„Zahumlje“ – Versionsunterschied

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'''Zachumlien''' auch '''Zachlumien''' ({{hbsS|Zahumlje|Захумље}}, [[Lateinische Sprache|lateinisch]] ''Zachulmia'', ''Zachlumia'') oder '''Hum''' (lateinisch ''Chulmia'', ''Chelmania'') ist eine [[historische Landschaft]] an der Ostküste der [[Adria]]. Sie reichte zwischen der Stadt [[Dubrovnik]] und dem Fluss [[Neretva]] einschließlich der Halbinsel [[Pelješac]], landeinwärts bis etwa bis zur heutigen Stadt [[Mostar]].
'''Zachumlien''' auch '''Zachlumien''' ({{hbsS|Zahumlje|Захумље}}, [[Lateinische Sprache|lateinisch]] ''Zachulmia'', ''Zachlumia'') oder '''Hum''' (lateinisch ''Chulmia'', ''Chelmania'') ist eine [[historische Landschaft]] an der Ostküste der [[Adria]]. Sie erstreckte sich zwischen der Stadt [[Dubrovnik]] und dem Fluss [[Neretva]] einschließlich der Halbinsel [[Pelješac]] sowie landeinwärts etwa bis zum heutigen [[Mostar]].


Im [[Mittelalter]] war es ein südslawisches [[Fürstentum]].<ref>[http://books.google.de/books?id=PQeQAAAAIAAJ&q=Zahumlje&dq=Zahumlje&hl=de&sa=X&ei=NfxbT5DqHcvE4gTl14HhDw&ved=0CEkQ6AEwBA]</ref><ref>[http://books.google.de/books?id=Phyvk2tPaYQC&pg=PA413&dq=Zahumlje&hl=de&sa=X&ei=Fv1bT_DcLcnP4QTylcS1Dw&ved=0CFwQuwUwBw#v=onepage&q=Zahumlje&f=false]</ref>
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Zur Zeit von [[Konstantin VII.|Konstantin VII. Porphyrogennetos]] im 10. Jahrhundert herrschte in Zachumlien ein Fürst Michael, der von den nichtchristlichen Litziki abstammte, die an dem Fluss Visla ([[Weichsel]]) siedelten.<ref>''[http://montenegrina.net/pages/pages1/istorija/duklja/de_administrando_imperio.htm De Administrando Imperio (Kapitel 30-36) auf Serbisch]''.</ref> Dieser Bericht, der sich wie ein roter Faden durch die Literatur zieht, wird in der Forschung aber inzwischen abgelehnt.<ref>[[Heinrich Kunstmann (Slawist)|Heinrich Kunstmann]]: [http://books.google.de/books?id=XUILevc96xEC&pg=PA125&lpg=PA125&dq=triballer+serben&source=bl&ots=PWiO--fFhq&sig=rAiut2UptuILYCGMLNxhvoHw310&hl=de&ei=rxgDTc3gHsihOrrwkaYB&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&ved=0CC0Q6AEwBA#v=onepage&q&f=false''Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht.''] Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S.&nbsp;58.</ref>
Zur Zeit von [[Konstantin VII.|Konstantin VII. Porphyrogennetos]] im 10. Jahrhundert herrschte in Zachumlien ein Fürst Michael, der von den nichtchristlichen Litziki abstammte, die an dem Fluss Visla ([[Weichsel]]) siedelten.<ref>''[https://montenegrina.net/pages/pages1/istorija/duklja/de_administrando_imperio.htm De Administrando Imperio (Kapitel 30-36) auf Serbisch]''.</ref> Dieser Bericht, der sich wie ein roter Faden durch die Literatur zieht, wird in der Forschung aber inzwischen abgelehnt.<ref>[[Heinrich Kunstmann (Slawist)|Heinrich Kunstmann]]: [https://books.google.de/books?id=XUILevc96xEC&pg=PA125&lpg=PA125&dq=triballer+serben&source=bl&ots=PWiO--fFhq&sig=rAiut2UptuILYCGMLNxhvoHw310&hl=de&ei=rxgDTc3gHsihOrrwkaYB&sa=X&oi=book_result&ct=result#v=onepage&q&f=false ''Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht.''] Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S.&nbsp;58.</ref>
Mittelalterliche Schriftsteller setzten „Serben“ nämlich oft mit den Slawen als Ganzes gleich, als slawischen Urstamm bzw. Überbegriff für alle Slawen.<ref>Heinrich Kunstmann: ''Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht.'' Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S.&nbsp;125.</ref>
Mittelalterliche Schriftsteller setzten „Serben“ nämlich oft mit den Slawen als Ganzes gleich, als slawischen Urstamm bzw. Überbegriff für alle Slawen.<ref>Heinrich Kunstmann: ''Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht.'' Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S.&nbsp;125.</ref>


Im 10. Jahrhundert unter [[Knjas]] [[Mihajlo Višević]] selbstständig, wurde Zachumlien im 11. Jahrhundert vom Staat [[Zeta (Südosteuropa)|Zeta]] abhängig. Nach 1183 wurde es zusammen mit Zeta dem [[Nemanjiden]]-Reich angegliedert. Um 1323 machte sich der lokale Feudaladel unter den [[Branojević]] selbständig. Die Branojević plünderten die Grenzgebiete [[Dubrovnik]]s, das zuerst eine Intervention der Nemanjiden beschwor, und als diese nicht reagierten, sich an [[Bosnien]] wandte. Der bosnische Fürst [[Stjepan II. Kotromanić]] eroberte Zachumlien 1326. Die Bemühungen [[Stefan Uroš IV. Dušan|Stefan Dušans]], Zachumlien seinem Staat wieder anzugliedern, hatten keinen dauernden Erfolg, und Zachumlien verblieb bei Bosnien.<ref>Marc Löwener (Hrsg.): ''Die „Blüte“ der Staaten des östlichen Europa im 14. Jahrhundert.'' Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-04797-6, Wiesbaden, S.&nbsp;199.</ref> 1333 wurde der südliche Teil von Zachumlien mit dem Zentrum [[Ston]] und der Insel [[Pelješac]] gegen [[Tribut]] den [[Ragusaner]]n überlassen. Der Rest verblieb bei Bosnien und kam 1435 unter die Herrschaft [[Stjepan Vukčić Kosača]]s, der 1448 den Herzogstitel annahm. Zachumlien ging danach in der [[Herzegowina]] auf.
Im 10. Jahrhundert unter [[Knjas]] [[Mihajlo Višević]] selbstständig, wurde Zachumlien im 11. Jahrhundert vom Staat [[Zeta (Südosteuropa)|Zeta]] abhängig. Nach 1183 wurde es zusammen mit Zeta dem [[Nemanjiden]]-Reich angegliedert. Um 1323 machte sich der lokale Feudaladel unter den [[Branojević]] selbständig. Die Branojević plünderten die Grenzgebiete [[Dubrovnik]]s, das zuerst eine Intervention der Nemanjiden beschwor, und als diese nicht reagierten, sich an [[Bosnien]] wandte. Der bosnische Fürst [[Stjepan II. Kotromanić]] eroberte Zachumlien 1326. Die Bemühungen [[Stefan Uroš IV. Dušan|Stefan Dušans]], Zachumlien seinem Staat wieder anzugliedern, hatten keinen dauernden Erfolg, und Zachumlien verblieb bei Bosnien.<ref>Marc Löwener (Hrsg.): ''Die „Blüte“ der Staaten des östlichen Europa im 14. Jahrhundert.'' Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-04797-6, Wiesbaden, S.&nbsp;199.</ref> 1333 wurde der südliche Teil von Zachumlien mit dem Zentrum [[Ston]] und der Halbinsel Pelješac gegen [[Tribut]] den [[Ragusaner]]n überlassen. Der Rest verblieb bei Bosnien und kam 1435 unter die Herrschaft [[Stjepan Vukčić Kosača]]s, der 1448 den Herzogstitel annahm. Zachumlien ging danach in der [[Herzegowina]] auf.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Quellen ==
== Quellen ==
* [[Konstantin VII.]], ca. 950, ''[http://books.google.com/books?id=3al15wpFWiMC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA161#v=onepage&q=&f=false De Administrando Imperio bei Google Books]'', The early history of the Slavonic settlements in Dalmatia, Croatia, & Serbia (1920),
* [[Konstantin VII.]], ca. 950, ''[https://books.google.de/books?id=3al15wpFWiMC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA161&redir_esc=y#v=onepage&q=&f=false De Administrando Imperio bei Google Books]'', The early history of the Slavonic settlements in Dalmatia, Croatia, & Serbia (1920),


* Konstantin VII., ca. 950, ''[http://www.archive.org/details/earlyhistoryofsl00consrich De Administrando Imperio]'', [http://openlibrary.org/b/OL13507258M/early_history_of_the_Slavonic_settlements_in_Dalmatia_Croatia_Serbia Online]
* Konstantin VII., ca. 950, ''[https://archive.org/details/earlyhistoryofsl00consrich De Administrando Imperio]'', [https://openlibrary.org/b/OL13507258M/early_history_of_the_Slavonic_settlements_in_Dalmatia_Croatia_Serbia Online]


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Historisches Gebiet (Europa)]]
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[[Kategorie:Kroatische Geschichte (9. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Kroatische Geschichte (10. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Bosnien und Herzegowina im Mittelalter]]
[[Kategorie:Bosnien und Herzegowina im Mittelalter]]
[[Kategorie:Serbien im Mittelalter]]
[[Kategorie:Serbien im Mittelalter]]

Aktuelle Version vom 13. April 2023, 13:11 Uhr

Zachumlien auch Zachlumien (serbokroatisch Zahumlje Захумље, lateinisch Zachulmia, Zachlumia) oder Hum (lateinisch Chulmia, Chelmania) ist eine historische Landschaft an der Ostküste der Adria. Sie erstreckte sich zwischen der Stadt Dubrovnik und dem Fluss Neretva einschließlich der Halbinsel Pelješac sowie landeinwärts etwa bis zum heutigen Mostar.

Im Mittelalter war es ein südslawisches Fürstentum.[1][2]

Zachumlien (rosa) im 9. Jahrhundert neben den adriatischen Fürstentümern Dalmatinien, Paganien, Travunien und Dioklitien. Kroatische (links) und serbische (rechts) historische Sichtweise.

Zur Zeit von Konstantin VII. Porphyrogennetos im 10. Jahrhundert herrschte in Zachumlien ein Fürst Michael, der von den nichtchristlichen Litziki abstammte, die an dem Fluss Visla (Weichsel) siedelten.[3] Dieser Bericht, der sich wie ein roter Faden durch die Literatur zieht, wird in der Forschung aber inzwischen abgelehnt.[4] Mittelalterliche Schriftsteller setzten „Serben“ nämlich oft mit den Slawen als Ganzes gleich, als slawischen Urstamm bzw. Überbegriff für alle Slawen.[5]

Im 10. Jahrhundert unter Knjas Mihajlo Višević selbstständig, wurde Zachumlien im 11. Jahrhundert vom Staat Zeta abhängig. Nach 1183 wurde es zusammen mit Zeta dem Nemanjiden-Reich angegliedert. Um 1323 machte sich der lokale Feudaladel unter den Branojević selbständig. Die Branojević plünderten die Grenzgebiete Dubrovniks, das zuerst eine Intervention der Nemanjiden beschwor, und als diese nicht reagierten, sich an Bosnien wandte. Der bosnische Fürst Stjepan II. Kotromanić eroberte Zachumlien 1326. Die Bemühungen Stefan Dušans, Zachumlien seinem Staat wieder anzugliedern, hatten keinen dauernden Erfolg, und Zachumlien verblieb bei Bosnien.[6] 1333 wurde der südliche Teil von Zachumlien mit dem Zentrum Ston und der Halbinsel Pelješac gegen Tribut den Ragusanern überlassen. Der Rest verblieb bei Bosnien und kam 1435 unter die Herrschaft Stjepan Vukčić Kosačas, der 1448 den Herzogstitel annahm. Zachumlien ging danach in der Herzegowina auf.

Commons: Zahumlje – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. [1]
  2. [2]
  3. De Administrando Imperio (Kapitel 30-36) auf Serbisch.
  4. Heinrich Kunstmann: Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S. 58.
  5. Heinrich Kunstmann: Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S. 125.
  6. Marc Löwener (Hrsg.): Die „Blüte“ der Staaten des östlichen Europa im 14. Jahrhundert. Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-04797-6, Wiesbaden, S. 199.