„Giovanni Palatucci“ – Versionsunterschied

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'''Giovanni Palatucci''' (* [[31. März]] [[1909]] in [[Montella (Kampanien)|Montella]]; † [[10. Februar]] [[1945]] im [[Konzentrationslager Dachau]]) war ein [[Italien|italienischer]] Polizist, [[Kommissar]] für [[Öffentliche Sicherheit]] und [[Judenretter]].
'''Giovanni Palatucci''' (* [[31. März]] [[1909]] in [[Montella (Kampanien)|Montella]]; † [[10. Februar]] [[1945]] im [[Konzentrationslager Dachau]]) war ein [[italien]]ischer Polizeibeamter und [[Kommissar]] für [[Öffentliche Sicherheit]].


== Leben ==
== Leben ==
1930 leistete Giovanni Palatucci seinen [[Wehrdienst]] als [[Offiziersanwärter]] bei [[Moncalieri]]. Als Mitglied der [[Partito Nazionale Fascista|Faschistischen Partei]] studierte er in [[Turin]] [[Jurisprudenz]] und schloss das Studium 1932 mit Diplom ab. 1936 wurde er als freiwilliger Vizekommissar für Öffentliche Sicherheit angestellt. Ein Jahr später wurde er an das [[Polizeipräsidium]] im damals italienischen [[Rijeka|Fiume]] in [[Istrien]] versetzt, wo ihm zuerst das Fremdenbüro unterstellt war. Danach wurde er zum Kommissar und [[Polizeipräsident]]en ernannt. In dieser Position bekam er Einblick in die praktische Umsetzung der [[Rassengesetze]] und die sich daraus ergebende Verfolgung von Juden in Italien.
1930 leistete Giovanni Palatucci seinen [[Wehrdienst]] als [[Offiziersanwärter]] bei [[Moncalieri]]. Als Mitglied der [[Partito Nazionale Fascista|Faschistischen Partei]] studierte er in [[Turin]] [[Jurisprudenz]] und schloss das Studium 1932 mit Diplom ab. 1936 wurde er als freiwilliger Vizekommissar für Öffentliche Sicherheit angestellt. Ein Jahr später wurde er an das [[Polizeipräsidium]] im damals italienischen [[Rijeka|Fiume]] in [[Istrien]] versetzt, wo ihm zuerst das Fremdenbüro unterstellt war. Danach wurde er zum Kommissar und [[Polizeipräsident]]en ernannt. Es gibt erhebliche Zweifel, ob er in dieser Funktion 5000 Juden das Leben rettete.<ref>{{Internetquelle |url=https://taz.de/Vom-Retter-zum-Nazi-Kollaborateur/!5064854/ |titel=Vom Retter zum Nazi-Kollaborateur: Er galt als Italiens Schindler |werk=taz |datum=2013-06-21 |sprache=de |abruf=2023-08-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://primolevicenter.org/events/heroes-saints-and-the-righteous-the-case-of-giovanni-palatucci/ |titel=Heroes, Saints and the Righteous: the Case of Giovanni Palatucci |werk=Centro Primo Levi |sprache=en |abruf=2023-08-31}}</ref>


Am 13. September 1944 wurde Palatucci wegen Hochverrats und Unterschlagung verhaftet. Mündliche Quellen behaupten, er sei zum Tode verurteilt worden, aber es gibt keine dokumentarischen Beweise für diese Tatsache. Zusammen mit anderen italienischen Polizisten aus Fiume und Triest, die ebenfalls des Verrats und der Veruntreuung beschuldigt wurden, wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er während der Typhusepidemien am 10. Februar 1945 starb, bevor das Lager am 29. April 1945 von den Alliierten befreit wurde.
In der Funktion des Polizeipräsidenten versuchte er, den Juden in Fiume zu helfen, soweit es ihm möglich war. Er schrieb darüber an seine Eltern: „Ich habe die Möglichkeit, ein bisschen Gutes zu tun, und die Empfänger sind so dankbar. Alles in allem erhalte ich viele Sympathien. Von mir habe ich ansonsten nichts Besonderes zu berichten.“<ref>«Ho la possibilità di fare un po' di bene, e i beneficiati da me sono assai riconoscenti. Nel complesso riscontro molte simpatie. Di me non ho altro di speciale da comunicare»</ref>. Um weiterhin den verfolgten Juden beistehen zu können, lehnte Giovanni Palatucci die Beförderung und die daraus resultierende Versetzung nach [[Caserta]] ab. Im März 1939 konnte er durch rechtzeitige Warnung einem ersten Kontingent von 800 Juden, das der [[Gestapo]] hätte überstellt werden sollen, die Flucht ermöglichen.

Als nach der [[Kapitulation Italiens]] im September 1943 Fiume (Rijeka) in das [[Operationszone Adriatisches Küstenland|Adriatische Küstenland]] eingegliedert wurde, wurde auch das Kommando über die Stadt an den [[Schutzstaffel|SS-Hauptmann]] Hoepener übergeben. Obwohl Palatucci in dieser neuen Situation selbst Gefahr lief, festgenommen zu werden, blieb er auf seinem Posten. Ihm gelang es, sämtliche Archive der Polizei zu vernichten und somit zahlreichen Juden das Leben zu retten. Die Zahl der durch Giovanni Palatucci geretteten Menschen konnte nie eindeutig festgestellt werden. Nachforschungen ergaben Zahlen zwischen mehreren hundert bis zu circa 7000 Geretteten. Am wahrscheinlichsten ist die Zahl von ungefähr 5000 Personen. Zu dem Zeitpunkt nahm er auch Kontakt zu lokalen [[Partisan]]engruppen auf. Um die deutschen Besatzungsmächte zusätzlich zu behindern, verweigerte er ihnen die Ausstellung von Zertifikaten, soweit nicht die ausdrückliche Anweisung seiner Vorgesetzten dazu vorlag. Dadurch erhielt er Informationen über bevorstehende [[Razzia|Razzien]] und konnte diese an die Gefährdeten weitergeben.

Durch Verrat konnte sein Kontakt zu den lokal operierenden Partisanen von den deutschen Besatzungsbehörden aufgedeckt werden. Am 13. September 1944 wurde Giovanni Palatucci von dem [[Oberstleutnant]] der SS, [[Herbert Kappler]], festgenommen. Am 22. Oktober 1944 wurde er aus dem Gefängnis von [[Triest]] in das [[Konzentrationslager Dachau]] überstellt, wo er wenige Wochen vor der [[Befreiung des Konzentrationslagers Dachau]] im Alter von 36 Jahren starb.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
[[File:Stolperstein für Giovanni Palatucci (Triest).jpg|mini|[[Stolperstein]] in Triest]]
1990 wurde Giovanni Palatucci von der [[Israel|israelischen]] Holocaustgedenkstätte [[Yad Vashem]] in das Verzeichnis der [[Gerechte unter den Völkern|Gerechten unter den Völkern]] aufgenommen.
1990 wurde Giovanni Palatucci von der [[Israel|israelischen]] Holocaustgedenkstätte [[Yad Vashem]] in das Verzeichnis der [[Gerechte unter den Völkern|Gerechten unter den Völkern]] aufgenommen. Am 15. Mai 1995 wurde er von der italienischen Regierung mit der zivilen Verdienstmedaille in Gold ausgezeichnet.


Am 21. März 2000 erließ das [[Vikariat (katholisch)|Vikariat]] von [[Rom]] ein [[Edikt]] zur Einleitung der [[Seligsprechung]] Giovanni Palatuccis. Anlässlich der ökumenischen Gedenkzeremonie vom 7. Mai 2000 ernannte ihn Papst [[Johannes Paul II.]] zum [[Märtyrer#20. Jahrhundert|Märtyrer des 20. Jahrhunderts]]. 2004 wurde Patalucci vom Heiligen Stuhl zum [[Ehrwürdiger Diener Gottes|ehrwürdigen Diener Gottes]] erhoben.
Am 15. Mai 1995 wurde er von der italienischen Regierung mit der Zivilen Verdienstmedaille in Gold ausgezeichnet.


== Literatur ==
Am 21. März 2000 erließ das [[Vikariat (katholisch)|Vikariat]] von [[Rom]] ein [[Edikt]] zur Einleitung der [[Seligsprechung]] Giovanni Palatuccis. Anlässlich der [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] Gedenkzeremonie vom 7. Mai 2000 ernannte ihn Papst [[Johannes Paul II.]] zum [[Märtyrer#Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts|Märtyrer des 20. Jahrhunderts]]. 2004 wurde er offiziell zum [[Diener Gottes]] erklärt.
* {{DBI|Verfasser=Gianni Fazzini|ID=giovanni-palatucci_(Dizionario-Biografico)|Lemma=Palatucci, Giovanni|Band=80|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{commons|Giovanni Palatucci}}
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* [http://www.associazionegiovannipalatucci.it/ Internetpräsenz des Vereins ''Giovanni Palatucci'']
* Internetpräsenz des Vereins [http://www.associazionegiovannipalatucci.it/ ''Giovanni Palatucci'']
* [http://www1.yadvashem.org/education/adl/lesson_7_Palatucci.htm Eintrag zu Palatucci auf der Homepage der Holocaustgedenkstätte] [[Yad Vashem]]
* [https://www.yadvashem.org/press-release/09-february-2005-10-23.html Eintrag zu Palatucci] auf der Homepage der Holocaustgedenkstätte [[Yad Vashem]]
* Solveig Grothe: [https://www.spiegel.de/geschichte/angeblicher-judenretter-giovanni-palatucci-a-951177.html Angeblicher Judenretter Palatucci: Legende vom mutigen Italiener] In: einestages.spiegel.de vom 7. Juli 2013. Zusammenfassung und Reportage zu den die Berichte von Judenrettungen bestreitenden Forschungsergebnissen.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 28. September 2023, 18:33 Uhr

Nach Palatucci benannte Gasse in Caggiano

Giovanni Palatucci (* 31. März 1909 in Montella; † 10. Februar 1945 im Konzentrationslager Dachau) war ein italienischer Polizeibeamter und Kommissar für Öffentliche Sicherheit.

1930 leistete Giovanni Palatucci seinen Wehrdienst als Offiziersanwärter bei Moncalieri. Als Mitglied der Faschistischen Partei studierte er in Turin Jurisprudenz und schloss das Studium 1932 mit Diplom ab. 1936 wurde er als freiwilliger Vizekommissar für Öffentliche Sicherheit angestellt. Ein Jahr später wurde er an das Polizeipräsidium im damals italienischen Fiume in Istrien versetzt, wo ihm zuerst das Fremdenbüro unterstellt war. Danach wurde er zum Kommissar und Polizeipräsidenten ernannt. Es gibt erhebliche Zweifel, ob er in dieser Funktion 5000 Juden das Leben rettete.[1][2]

Am 13. September 1944 wurde Palatucci wegen Hochverrats und Unterschlagung verhaftet. Mündliche Quellen behaupten, er sei zum Tode verurteilt worden, aber es gibt keine dokumentarischen Beweise für diese Tatsache. Zusammen mit anderen italienischen Polizisten aus Fiume und Triest, die ebenfalls des Verrats und der Veruntreuung beschuldigt wurden, wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er während der Typhusepidemien am 10. Februar 1945 starb, bevor das Lager am 29. April 1945 von den Alliierten befreit wurde.

Stolperstein in Triest

1990 wurde Giovanni Palatucci von der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in das Verzeichnis der Gerechten unter den Völkern aufgenommen. Am 15. Mai 1995 wurde er von der italienischen Regierung mit der zivilen Verdienstmedaille in Gold ausgezeichnet.

Am 21. März 2000 erließ das Vikariat von Rom ein Edikt zur Einleitung der Seligsprechung Giovanni Palatuccis. Anlässlich der ökumenischen Gedenkzeremonie vom 7. Mai 2000 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Märtyrer des 20. Jahrhunderts. 2004 wurde Patalucci vom Heiligen Stuhl zum ehrwürdigen Diener Gottes erhoben.

Commons: Giovanni Palatucci – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vom Retter zum Nazi-Kollaborateur: Er galt als Italiens Schindler. In: taz. 21. Juni 2013, abgerufen am 31. August 2023.
  2. Heroes, Saints and the Righteous: the Case of Giovanni Palatucci. In: Centro Primo Levi. Abgerufen am 31. August 2023 (englisch).