen“ kein Dokumentarfilm war. Fernsehredaktionen erkannten zwar einen neuen Stil und antworteten wohlwollend, lehnten aber aus fadenscheinigen Gründen den Ankauf ab. Zu ungewohnt war damals diese neue Dramaturgie.
In Deutschland sehr bekannt sind die vielfach ausgezeichneten Mehrteiler von Heinrich Breloer und Horst Königstein, insbesondere Todesspiel (1997), Die Manns - Ein Jahrhundertroman (2001) sowie Speer und Er (2004).
In Österreich drehte Elisabeth Scharang 2007 das Doku-Drama Franz Fuchs – Ein Patriot, das sich mit dem Kriminalfall Franz Fuchs beschäftigte. Spielszenen wurden durch Interviews und Dokumentaraufnahmen ergänzt.
Veröffentlichungen
- Tobias Ebbrecht, Matthias Steinle: "Dokudrama in Deutschland als historisches Ereignisfernsehen – eine Annäherung aus pragmatischer Perspektive"; Christian Hißnauer: "Das Doku-Drama in Deutschland als journalistisches Politikfernsehen – eine Annäherung und Entgegnung aus fernsehgeschichtlicher Perspektive" in MEDIENwissenschaft, Nr. 3/2008, S. 250-265.
- Christian Hißnauer: Geschichtsspiele im Fernsehen: Das Dokumentarspiel als Form des hybriden Histotainments der 1960er und 1970er Jahre. In: Arnold, Klaus et al. (Hrsg.): Geschichtsjournalismus. Zwischen Information und Inszenierung. Münster: Lit 2010.
- Christian Hißnauer: Hybride Formen des Erinnerns: Vorläufer des Doku-Dramas in den 1970er Jahren. Heinemann, Monika et al. (Hrsg.): Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch. (Im Erscheinen).