Quelltext der Seite Deutsche Nationalhymne

{{Infobox Nationalhymne
|Originaltitel      = [[Das Lied der Deutschen]]
|Transkription      = 
|Alternativer Titel = 
|Deutscher Titel    = 
|Land               = {{DEU}}
|Verwendungszeitraum= 1922–1945,<br />seit 1952
|Text               = [[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben]]
|Melodie            = [[Joseph Haydn]]
|Notenblatt         = [http://www.nationalanthems.info/de~.jpg JPG]
|Audiodateien       = [[:Datei:National anthem of Germany - U.S. Army 1st Armored Division Band.ogg|Instrumental]], [http://www.nationalanthems.info/de.htm MIDI]
}}

[[Datei:National anthem of Germany - U.S. Army 1st Armored Division Band.ogg|mini|Instrumentale Version der deutschen Nationalhymne]]

Die '''deutsche Nationalhymne''' ist seit 1922 mit Unterbrechung, teils mit Zusätzen und unterschiedlichen Strophen, das ''[[Das Lied der Deutschen|Deutschlandlied]]'' von [[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben]] zur Melodie der ursprünglich [[Österreichische Kaiserhymnen|österreichischen Kaiserhymne]] von [[Joseph Haydn]].
Bundespräsident [[Theodor Heuss]] und Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] führten es 1952 für die Bundesrepublik wieder ein, mit der Maßgabe, dass bei staatlichen Veranstaltungen nur die dritte Strophe zu singen ist. 1991, nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]], legten ihre Nachfolger [[Richard von Weizsäcker]] und [[Helmut Kohl]] ausdrücklich fest, dass nur die dritte Strophe des Deutschlandlieds die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist. Die Nationalhymne ist als staatliches Symbol in besonderer Weise vor Verunglimpfung geschützt. Die erste und zweite Strophe des Deutschlandlieds stehen nicht unter diesem Schutz. Das öffentliche Singen der ersten Strophe kann zu negativen Reaktionen in der Gesellschaft führen, da sie fälschlich teilweise nicht, wie von Hoffmann von Fallersleben, im Sinne des Gesamtdeutschen über den Einzelstaaten interpretiert wird, sondern im Sinne Deutschlands über den anderen Nationen.

Die Melodie von Haydn war eine Auftragskomposition für [[Franz II. (HRR)|Franz&nbsp;II.]] als Kaiserhymne des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] mit einem Text von [[Lorenz Leopold Haschka]]. Er führte sie, nachdem er die römisch-deutsche Kaiserwürde im Zuge der napoleonischen Kriege aufgeben musste, als österreichische ''Kaiserhymne'' weiter, ebenso seine Nachfolger. Im 1871 gegründeten [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreich]] gab es keine offizielle Nationalhymne. Bei wichtigen Anlässen wurde oft ''[[Heil dir im Siegerkranz]]'' gespielt. Erst 1922 in der [[Weimarer Republik]] bestimmte [[Reichspräsident]] [[Friedrich Ebert]] das ''Lied der Deutschen'' mit seinen drei Strophen als Nationalhymne. Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] behielten das Lied zwar bei, ließen aber nach der ersten Strophe zusätzlich ihre Parteihymne, das ''[[Horst-Wessel-Lied]],'' spielen. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verboten die Alliierten das ''Lied der Deutschen'' nicht generell, nur in der [[Amerikanische Besatzungszone|amerikanischen Zone]] war das öffentliche Singen untersagt.

Die Worte ''Einigkeit und Recht und Freiheit'' fanden sich auf dem Rand der [[Bargeld der Deutschen Mark#2-DM-Münze|2-DM-]] und [[Bargeld der Deutschen Mark#5-DM-Münze|5-DM-Münzen]]. Heute sind sie auf dem Rand der [[Deutsche Euromünzen|deutschen 2-Euro-Münzen]] zu lesen. Nach Ansicht des österreichischen Germanisten Paul Portmann-Tselikas haben sie den Charakter eines „offiziellen [[Wahlspruch]]s der [[Deutschland|BRD]]“.<ref>Paul Portmann-Tselikas: ''Kontexte, diskursive Strategien und blinde Flecken.'' In: Reinhold Esterbauer, Peter Ebenbauer, Christian Wessely (Hrsg.): ''Religiöse Appelle und Parolen. Interdisziplinäre Analysen zu einer neuen Sprachform.'' Kohlhammer, Stuttgart 2008, S.&nbsp;84 ({{Google Buch |BuchID=ScivyPoZkmwC |Seite=84}}).</ref>

== Text und Melodie ==
[[Datei:Deutschlandlied.jpg|mini|''Das Lied der Deutschen'': Handschrift aus dem Nachlass Hoffmanns]]

Der Text der Hymne ist die dritte Strophe des Gedichts ''[[Das Lied der Deutschen]],'' verfasst von [[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben]] 1841 auf [[Helgoland]].
<poem style="margin-left:3em;">
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
|: Blüh im Glanze dieses Glückes,
   blühe, deutsches Vaterland! :|
</poem>

Die Melodie stammt aus dem Lied ''Gott erhalte Franz, den Kaiser,'' das [[Joseph Haydn]] 1796/1797 in [[Wien]] zu Ehren des [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaisers]] [[Franz II. (HRR)|Franz&nbsp;II.]] komponierte ([[Hoboken-Verzeichnis|Hob]] XXVIa:43) und das später auch als [[Österreichische Kaiserhymnen|österreichische Kaiserhymne]] gesungen wurde.

== Vorgeschichte ==
=== Erste Schritte ===
Als ältestes deutschsprachiges Lied mit Charakter einer Volkshymne kann ''[[Prinz Eugen, der edle Ritter]],'' verfasst 1719, angesehen werden. Ein deutsches Vaterland, das alle Länder deutscher Zunge umfasst, forderte das vor der [[Völkerschlacht bei Leipzig]] 1813 von [[Ernst Moritz Arndt]] gedichtete Lied ''[[Was ist des Deutschen Vaterland?]]''. Später wurden das ''[[Rheinlied]]'' von [[Nikolaus Becker]] und ''[[Die Wacht am Rhein]]'' von [[Max Schneckenburger]] beliebt, entstanden als Reaktion auf die [[Rheinkrise]] von 1840, und auch ''Das Lied der Deutschen'' von Hoffmann. Im 1871 gegründeten [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreich]] war die Hymne des preußischen Königs ''[[Heil dir im Siegerkranz]]'' zugleich die Hymne des [[Deutscher Kaiser|Deutschen Kaisers]]. Deren Melodie stammt aus der britischen Nationalhymne ''[[God Save the Queen]]'' und wurde und wird auch in Hymnen anderer Länder verwendet.

Keines dieser Lieder wurde allerdings als [[Nationalhymne]] festgelegt; es gab keine offizielle Hymne. Bei offiziellen Anlässen wurde jedoch meist die ''[[Kaiserhymne]]'' gespielt, bei der Übergabe von [[Helgoland]] am 10. August 1890 aber auch das dort verfasste Hoffmann’sche Lied. Dieses fand in der Folgezeit immer größere Verbreitung und wurde zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts vielfach als Nationalhymne angesehen, zumindest im Sinne einer Volkshymne (im Gegensatz zur Herrscherhymne).

Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurden verstärkt [[Patriotismus|patriotische]] Lieder gesungen, umgetextet oder für [[Propaganda]]zwecke vereinnahmt, so wie das Deutschlandlied mit dem [[Langemarck-Mythos]].

=== Einigkeit ===
Schon im Juni 1841 nahm [[Hoffmann von Fallersleben]] in seinem in den ''Unpolitischen Liedern'' veröffentlichten Gedicht ''Eins und Alles'' Bezug auf den Gedanken eines geeinten Deutschland jenseits fürstlicher Einzelinteressen:<ref>Ingrid Heinrich-Jost: ''August Heinrich von Fallersleben – Preußische Köpfe – Literatur.'' Verlag Wolfgang Stapp, Berlin 1982, ISBN 3-87776-158-5, S.&nbsp;85.</ref>

<poem style="margin-left:3em;">
Deutschland erst in sich vereint!
Auf! wir wollen uns verbinden,
Und wir können jeden Feind
Treuverbunden überwinden.
</poem>

Die „Einigkeit“ in der dritten Strophe ist vermutlich beeinflusst von den Worten des sterbenden Attinghausen in [[Friedrich Schiller|Schillers]] [[Wilhelm Tell (Schiller)|''Wilhelm Tell'']] („Seid einig – einig – einig“) und von [[Johann Gottfried Seume|Seumes]] Gedicht ''An das deutsche Volk'' ({{"|Hass und Spaltung herrscht in unsern Stämmen, Einheit nur kann das Verderben hemmen}}).

== Zwischen den Weltkriegen ==
[[Datei:Haydn Kaiserlied Reinschrift.jpg|mini|''[[Kaiserlied]]'' – Klavierfassung mit der ersten Strophe von [[Lorenz Leopold Haschka]], Handschrift [[Joseph Haydn]]s]]

Mit der Revolution von 1918 verlor die ''Kaiserhymne'' ihre Bedeutung. Die Suche nach einer neuen Hymne für die [[Weimarer Republik]] ging schleppend voran. Vorstöße etwa des Präsidenten der Nationalversammlung, [[Constantin Fehrenbach]] ([[Deutsche Zentrumspartei|Zentrum]]), des Reichswehrministers [[Otto Geßler]] ([[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]) und des Reichsinnenministers [[Erich Koch-Weser|Erich Koch]] (DDP) blieben ungehört. Erst auf eine Anfrage der britischen Botschaft hin, die auf Geheiß ihres Außenministers Lord [[George Curzon, 1. Marquess Curzon of Kedleston|George Curzon]] tätig geworden war, kam im Sommer 1920 Bewegung in die Hymnenangelegenheit.

Es dauerte aber noch gut zwei Jahre bis zur amtlichen Proklamation der neuen Hymne. Dies lag zum einen an verschiedenen [[Diplomatie|diplomatischen]] Verwicklungen, die ein Abwarten angezeigt erscheinen ließen, zum anderen daran, dass vor allem in der [[Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands|Mehrheitssozialdemokratischen Partei]] Vorbehalte gegen das favorisierte [[Lied der Deutschen|Deutschlandlied]] bestanden. Der Mord an [[Walther Rathenau]] (DDP) veranlasste Reichsinnenminister [[Adolf Köster]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) auf Anraten von [[Arnold Brecht]], für eine rasche Lösung der Hymnenfrage zu sorgen. Die Verantwortlichen hofften darauf, die gemäßigte Rechte so an die Republik zu binden.

Am 10. August 1922, dem Vorabend des [[Verfassungstag (Weimarer Republik)|Verfassungstages]], erklärte [[Reichspräsident]] [[Friedrich Ebert]] das Lied der Deutschen mit allen drei Strophen zur Nationalhymne des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]].<ref>{{Internetquelle |autor=Winfried Klein |url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/vom-deutschlandlied-zur-nationalhymne-wer-sind-wir-und-was-wollen-wir-dazu-singen-11878854.html |titel=Wer sind wir, und was wollen wir dazu singen? |werk=FAZ.NET |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2012-09-14 |abruf=2022-08-04}}</ref> Am 17. August 1922 wies Ebert die [[Reichswehr]] an, das Deutschlandlied „als Nationalhymne zu führen“.<ref>Heeres-VOBl. 4.&nbsp;Jg., Nr.&nbsp;47 vom 23. September 1922, S.&nbsp;407 (Nr.&nbsp;590) und Marine-VOBl. 53.&nbsp;Jg., H.&nbsp;22 vom 1.&nbsp;Oktober 1922, S.&nbsp;365 (Nr.&nbsp;376)</ref> Eine allgemeinverbindliche Verordnung zur Proklamation der Nationalhymne erließ der Reichspräsident dagegen nicht. Vielmehr vermittelte die nunmehr offizielle Anerkennung dem Deutschlandlied endgültig [[gewohnheitsrecht]]liche Geltung.<ref>So auch [[Günter Spendel]], [[JuristenZeitung|JZ]] 1988, S.&nbsp;744 ff.</ref> Dies alles geschah nach Abschluss der [[Pariser Vorortverträge]], die von Deutschland und [[Deutschösterreich]] die Abtretung von in der ersten Strophe genannten Randgebieten verlangten und die Vereinigung der beiden deutschsprachigen Länder verboten. Daher wurde die Hymne, in erster Linie von Anhängern des rechten politischen Spektrums, auch als Erinnerung an die abgetretenen Gebiete sowie an eine verwehrte ''Einigkeit'' im Sinne von ''Einheit'' interpretiert.

Deutsche Münzen, die 1923 aus Aluminium in den Stückelungen 200&nbsp;Mark und 500&nbsp;Mark geprägt und als [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Inflationsmünzen]] der Weimarer Republik in Umlauf gebracht wurden, haben auf ihrer Rückseite den [[Reichsadler]] mit der Umschrift ''Einigkeit und Recht und Freiheit.'' Die aus Silber in den Prägejahren 1927 bis 1933 gefertigte [[Liste der Reichsmark-Münzen der Weimarer Republik#Umlaufmünzen|Umlaufmünze]] zu 5&nbsp;[[Reichsmark]] zeigt auf der Vorderseite einen Eichbaum mit derselben Umschrift. Der Text findet sich auch als Randschrift auf den 1931 bis 1933 ausgegebenen Münzen zu 3&nbsp;Reichsmark und weiteren 17 [[Liste der Reichsmark-Münzen der Weimarer Republik#Gedenkmünzen|Gedenkmünzen]] der Jahre 1925 bis 1931. Mit der Außerkurssetzung der genannten Umlaufmünzen zu 5&nbsp;Reichsmark Ende März 1937<ref>[https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1936&size=45&page=1246 ''Verordnung über die Außerkraftsetzung der Reichssilbermünzen im Nennbetrag von 1&nbsp;Mark, 1&nbsp;Reichsmark und 5&nbsp;Reichsmark. Vom 29. Dezember 1936.''] Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1936, Teil&nbsp;1, S.&nbsp;1156, digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek auf alex.onb.ac.at.</ref> verschwand das bis 1933 geprägte Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit“ aus dem Geldumlauf des [[NS-Staat]]s.

Im [[NS-Staat]] wurde nur noch die erste Strophe gesungen, direkt gefolgt vom [[Horst-Wessel-Lied]], die zusammen anstelle einer einheitlichen Hymne genutzt wurden.

== Nach dem Zweiten Weltkrieg ==
=== Bundesrepublik Deutschland ===
[[Datei:DBPB 1957 175 Bundestagssitzung in Berlin.jpg|mini|hochkant|„Einigkeit und Recht und Freiheit“: [[Briefmarken-Jahrgang 1957 der Deutschen Bundespost Berlin|Briefmarke von 1957]]]]
[[Datei:2011-04-22 Biedenkopf Landratsamt Park Gedenktafel.JPG|mini|Gedenktafel in [[Biedenkopf|Biedenkopf an der Lahn]]]]

Nach der [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|deutschen Kapitulation im Mai 1945]] verbot der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] den Gebrauch charakteristischer nationalsozialistischer oder militärischer Grußformen.<ref>Kontrollratsgesetz Nr.&nbsp;8 vom 30. November 1945, Amtsblatt des Kontrollrats 1945, Nr.&nbsp;2, S.&nbsp;33.</ref> Er knüpfte an ein Gesetz der amerikanischen Militärregierung an,<ref name="AmMilGes154">Gesetz Nr.&nbsp;154 der amerikanischen Militärregierung über „Ausschaltung und Verbot militärischer Ausbildung“, Amtsblatt der Militärregierung Deutschland, Amerikanisches Kontrollgebiet, 1945, S.&nbsp;52.</ref> das nicht das Verbot des Deutschlandliedes betraf. In der amerikanischen Zone war lediglich dessen Singen in der Öffentlichkeit untersagt.<ref name="AmMilGes154" /> In der französischen Zone gab es überhaupt kein Verbot, ebenfalls nicht in der britischen Zone.<ref>G. Clemens: ''Britische Kulturpolitik in Deutschland 1945–1949.'' Stuttgart 1997, S.&nbsp;143, 144.</ref> Eine Verordnung der britischen Militärregierung vom 15. September 1945 verbot lediglich „das öffentliche Singen oder Spielen militärischer oder Nazi-Lieder oder Melodien“.<ref>Art. II Ziff. 2 lit. d) der Verordnung Nr.&nbsp;8 vom 15. September 1945, Amtsblatt der Militärregierung Deutschland, Britisches Kontrollgebiet 1945, S.&nbsp;7.</ref> Sämtliche dieser Verbote hob die Alliierte Hohe Kommission im Jahre 1949 nach [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)#Gründung|Gründung der Bundesrepublik]] auf.<ref>Gesetz Nr. 16 vom 16. Dezember 1949, Amtsblatt der Alliierten Hohen Kommission in Deutschland 1949, Nr.&nbsp;7.</ref>

Während die schwarz-rot-goldene [[Flagge Deutschlands|Bundesflagge]] 1949 als [[nationales Symbol]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] in Artikel&nbsp;22 des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] festgeschrieben wurde, gab es nach Gründung der Bundesrepublik keine gesetzliche Festlegung einer Nationalhymne. Nach der Verkündung des deutschen Grundgesetzes sangen die Mitglieder des [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rates]] [[Hans Ferdinand Maßmann]]s Lied ''[[Ich hab mich ergeben|Ich hab mich ergeben / Mit Herz und mit Hand]]'';<ref group="Anm">Die Melodie dieses Liedes wurde 1991 für die Nationalhymne ''[[Patriots of Micronesia]]'' der [[Föderierte Staaten von Mikronesien|Föderierten Staaten von Mikronesien]], deren Territorium am Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts zur deutschen Kolonie [[Deutsch-Neuguinea]] gehörte, herangezogen. Auch der Text ist ersichtlich an dieses Lied angelehnt, da er unter anderem an der entsprechenden Stelle eine wörtliche Übersetzung der Wendung „mit Herz und mit Hand“ enthält. [http://david.national-anthems.net/fm.htm Micronesia], auf david.national-anthems.net</ref> später wurde zu offiziellen Anlässen die erste Strophe von Schillers Gedicht ''[[An die Freude]]'' in der Vertonung von [[Ludwig van Beethoven]] aus dem vierten Satz der [[9. Sinfonie (Beethoven)|9.&nbsp;Sinfonie]] als Ersatzhymne verwendet. Der Vorschlag des damaligen [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] [[Theodor Heuss]], als Neuanfang die von [[Rudolf Alexander Schröder]] gedichtete und von [[Hermann Reutter]] vertonte ''[[Hymne an Deutschland]]'' zu verwenden, konnte sich nicht durchsetzen.<ref>[[Sven Felix Kellerhoff]]: [https://www.welt.de/geschichte/article223549632/Nationalhymne-Theos-Nachtlied-blieb-Deutschland-erspart.html ''Warum „Theos Nachtlied“ Deutschland erspart blieb.''] In: [[Die Welt#Online-Ausgabe|Welt Online]], 31. Dezember 2020, abgerufen am 11. März 2021.</ref>

Für das [[Diplomatisches Protokoll|diplomatische Protokoll]] wurde aber eine offizielle Hymne benötigt. [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Konrad Adenauer]] empfand es als peinlich, dass zum Beispiel bei einem deutsch-belgischen Fußballspiel in Köln nach der [[Brabançonne|belgischen Hymne]] der Karnevalsschlager „[[Trizonesien-Song|Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien]]“ gespielt wurde; er selbst war noch 1953 bei seinem ersten Staatsbesuch in [[Chicago]] mit „[[Heidewitzka, Herr Kapitän]]“ empfangen worden,<ref>[https://www.spiegel.de/fotostrecke/gruendungswehen-der-bundesrepublik-fotostrecke-107169.html ''Deutschland sucht die Superhymne''], [[einestages]], 19. August 2011.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://taz.de/Nationalhymne-und-Grundgesetz/!5261718/ |titel=Nationalhymne und Grundgesetz: CDU singt Adenauers Lied |hrsg=taz.de |datum=2015-12-14 |abruf=2020-02-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Harald Wiederschein |url=https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/deutschegeschichte/hymnen-eklat-beim-fed-cup-gefeiert-missbraucht-abgelehnt-warum-das-mit-der-nationalhymne-in-deutschland-so-schwierig-ist_id_6645412.html |titel=Nationalhymne: Darum bereitet das „Lied der Deutschen“ so vielen Probleme |hrsg=Focus |datum=2017-02-15 |abruf=2020-02-20}}</ref> das ebenfalls von dem [[Krätzchensänger]] [[Karl Berbuer]] stammte. Im April 1950 forderte Adenauer bei seinem ersten Besuch als Kanzler in [[Berlin]] seine Zuhörer im [[Titania-Palast]] dazu auf, die dritte Strophe des Deutschlandliedes zu singen. Sicherheitshalber hatte er vorher auf die Sitzreihen Textblätter legen lassen. Damit löste er einen [[Eklat]] aus; denn während sich das Auditorium zum Gesang von seinen Plätzen erhob, blieben die drei anwesenden [[Alliierte Kommandantur|Stadtkommandanten]] ostentativ sitzen.<ref name="hk582">Henning Köhler: ''Adenauer – Eine politische Biographie.'' Propyläen, Berlin 1994, S.&nbsp;582.</ref> Die meisten der anwesenden [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker reagierten empört und verließen die Veranstaltung. Eine Ausnahme war der damalige Oberbürgermeister von [[West-Berlin]] [[Ernst Reuter]].<ref name="Ortmeyer">{{Literatur |Autor=Benjamin Ortmeyer |Titel=Argumente gegen das Deutschlandlied: Geschichte und Gegenwart eines Lobliedes auf die deutsche Nation |Verlag=Bund-Verl. |Ort=Köln |Datum=1991 |ISBN=3-7663-2236-2 |Online=[http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/dokumente/2006-gew-hymne.pdf online]}}</ref> Einige SPD-Politiker sprachen darauf von einem „[[Handstreich]]“,<ref>Georg Ismar: [https://www.fr.de/politik/adenauers-hymnen-handstreich-11520242.html ''Adenauers Hymnen-Handstreich'']. In: ''[[Frankfurter Rundschau]].'' 15. Mai 2009.</ref> während [[Kurt Schumacher]] sich positiv zum Deutschlandlied als Hymne äußerte.<ref name="Ortmeyer" /> Das Echo im Ausland war ausgesprochen negativ: Das Londoner [[Foreign Office]] und das [[Ministerium für Europa und Äußeres|französische Außenministerium]] sprachen von Takt- und Geschmacklosigkeit. Eine französische Zeitung wertete den Gesang als Indiz für das „Fortbestehen einer [[Nationalismus|nationalistischen]] Gesinnung“.<ref name="hk582" /> Adenauer rechtfertigte sich später gegenüber den [[Hoher Kommissar (Deutschland)|Hohen Kommissaren]] mit der Behauptung, dass das Singen der dritten Strophe ja „unter den Nazis verboten war“.<ref>Frank-Lothar Kroll, [[Manfred Nebelin]] (Bearb.): ''Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland. Adenauer und die Hohen Kommissare 1949–1951.'' Oldenbourg, München 1989, S.&nbsp;199.</ref>

Bundespräsident Heuss gab, nachdem er auch die Unterstützung von Adenauer und der CDU/CSU verloren hatte, Anfang 1952 auf und folgte schließlich dem Drängen des [[Bundeskabinett]]s, die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur Nationalhymne zu machen. Eine „feierliche Proklamation“ lehnte er jedoch ab. Er machte stattdessen einen Formulierungsvorschlag für einen Brief Adenauers an ihn und für seine Antwort darauf. Danach sollte der Bundeskanzler das „Ersuchen der Bundesregierung, die dritte Strophe des Hoffmann-Haydn’schen Liedes als Nationalhymne anzuerkennen“, an Heuss richten. In seiner Antwort gestand Heuss ein, „den [[Tradition]]alismus und sein Beharrungsbedürfnis unterschätzt“ zu haben, und fuhr fort: „Wenn ich also der Bitte der Bundesregierung nachkomme, so geschieht das in der Anerkennung des Tatbestandes“. Der Entwurf wurde seitens der [[Bundesregierung (Deutschland)|deutschen Bundesregierung]] dahingehend geändert, dass Adenauer die „Bitte der Bundesregierung, das Hoffmann-Haydn’sche Lied als Nationalhymne anzuerkennen“ äußerte und hinzufügte: „Bei staatlichen Veranstaltungen soll die dritte Strophe gesungen werden“. Diese Abweichung von seinem Vorschlag nahm Heuss hin, und so wurden die beiden Briefe, datiert auf den 29. April 1952 und den 2.&nbsp;Mai 1952, am 6.&nbsp;Mai 1952 im [[Bulletin der Bundesregierung|Bulletin]] des [[Presse- und Informationsamt der Bundesregierung|Bundespresseamtes]] veröffentlicht.<ref>[[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] (Hrsg.): [http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/k/k1952k/kap1_1/para2_6.html Kabinettsprotokolle online]</ref><ref>''Das Deutschlandlied ist Nationalhymne. Ein Briefwechsel zwischen Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer.'' Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr.&nbsp;51 vom 6.&nbsp;Mai 1952, S.&nbsp;537;<br />spätere Online-Veröffentlichung durch die [[Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus]] [http://www.adenauerhaus.de/downloads/NOvember.pdf (PDF)]</ref> Damit wurde das ''Lied der Deutschen'' mit Hervorhebung der dritten Strophe die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.

Mit seiner widerstrebenden Zustimmung machte Bundespräsident Heuss als Träger der Ehrenhoheit des Bundes von seiner Befugnis Gebrauch, [[Staatssymbol]]e – dazu zählt auch die Nationalhymne – zu bestimmen, soweit dem verfassungsrechtliche ({{Art.|22|gg|juris}} [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]]) oder gesetzliche Bestimmungen nicht entgegenstehen. Dies ist ein ungeschriebenes Recht, das dem Amt des [[Staatsoberhaupt]]es innewohnt.<ref>''Der Aktuelle Begriff.'' Nr.&nbsp;22/96 vom 21. Oktober 1996 (Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages)</ref>

Die Wahl der dritten Strophe zeigte in der Praxis, in der meist nur Musik per Kapelle oder Tonträger gespielt wurde, zunächst kaum Auswirkungen. Die Annahme der Hymne in der Öffentlichkeit zeigte sich eher bei Sportveranstaltungen durch den Grad der Beteiligung des Publikums per Mitsingen. Bei der Siegerehrung nach dem Gewinn der [[Fußball-Weltmeisterschaft 1954]] wurde im Wankdorf-Stadion vernehmlich der noch allen gewärtige Text der ersten Strophe angestimmt. Vor allem ab den 1980er Jahren wurde die Hymne bei offiziellen Anlässen meist nur instrumental gespielt, da aufgrund der größtenteils akzeptierten Teilung Deutschlands der Text als politisch unpassend empfunden wurde. Dies änderte sich in der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wendezeit]]. Laut [[Helmut Berschin]] hatte die Hymne ihre „historische Stunde“ am 9.&nbsp;November 1989, als nach Bekanntwerden der Maueröffnung die an einer regulären Sitzung teilnehmenden Abgeordneten des [[Deutscher Bundestag|Bundestages]] sich alle erhoben und spontan die dritte Strophe des Deutschlandliedes sangen.<ref>Helmut Berschin: ''[http://www.ovb-online.de/politik/lied-deutschen-3141676.html Das Lied der Deutschen]'' ({{YouTube |id=4abhCei1r40 |title=Videoausschnitt}}).</ref>

Bis 1991 war unklar, ob das ganze Deutschlandlied oder nur seine dritte Strophe als Nationalhymne zu gelten habe. Im März 1990 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass nur die dritte Strophe nach {{§|90a|StGB|juris|text=§&nbsp;90a Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;2 StGB}} ''(Verunglimpfung der Hymne der Bundesrepublik Deutschland)'' strafrechtlich geschützt ist.<ref>[https://www.servat.unibe.ch/dfr/bv081298.html BVerfGE 81, 298]</ref>

=== Deutsche Demokratische Republik ===
{{Hauptartikel|Auferstanden aus Ruinen}}

In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde bereits am 5. November 1949 das von [[Johannes R. Becher]] gedichtete und von [[Hanns Eisler]] vertonte ''[[Auferstanden aus Ruinen]]'' (die sogenannte „Becher-Hymne“) zur Nationalhymne bestimmt. Es folgt in den ersten acht der neun Zeilen einer Strophe dem [[Verslehre|Versmaß]] der Kaiserhymne. Die Texte beider deutschen Hymnen harmonieren also teilweise mit der Melodie der anderen Hymne, können aber wegen des abweichenden Schlusses nicht wechselseitig gesungen werden.

In der Bundesrepublik wurden [[Plagiat]]s<nowiki />vorwürfe laut, nach denen Eisler die ersten Noten des Stücks ''[[Goodbye Johnny]]'' von [[Peter Kreuder (Komponist)|Peter Kreuder]] übernommen habe. Ein Versuch Kreuders, bei der UN-Urheberrechtskommission [[Tantieme]]n für sein Stück zu erwirken, scheiterte daran, dass beide Titel große Ähnlichkeiten mit Ludwig van Beethovens ''Bagatelle op. 119 Nr. 11'' aufwiesen.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41019383.html ''DDR-Hymne – ein gestohlenes Lied?'']. In: ''[[Der Spiegel]].'' Nr. 11, 7. März 1977.</ref><ref>''[https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2004-13/aktuell/unschuldige-diebe-die-weltwoche-ausgabe-132004.html Unschuldige Diebe].'' In: ''[[Weltwoche]].'' 25. März 2004, Ausgabe 13/04.</ref> Bechers Text wurde ab etwa 1970 auf Weisung der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] nicht mehr gesungen; denn die DDR hatte mittlerweile die deutsche Einheit aufgegeben. Die Zeile „Deutschland, einig Vaterland“ passte nicht mehr zur neuen Richtlinie, die DDR als eigenständige „sozialistische Nation“ aufzufassen.

=== Saarland ===
{{Hauptartikel|Saarlandlied}}

Im [[Saarland 1947 bis 1956|autonomen Saarland]] wurde 1950 anlässlich des ersten Spiels der [[Saarländische Fußballnationalmannschaft|saarländischen Fußballnationalmannschaft]] mit dem ''Saarlandlied'' (auch ''Saarlied'') eine eigene Nationalhymne eingeführt. Das Lied blieb dort auch im späteren [[Saarland]] als [[Land (Deutschland)|Bundesland Deutschlands]] (seit 1957) in Verwendung.

== Vereinigtes Deutschland ==
[[Datei:Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.svg|mini|Notenbild der Nationalhymne]]
[[Datei:Fallersleben Marke.JPG|mini|„150 Jahre Deutschlandlied“: [[Briefmarken-Jahrgang 1991 der Deutschen Bundespost|Briefmarke von 1991]]]]

Im Vereinigungsprozess setzten sich einige Bürgerinitiativen und verschiedene Medien erfolglos für die [[Kinderhymne]] [[Bertolt Brecht|Brechts]] als neue deutsche Nationalhymne ein. Während der Verhandlungen zum [[Einigungsvertrag]] 1990 schlug [[Lothar de Maizière]], Ministerpräsident der DDR, vor, die dritte Strophe des Deutschlandliedes mit dem Becher-Text ''Auferstanden aus Ruinen'' zu verbinden.<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Kohl |Titel=Erinnerungen. 1990–1994 |Verlag=Droemer |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-426-27408-8}}</ref>

Mit Beschluss vom 7. März 1990 stellte das [[Bundesverfassungsgericht]] fest, dass dem Briefwechsel zwischen Adenauer und Heuss nicht ausdrücklich zu entnehmen ist, dass das Lied der Deutschen nur mit seiner dritten Strophe zur Hymne erklärt werden sollte. Eindeutig, so das Bundesverfassungsgericht weiter, ist jedoch darin festgelegt worden, dass bei staatlichen Veranstaltungen die dritte Strophe gesungen werden solle, und dies entsprach bereits zum Zeitpunkt des Beschlusses einer jahrzehntelangen allgemeinen Praxis. Jedenfalls im strafrechtlichen Sinne – für den Adressaten des §&nbsp;90a Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;2 StGB (Verunglimpfung der Hymne der Bundesrepublik Deutschland) – geht der erkennbare Wortsinn des Begriffs „Hymne der Bundesrepublik Deutschland“ daher nicht über die dritte Strophe des Deutschlandliedes hinaus ([[Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts|BVerfGE]] 81, 298 ff.<ref>[http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv081298.html BVerfGE 81, 298]</ref>). Der [[Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz|Bundesminister der Justiz]] hatte namens der Bundesregierung in diesem Verfahren erklärt, dass das gesamte, aus drei Strophen bestehende Deutschlandlied die Nationalhymne bilde und die Einschränkung, bei offiziellen Anlässen nur die dritte Strophe zu singen, davon zu unterscheiden sei. Diese Ansicht bestätigte das Bundesverfassungsgericht nicht.

Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] erklärte Bundespräsident [[Richard von Weizsäcker]] in einem Brief an Bundeskanzler [[Helmut Kohl]] am 19. August 1991 ausschließlich die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur offiziellen Nationalhymne; Kohl stimmte dem in seinem Antwortschreiben vom 23. August zu. Der Briefwechsel wurde im Bulletin der Bundesregierung vom 27. August 1991 veröffentlicht<ref name="1000dok">Bulletin des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung Nr. 89 vom 27. August 1991, S.&nbsp;713, auf [http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0255_hym&object=abstract&st=&l=de 1000dokumente.de]</ref> und als Bekanntmachung vom 19. November 1991 noch einmal im [[Bundesgesetzblatt (Deutschland)|Bundesgesetzblatt]] ({{BGBl|1991n I S. 2135}}).<ref>{{§§|nhbrfbek|juris|text=Bekanntmachung der Briefe des Bundespräsidenten vom 19. August 1991 und des Bundeskanzlers vom 23. August 1991 über die Bestimmung der 3.&nbsp;Strophe des Liedes der Deutschen zur Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland}}</ref>

{{Zitat |Text=Die 3. Strophe des Liedes der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben mit der Melodie von Joseph Haydn ist die Nationalhymne für das deutsche Volk. |Quelle=Aus dem Brief von Bundespräsident v.&nbsp;Weizsäcker an Bundeskanzler Kohl vom 19. August 1991}}
{{Zitat |Text=Der Wille der Deutschen zur Einheit in freier Selbstbestimmung ist die zentrale Aussage der 3.&nbsp;Strophe des Deutschlandlieds. Deshalb stimme ich Ihnen namens der Bundesregierung zu, daß sie Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist. |Quelle=Aus dem Antwortschreiben des Bundeskanzlers Helmut Kohl an den Bundespräsidenten Richard v.&nbsp;Weizsäcker, 23. August 1991}}

Damit ist eindeutig, dass, anders als vor diesem Briefwechsel 1991, nur die dritte Strophe der Text der deutschen Nationalhymne ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/die-nationalhymne-der-bundesrepublik-deutschland-461412 |titel=Die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland  |werk=bundesregierung.de |abruf=2022-05-11}}</ref>

== {{Anker|Strafrechtlicher Schutz des Deutschlandliedes}}Strafrechtlicher Schutz der Nationalhymne ==
{{Hauptartikel|Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole}}

Im Gegensatz zu den Nationalhymnen anderer Staaten wie [[Marseillaise|Frankreich]], [[Mazurek Dąbrowskiego|Polen]] oder [[Himnusz|Ungarn]] ist die deutsche Nationalhymne nicht in der Verfassung verankert. Auch eine Festlegung der Nationalhymne durch ein formelles Gesetz fehlt. Man geht jedoch davon aus, dass hier Gewohnheitsrecht gilt.<ref>Winfried Klein: ''„Einigkeit und Recht und Freiheit“ ins Grundgesetz?'' ZRP 2016, S.&nbsp;12 ff.; Günter Spendel, JZ 1988, S.&nbsp;744 ff.</ref>

Als staatliches Symbol und Verfassungswert ist die dritte Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne gemäß {{§|90a|StGB|dejure}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] gegen Verunglimpfung geschützt. Der strafrechtliche Schutz ist aber dadurch eingeschränkt, dass Autoren von Nachdichtungen sowie Parodien der Nationalhymne sich ihrerseits im Einzelfall auf die [[Kunstfreiheit]] des {{Art.|5|GG|dejure}} Abs.&nbsp;3 Grundgesetz berufen können.

== Sonstiges ==
=== Fehler beim Gebrauch ===
Es kam immer wieder zu Verwechslungen und Fehlern beim Abspielen und Singen der deutschen Hymne.<ref>{{Internetquelle |autor=Marina Küchen |url=https://www.welt.de/print-welt/article674306/Des-Volkes-Unterpfand.html |titel=„Des Volkes Unterpfand“: Warum Sarah Connor mit ihrem Patzer bei der Nationalhymne unter den Deutschen nicht allein dasteht |hrsg=[[Welt Online]] |datum=2005-06-04 |abruf=2017-02-18}}</ref> So wurde z.&nbsp;B. 1995 für Bundespräsident [[Roman Herzog]] bei einem Staatsbesuch in [[Brasilien]] in [[Porto Alegre]] ''Auferstanden aus Ruinen'' gespielt, die Hymne der ehemaligen [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]].<ref name="eiskalt">{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/panorama/deutsche-nationalhymne-eiskalt-erwischt-a-358718.html |titel=Deutsche Nationalhymne: Eiskalt erwischt |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2005-06-02 |abruf=2017-02-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=v0fy1D2nrXc |titel=Roman Herzog Brasilien 1995 |hrsg=YouTube |abruf=2017-02-18}}</ref> Das ereignete sich u.&nbsp;a. auch bei den [[Alpine Skiweltmeisterschaften 1985|Skiweltmeisterschaften 1985]] im italienischen [[Bormio]] anlässlich der Siegerehrungen für [[Markus Wasmeier]] (Riesenslalom)<ref name="eiskalt" /> und der für die Doppelsitzer bei den [[Rennrodel-Weltmeisterschaften 2015]] im lettischen [[Sigulda]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/sport/wintersport/panne-in-sigulda-peinlich-gold-rodler-bekommen-ddr-hymne-zu-hoeren_id_4477094.html |titel=Panne bei WM-Siegerehrung: Deutsche Gold-Rodler mit DDR-Hymne geehrt |werk=[[Focus Online]] |datum=2015-02-14 |abruf=2017-02-18}}</ref>

Im Februar 2017 wurde für die deutsche [[Fed Cup 2017|Fed-Cup]]-Mannschaft in [[Lāhainā]] im US-Bundesstaat [[Hawaii]] die erste Strophe des ''Deutschlandliedes'' gesungen.<ref>''Das war der Inbegriff der Ignoranz.'' In: ''[[Nürnberger Nachrichten]].'' 13. Februar 2017, S.&nbsp;22.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=PZdl09sKrzo |titel=US-Sänger singt „Deutschland über alles“ – Deutschlandlied – Hymnen-Skandal Fed-Cup auf Hawaii / USA |hrsg=YouTube |abruf=2017-08-23}}</ref> Mit der ersten Zeile dieser Strophe trug sich im Oktober 2010 der [[Präsident von Chile|chilenische Präsident]] [[Sebastián Piñera]] ins Gästebuch beim damaligen Bundespräsidenten [[Christian Wulff]] ein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pineras-besuch-beim-bundespraesidenten-chiles-praesident-und-die-falsche-hymne-a-725140.html |titel=Piñeras Besuch beim Bundespräsidenten: Chiles Präsident und die falsche Hymne |werk=Spiegel Online |datum=2010-10-25 |abruf=2017-02-18}}</ref>

=== Andere Sprachversionen ===
Im Zuge der Debatte über [[Integration (Soziologie)|Integration]] von Zugewanderten wurde 2006 mit Verweis auf die [[Spanische Sprache|spanische]] Version der [[The Star-Spangled Banner|US-amerikanischen Nationalhymne]] ins Gespräch gebracht, die Nationalhymne ins [[Türkische Sprache|Türkische]] zu übersetzen. Der [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]]-[[Mitglied des Deutschen Bundestages|Bundestagsabgeordnete]] [[Hans-Christian Ströbele|Christian Ströbele]] aus dem Bezirk [[Berlin-Kreuzberg]] mit hohem türkischstämmigen Einwohneranteil, der in der Debatte öffentlich kritisiert und angefeindet worden war, erklärte, er habe dies, anders als von einigen Medien berichtet, nicht vorgeschlagen, unterstütze es aber. Er wies darauf hin, dass es bereits mehrere Übersetzungen gebe, unter anderem eine bereits 2000 vom Referat Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Bundestages veröffentlichte sowie eine von der türkischen Redaktion des [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] erstellte Version.<ref>[http://www.stroebele-online.de/show/129925.html Christian Ströbele zum Vorschlag einer türkischen Übersetzung]</ref>

=== Geschlechterneutralität ===
Im März 2018 schlug die [[Gleichstellungsbeauftragte]] im [[Bundesfamilienministerium]], [[Kristin Rose-Möhring]], vor, den Text der Nationalhymne geschlechtsneutral umzuformulieren. So sollte ''Vaterland'' gegen ''Heimatland'' sowie ''brüderlich'' gegen ''couragiert'' ausgetauscht werden.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.zeit.de/news/2018-03/04/deutschland-bericht-frauenbeauftragte-im-familienministerium-will-nationalhymne-aendern-04043202 |text=''Bericht: Frauenbeauftragte im Familienministerium will Nationalhymne ändern'' |wayback=20190423195817}}. In: ''[[Die Zeit]].'' 4. März 2018.</ref> Als Vorbild dienten die geschlechtsneutralen Anpassungen der österreichischen [[Bundeshymne]] 2011 und der [[Nationalhymne Kanadas]] 2018.<ref>[http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/o-canada-nationalhymne-kanada-genderneutral-senat-gesetzesentwurf ''Kanada erhält genderneutrale Nationalhymne.''] In: ''Die Zeit.'' 1. Februar 2018.</ref> Die öffentlichen Reaktionen darauf reichten von verhaltener Zustimmung bis hin zu empörter Ablehnung.<ref>[https://www.bild.de/politik/inland/kommentar/warum-haben-schrauben-keinen-vater-54991920.bild.html ''Warum haben Schrauben keinen Vater?''] In: ''[[Bild (Zeitung)|Bild]].'' 3. März 2018.</ref><ref>Claudia Becker: [https://www.welt.de/vermischtes/article173148711/Nationalhymnen-Frauen-in-den-Hymnen-sind-kein-Genderwahn.html ''Frauen in den Hymnen sind kein Genderwahn!''] In: ''[[Die Welt]].'' 2. Februar 2018.</ref><ref>Damir Fras: [https://www.ksta.de/29814038 ''Symbole beseitigen keine Ungleichheit.''] In: ''[[Kölner Stadt-Anzeiger]].'' 4. März 2018.</ref><ref>[https://www.merkur.de/politik/vaterland-aus-deutschen-nationalhymne-streichen-grosse-entruestung-im-netz-zr-9665381.html ''Nationalhymne ändern. Vorschlag sorgt für Empörung.''] In: ''[[Münchner Merkur]].'' Abgerufen am 5. März 2018.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Liste der Nationalhymnen]]
* [[Nationales Symbol#Nationale Symbole für Deutschland|Nationale Symbole für Deutschland]]

== Literatur ==
* Clemens Escher: ''„Deutschland, Deutschland, Du mein Alles!“ Die Deutschen auf der Suche nach ihrer Nationalhymne 1949–1952.'' Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017 (Dissertation, Technische Universität Berlin, 2016).
* [[Jörg Koch]]: ''Einigkeit und Recht und Freiheit – Die Geschichte der deutschen Nationalhymne.'' Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17-040184-6.
* Kurt Reumann: ''Die Geschichte der deutschen Nationalhymne''. Frank & Timme, Berlin 2024, ISBN 978-3-7329-1041-0. 

== Weblinks ==
{{Wikisource|Lied der Deutschen}}
{{Commonscat|Deutschlandlied}}
* [https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/die-nationalhymne-der-bundesrepublik-deutschland-461412 Text und Ton der Nationalhymne], Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
* [http://www.deutschlandlied.de/download1.htm Hymne mit Text anhören]
* {{Internetquelle |autor=Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags |url=https://www.bundestag.de/blob/475576/322b2acb4683a8f793764535049f281f/wd-3-179-16-pdf-data.pdf |titel=Änderung der deutschen Nationalhymne |datum=2016-07-20 |format=PDF |kommentar=zur Frage, wer für eine eventuelle Änderung der Nationalhymne zuständig ist |abruf=2017-09-19}}
* [[Claus Christian Malzahn]]: [https://www.spiegel.de/kultur/literatur/deutsche-nationalhymne-die-bloedsinnigste-parole-der-welt-a-422419.html ''Deutsche Nationalhymne – „Die blödsinnigste Parole der Welt“.''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 24. Juni 2006.
* Musikgeschichte in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'': [https://www.zeit.de/2009/03/Kaiserhymne/komplettansicht ''Ein Lied für alle Fälle''] und [http://www.zeit.de/2012/01/A-Hymne/komplettansicht ''Heimat bist du großer Töne.'']
* [[Rainer Blasius]]: [https://exdirk.antville.org/static/sites/exdirk/files/060616-dl.htm ''Das Lied für Deutschland. Von Ebert über Heuss bis Weizsäcker: Der lange Streit über die Nationalhymne.''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]],'' 29. April 2002.
* [https://www.didldu.de/free/folk/371-110120822-0001 Das Lied der Deutschen (Deutsche Nationalhymne)] Notenschrift: Robert Häusler, 2012 nach dem originalen Erstdruck vom 1. September 1841.

== Anmerkungen ==
<references group="Anm" />

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Navigationsleiste Nationalhymnen Staaten Europas}}

[[Kategorie:Nationalhymne]]
[[Kategorie:Nationales Symbol (Deutschland)]]
[[Kategorie:Musik (Deutschland)]]