Junge Landsmannschaft Ostdeutschland
Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) ist eine rechtsextreme Organisation.[1][2]
Geschichte
BearbeitenDer Vertriebenenverband Landsmannschaft Ostpreußen gründete 1991 in Würzburg die Junge Landsmannschaft Ostpreußen als offizielle Jugendorganisation der Landsmannschaft. Sie wurde am 31. Juli 1992 beim Amtsgericht Charlottenburg als eingetragener Verein (VR 12582) registriert.
Auf der Mitgliederversammlung im Herbst 1999 in Bad Pyrmont wurde überraschend der bisherige Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg, Christian Schaar, zum Vorsitzenden gewählt. Daraufhin trennte sich im Jahr 2000 die Landsmannschaft Ostpreußen von der JLO als ihrer offiziellen Jugendorganisation, der Nähe zum Rechtsextremismus vorgeworfen wurde, und gründete als ihre neue Jugendorganisation den Bund Junges Ostpreußen. Offizielle Begründung war die Wahl der Vorsitzenden der Landesverbände Bayern und Sachsen-Niederschlesien in den neuen Vorstand, denen antiamerikanische Einstellung (Landesverband Bayern) bzw. Kontakte zur NPD vorgeworfen wurden.
Im November 2006 erfolgte auf Druck der Landsmannschaft Ostpreußen die Umbenennung in Junge Landsmannschaft Ostdeutschland.
Selbstverständnis
BearbeitenDie JLO bezeichnet sich als „Nachwuchsorganisation der Vertriebenen“, die als „Sachwalter ost- und gesamtdeutscher Interessen kulturelles Erbe“ bewahre. Sie versteht sich selbst als „eine Gemeinschaft junger Menschen, die sich mit Ostpreußen durch familiäre Abstammung, nationales Zusammengehörigkeitsgefühl oder das Bekenntnis zu dem geistigen und sittlichen Erbe Ostpreußens verbunden fühlen“. Sie fordert „umfassende Volksgruppenrechte für Deutsche in ihren angestammten Siedlungsgebieten“ und setzt sich für „die Besinnung auf die positiven geistigen und sittlichen Traditionen Preußens“ ein. Ihr Motto (laut Homepage) ist: „Wir wollen nach Ostland fahren!“
Organisation, Finanzierung
BearbeitenDie JLO gliedert sich in einen Bundesverband und acht Landesverbände. In den Jahren 1991 und 1992 wurde die JLO mit Bundesmitteln in Höhe von 11.400 DM (1991) und 21.739 DM (1992) gefördert.[3]
Aktivitäten
Bearbeiten- Vortragsabende
- Demonstrationen
- Fahrten nach Polen (in Gebiete des ehemaligen Ostpreußen)
- Kriegsgräberbetreuung
- Gedenkveranstaltungen
Rechtsextremismus
BearbeitenOffiziell ist die JLO parteiunabhängig. Kritiker bezeichnen sie als Vorfeldorganisation der NPD. So war der Bundesvorsitzende der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten Stefan Rochow zuvor stellvertretender Bundesvorsitzender der JLO gewesen.[4] Auf der Internetseite der JLO gibt es Hinweise auf ein Treffen zur Ehrung der Freiwilligen am 11. Februar 2007 in Budapest, an dem hochrangige NPD-Funktionäre wie Udo Voigt teilnahmen.[5] Auch der ehemalige brandenburgische AfD-Chef Andreas Kalbitz war Mitglied der JLO und schrieb für deren Zeitung „Fritz“.[6]
Der von der JLO jährlich ausgerichtete „Trauermarsch“ zur Bombardierung von Dresden im Zweiten Weltkrieg, welcher jedes Jahr durch den JLO-Kader Alexander Kleber angemeldet wurde, entwickelte sich zu einem zentralen Ereignis der europäischen Rechtsextremismus-Szene.[7]
Weblinks
Bearbeiten- Internetseite der JLO
- Riskante Recherchen – geheime Aufnahmen von NPD-Funktionären (ARD-Magazin panorama vom 15. März 2007)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Landesamt für Verfassungsschutz Brandenburg, Verfassungsschutzbericht 2002.
- ↑ Freistaat Sachsen, Staatsministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2010 des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen. 2011, 1.6.1 Junge Landsmannschaft Ostdeutschland e. V. (JLO), S. 30–31 (verfassungsschutz.sachsen.de ( vom 5. April 2013 im Internet Archive) [PDF; 20 kB; abgerufen am 14. September 2011]).
- ↑ Deutscher Bundestag: Drucksache 13/6654 vom 27. Dezember 1996, Frage 12
- ↑ Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2002, S. 61.
- ↑ ard.panorama 15. März 2007; Archiv, Video: Riskante Recherche-geheime Aufnahmen von NPD-Funktionären
- ↑ Kalbitz geriet als Soldat ins Visier des MAD. spiegel.de, 8. November 2019.
- ↑ Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2004 Freistaat Sachsen. 2004, S. 52–54 (verfassungsschutz.sachsen.de ( vom 19. Juli 2011 im Internet Archive) [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 8. Dezember 2009]).