Zedler:Jena
Jena, oder Jehna, Jehene, Gena, eine Stadt, Universität, Schloß und Amt in Thüringen an der Saale, 2. Meilen von Weimar, unter dem 31.Gr. 34.Min. Longitud. und 51.Gr. Latitudinis gelegen, in einer anmuthigen Gegend, aber mit hohen Bergen umgeben. Einigen scheinet Jena der älteste Ort zu seyn, und von dem Bache Jemda, der unweit davon fliesset, den Namen zu haben. Die ersten Erbauer dieser Stadt sind ungewiß, indem einige die Thüringer, andere die Schwaben und Hermundurer, oder, wie es am wahrscheinlichsten ist, die Sorben und Wenden davor ausgeben, indem selbige in dieser Gegend gewohnet, und verschiedene Dörffer um Jena herum, als Cloßwitz, Geschwitz, Osinaritz, Cunitz, Nerinkwitz, Löbnitz u.d.g. angelegt. Und zwar, wie es fast das Ansehen gewinnen will, ist aus verschiedenen Dörffern eine Stadt entstanden; wie denn dieses gewiß, daß die Vorstädte von Jena Dörffer gewesen, auch in denen alten Registern ihre vorige Namen noch behalten sind.
Es hat dieser Ort in alten Zeiten verschiedene Herren gehabt. Anfänglich hat selbiger denen Marggrafen von Meißen zugestanden, wie denn auch Marggraf Eccardus II. den Graf Siffrid von Nordheim an.1002. ermordet, allhier begraben worden. Nach diesem ist die Helfte an die Grafen von Lobdaburg, und die von ihnen entsprossene Grafen von Arnshaug gekommen. Es hat aber Marggraf Friedrich, mit dem gebissenen Backen, den einen vierdten Theil an.1310. mit Adelheiten, Gräfin von Arnshaug, erheyrathet, und den andern vierdten Theil an.1315. Kauff-Weise von denen Herren zu Elsterburg und [372] Arnshaug, wieder an das Marggräfliche Hauß gebracht. Als Marggraf Friedrich, der Streitbare, sich mit seinem Bruder, Wilhelm, an.1411. abtheilte, fiel Jena dem Jüngern zu, wiewohl sie an.1423 mit einander umtauschten, dergestalt, daß Stadt und Amt Jena an Churfürst Friedrich, den Streitbaren, Leipzig hingegen an Marggraf Wilhelmen kam. Hierauf bekam Jena Churfürst Friedrichs anderer Sohn, Sigismundis, welcher auch an.1431. die anderen beyden Theile dazu brachte. Tentzel Vita Frider.I. Admorsi apud Mencken Script.Rer.Germ. Tom.II. p.940. Nach dessen Absterben bekam es Hertzog Wilhelm der Tapffere, welcher auch an.1446. mit Kayser Albrechts Tochter, Annen, hierselbst Beylager hielt. Nach dessen Tode kam dieser Ort an Churfürst Friedrich den Gütigen, und nach dieses Absterben an die Ernestische Linie. Churfürst Johann Friedrich ließ allda an.1548. ein Gymnasium Academicum anlegen, welches nach erhaltenen Kayserlichen Privilegien an.1558. in eine völlige Academia verwandelt wurde; Wie man denn auch bald einen Schöppen-Stuhl und ein Hoff-Gerichte allhier angerichtet. Nach diesem ist die Stadt zwar zu dem Weimarischen Antheil geschlagen worden, die Universität aber der Ernestinischen Linie bis jetzo gemeinschafftlich verblieben. Nach Hertzog Wilhelms Tode ist in der unter denen hinterlassenen Printzen gemachten Theilung Stadt und Amt Jena dem jüngsten, Hertzog Bernhard, welcher an.1638. den 21.Febr. geboren war, zu Theil worden, der seine Residentz dahin verleget, und eine eigene Linie gestifftet. Er starb an.1678. den 5.May. Seyne Gemahlin war Maria von Tremouille, Hertzogs Henrici von Thours in Franckreich, Tochter, mit welcher er sich an.1662. den 10.Jun. vermählte, und erhielt von ihr Wilhelmen, geb. an.1664. den 25.Jul. so an.1666. den 21.Jun. gest. Bernharden, geb. an.1667. den 9.Nov. gest. an.1668. den 26.Apr. Charlotta Marien geb. an.1669. den 20.Dec. vermählt an Wilhelm Ernsten, Hertzogen zu Weimar an.1683. den 1.Nov. und an.1690. den 23.Aug. von ihm geschieden, starb an.1703. den 6.Jan. Johann Wilhelmen geboren an.1675. den 28.Mart. so an.1690. den 4.Nov. starb, und diese Linie beschloß. Imhof Notit. Proc. Imp. IV. 2. §.18.20. p.257.seq. Es ist hierauf Jena an die Eisenachische Linie gekommen, welche selbigen Ort annoch besitzet.
Der Ort ist nicht groß, hat ein Fürstlich Schloß, welches Hertzog Johann Ernst von Weimar an.1620 angeleget, gute Vorstädte, Mauren, drey Thore, ohne das Schloß-Thor, und eine Pforte, und ist mit 3. Kirchen versehen, worunter die zu S.Michaelis die vornehmste, so einen Altar hat, unter welchem man weggehen kan. Die Collegien-Kirche hat vormahls denen Dominicanern gehöret, ist aber bald nach aufgerichteter Academie, nebst dem daran stossenden Gebäude derselben gewidmet worden. In dem Collegio ist die Bibliothec und das Müntz-Cabinet nicht zu verachten. Es ist auch eine schöne steinerne Brücke über die Saale daselbst.
Ausser der Stadt findet man den Hausberg, nebst dem so genannten Fuchs-Thurn, den Gleißberg, welcher wegen derer treflichen Kräuter berühmt, den Luther-Brunnen, woselbst sich Lutherus öffters aufgehalten, [373] den Fürsten-Brunnen u.a. auch giebt es viele Weinberge daherum.
In dem 30-jährigen Kriege hat dieser Ort viel ausstehen müssen, indem er bald von denen Schwedischen, bald Kayserlichen Völckern ausgeplündert worden. Nicht weniger hat auch daselbst die Pest zum öfftern grassiret, zumahl an.1578. in welchem Jahre auch die Universität nach Saalfeld verleget worden. An.1636. und 1660. entstunden allhier hefftige Studenten-Tummulte, so aber, nachdem die Rädelsführer theils darinnen umgekommen, theils gefangen weggeführt worden, sich bald wieder gestillet. An.1661. ward der Pennalismus abgeschafft. Das Stadt-Wapen ist der Ertz-Engel Michael auf einem Drachen, mit einem Schilde und Löwen neben sich.
Sagittarius Diplom. Capellendorff. apud Mencken l.c. Tom I. p.746. Ditmarus, Beyer Geogr. & Architect. Jenensis. Groitzschius Descr. Salae fluvii p.10.seqq. Sagittarius Hist. Templi Jenensis. Pfefferkorn Merckw. der Landgrafschafft Thüringen. Müller Sächs. Annal. Olearius Synt. Rer. Thur. I. p.202.seqq. Gregor. Jetzt florir. Thüringen 4. §.13. p.100.seqq. Horn Leben Friedr. des Streitbaren. Zeiller Reichs Geogr. V. p.564. Itin. Germ. 17. p.395. Contin. I. c.17. p.210. Schmeitz Abriß zu einem Collegio publico über die Historie der Stadt und Universität Jena, ist im Januario und Februario von denen Monatlichen Jenaischen Nachrichten von den gelehrten Leuten und Schrifften 1729. Ingleichen eine Historische Nachricht von der Universität und deren Rectoribus, von Anfang an bis 1729. im Jan. Febr. Mertz und April desselben Jahres erwehnet.
Jena. s. Ken. [Verweis auf Bd.15, Sp.447: Ken oder Jena, ein Fluß in Schottland ...]