„Seedorf (Schirnding)“ – Versionsunterschied

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'''Seedorf''' ist ein Ortsteil des Marktes [[Schirnding]] im [[Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge]], [[Oberfranken]].
'''Seedorf''' ist ein Gemeindeteil des Marktes [[Schirnding]] im [[Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge]], [[Oberfranken]].


== Geographie ==
== Geographie ==
Seedorf liegt rund fünf Kilometer südlich von [[Schirnding]] an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13<ref>Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S. 612</ref> im [[Kohlwald_(Gebirge)|Kohlwald]], nahe der Grenze zur benachbarten [[Oberpfalz]] sowie zur [[Tschechien|Tschechischen Republik]].
Seedorf liegt rund fünf Kilometer südlich von Schirnding an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13<ref name="Herrmann, Dietmar 2000">{{BibISBN|3929364182|Seiten=612}}</ref> im [[Kohlwald (Fichtelgebirge)|Kohlwald]], nahe den Grenzen zur benachbarten [[Oberpfalz]] und zur [[Tschechien|Tschechischen Republik]]. Die Nachbardörfer und -gemeinden sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten: [[Horní Hraničná]] (''Oberkunreuth'') auf tschechischer Seite, [[Pechtnersreuth]], [[Münchenreuth (Waldsassen)|Münchenreuth]], [[Groppenheim]], Grün, [[Arzberg (Oberfranken)|Arzberg]], [[Schlottenhof]], [[Oschwitz]] und [[Schirnding]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Seedorf entstand wahrscheinlich um 1560<ref>Rieß, Johann (1951): „Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf“ in „Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten“ vom 24. November 1951, S. 137</ref>. Die mindestens zwölf Teiche, welche früher um Seedorf herum existierten sind wahrscheinlich Reste eines vermoorten Sees.<ref>Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 20</ref>.
Seedorf entstand wahrscheinlich um 1560.<ref name="Rieß, Johann 1951">Johann Rieß: ''Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf.'' In: ''Sechsämterland.'' Beilage der ''Sechsämter Neuesten Nachrichten.'' 24. November 1951, S. 137.</ref> Die mindestens zwölf Teiche, die es früher um Seedorf gab, waren wahrscheinlich Reste eines vermoorten Sees.<ref name="Simon, Matthias 1926">Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 20.</ref>
Zur Zeit der Gründung des Dorfes unterstand es dem Richteramt [[Hohenberg an der Eger|Hohenberg]]<ref>Rieß, Johann (1951): „Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf“ in „Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten“ vom 24. November 1951, S. 137</ref> und erscheint im Jahre 1608 in einer [[Eger|Egerer Urkunde]] mit einem Hof und drei halben Gütlein.<ref>Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 113</ref>
Zur Zeit der Gründung des Dorfes unterstand es dem Richteramt [[Hohenberg an der Eger|Hohenberg]]<ref name="Rieß, Johann 1951"/> und erschien im Jahre 1608 in einer ''[[Cheb|Egerer Urkunde]]'' mit einem Hof und drei halben Gütlein.<ref>Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 113.</ref>


Im Jahre 1713 verfasst der evangelische Pfarrer [[Arzberg (Oberfranken)|Arzbergs]], Konrad Hacker, eine Beschreibung von Seedorf, in welcher es heißt:
Im Jahre 1713 verfasste der evangelische Pfarrer [[Arzberg (Oberfranken)|Arzbergs]], Konrad Hacker, eine Beschreibung von Seedorf, in der es heißt:


''„Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern“''<ref>Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 186</ref>
„Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern“<ref>Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 186.</ref>


Zur Zeit der Napoleonischen Kriege um das Jahr 1806 bildet Schirnding einen eigenen Militärdistrikt, in dem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wird.<ref>Kraus, Franz (1999): „Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding“, 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding, S. 50</ref>
In der Zeit der Napoleonischen Kriege um das Jahr 1806 bildete Schirnding einen eigenen Militärdistrikt, in dem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wurde.<ref>Franz Kraus: ''Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding.'' 1. Auflage. Marktgemeinde Schirnding, 1999, S. 50.</ref>
Im Jahre 1818 wurde - anfangs noch - unter [[Frankreich|französischer]] Federführung die [[Bayrische Verfassung]] eingeführt. In der dort verankerten Umorganisation kam Seedorf schließlich zur politischen Gemeinde [[Schirnding]].<ref>Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 252</ref>.
Im Jahre 1818 wurde, anfangs noch unter [[Frankreich|französischer]] Federführung die ''[[Bayrische Verfassung]]'' eingeführt. In der dort verankerten Umorganisation kam Seedorf schließlich zur politischen Gemeinde Schirnding.<ref>Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954, S. 252.</ref>


Im Zuge der auch in [[Bayern]] eingeführten [[Schulpflicht]] wurde 1825 eine Seedorfer Schule gegründet. Diese ging jedoch bereits 1827 wieder ein, weshalb von nun an die Kinder die Schule in Arzberg besuchen mussten. 13 Jahre später wurde das Schulsystem für die Seedorfer Kinder erneut verändert. So wurde der Unterricht ab 1840 abwechselnd drei Tage in [[Preisdorf]] und drei Tage in Seedorf <ref>Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 241 und S. 268</ref>abgehalten, was bedeutet, dass die Kinder drei mal in der Woche eine Strecke von über fünf Kilometern zurücklegen mussten.
Im Zuge der in [[Bayern]] eingeführten [[Schulpflicht]] wurde 1825 eine Seedorfer Schule gegründet. Diese ging jedoch bereits 1827 wieder ein, die Kinder mussten dann die Schule in Arzberg besuchen. 13 Jahre später wurde das Schulsystem für die Seedorfer Kinder erneut geändert. Der Unterricht wurde ab 1840 abwechselnd drei Tage in [[Preisdorf]] und drei Tage in Seedorf<ref>Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954, S. 241, 268.</ref> abgehalten, was bedeutete, dass die Kinder dreimal in der Woche eine Strecke von über fünf Kilometern zurücklegen mussten.


Der politische Umbruch zur Zeit des [[Nationalsozialismus]] ging auch an Seedorf nicht spurlos vorbei. So begannt der [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|Kommunistische Jugendverband]] ab 1933 einen regen [[Schmuggel]] verbotener Literatur. Die Schriftstücke wurden in Tschechien gedruckt und über die grüne Grenze Nahe Seedorf schließlich nach Deutschland eingeführt.<ref>Mehringer Hartmut (1983): „Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V“, Oldenbourg, S. 166–167</ref>
Im politischen Umbruch zur Zeit des [[Nationalsozialismus]] begann der [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|Kommunistische Jugendverband]] ab 1933 mit einem regen [[Schmuggel]] verbotener Literatur. Die Schriftstücke wurden in Tschechien gedruckt und über die grüne Grenze nahe Seedorf nach Deutschland eingeführt.<ref>Hartmut Mehringer: ''Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand.'' Band V, Oldenbourg, 1983, S. 166–167.</ref>


=== Namensentwicklung ===
=== Namensentwicklung ===
Die Anfänge Seedorfs liegen in der Zeit vor dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigem Krieg]]. War 1499 noch von Teichen und Wiesen „am/im See“ die Rede <ref>Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S. 612</ref>, so erscheint Seedorf bereits im Jahre 1636 in einer Rechnung mit dem Namen „auffm Seeh“<ref>Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): „Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg“</ref>, 1650 mit dem Namen „Auf dem See“<ref>Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 20</ref> und im Jahre 1692 schließlich mit dem Namen „Seedorff“.<ref>Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S: 612</ref>
Die Anfänge Seedorfs liegen in der Zeit vor dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]]. War 1499 noch von Teichen und Wiesen „am/im See“ die Rede,<ref name="Herrmann, Dietmar 2000" /> erschien Seedorf bereits im Jahre 1636 in einer Rechnung mit dem Namen „auffm Seeh“<ref> Elisabeth Jaeger, Friedrich Willhelm Singer, Adam Thiem: ''Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg.'' 1958.</ref> 1650 mit dem Namen „Auf dem See“<ref name="Simon, Matthias 1926" /> und im Jahre 1692 schließlich mit dem Namen ''Seedorff''.<ref name="Herrmann, Dietmar 2000" />
Noch heute spricht man umgangssprachlich nur vom „See“ oder „Am See“.
Noch heute spricht man umgangssprachlich nur vom „See“ oder „Am See“.


=== Einwohnerentwicklung ===
=== Einwohnerentwicklung ===
Die erste belegte Einwohnerzahl Seedorfs liegt für das Jahr 1875 vor. Hier ist von 49 Einwohnern die Rede. Bis zum Jahre 1900 erhöhte sich die Zahl der Bewohner Seedorfs auf 55 und 1910 auf 57. 1925 kann man einen Rückgang auf 48 Personen beobachten.
Die erste belegte Einwohnerzahl Seedorfs liegt für das Jahr 1875 mit 49 vor. Bis zum Jahre 1900 erhöhte sich die Zahl der Bewohner auf 55 und 1910 auf 57. 1925 ging die Zahl auf 48 zurück.
Seinen größten Sprung machte Seedorf nach dem Krieg. So ergab sich bei der Volkszählung aus dem Jahre 1950 eine Einwohnerzahl von 69. Einen Großteil der neuen Bürger stellen die 20 Heimatvertriebenen aus dem [[Sudetenland]] und von östlich der Oder-Neiße-Linie dar.<ref>Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg</ref>.
Seinen größten Sprung machte Seedorf nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Volkszählung des Jahres 1950 ergab sich eine Einwohnerzahl von 69. Ein Großteil der neuen Bürger waren die 20 Heimatvertriebenen aus dem [[Sudetenland]] und von östlich der Oder-Neiße-Linie.<ref>Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954.</ref> Gegenwärtig leben in Seedorf nur noch 30 Einwohner (Stand: November 2011).
Heutzutage wohnen in Seedorf noch lediglich 25 Einwohner (Stand: 2010).


== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
Bei Seedorf wurde und wird seit vielen Jahren Ton abgebaut. Eine erschöpfte Tongrube direkt am Dorfrand hat sich in den vergangenen Jahren mit Wasser gefüllt und sich dadurch zu einem Biotop entwickelt in dem seltene Pflanzen wie z.B. der [[Rundblättriger Sonnentau|rundblättrige Sonnentau]] vorkommen.
Bei Seedorf wurde und wird seit vielen Jahren Ton abgebaut. Eine erschöpfte Tongrube direkt am Dorfrand hat sich in den vergangenen Jahren mit Wasser gefüllt und sich zu einem Biotop entwickelt, in dem seltene Pflanzen wie beispielsweise der [[Rundblättriger Sonnentau|Rundblättrige Sonnentau]] vorkommen.
Auch für Angler und Badegäste gibt es ein Angebot.
Doch nicht nur Naturfreunden, sondern auch Anglern oder Badegästen wird hier etwas geboten.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
In der Nähe Seedorfs befindet sich das abgegangene Dorf [[Forchheim (Feisnitz)|Forchheim]] sowie der [[Buchbrunnen]] an der Grenze zur [[Tschechien|Tschechischen Republik]]
In der Nähe Seedorfs befindet sich das abgegangene Dorf [[Forchheim (Feisnitz)|Forchheim]] sowie der [[Buchbrunnen]] an der Grenze zu Tschechien.
[[Datei:Grenzlandhütte_-_Naturfreundehaus_Seedorf_-_1959.jpg|mini|Naturfreundehaus Seedorf]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{BibISBN|3929364182}}
* Herrmann, Dietmar (2000): „Lexikon Fichtelgebirge“, 1. Auflage, AckermannVerlag Hof
* Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): „Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg“
* Elisabeth Jaeger, Friedrich Willhelm Singer, Adam Thiem: ''Arzberger Hefte + Heft 7 Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg.'' 1958.
* Kraus, Franz (1999): „Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding“, 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding
* Franz Kraus: ''Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding.'' 1. Auflage. Marktgemeinde Schirnding, 1999.
* Mehringer Hartmut (1983): „Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V“, Oldenbourg
* Hartmut Mehringer: ''Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand.'' Band V, Oldenbourg, 1983.
* Rieß, Johann (1951): „Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf“ in „Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten“ vom 24. November 1951
* Johann Rieß: ''Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf.'' In: ''Sechsämterland.'' Beilage der ''Sechsämter Neuesten Nachrichten.'' 24. November 1951.
* Simon, Matthias (1926): „Arzberger Heimatbuch“, 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg
* Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926.
* Simon, Matthias (1954): „Arzberger Heimatbuch“, 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg
* Matthias Simon: ''Arzberger Heimatbuch.'' 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.see-dorf.de Webpräsenz des Dorfes Seedorf]
* [http://www.see-dorf.de/ Webpräsenz des Dorfes Seedorf]
* [http://www.oberpfalznetz.de/owz/2032108-132-libellen_und_sonnentau,1,0.html Libellen und Sonnentau - über das Biotop der Tongrube Seedorf]
* [http://www.oberpfalznetz.de/owz/2032108-132-libellen_und_sonnentau,1,0.html Libellen und Sonnentau - über das Biotop der Tongrube Seedorf]


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<references />
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{{Navigationsleiste Ortsteile von Schirnding}}
[[Kategorie:Ort im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge]]
[[Kategorie:Schirnding]]
[[Kategorie:Schirnding]]

Aktuelle Version vom 9. Dezember 2022, 00:54 Uhr

Seedorf
Koordinaten: 50° 3′ N, 12° 15′ OKoordinaten: 50° 2′ 43″ N, 12° 14′ 35″ O
Höhe: 543 m
Einwohner: 14 (2022)
Postleitzahl: 95706
Vorwahl: 09233

Seedorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Schirnding im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, Oberfranken.

Seedorf liegt rund fünf Kilometer südlich von Schirnding an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13[1] im Kohlwald, nahe den Grenzen zur benachbarten Oberpfalz und zur Tschechischen Republik. Die Nachbardörfer und -gemeinden sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten: Horní Hraničná (Oberkunreuth) auf tschechischer Seite, Pechtnersreuth, Münchenreuth, Groppenheim, Grün, Arzberg, Schlottenhof, Oschwitz und Schirnding.

Seedorf entstand wahrscheinlich um 1560.[2] Die mindestens zwölf Teiche, die es früher um Seedorf gab, waren wahrscheinlich Reste eines vermoorten Sees.[3] Zur Zeit der Gründung des Dorfes unterstand es dem Richteramt Hohenberg[2] und erschien im Jahre 1608 in einer Egerer Urkunde mit einem Hof und drei halben Gütlein.[4]

Im Jahre 1713 verfasste der evangelische Pfarrer Arzbergs, Konrad Hacker, eine Beschreibung von Seedorf, in der es heißt:

„Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern“[5]

In der Zeit der Napoleonischen Kriege um das Jahr 1806 bildete Schirnding einen eigenen Militärdistrikt, in dem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wurde.[6] Im Jahre 1818 wurde, anfangs noch unter französischer Federführung die Bayrische Verfassung eingeführt. In der dort verankerten Umorganisation kam Seedorf schließlich zur politischen Gemeinde Schirnding.[7]

Im Zuge der in Bayern eingeführten Schulpflicht wurde 1825 eine Seedorfer Schule gegründet. Diese ging jedoch bereits 1827 wieder ein, die Kinder mussten dann die Schule in Arzberg besuchen. 13 Jahre später wurde das Schulsystem für die Seedorfer Kinder erneut geändert. Der Unterricht wurde ab 1840 abwechselnd drei Tage in Preisdorf und drei Tage in Seedorf[8] abgehalten, was bedeutete, dass die Kinder dreimal in der Woche eine Strecke von über fünf Kilometern zurücklegen mussten.

Im politischen Umbruch zur Zeit des Nationalsozialismus begann der Kommunistische Jugendverband ab 1933 mit einem regen Schmuggel verbotener Literatur. Die Schriftstücke wurden in Tschechien gedruckt und über die grüne Grenze nahe Seedorf nach Deutschland eingeführt.[9]

Namensentwicklung

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Die Anfänge Seedorfs liegen in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. War 1499 noch von Teichen und Wiesen „am/im See“ die Rede,[1] erschien Seedorf bereits im Jahre 1636 in einer Rechnung mit dem Namen „auffm Seeh“[10] 1650 mit dem Namen „Auf dem See“[3] und im Jahre 1692 schließlich mit dem Namen Seedorff.[1] Noch heute spricht man umgangssprachlich nur vom „See“ oder „Am See“.

Einwohnerentwicklung

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Die erste belegte Einwohnerzahl Seedorfs liegt für das Jahr 1875 mit 49 vor. Bis zum Jahre 1900 erhöhte sich die Zahl der Bewohner auf 55 und 1910 auf 57. 1925 ging die Zahl auf 48 zurück. Seinen größten Sprung machte Seedorf nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Volkszählung des Jahres 1950 ergab sich eine Einwohnerzahl von 69. Ein Großteil der neuen Bürger waren die 20 Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und von östlich der Oder-Neiße-Linie.[11] Gegenwärtig leben in Seedorf nur noch 30 Einwohner (Stand: November 2011).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Bei Seedorf wurde und wird seit vielen Jahren Ton abgebaut. Eine erschöpfte Tongrube direkt am Dorfrand hat sich in den vergangenen Jahren mit Wasser gefüllt und sich zu einem Biotop entwickelt, in dem seltene Pflanzen wie beispielsweise der Rundblättrige Sonnentau vorkommen. Auch für Angler und Badegäste gibt es ein Angebot.

In der Nähe Seedorfs befindet sich das abgegangene Dorf Forchheim sowie der Buchbrunnen an der Grenze zu Tschechien.

Naturfreundehaus Seedorf
  • Dietmar Herrmann, Helmut Süssmann: Fichtelgebirge, Bayerisches Vogtland, Steinwald, Bayreuther Land. Lexikon. Ackermannverlag, Hof (Saale) 2000, ISBN 3-929364-18-2.
  • Elisabeth Jaeger, Friedrich Willhelm Singer, Adam Thiem: Arzberger Hefte + Heft 7 – Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg. 1958.
  • Franz Kraus: Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding. 1. Auflage. Marktgemeinde Schirnding, 1999.
  • Hartmut Mehringer: Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V, Oldenbourg, 1983.
  • Johann Rieß: Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf. In: Sechsämterland. Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten. 24. November 1951.
  • Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926.
  • Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954.

Einzelnachweise

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  1. a b c Dietmar Herrmann, Helmut Süssmann: Fichtelgebirge, Bayerisches Vogtland, Steinwald, Bayreuther Land. Lexikon. Ackermannverlag, Hof (Saale) 2000, ISBN 3-929364-18-2, S. 612.
  2. a b Johann Rieß: Ein Dörflein tief im Walde liegt…Aus der Geschichte von Seedorf. In: Sechsämterland. Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten. 24. November 1951, S. 137.
  3. a b Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 20.
  4. Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 113.
  5. Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 1. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1926, S. 186.
  6. Franz Kraus: Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding. 1. Auflage. Marktgemeinde Schirnding, 1999, S. 50.
  7. Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954, S. 252.
  8. Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954, S. 241, 268.
  9. Hartmut Mehringer: Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V, Oldenbourg, 1983, S. 166–167.
  10. Elisabeth Jaeger, Friedrich Willhelm Singer, Adam Thiem: Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg. 1958.
  11. Matthias Simon: Arzberger Heimatbuch. 2. Auflage. Verlag der Stadt Arzberg, 1954.