Quelltext der Seite Kanton Graubünden

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{{Weiterleitungshinweis|Graubünden|Zum Asteroiden siehe [[(30798) Graubünden]].}}
{{Infobox Kanton
| Name = Kanton Graubünden
| Name2 = Chantun Grischun <small>({{rmS}})</small>
| Name3 = Cantone dei Grigioni <small>({{itS}})</small>
| Abkürzung = GR
| Wappen = CHE Graubünden COA.svg
| Wappen_Name = [[Fahne und Wappen des Kantons Graubünden|Wappen]]
| Fahne = Flag of Canton of Graubünden.svg
| Fahne_Name = [[Fahne und Wappen des Kantons Graubünden|Fahne]]
| Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]&nbsp;(75,2 %),<br />[[Bündnerromanisch|Rätoromanisch]]&nbsp;(13,9 %),<br />[[Italienische Sprache|Italienisch]]&nbsp;(13,9 %)
| Hauptort = [[Chur]]
| Beitrittsjahr = 1803
| Fläche = 7105
<!--| Einwohner      = wird von einer zentralisierten Vorlage eingebunden-->
<!--| Ausländer      = wird von einer zentralisierten Vorlage eingebunden-->
<!--| Arbeitslose    = wird von einer zentralisierten Vorlage eingebunden-->| Lage = Karte Lage Kanton Graubünden 2024.png
| Karte = Reliefkarte Graubünden.png
| Gemeinden = Karte Gemeinden des Kantons Graubünden farbig 2021.png
| Website = [http://www.gr.ch/ www.gr.ch]
[https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/awt/statistik/Bevoelkerung/Seiten/Sprache,_Religion.aspx gr.ch]
}}

'''Graubünden''' ([[ISO 3166-2:CH|Kürzel]] '''GR'''; {{gswS-CH|Graubünda, Bündnerland}}, {{rmS|'''Grischun'''|IPA=ɡʁiˈʒun|Audio=Roh-sursilvan-grischun.ogg}}, {{itS|'''Grigioni'''|IPA=ɡriˈdʒoːni}}, {{frS|Grisons|lmo=Grisun}}) ist ein [[Kanton (Schweiz)|Kanton]] der [[Schweiz]] und liegt vollständig im Gebiet der [[Alpen]]. Graubünden ist der einzige Kanton mit drei [[Sprachen in der Schweiz|Amtssprachen]]: [[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Bündnerromanisch|Rätoromanisch]] und [[Italienische Sprache|Italienisch]]. Er ist zudem der einzige mit Rätoromanisch und neben dem [[Kanton Tessin|Tessin]] einer von zwei Kantonen mit Italienisch als offizieller Sprache. Der Kanton zählt zur Region [[Südostschweiz (Region)|Südostschweiz]] und zur [[Grossregion (Schweiz)|Grossregion]] [[Ostschweiz]]. Der [[Hauptort#Schweiz und Liechtenstein|Hauptort]] und grösste Ort ist [[Chur]].

Graubünden ging 1803 aus dem 1471 gebildeten [[Drei Bünde|Freistaat der Drei Bünde]], einem [[Zugewandter Ort|zugewandten Ort]] der [[Alte Eidgenossenschaft|Alten Eidgenossenschaft]], hervor. Der bedeutendste der Drei Bünde war der 1424 gegründete [[Grauer Bund|Obere oder Graue Bund]], nach dem der heutige Kanton benannt wurde.

== Name und Wappen ==
[[Datei:Hiking Switzerland, Graubünden capital Chur.jpg|mini|links|Der Hauptort Chur. Blick gegen Westen ins Vorderrheintal]]

Der Kanton Graubünden (historisch auch ''Graubündten'' geschrieben<ref>[http://www.zeno.org/Brockhaus-1837/A/Graub%C3%BCndten Graubündten] im [[Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon]]</ref>) trägt den Namen des ehemals politisch gewichtigsten der [[Drei Bünde]], aus denen er entstanden ist. Der 1367 gegründete ''Graue Bund'' ([[Heroldsbild#Spaltung|gespaltener]] Schild, schwarz und silber) wurde 1442 erstmals genannt, vermutlich ein Spottname der Zürcher und Österreicher, der von den Bundsleuten vor 1486 übernommen wurde. Im 15.&nbsp;Jahrhundert erscheint der Name für die sonst ''Drei Bünde'' genannte Gesamtheit der Bünde. Im 16.&nbsp;Jahrhundert wurde von Humanisten der Name der römischen Provinz ''[[Raetia]]'' als ''Rätien'' auf das Gebiet der Drei Bünde übertragen. 1799 wurden die Bünde von [[Napoleon Bonaparte]] als ''[[Kanton Rätien]]'' der damaligen [[Helvetische Republik|Helvetischen Republik]] eingegliedert. Die Bezeichnung ist heute noch für Institutionen wie die [[Rhätische Bahn]] oder das [[Rätisches Museum|Rätische Museum]] in [[Chur]] üblich, und auch die Bezeichnung ''rätoromanisch'' für die [[bündnerromanisch]]e Sprache stammt daher. Mit der 1803 von Napoleon Bonaparte erlassenen [[Mediation (Geschichte)|Mediationsakte]] und der damit verbundenen Konstituierung der modernen Schweizerischen Eidgenossenschaft wurde der Name ''Graubünden'' offiziell.<ref>''Rätisches Namenbuch.'' Begründet von Robert von Planta. Band 2: ''Etymologien.'' Bearbeitet und herausgegeben von Andrea Schorta. Bern 1964, S.&nbsp;713&nbsp;f., 810&nbsp;f.</ref><ref>{{HLS|47667|Rätien|Autor= Adolf Collenberg}}</ref><ref>This Fetzer: [https://www.idiotikon.ch/wortgeschichten/graubuenden ''Graubünden, Churwalchen, Dreibünden oder Rätien?''] In: ''Wortgeschichten.'' Hrsg. von der Redaktion des ''[[Schweizerisches Idiotikon|Schweizerischen Idiotikons]]''.</ref>

Das Kantonswappen setzt sich entsprechend aus den Wappen der Drei Bünde zusammen; siehe auch [[Fahne und Wappen des Kantons Graubünden]].

== Geographie ==
=== Übersicht ===
[[Datei:Palpuognasee (Albulapass).jpg|mini|Palpuognasee am Albulapass]]
[[Datei:Bernina Pass (& Lago Bianco).JPG|mini|Am [[Berninapass]] liegt der [[Lago Bianco]]]]

* ''Höchste Erhebung:'' [[Piz Bernina]] ({{Höhe|4048.6|CH|link=1}})
* ''Tiefster Punkt:'' die [[Moesa (Fluss)|Moesa]] an der Grenze zum Kanton Tessin ({{Höhe|253|CH}})

Der Kanton bildet als flächengrösster Kanton der Schweiz deren südöstlichen Teil und ist vor allem durch [[Gebirge|Berglandschaften]] geprägt. Aufgrund der geographischen Bedingungen ist er der am dünnsten besiedelte Kanton der Schweiz und belegt trotz seiner Grösse von der Einwohnerzahl her den 14.&nbsp;Rang.

=== Nachbargebiete ===
Graubünden liegt im Zentrum des Alpenbogens und ist seit jeher sozial, wirtschaftlich und kulturell eng mit den umliegenden Regionen verflochten. Prägende Faktoren hierfür waren Transitverkehr und Handel.<ref>[https://kulturforschung.ch/storage/atlasgr/seiten/01_alpenbogen.pdf kulturforschung.ch]</ref> 

Gemeinsame Kantonsgrenzen hat Graubünden im Südwesten mit dem [[Kanton Tessin]], im Westen mit [[Kanton Uri|Uri]], im Norden mit [[Kanton Glarus|Glarus]] und [[Kanton St. Gallen|St.&nbsp;Gallen]]. Graubünden bildet die Landesgrenze der Schweiz mit [[Grenze zwischen Liechtenstein und der Schweiz|Liechtenstein]] sowie mit [[Grenze zwischen Österreich und der Schweiz|Österreich]] (Bundesländer [[Vorarlberg]] und [[Tirol (Bundesland)|Tirol]]) im Norden, dem [[Grenze zwischen Italien und der Schweiz|italienischen]] [[Südtirol]] im Osten und der [[Lombardei]] im Süden. Ausser Graubünden grenzt nur St.&nbsp;Gallen an drei verschiedene Nachbarstaaten.

=== Topographie und Klima ===
Topographie und Klima sind prägende Faktoren einer Landschaft und der darin lebenden Menschen, besonders in einer Gebirgsregion wie Graubünden. Graubünden ist der grösste Gebirgskanton der Schweiz. Die Hälfte des Kantonsgebiets liegt oberhalb von 2100 Metern über Meer. 

Die Alpenfaltung und die Eiszeiten haben die Topographie geschaffen. Durch Graubünden verläuft die Grenze zwischen West- und Ostalpen, geologisch zwischen Helvetikum (Kalk), penninischen und ostalpinen Decken.

Die Topographie beeinflusst auch das Klima, sie schafft kleinräumige klimatische Unterschiede, insbesondere infolge der Höhenunterschiede. Alle in der Schweiz vorkommenden Klimatypen kommen auch in Graubünden vor: In Nordbünden dominiert die feuchte atlantische Strömung, inneralpin ist es deutlich trockener, im Tujetsch und in Medels überkreuzen sich feuchte Nord- und Südanströmungen und führen zu hohen Jahresniederschläge, in den Südtälern ist bereits das Mittelmeerklima spürbar. Die Klimaerwärmung ist in im alpinen Graubünden besonders stark.<ref>{{Internetquelle |url=https://kulturforschung.ch/atlasgr |titel=Atlas GR {{!}} Institut für Kulturforschung Graubünden |sprache=de-CH |abruf=2024-10-01}}</ref>

=== Wassergeographie ===
Entwässert wird Graubünden zum grössten Teil vom [[Rhein]] mit seinen im Graubünden entspringenden Quellflüssen [[Vorderrhein]] und [[Hinterrhein]]. Den Osten des Landes, das [[Engadin]], entwässert der [[Inn]], der ebenfalls in Graubünden entspringt. Jenseits des [[Alpenhauptkamm]]s liegen die zum [[Po (Fluss)|Po]] entwässernden und italienischsprachigen Bündner Südtäler: das [[Misox]] mit dem [[Calancatal]], das [[Bergell]] und das [[Puschlav]]. Der östlichste Teil des Landes, das [[Val Müstair|Münstertal]], entwässert zur [[Etsch]].

Die drei Einzugsgebiete der Nordsee, des Mittelmeers und des Schwarzen Meers treffen sich unweit der Inn-Quelle nahe dem [[Pass Lunghin]] oberhalb von [[Maloja]], dem wichtigsten [[Wasserscheidepunkt]] Europas. Von dort fliesst in Richtung Norden die [[Julia (Fluss)|Julia]], die via Rhein zur Nordsee führt, nach Süden die [[Mera|Maira]], deren Wasser über den Po ins [[Mittelmeer]] kommt, und nach Osten der Inn, der in die [[Donau]] mündet und damit ins [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] fliesst.

=== Landschaften ===
Im Kanton Graubünden gibt es ca. 150 Täler, 615 (von gut 1'500 Schweizer) Seen sowie 937 Berggipfel bis hinauf zum [[Piz Bernina]] auf {{Höhe|4049|CH-m}}.<ref>Nach Angaben von Graubünden Tourismus.</ref> Den Gesamtkomplex der Berggruppen um Rhein- und Innquellgebiet nennt man ''[[Bündner Alpen]]''.

In prähistorischer Zeit vor rund 9400 Jahren kam es infolge der damaligen Erwärmung mit Schmelzen des Permafrosts an den steilen Talhängen zu zwei grossen Bergstürzen, dem Taminser und Flimser Bergsturz (grösster Bergsturz der Alpen). Die Bergstürze zusammen mit den Ausbrüchen der aufgestauten Seen haben die einmalige Bergsturzlandschaft [[Ruinaulta]] sowie die [[Tuma (Geographie)|Tumas]] im Bündner Rheintal geschaffen. 

=== Fauna und Flora ===
Der Kanton Graubünden ist bekannt für seinen Wildreichtum, vor allem Hirsche, Gämsen und Steinböcke. Im [[Avers GR|Avers]]tal gibt es so viele [[Murmeltiere]], dass ein Murmeltier-Lehrpfad angelegt wurde. Die Einwanderung von einst ausgerotteten Säugetierarten wie Bär, Wolf, Luchs, Biber usw. wertet in der Neuzeit die Bündner Fauna auf, erzeugt jedoch oft Nutzungs- und Interessenkonflikte mit den besiedelten Talschaften und den stark genutzten Alpgebieten.

In Graubünden sind rund 300 Vogelarten bekannt, dokumentiert sind sie im Nachschlagewerk «Die Vögel Graubündens».

== Bevölkerung ==
=== Übersicht ===
Die Einwohner werden als ''Bündner'' bezeichnet. Per {{FormatDate|{{Metadaten Einwohnerzahl CH|2=STAND}}}} betrug die Einwohnerzahl des Kantons Graubünden {{FormatZahl|{{Metadaten Einwohnerzahl CH|1=CH-GR}}|LAND=CH}}.<ref>{{Metadaten Einwohnerzahl CH|2=QUELLE}}</ref> Die [[Bevölkerungsdichte]] liegt mit {{#expr:{{Metadaten Einwohnerzahl CH|CH-GR}}/7105 round 0}}&nbsp;Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt ({{#expr:{{Metadaten Einwohnerzahl CH|CH}}/41285 round 0}} Einwohner pro Quadratkilometer). Der Ausländeranteil (gemeldete Einwohner ohne [[Schweizer Bürgerrecht]]) bezifferte sich am {{FormatDate|{{Metadaten Ausländeranteil CH|2=STAND}}}} auf {{FormatZahl|{{Metadaten Ausländeranteil CH|1=CH-GR}}|LAND=CH}}&nbsp;Prozent, während landesweit {{FormatZahl|{{Metadaten Ausländeranteil CH|1=CH}}|LAND=CH}}&nbsp;Prozent Ausländer registriert waren.<ref>{{Metadaten Ausländeranteil CH|2=QUELLE}}</ref> Per {{FormatDate|{{Metadaten Arbeitslosenquote CH|2=STAND}}}} betrug die [[Arbeitslosenstatistik#Schweiz|Arbeitslosenquote]] {{Metadaten Arbeitslosenquote CH|1=CH-GR}}&nbsp;Prozent gegenüber {{Metadaten Arbeitslosenquote CH|1=CH}}&nbsp;Prozent auf eidgenössischer Ebene.<ref>{{Metadaten Arbeitslosenquote CH|2=QUELLE}}</ref>

=== Sprachen ===
[[Datei:Karte Sprachen Graubünden.png|mini|Ehemaliges Verbreitungsgebiet der einzelnen romanischen Idiome in Graubünden]]

Als einziger Kanton der Schweiz hat Graubünden [[Sprachen in der Schweiz|drei Amtssprachen]]: [[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Bündnerromanisch|Rätoromanisch]] und [[Italienische Sprache|Italienisch]]. Gleichzeitig ist es der einzige Kanton, in dem Rätoromanisch Amtssprache ist. Aufgrund dieser sprachlich-kulturellen Vielfalt und auch wegen seiner Form und Beschaffenheit wird der Kanton als kleine Schweiz innerhalb der Schweiz bezeichnet.

Die Gemeinden und Kreise sind autonom, ihre eigenen Amts- und [[Schulsprache]]n festzulegen, der Kanton setzt jedoch Richtlinien, insbesondere zur Unterstützung der Minderheitensprachen Rätoromanisch und Italienisch. Gemäss Artikel&nbsp;16 des Bündner Sprachengesetzes von 2006 gelten Gemeinden, in denen mindestens 40&nbsp;Prozent der Einwohner das angestammte Idiom sprechen, als amtlich einsprachig, und Gemeinden, in denen wenigstens 20&nbsp;Prozent das angestammte Idiom sprechen, als amtlich zweisprachig.<ref>[http://www.gr-lex.gr.ch/frontend/versions/238/pdf_file ''Sprachengesetz des Kantons Graubünden'' vom 19. Oktober 2006.]</ref>

Die meisten ''deutschen Mundarten'' Graubündens gehören zu zwei Gruppen des [[Schweizerdeutsch]]en:

* Dem [[hochalemannisch]]en [[Bündnerdeutsch]], das in der Region Chur, in der [[Bündner Herrschaft]], den [[Fünf Dörfer]]n und seit dem 19. und 20.&nbsp;Jahrhundert auch im [[Domleschg]] gesprochen wird; diese Dialekte verbreiteten sich im [[Hochmittelalter]] und der [[Neuzeit]] von Norden ([[Bodensee]] und [[Alpenrheintal|Rheintal]]) bzw. von Nordwesten ([[Walensee]]-[[Seeztal]]) her und überlagerten ursprünglich rätoromanisches Siedlungsgebiet.
* Dem [[höchstalemannisch]]en [[Walliserdeutsch|Walserdeutsch]], das in den im Hochmittelalter vom [[Kanton Wallis|Wallis]] her besiedelten [[Walser]]dörfern gesprochen wird, nämlich im [[Prättigau]], der [[Davos|Landschaft Davos]] und dem [[Schanfigg]] sowie in den ursprünglichen [[Sprachinsel]]n [[Avers GR|Avers]], [[Mutten GR|Mutten]], [[Rheinwald]], [[Safiental]], [[Vals GR|Vals]], [[Tschappina]] und [[Obersaxen]], die infolge des Rückzugs der rätoromanischen Sprache heute allerdings teilweise räumlichen Anschluss an das Hochalemannische gefunden haben.
* Die Mundart von [[Samnaun]] gehört hingegen, als einziger Dialekt in der Schweiz, zum [[Bairische Sprache|Bairischen]], speziell zum [[Dialekte in Tirol|Tirolerischen]].

Im ''[[Bündnerromanisch]]en,'' das in verschiedenen Gegenden des Kantons – [[Surselva]], in Teilen [[Mittelbünden]]s, im [[Engadin]] und im [[Münstertal (Alpental)|Münstertal]] – gesprochen wird, existieren sowohl fünf regionale Schriftdialekte (sogenannte Idiome), nämlich [[Surselvische Sprache|Surselvisch]] (Sursilvan), [[Sutselvische Sprache|Sutselvisch]] (Sutsilvan), [[Surmeirische Sprache|Surmeirisch]] (Surmiran), [[Oberengadinische Sprache|Oberengadinisch]] (Puter) und [[Unterengadinische Sprache|Unterengadinisch]] (Vallader) als auch die überregionale Schriftsprache [[Rumantsch Grischun]], die erst in den 1980er Jahren auf der Basis der verschiedenen Idiome als [[Koinesprache|Ausgleichssprache]] geschaffen worden ist. [[Jauer (Sprache)|Münstertalisch]] (Jauer) hat keine schriftsprachliche Tradition. In den Münstertaler Schulen wurde bis zur Einführung von Rumantsch Grischun in Unterengadinisch unterrichtet.

Die ''italienischen Mundarten'' im [[Misox]] und [[Calancatal]], [[Bergell]], in [[Bivio]] und dem [[Puschlav]] gehören dem [[Lombardische Sprache|Alpinlombardischen]] an.

Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Bund im Zug der Umsetzung des ''Gesetzes betreffend die Heimatlosigkeit'' dem Kanton Graubünden eine grosse Zahl [[Jenische]]r zwangsweise zuwies, hat Graubünden auch eine statistisch nicht erfasste (gesamtschweizerisch auf 35'000&nbsp;Personen geschätzte) Population ''[[Jenische Sprache|jenischer Muttersprache]]''. Das Jenische ist anerkannte Minderheitensprache in der Schweiz<ref>Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur: ''{{Webarchiv |url=http://www.bak.admin.ch/bak/themen/sprachen_und_kulturelle_minderheiten/00507/00511/index.html?lang=de |text=Fahrende – Anerkennung als nationale Minderheit. |wayback=20071220231634}}''</ref> und somit auch in Graubünden, besitzt aber keinen Amtssprachenstatus.

Wohnbevölkerung nach Sprachen (Volkszählung 2020):<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/awt/statistik/Bevoelkerung/Seiten/Sprache,_Religion.aspx |titel=Sprache, Religion – 01 Bevölkerung |abruf=2022-08-29}}</ref>
* Deutsch: 149'471 (74,7 %)
* Rätoromanisch: 27'813 (13,9 %)
* Italienisch: 27'813 (13,9 %)
* Andere: 15'607 (7,8 %)

{| class="wikitable" style="text-align:center"
|+Sprachen in Graubünden 1803–2020<ref>Renata Coray: ''Von der Mumma Romontscha zum Retortenbaby Rumantsch Grischun: Rätoromanische Sprachmythen.'' Institut für Kulturforschung Graubünden ikg, Chur 2008, ISBN 978-3-905342-43-7, S.&nbsp;86.</ref><ref>{{HLS|7391|''Graubünden''|Autor=Georg Jäger, Florian Hitz}}</ref>
! Jahr
! Bevölkerung
! Rätoromanisch %
! Deutsch %
! Italienisch %
|-
|1803
|{{0}}72'903
|36'700 (ca. '''50 %''')
|ca. 36 %
|ca. 14 %
|-
|1850
|{{0}}89'895
|'''42'439''' (47,2 %)
|39,5 %
|13,3 %
|-
|1880
|{{0}}93'864
|37'794 (39,8 %)
|{{0}}43'664 (46,0 %)
|12'976 (13,7 %)
|-
|1900
|104'520
|36.472 (34,9 %)
|{{0}}48'762 (46,7 %)
|17'539 ('''16,8 %''')
|-
|1920
|119'854
|39'127 (32,7 %)
|{{0}}61'379 (51,2 %)
|17'674 (14,8 %)
|-
|1941
|128'247
|40'187 (31,3 %)
|{{0}}70'421 (54,9 %)
|16'438 (12,8 %)
|-
|1950
|137'100
|40'109 (29,3 %)
|{{0}}77'096 (56,2 %)
|18'079 (13,2 %)
|-
|1960
|147'458
|38'414 (26,1 %)
|{{0}}83'544 (56,7 %)
|23'682 (16,1 %)
|-
|1970
|162'086
|37'878 (23,4 %)
|{{0}}93'359 (57,6 %)
|25'575 (15,8 %)
|-
|1980
|164'641
|36'017 (21,9 %)
|{{0}}98'645 (59,9 %)
|22'199 (13,5 %)
|-
|2000
|187'058
|27'038 (14,5 %)
|127'755 (68,3 %)
|19'106 (10,2 %)
|-
|2020
|200'096
|27'813 (13,9 %)
|'''149'471''' ('''74,7 %''')
|'''27'813''' (13,9 %)
|}

<gallery>
Mehrheitssprachen GR 1860.png|Sprachmehrheit in Graubünden 1860
Mehrheitssprachen GR 2000.png|Sprachmehrheit in Graubünden 2000
Sprachen GR 2000.png|Tatsächliche Verbreitung der Landessprachen in Graubünden 2000
LinguaRumantsha.png|Verbreitung des [[Bündnerromanisch]]
</gallery>

Bis 2003 hatte der Kanton Graubünden seine Schulbücher in sieben Sprachen herausgegeben, neben Deutsch und Italienisch auch in allen fünf rätoromanischen Schriftdialekten. 2003 entschied das Bündner Parlament, die romanischen Lehrmittel nur noch in Rumantsch Grischun herauszugeben. Dieser Entscheid wurde jedoch bereits 2013 im Grundsatz wieder rückgängig gemacht.<ref>[https://s4.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/lokale-idiome-statt-rumantsch-grischun?id=57fc2681-67fb-4ce9-a60e-c457ba8e0a5d ''Lokale Idiome statt Rumantsch Grischun'']. [[Tagesschau (SRF)|Tagesschau]] vom 26. Juli 2011.</ref>

Der dialektale und historische Wortschatz sowie die Volkskultur Graubündens werden für das Deutsche vom [[Schweizerisches Idiotikon|Schweizerischen Idiotikon]], für das Bündnerromanischen vom [[Dicziunari Rumantsch Grischun]] und für das Italienische vom [[Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana]] dokumentiert. Das Walserdeutsche Idiom wird durch Interessenvertreter der [[Walservereinigung Graubünden]] gestützt.

=== Konfessionen ===
[[Datei:Disentis Kloster.jpeg|mini|[[Kloster Disentis]]]]

Infolge der Souveränität der einzelnen Gemeinden konnte im 16.&nbsp;Jahrhundert jede Gemeinde ihre Konfession autonom bestimmen. [[Fläsch]] war die erste reformierte Gemeinde im Kanton, danach folgte [[St.&nbsp;Antönien]], später andere. Graubünden gehört somit zu den traditionell [[Konfessionelle Parität|paritätischen]] Kantonen.

Überwiegend katholisch sind das [[Vorderrhein]]tal mit dem [[Val Lumnezia|Lugnez]] (ohne Teile der [[Gruob]] sowie [[Waltensburg/Vuorz|Waltensburg]]), das [[Oberhalbstein]] (ohne [[Bivio]]) und das mittlere [[Landwasser (Albula)|Landwassertal]] (ohne [[Bergün/Bravuogn|Bergün]]), das [[Misox]], das [[Calancatal]] und das [[Puschlav]].

Überwiegend reformiert sind das [[Prättigau]], das [[Schanfigg]] und die [[Landschaft Davos]], im [[Hinterrhein]]tal das [[Schams]], das [[Rheinwald]] und das [[Avers GR|Avers]], im Vorderrheintal das [[Safiental]], Teile der [[Gruob]] und die Ortschaft [[Waltensburg/Vuorz|Waltensburg]] sowie in Südbünden das [[Engadin]] (ohne [[Tarasp]] und [[Samnaun]]), das [[Bergell]] und das [[Münstertal (Alpental)|Münstertal]] (ohne [[Müstair]]).

Konfessionell traditionell gemischt sind die Regionen [[Fünf Dörfer]] und [[Bezirk Imboden|Imboden]] sowie das [[Domleschg]] und das [[Churwaldnertal]]. Die beiden [[Reformationsstadt Europas|Reformationsstädte]] [[Chur]] und [[Ilanz/Glion (Stadt)|Ilanz]] haben heute infolge der Migration eine katholische Bevölkerungsmehrheit.

Klöster gibt es in [[Benediktinerinnenkloster St. Johann|Müstair]], [[Kloster Disentis|Disentis]], [[Kloster Cazis|Cazis]] und [[Ilanz/Glion (Stadt)|Ilanz]].

Von der gesamten Wohnbevölkerung des Kantons Graubünden waren im Jahr 2017 rund 80&nbsp;Prozent Mitglied einer [[Landeskirche]]: 91'051 Personen (46,0&nbsp;Prozent) waren Mitglied der römisch-katholischen Kirche und 66'533 Personen (33,6&nbsp;Prozent) waren Mitglied der evangelisch-reformierten Kirche (100&nbsp;Prozent: 197'888 Personen).<ref name="Kirchenmitgliederzahlen_2017">{{Internetquelle |autor=SPI St. Gallen |url=https://kirchenstatistik.spi-sg.ch/entwicklung-der-kirchenmitgliedschaft/#close |titel=Kirchenmitgliedschaft in der römisch-katholischen und evangelisch-reformierten Kirche nach Kantonen (2017) {{!}} Tabelle 1.4 |datum=2018 |abruf=2019-09-05}}</ref>

Mit 70,6&nbsp;Prozent bekennt sich heute (2022) laut einer Umfrage<ref group="A">Seit 2010 basieren die Daten des BFS zu den Religionsgemeinschaften in der Schweiz auf einer Stichprobenerhebung, für welche jeweils schweizweit 200'000 Personen ab dem Alter von 15 Jahren befragt werden. (Siehe hierzu [[Volkszählung in der Schweiz#Strukturerhebung]].) Seit der letzten Volkszählung im Jahr 2000 liegen keine Zahlen zur Religionszugehörigkeit der Gesamtbevölkerung (jeden Alters) mehr vor.
Eine Ausnahme bilden die römisch-katholische und evangelisch-reformierte Kirche, deren Mitglieder amtlich registriert werden (unter anderem aufgrund der Kirchensteuer).</ref> des [[Bundesamt für Statistik|Bundesamtes für Statistik]] (BFS) die Mehrheit der Kantonsbevölkerung ab 15&nbsp;Jahren zum [[Christentum]]: 38,9&nbsp;Prozent sind Angehörige der [[Katholische Landeskirche Graubünden|römisch-katholischen Landeskirche]], 28,5&nbsp;Prozent der [[Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden|evangelisch-reformierten Landeskirche]], und 3,2&nbsp;Prozent gehören anderen christlichen Kirchen an. 2,2&nbsp;Prozent bekennen sich zum [[Islam in der Schweiz|Islam]] und weitere 11,8&nbsp;Prozent zu anderen Religionsgemeinschaften. 25,9&nbsp;Prozent sind [[konfessionslos]], bei 0,6&nbsp;Prozent ist die Religionszugehörigkeit unbekannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/awt/Dokumente/Strukturerhebung_Bevoelkerung_-_Religion_Graubuenden_und_Schweiz_2010_-_2022.xlsx |titel=Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach Religion im Kanton Graubünden und der Schweiz, 2010–2022 |hrsg=Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden |format=XLS; 59&nbsp;kB |abruf=2024-02-13}}</ref>

== Verfassung und Verwaltung ==
Bisher kennt Graubünden drei kantonale Verfassungen. Die früher gültigen wurden in den Jahren 1854 und 1892 erlassen, die heutige<ref>{{Internetquelle |url=http://www.admin.ch/ch/d/sr/131_226/index.html |titel=Verfassung des Kantons Graubünden |werk=[[admin.ch]] |hrsg=[[Bundeskanzlei|Schweizerische Bundeskanzlei]] (BK) |abruf=2015-06-22}}</ref> datiert von 2003.

Für die [[Bundesversammlung (Schweiz)|Bundesversammlung]] entsendet Graubünden wie jeder Vollkanton zwei Vertreter in den Ständerat und gemäss seinem Anteil an der Bevölkerung fünf Abgeordnete in den Nationalrat.

=== Legislative ===
[[Datei:Chur Grossratsgebäude.jpg|mini|[[Grossratsgebäude (Chur)|Grossratsgebäude]] in Chur, vor der Fassadenrenovierung und Neugestaltung des Eingangsbereichs]]

Gesetzgebende Behörde ist der [[Grosser Rat (Graubünden)|Grosse Rat]], der 120 Mitglieder zählt und vom Volk seit 2022 gemäss [[Verhältniswahl|Proporzwahlverfahren]] fest für vier Jahre gewählt wird.<ref group="A">Seit 1937 wurden acht Modelle für ein Proporzwahlverfahren der Volksabstimmung unterbreitet. 2003 siegten zwar die Befürworter des Proporzes vorerst, die Abstimmung wurde jedoch infolge einer Nachzählung wiederholt und es gewannen wieder die Verfechter des bisherigen [[Mehrheitswahl|Majorzverfahrens]]. Schliesslich reichten Privatpersonen und kleine Parteien im Jahre 2017 eine Beschwerde beim Bundesgericht ein und verlangten, das Majorzwahlsystem in den 39 Wahlkreisen für die Bestellung des 120-köpfigen Bündner Grossen Rates müsse auf dessen Verfassungsmässigkeit hin geprüft werden. Das Bundesgericht kam zum Schluss, dass das Majorz-Wahlsystem in Graubünden zum Teil dem Gleichheitsgebot der Bundesverfassung widerspricht. Am 13.&nbsp;Juni 2021 stimmte die Mehrheit des Bündner [[Stimmvolk]]s deshalb für die Einführung des Proporzwahlsystems ab, sodass ab 2022 das Kantonsparlament erstmals per [[Doppeltproportionales Zuteilungsverfahren|doppeltproportionalem Zuteilungsverfahren]] gewählt wird.</ref>

Das Volk ist direkt an der Gesetzgebung beteiligt: 4000 Stimmberechtigte oder ein Siebtel der Gemeinden können eine Änderung der Verfassung verlangen, 3000 Stimmberechtigte oder ein Achtel der Gemeinden ein Gesetz oder eine Gesetzesänderung vorschlagen (Volksinitiative) und 1500 Stimmberechtigte oder ein Zehntel der Gemeinden können verlangen, dass ein vom Grossen Rat erlassenes Gesetz oder eine solche Gesetzesänderung der Volksabstimmung zu unterwerfen sei (Referendum). Änderungen der Verfassung unterliegen obligatorisch der Volksabstimmung.

{{Siehe auch|Liste kantonaler Volksabstimmungen des Kantons Graubünden}}

{| class="wikitable zebra toptextcells"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Partei !! 120 Sitze !! Sitzverteilung 2022–2026 !! Wähleranteil in Prozent
|-
| [[FDP.Die Liberalen]] (FDP) || align="center" | 27
| align="center" rowspan="5" | {{Sitzverteilung
| Überschrift = 
| Land = CH
| float = center
|SP|GLP|Mitte|FDP|SVP
| SP = 27
| GLP = 7
| Mitte = 34
| FDP = 27
| SVP = 25
}}
| rowspan="6" | {{Wahldiagramm
| LAND         = CH
| PROZENT      = nein
| DIFF2        = ja
| TITEL        = Wahlen&nbsp;zum&nbsp;Grossen&nbsp;Rat&nbsp;vom&nbsp;15.&nbsp;Mai&nbsp;2022
| TITEL2       = Wahlbeteiligung: 38,36 %
| PARTEI1      = Mitte
| ERGEBNIS1    = 27.98
| PARTEI2      = SP
| ERGEBNIS2    = 22.74
| PARTEI3      = FDP
| ERGEBNIS3    = 22.03
| PARTEI4      = SVP
| ERGEBNIS4    = 21.14
| PARTEI5      = glp
| ERGEBNIS5    = 6.11
| PARTEI6      = sonst.
| ERGEBNIS6    = 0.00
}}
|-
| [[Die Mitte]] || align="center" | 34
|-
| [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz]] (SP) || align="center" | 27
|-
| [[Schweizerische Volkspartei]] (SVP) || align="center" | 25
|-
| [[Grünliberale Partei]] (GLP) || align="center" | {{0}}7
|}

=== Exekutive ===
Die [[Kantonsregierung|Regierung]] (früher: ''Kleiner Rat'') zählt fünf Mitglieder und wird vom Volk im Majorzverfahren auf ebenfalls vier Jahre gewählt. Das Präsidium wechselt jährlich im Turnus.

{| class="wikitable zebra"
|+ Mitglieder der Regierung des Kantons Graubünden (Amtsperiode 2023–2026)<ref name="Regierung">{{Internetquelle |url=https://www.gr.ch/DE/institutionen/regierung/Seiten/Regierung.aspx |titel=Regierung des Kantons Graubünden |hrsg=Standeskanzlei Graubünden |abruf=2019-04-23}}</ref>
|- class="hintergrundfarbe5"
! Regierungsrat !! Partei !! Departement
|-
| Jon Domenic Parolini, Regierungspräsident 2024|| [[Die Mitte]]|| Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement EKUD
|-
| Marcus Caduff || [[Die Mitte]]|| Departement für Volkswirtschaft und Soziales DVS
|-
| [[Martin Bühler (Politiker)|Martin Bühler]]|| [[FDP.Die Liberalen|FDP]]|| Departement für Finanzen und Gemeinden DFG
|-
| [[Carmelia Maissen]] || [[Die Mitte]]|| Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität DIEM
|-
| [[Peter Peyer]]|| [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP]] || Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit DJSG
|}

Leiter der [[Staatskanzlei#Schweiz|Standeskanzlei]] ist seit 1. Juli 2017 Daniel Spadin.<ref name="Regierung" />

{{siehe auch|Liste der Regierungsräte des Kantons Graubünden}}

=== Judikative ===
[[Datei:Chur Kantonsgericht.jpg|mini|Das [[Altes Gebäu (Chur)|Alte Gebäu]]&nbsp;– Sitz des Kantonsgerichts in Chur]]

Die obersten Gerichte des Kantons sind das [[Obergericht (Schweiz)|Kantonsgericht]] und das [[Verwaltungsgerichtsbarkeit (Schweiz)|Verwaltungsgericht]]. Das Kantonsgericht ist mit der Rechtsprechung auf den Gebieten des Zivil-, Straf-, Schuldbetreibungs- und Konkursrechts sowie teilweise des Verwaltungs- und Verwaltungsstrafrechts betraut. Das Verwaltungsgericht ist zugleich Verfassungs- und Versicherungsgericht und ist mit der Rechtsprechung auf dem Gebiet des öffentlichen Rechtes betraut. Untere Instanz sind die elf [[Bezirksgericht (Schweiz)|Regionalgerichte]] (vor 2017 ''Bezirksgerichte'' genannt).

Bevor eine Klage bei einem Regionalgericht eingereicht werden kann, ist in der Regel ein Schlichtungsverfahren durchzuführen. Dafür zuständig sind die [[Schlichtungsbehörde]]n, deren Vorsitzende im allgemeinen Sprachgebrauch oft Friedensrichter oder Vermittler genannt werden. Im Kanton Graubünden gibt es drei Arten von Schlichtungsbehörden (Artikel&nbsp;3 ''Einführungsgesetz zur Schweizerischen Zivilprozessordnung,'' kurz ''EGzZPO''): Vermittlerämter (eines pro Region), Schlichtungsbehörden für Mietsachen (eine pro Region) und die kantonale Schlichtungsbehörde für Gleichstellungssachen (eine im Kanton).

=== Verwaltungseinheiten ===
{{Hauptartikel|Bezirk (Schweiz)#Kanton Graubünden|Gemeinden des Kantons Graubünden#Kanton Graubünden|titel1=Bezirke und Kreise des Kantons Graubünden|titel2=Gemeinden des Kantons Graubünden}}

Graubünden ist der Kanton, in dem die über hundert [[Politische Gemeinde|politischen Gemeinden]]&nbsp;– im Jahr 2001 waren es noch 212&nbsp;– historisch bedingt die wohl ausgeprägteste [[Gemeindeautonomie]] der Schweiz haben.<ref>[[Andreas Auer]]: ''Staatsrecht der schweizerischen Kantone.'' Stämpfli, Bern 2016, ISBN 978-3-7272-3217-6, S.&nbsp;168.</ref>

Die [[Bezirk (Schweiz)#Kanton Graubünden|Kreise]], die aus einer kleinen Zahl Gemeinden oder ausnahmsweise aus einer einzigen Gemeinde bestehen, fungieren heute nur noch als Wahlkreise für den Grossen Rat. Bis Ende 2015 (im Oberengadin noch bis Ende 2017) waren sie jedoch autonome Körperschaften, und die Grossräte wurden bis 2014 teilweise noch an den traditionellen [[Landsgemeinde]]n gewählt.<ref name="reform">[https://www.gr.ch/DE/Medien/Mitteilungen/MMStaka/2015/Seiten/2015011502.aspx ''Gebietsreform wird auf 2016 hin umgesetzt''] – Medienmitteilung der Bündner Standeskanzlei vom 15.&nbsp;Januar 2015.</ref>

Die elf [[Bezirk (Schweiz)|Regionen]] sind reine Verwaltungsorgane des Kantons und damit ohne innere Autonomie. Sie haben 2016 die bisherigen Bezirke ersetzt.<ref name="reform" />

Diese dreifache Verwaltungsgliederung ist vor dem geschichtlichen Hintergrund zu sehen, dass die politischen Gemeinden in ihrer Mehrheit die [[Nachbarschaft (Graubünden)|Nachbarschaften]] und die Kreise die [[Gerichtsgemeinde]]n des früheren Freistaats der [[Drei Bünde]] fortsetzen, die Bezirke hingegen eine erst im 19.&nbsp;Jahrhundert vom modernen Kanton Graubünden errichtete Institution sind.<ref name="reform" />

== Wirtschaft und Tourismus ==
{{Siehe auch|Liste der Kulturgüter im Kanton Graubünden|Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Graubünden}}

Die für die dauerhafte Besiedlung mancher Talschaften unabdingbare Berglandwirtschaft überlebt dank Nischenproduktion sowie Subventionen. Acht Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft, wobei 50&nbsp;Prozent der Betriebe biologisch geführt werden.
Im Jahr 2020 wurde 66,2&nbsp;Prozent der [[Landwirtschaftliche Nutzfläche|landwirtschaftlichen Nutzfläche]] des Kantons durch 1305 Betriebe [[Ökologische Landwirtschaft|biologisch bewirtschaftet]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.atlas.bfs.admin.ch/maps/13/de/16080_5884_5872_4801/25059.html |titel=Biologische Landwirtschaft, 2020 |werk=atlas.bfs.admin.ch |hrsg=[[Bundesamt für Statistik]] |abruf=2021-05-11}}</ref> Das grösste Wachstum nach der Jahrtausendwende erreicht die Exportindustrie,<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/awt/dokumentation/Dokumente%20Volkswirtschaftliche%20Grundlagen/Wertsch%C3%B6pfung%20im%20Kanton%20Graub%C3%BCnden%201990%20-%202013%20%28BAKBASEL%202010%29.pdf |text=Wirtschaftliche Entwicklung der Regionen ab 1990 |wayback=20110830164727}}</ref> 24&nbsp;Prozent der Bevölkerung arbeiten in Industrie und Gewerbe. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Dienstleistungssektor und insbesondere der Tourismus mit einem sehr hohen Anteil am Bündner Bruttoinlandsprodukt von rund 14&nbsp;Prozent.

Im Februar 2020 wurde [[Tschiertschen]] von Graubünden Tourismus als das schönste Bergdorf des Kantons ausgezeichnet.

[[Datei:Sessellift Naluns.jpg|mini|Skigebiet Scuol]]

Der Fremdenverkehr, ursprünglich eine Sommeraktivität, wurde schon 1865 durch die Bündner Erfindung des [[Wintertourismus]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.kulmhotel-stmoritz.ch/tl_files/pdf/press_erfindung_d.pdf |text=Erfindung des Wintertourismus in St. Moritz |wayback=20111106134720}}</ref> ergänzt, die Brennpunkte sind die Regionen [[Oberengadin]], [[Davos]]/[[Klosters]], [[Arosa]], [[Lenzerheide/Lai|Lenzerheide]], [[Tschiertschen]] und [[Flims]]. Hervorzuheben ist auch der Bädertourismus in [[Vals GR|Vals]], [[Scuol]] und [[Andeer]] sowie [[Alvaneu]]. Das Graubünden ist der Kanton mit der grössten Dichte an Burgen und weist mit dem [[Benediktinerinnenkloster St. Johann]] in [[Müstair]], dem Dorf [[Soglio GR|Soglio]] und der [[Kirche St. Martin Zillis|Kirche von Zillis]] [[Weltkulturerbe|Kulturgüter]] von Weltrang auf. Neu dazugestossen ist die Anlage der [[Rhätische Bahn|Rhätischen Bahn]] im [[Albulabahn|Albulatal]]. Auch die [[Berninabahn|Bahnstrecke über den Berninapass]] ist von grosser architektonischer Bedeutung, während die [[TektonikArena Sardona]] als [[Weltnaturerbe]] gelistet wird. Seit 1991 ist die [[Salginatobelbrücke]] der Verbindungsstrasse von [[Schiers]] nach [[Schuders]] das bislang einzige [[Weltmonument]] der Schweiz. Diese Auszeichnung wurde von der [[American Society of Civil Engineers|ASCE]] vergeben.

== Verkehr ==
=== Strassenverkehr ===
[[Datei:Strassengesetz GR.jpg|mini|hochkant|links|Flugblatt zur Abstimmung über das kantonale Strassenverkehrsgesetz vom 20.&nbsp;Februar 1927]]
[[Datei:Bernina-Express 1.JPG|mini|[[Landwasserviadukt]] bei [[Filisur]]]]

Der Verkehr bestimmte seit dem Altertum die Besiedelung des Kantons. Der Handelsverkehr war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor; schon während der [[Römisches Reich|Römerzeit]] querten Karren den [[Julierpass]]. 1387 beauftragte der Bischof von Chur den Bergeller Adligen Jakob von Castelmur, den [[Septimerpass]] zu einer befahrbaren Strasse auszubauen.

Zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts gab es im Kanton Graubünden Strassen in der Länge von 1000 Kilometern, doch der motorisierte Individualverkehr wurde vehement bekämpft. Der Kleine Rat (Regierungsrat) erliess am 24. August 1900 das [[Bündner Autoverbot]], Autofahren war somit auf sämtlichen Strassen des Kantons untersagt. 1903 erteilte der Kleine Rat Autos von Ärzten und Sanitätsfahrzeugen eine Fahrbewilligung auf Bündner Strassen. Am 13.&nbsp;Oktober 1907 stimmten 9110 Stimmbürger gegen die Zulassung von Autos, 2074 waren dafür. Trotzdem setzte der Rat seine frühere Bewilligungspraxis fort und beschloss am 14.&nbsp;Mai 1910, die Strasse von der [[Tardisbrücke]] bei [[Landquart GR|Landquart]] bis Chur ganz dem Verkehr zu öffnen. Eine weitere Volksabstimmung machte diese Bewilligung rückgängig. 1919 wurde erstmals eine Strecke in Graubünden für das Postauto freigegeben. Erst am 21.&nbsp;Juni 1925 stimmte der Bündner Souverän knapp einer Vorlage zu, die das Befahren der Strassen mit Autos bis acht Plätzen erlaubte.<ref>Dominik Landwehr / [[Schweizerisches Nationalmuseum]]: [https://www.watson.ch/wissen/schweiz/591983541-das-buendner-autoverbot ''Als im Kanton Graubünden keine Autos fahren durften''] In: ''[[Watson (Nachrichtenportal)]]'' vom 30. Juni 2024</ref><ref>[[Bündner Kalender]] 2010, S.&nbsp;116.</ref><ref>Jürg Simonett: ''Die verweigerte Automobilität. Das Bündner Autoverbot 1900–1925.'' In: ''Rote Revue. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur,'' Band 71 (1993), Heft 4, abgerufen am 15.&nbsp;Februar 2022, {{DOI|10.5169/seals-341019}}.</ref>

Die Zulassung von Autos verlangte den Ausbau des Strassennetzes, wofür dem Kanton jedoch die finanziellen Mittel fehlten. Erst 1935 kam die Eidgenossenschaft den Alpenkantonen zu Hilfe und stellte 126&nbsp;Millionen Franken zur Verfügung, 35 erhielt das Graubünden. Damit wurden die vier wichtigsten Alpenstrassen ausgebaut; darunter die «Obere Strasse» über den [[Julierpass]]. Das kantonale Strassennetz umfasst heute 597&nbsp;Kilometer [[Hauptstrasse]]n und 826&nbsp;Kilometer Verbindungsstrassen. Die 166&nbsp;Kilometer [[Nationalstrasse]]n, bestehend aus [[Autobahn 13 (Schweiz)|A13]] und [[Nationalstrasse 28|A28]] (Prättigauerstrasse), sind am 1. Januar 2008 in die alleinige Verantwortung des Bundes übergegangen.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/bvfd/tba/Strassennetz/Seiten/Strassennetz.aspx |text=''Kantonales Strassennetz'' |wayback=20191215210218 }} In: gr.ch, abgerufen am 26. Februar 2020.</ref> Die Autobahn A13 durchquert den Kanton in Nord-Süd-Richtung.

Wichtigste Pässe zwischen Nord und Süd sind heute der [[San-Bernardino-Pass|San Bernardino]] zwischen dem [[Rheinwald]] und dem [[Misox]] und der [[Julierpass]] ins Engadin.
Im Jahr 2023 lag der [[Motorisierungsgrad]] (Personenkraftwagen pro 1'000 Einwohner) bei 582.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/mobilitaet-verkehr/verkehrsinfrastruktur-fahrzeuge/fahrzeuge/strassenfahrzeuge-bestand-motorisierungsgrad.assetdetail.30426247.html |titel=Motorisierungsgrad 2023 |werk=[[Bundesamt für Statistik|bfs.admin.ch]] |abruf=2024-03-29}}</ref>

=== Eisenbahn ===
Die Schweizerischen Bundesbahnen fahren auf [[Normalspur]] über [[Bahnstrecke Chur–Rorschach|Sargans–Landquart]] bis [[Bahnhof Chur|Chur]]. Die wichtigsten Talschaften und Tourismusorte Graubündens werden von der [[Rhätische Bahn|Rhätischen Bahn]] auf [[Meterspur]] bedient. Die Rhätische Bahn betreibt auch den [[Bernina Express]] und zusammen mit der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] den [[Glacier Express]].

== Geschichte ==
{{Hauptartikel|Geschichte des Kantons Graubünden}}

[[Datei:Geschichte Graubuenden.png|mini|Der Freistaat der Drei Bünde bis 1797]]

Während der [[Eisenzeit]] bestanden auf dem Gebiet des heutigen Graubündens vor allem [[keltisch]]e, [[Rätier|rätische]] und [[Lepontier|lepontische]] [[Kultur]]en. Abgesehen von den italischen Südtälern gehörte das Gebiet von etwa 15 v.&nbsp;Chr. bis zum 5.&nbsp;Jahrhundert zum Römischen Reich (Provinz ''[[Raetia]],'' später Provinz ''Raetia&nbsp;I''). Um 536/537 fiel Rätien (das Gebiet der ehemaligen Provinz ''Raetia&nbsp;I'') an das [[Fränkisches Reich|Fränkische Reich]]. Um 806/807 wurde das [[Bistum Chur]] vom [[Erzbistum Mailand]] zum [[Erzbistum Mainz]] umgegliedert.

Im 10. und 11. Jahrhundert war Rätien Teil des [[Herzogtum Schwaben|Herzogtums Schwaben]]. Im Laufe des Hochmittelalters kam es zur Territorialbildung. Zu den bedeutendsten Territorialherren erwuchsen der Bischof von Chur und das [[Kloster Disentis]]. Kleinere Territorien wurden von verschiedenen Grafen und Herren ausgebildet oder erworben. Im Süden erreichte die Familie [[Visconti]] eine starke Stellung (später [[Herzogtum Mailand]]).

Das [[Spätmittelalter]] ist gekennzeichnet durch politische Verselbständigung vieler (Gerichts-)Gemeinden, die viele [[Souveränität]]srechte an sich binden konnten. Sie vereinigten sich in mehreren Bünden ([[Gotteshausbund]] 1367, Oberer oder [[Grauer Bund]] 1395, [[Zehngerichtebund]] 1436). Diese Bünde fanden sich ab 1450 zu einem eigenständigen staatlichen Gebilde zusammen ([[Drei Bünde|Freistaat der Drei Bünde]]). Die Bünde wurden durch verschiedene Verträge (seit 1497) gleichberechtigter Partner der schweizerischen Eidgenossenschaft (formell als [[Zugewandter Ort]]). Seit 1512 verfügten die Bünde über die südlich anschliessenden Untertanengebiete [[Chiavenna]], [[Veltlin]] und [[Bormio]].

Die bündnerischen Untertanengebiete fielen 1797 an die [[Cisalpinische Republik]]. 1799/1800 kam das verbliebene Gebiet als [[Kanton Rätien]] zur [[Helvetische Republik|Helvetischen Republik]], 1803 als Kanton Graubünden zur Schweiz.

Am 5.&nbsp;März 1972 wurde das [[Frauenstimmrecht in der Schweiz|Frauenstimm- und -wahlrecht]] eingeführt.

== Verwaltungsgliederung ==
=== Politische Gemeinden ===
{{Hauptartikel|Gemeinden des Kantons Graubünden}}

[[Datei:Karte Kanton Graubünden 2016.png|mini|Orte des Kantons Graubünden]]

Nach Angabe des Amtes für Gemeinden des Kantons Graubünden existieren derzeit 101 [[politische Gemeinde]]n (Stand 1.&nbsp;Januar 2023). Folgende Gemeinden des Kantons zählten im Jahr 2019 mehr als 4'000 Einwohner per {{EWD|CH-GR|TIMESTAMP}}:{{EWR|CH-GR|CH-GR}}<ref group="A">Das Amt für Gemeinden ist eine kantonale Dienststelle. Es erfüllt seine Aufgaben im Rahmen der Gemeindeaufsicht, der Gemeindereform und des [[Finanzausgleich (Schweiz)|Finanzausgleichs]]. Es beaufsichtigt als kantonale Behörde den Finanzhaushalt der Gemeinden und berät sie in grundsätzlichen Fragen der Haushaltsführung sowie in allgemeinen Verwaltungsfragen. Es berät die Gemeinden überdies in Fragen der Strukturreformen und begleiten sie zum Beispiel während eines [[Gemeindefusionen in der Schweiz|Fusionsprojekts]]. Während der Umsetzungsphase eines Zusammenschlusses beraten die kantonalen Behörden die Gemeinden in rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Fragen.
Kleinere und finanzschwache politische Gemeinden versucht der Kanton Graubünden mit einer zentralisierten Verwaltung von Chur aus zu stützen, zu reformieren oder bei Bedarf zu restrukturieren, was im Laufe der letzten Jahre zu einer grossen Reduktion der Anzahl von Kleingemeinden führte. Den Gemeinden fallen grundsätzlich sehr viele Aufgaben zu, welche die dort lebenden Bewohner unmittelbar im Alltag betreffen. So wie der Kanton Vorschriften des [[Politisches System der Schweiz#Bundesebene|Bundes]] zu vollziehen hat, haben die Gemeinden zunächst Aufgaben als Teil des Kantons auszuführen (z.&nbsp;B. die Bereiche Schulwesen, Zivilstandswesen, Feuerwehr, Zivilschutz usw.). Vieles hat eine Bündner Gemeinde&nbsp;– auch wenn sie nur wenige Dorfeinwohner und knappe Finanzmittel besitzt&nbsp;– in Eigenregie organisieren. Dies führte insbesondere in den abgelegenen und strukturschwachen Alpinregionen zu einem Verlust entsprechender Ressourcen (u.&nbsp;a. Personal oder Finanzen) und letztendlich zu den durch den Kanton Graubünden geforderten Gemeindefusionen.</ref>

{| class="wikitable zebra"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Politische Gemeinde !! Einwohner
|-
| [[Chur]], Hauptort || align="center" | {{EWZ CH|CH-GR|3901}}
|-
| [[Davos]] || align="center" | {{EWZ CH|CH-GR|3851}}
|-
| [[Landquart GR|Landquart]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3955}}
|-
| [[Domat/Ems]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3722}}
|-
| [[Ilanz/Glion]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3619}}
|-
| [[St.&nbsp;Moritz]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3787}}
|-
| [[Scuol]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3762}}
|-
| [[Klosters-Serneus]] || align="center" | {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|3871}}
|}

=== Regionen ===
Der Kanton Graubünden ist seit 1.&nbsp;Januar 2016 in 11 Regionen gegliedert.

[[Datei:Karte Kanton Graubünden Regionen 2016.png|mini|Regionen des Kantons Graubünden seit 2016]]

{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Region
! Einwohner<br /><small>({{EWD|CH-GR}})</small>
! Fläche<br />in km²
! Anzahl<br />Gemeinden
<small>({{EWD|CH-GR}})</small>
! [[Gemeindenummer|BFS-Nr.]]
|-
| style="text-align:left" | [[Region Albula|Albula]] || {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|B1841}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1841}}
| 6
| 1841
|-
| style="text-align:left" | [[Region Bernina|Bernina]] || {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|B1842}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1842}}
| {{0}}2
| 1842
|-
| style="text-align:left" | [[Region Engiadina Bassa/Val Müstair|Engiadina Bassa/Val Müstair]] || {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|B1843}} || {{Metadaten Fläche CH|B1843}}
| {{0}}5
| 1843
|-
| style="text-align:left" | [[Region Imboden|Imboden]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1844}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1844}}
| {{0}}7
| 1844
|-
| style="text-align:left" | [[Region Landquart|Landquart]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1845}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1845}}
| {{0}}8
| 1845
|-
| style="text-align:left" | [[Region Maloja|Maloja]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1846}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1846}}
| 12
| 1846
|-
| style="text-align:left" | [[Region Moesa|Moesa]] || {{0}}{{EWZ CH|CH-GR|B1847}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1847}}
| 12
| 1847
|-
| style="text-align:left" | [[Region Plessur|Plessur]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1848}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1848}}
| 4
| 1848
|-
| style="text-align:left" | [[Region Prättigau/Davos|Prättigau/Davos]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1849}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1849}}
| 11
| 1849
|-
| style="text-align:left" | [[Region Surselva|Surselva]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1850}} || {{Metadaten Fläche CH|B1850}}
| 15
| 1850
|-
| style="text-align:left" | [[Region Viamala|Viamala]] || {{EWZ CH|CH-GR|B1851}} || {{0}}{{Metadaten Fläche CH|B1851}}
| 19
| 1851
|- class="sortbottom" style="background:#EFEFEF"
| style="text-align:left" | '''Total (11)''' || '''{{EWZ CH|CH-GR|CH-GR}}{{0}}''' || '''{{Metadaten Fläche CH|CH-GR}}'''
| 101
|
|}
{{Siehe auch|Bezirk (Schweiz)#Kanton Graubünden|titel1=Regionen des Kantons Graubünden}}

==== Frühere Einteilung – Bezirke und Kreise ====
[[Datei:Karte Kanton Graubünden Bezirke 2010.png|mini|Ehemalige Bezirke des Kantons Graubünden]]
[[Datei:Karte Kanton Graubünden Kreise 2015.png|mini|Ehemalige Kreise des Kantons Graubünden]]

Der Kanton Graubünden war zum 31. Dezember 2015 in 11 Bezirke und diese wiederum in 39 Kreise eingeteilt.

{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Bezirk
! Anzahl<br />Gemeinden
! Kreise
|-
| [[Bezirk Albula|Albula]] || align="center" | 16
| [[Kreis Alvaschein|Alvaschein]], [[Kreis Belfort|Belfort]], [[Kreis Bergün|Bergün]], [[Kreis Surses|Surses]]
|-
| [[Bezirk Bernina|Bernina]] || align="center" | {{0}}2
| [[Kreis Brusio|Brusio]], [[Kreis Poschiavo|Poschiavo]]
|-
| [[Bezirk Hinterrhein|Hinterrhein]] || align="center" | 24
| [[Kreis Avers|Avers]], [[Kreis Domleschg|Domleschg]], [[Kreis Rheinwald|Rheinwald]], [[Kreis Schams|Schams]], [[Kreis Thusis|Thusis]]
|-
| [[Bezirk Imboden|Imboden]] || align="center" | {{0}}7
| [[Kreis Rhäzüns|Rhäzüns]], [[Kreis Trins|Trins]]
|-
| [[Bezirk Inn|Inn]] || align="center" | {{0}}5
| [[Kreis Sur Tasna|Sur Tasna]], [[Kreis Ramosch|Ramosch]], [[Kreis Suot Tasna|Suot Tasna]], [[Kreis Val Müstair|Val Müstair]]
|-
| [[Bezirk Landquart|Landquart]] || align="center" | {{0}}9
| [[Kreis Fünf Dörfer|Fünf Dörfer]], [[Kreis Maienfeld|Maienfeld]]
|-
| [[Bezirk Maloja|Maloja]] || align="center" | 12
| [[Kreis Bergell|Bergell]], [[Kreis Oberengadin|Oberengadin]]
|-
| [[Bezirk Moesa|Moesa]] || align="center" | 14
| [[Kreis Calanca]], [[Kreis Misox|Misox]], [[Kreis Roveredo|Roveredo]]
|-
| [[Bezirk Plessur|Plessur]] || align="center" | {{0}}5
| [[Kreis Chur|Chur]], [[Kreis Churwalden|Churwalden]], [[Kreis Schanfigg|Schanfigg]]
|-
| [[Bezirk Prättigau-Davos|Prättigau-Davos]] || align="center" | 13
| [[Kreis Davos|Davos]], [[Kreis Jenaz|Jenaz]], [[Kreis Klosters|Klosters]], [[Kreis Küblis|Küblis]], [[Kreis Luzein|Luzein]], [[Kreis Schiers|Schiers]], [[Kreis Seewis|Seewis]]
|-
| [[Bezirk Surselva|Surselva]] || align="center" | 18
| [[Kreis Disentis|Cadi/Disentis]], [[Kreis Ilanz|Ilanz]], [[Kreis Lumnezia/Lugnez|Lumnezia/Lugnez]], [[Kreis Ruis|Ruis]], [[Kreis Safien|Safien]]
|- class="sortbottom" style="background:#EFEFEF"
| style="text-align:left" | '''Total (11)''' || align="center" | '''125{{0}}'''
|  '''39'''
|}
{{Siehe auch|Bezirk (Schweiz)#Kanton Graubünden|titel1=Ehemalige Bezirke des Kantons Graubünden|Gemeinden des Kantons Graubünden#Fusionen|titel2=Gemeindefusionen im Kanton Graubünden}}

== Kultur ==
=== Bündner Küche ===
[[Datei:Maluns.jpg|mini|[[Maluns]] mit Bündner Spezialitäten]]
Der Kanton Graubünden hat eine eigenständige, regional differenzierte Küche entwickelt, welche sich von anderen Schweizer Regionalküchen unterscheidet. Typische regionale Produkte sind das luftgetrocknete [[Bündnerfleisch]] und andere Trockenfleischspezialitäten wie [[Salsiz]] oder Andutgel. Typische Gerichte sind [[Capuns]], Plain in Pigna, [[Pizokel]], [[Maluns]], die [[Bündner Nusstorte]] sowie die Bündner Gerstensuppe. Als typisches Bündner Getränk gilt der [[Röteli]]. Bekannt sind die Weine aus der [[Bündner Herrschaft]], dem grössten Weinbaugebiet des Kantons.

Zwischen 1559 und ca. 1610 entstand zunächst im bairischsprachigen Raum und später in [[Chur]] das Kochbuch ''[[Ein schön Kochbuch 1559]],'' das unzutreffend als «ältestes Kochbuch der Schweiz» vermarktet wurde.

=== Literatur ===
Es gibt eine in verschiedenen Idiomen geschriebene [[rätoromanische Literatur]]; bekannte Vertreter der Rätoromanen waren und sind [[Clo Duri Bezzola]], [[Cla Biert]], [[Arno Camenisch]], [[Göri Klainguti]], [[Leo Tuor]], [[Tresa Rüthers-Seeli]]. Die deutschsprachigen Schriftsteller entstammen vorwiegend den deutschsprachigen Talschaften und wurde geprägt in einem multikulturellen Umfeld. Die italienischsprachigen Autoren und Autorinnen entspringen hauptsächlich der italienischen Kultur mit Bezug zu ihren Talschaften im Puschlav, Bergell oder Misox.

== Siehe auch ==
{{Portal|Graubünden}}

== Literatur ==
* Georges Capol: ''Graubünden. Kulturhistorische Streifzüge.'' 2. Auflage. Realpoint-Eigenverlag Uzwil/Vattiz 2020, ISBN 978-3-9525222-0-2 (1.&nbsp;Auflage 1994).
* Myriam Engler: ''Graubünden erleben und lieben.'' [[Terra Grischuna]], Chur 2013, ISBN 978-3-7298-1183-6.
* Niklaus Flüeler u.&nbsp;a.: ''Die Schweiz vom Bau der Alpen bis zur Frage nach der Zukunft.'' Ex-Libris, Zürich 1975.
* Edwin Graber: ''Schweizer Kantone: Graubünden.'' Avanti Verlag, Neuenburg 1985.
* ''Handbuch der Bündner Geschichte.'' Hrsg. vom [[Institut für Kulturforschung Graubünden|Verein für Bündner Kulturforschung]] im Auftrag der Regierung des Kantons Graubünden. [[Bündner Monatsblatt]], Chur 2000, ISBN 3-905342-00-6.
* {{HLS|7391|Graubünden|Autor=Florian Hitz u.&nbsp;a.}}
* Institut für Kulturforschung Graubünden, Staatsarchiv Kanton Graubünden (Hrsg.): ''Atlas zur Geschichte Graubündens 1524–2024.'' Hier und Jetzt, Zürich 2024, ISBN 978-3-03919-615-9 ([https://kulturforschung.ch/atlasgr online]).
* Peter Metz: Geschichte des Kantons Graubünden. 3 Bde. Calven, Chur 1989, 1991, 1993.
* Achim Walder: ''Graubünden entdecken, mit [[Rhätische Bahn|Rhätischer Bahn]] und [[PostAuto]].'' Walder, Kreuztal 2005, ISBN 3-936575-26-6.

== Weblinks ==
{{Schwesterprojekte |commons=Graubünden |commonscat=Canton of Graubünden |wikt=Graubünden |n=Portal:Graubünden |s=Kanton Graubünden |voy=Graubünden |d=Q11925}}
* [https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dvs/awt/statistik/Seiten/home.aspx Statistik Kanton Graubünden]
* [http://www.gr.ch/ Website des Kantons Graubünden]
* [https://grisun.ch/ Portal zum Rätoromanischen]
* [https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/regionalstatistik/regionale-portraets-kennzahlen/kantone/graubuenden.html Offizielle Statistik]
* [http://www.graubuenden.ch/ Tourismus-Website – Graubünden Ferien]
* [https://portacultura.gr.ch/home-de/das-portal/uber-das-kulturportal-graubunden/ Portal mit Hinweisen zur Bündner Kultur u. zu Veranstaltungen] Porta Cultura
* [https://www.fotogr.ch/ Fotostiftung Graubünden]
* {{DNB-Portal|4021881-8}}

== Anmerkungen ==
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== Einzelnachweise ==
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