„DniproHES“ – Versionsunterschied
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|BILDBESCHREIBUNG = Kraftwerk und Staumauer Dnipro-HES, 2018 |
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'''DniproHES''' ({{ukS|Дніпровська '''Г'''ідро'''Е'''лектро'''С'''танція (ДніпроГЕС),|Dniprowska '''H'''idro'''E'''lektro'''S'''tanzija (DniproHES)}}; {{ruS|Днепровская гидроэлектростанция (ДнепроГЭС),|Dneprowskaja gidroelektrostanzija (DneproGES)}}) bezeichnet das [[Wasserkraftwerk]] und die [[Talsperre]] am '''Saporischschja-Stausee''' des [[Dnepr]] in der Nähe der Stadt [[Saporischschja]] in der [[Ukraine]]. In der Kraftwerkstreppe des Dnepr ist es flussabwärts gezählt das fünfte Kraftwerk. |
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== Beschreibung == |
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Die Staumauer befindet sich in der Nähe der Insel [[Chortyzja]]. Früher war diese Stelle bekannt für ihre Stromschnellen und Untiefen, woraus sich der Name ''Saporischschja'' („Hinter den Stromschnellen“) ableitet. Heute gibt es hier eine 300 m lange Schiffsschleuse. Der Dnepr wird auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer von Saporischschja bis nach [[Dnipro]] aufgestaut. Die Stromschnellen wurden erst damit schiffbar gemacht, so dass seitdem sogar Hochseeschiffe vom Schwarzen Meer bis nach Dnipro fahren können. |
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DniproHES ist das größte Wasserkraftwerk der Ukraine und war bis zum Bau der Kraftwerke an der [[Wolga]] das größte in Europa. Es war das erste Wasserkraftwerk am Dnepr und bei seiner Inbetriebnahme 1932 nach den Kraftwerken am [[Hoover Dam]] und am [[Talsperre Wilson (Alabama)|Wilson Dam]] das drittgrößte [[Wasserkraftwerk]] der Welt.<ref name="Encyclopedia">[https://www.encyclopediaofukraine.com/display.asp?linkpath=pages%5CD%5CN%5CDniproHydroelectricStation.htm ''Dnipro Hydroelectric Station''] auf encyclopediaofukraine.com (englisch)</ref> |
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=== Staumauer === |
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Die Staumauer ist eine 60 m hohe und 760 m lange [[Bogengewichtsmauer]] aus [[Stahlbeton]], durch die der Wasserspiegel des Dnepr um 37,8 m angehoben wird.<!-- Kann nicht ganz stimmen: Stauziel Kachowka 16,0 m, Saporoschje 51,4 m. Außerdem wird das Ende des Kachowka-Sees wohl nicht ganz bis an den Fuß der Saporoschjer Mauer heranreichen? --> Auf der Mauerkrone fahren zwei Gerüsttürme, an denen je ein Hilfskran für anderweitige Arbeiten angebracht ist, zur Bedienung der [[Schütz (Wasserbau)|Hubschütze]]. Am westlichen Ende der Staumauer schließt sich das 230 m lange Einlaufbauwerk für das davor liegende Maschinenhaus des ersten Kraftwerksblocks an. Der zweite, etwa 280 m lange Kraftwerksblock steht an der östlichen Seite vor der Staumauer. An der Luftseite der Staumauer verläuft knapp unterhalb der Mauerkrone eine vierspurige Straße, die vor dem Einlaufbauwerk auf eine eigene Brücke abbiegt, um nicht in Konflikt mit den Hochspannungsleitungen zu kommen, die vom Maschinenhaus schräg zum Ufer verlaufen. Am östlichen Ende schließen sich die beiden [[Schleuse]]n an. |
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Am 18. September 1941 sprengten sowjetische Soldaten auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen mit Dynamit eine 200 m lange [[Bresche]] in die Mauer. Bis zu 35.000 m³/s Wasser strömten durch die Bresche und der Stausee lief leer. |
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=== Stausee === |
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⚫ | Die Deutschen bauten die Staumauer bis Ende 1942 wieder auf. Im Oktober 1943 mussten sie sich zurückziehen und bombardierten nun ihrerseits die Staumauer aus der Luft, so dass sie nochmals zerstört wurde. |
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Der [[Stausee]], der Saporischschja-Stausee genannt wird, reicht bis zum rund 90 km flussaufwärts (Luftlinie 70 km) liegenden [[Dnipro]]. Er ist bis zu 3 km breit und fast 60 m tief. Das Stauziel liegt auf 51,40 m ([[Kronstädter Pegel]]).<ref>[https://snriu.gov.ua/storage/app/sites/1/docs/Stress-tests/National%20Report%20of%20Ukraine.pdf Nationaler Streßtestreport der Ukraine für 2011, Seite 49]</ref> Seine Oberfläche schwankt zwischen 410 km² (normaler Wasserstand) und 204 km² (Oberfläche des [[Stauraum (Stauanlagenbau)|Totraums]]). Er hat einen Stauinhalt von 1500 Millionen Kubikmetern. Sein nutzbarer Stauinhalt ([[Stauraum (Stauanlagenbau)|Betriebsraum]]) beträgt 850.000 Mio. m³.<ref name="HPP">{{Webarchiv|url=http://www.uhp.kharkov.ua/en/dnieper_hpp |wayback=20210726014716 |text=''Dnieper HPP''}} auf uhp.kharkov.ua (englisch)</ref> |
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=== Kraftwerk === |
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In den Jahren 1944 bis 1950 wurde sie als „Dnipro-GES 2“ wieder aufgebaut und ist bis heute in Betrieb. |
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Das Kraftwerk besteht aus den beiden Blöcken HES-1 und HES-2, die zusammen eine installierte Leistung von 1548 MW haben.<ref name="HPP" /> |
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HES-1 hat 9 [[Francis-Turbine]]n und eine installierte Leistung von 648 MW.<br />HES-2 hat 8 [[Kaplan-Turbine]]n und eine installierte Leistung von 900 MW. |
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== Geschichte == |
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=== Planungs- und Bauzeit === |
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Es gab schon lange Ideen, die [[Stromschnellen des Dnepr|Stromschnellen]] zwischen Saporischschja und Dnipro schiffbar zu machen. Diese hatten über Jahrhunderte den Verkehr zwischen dem Schwarzmeerraum und dem osteuropäischen Binnenland behindert. Die [[Portage (Kanu)|Schleppstellen]] nahe der Stromschnellen waren strategisch wichtige Engpässe, auf die sich auch die Bedeutung der [[Saporoger Kosaken]] (ihr Beiname wörtlich „hinter den Stromschnellen“) gründete. |
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Erst in der [[Sowjetunion]] führte der von [[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenin]] initiierte [[GOELRO]]-''Plan zur Elektrifizierung des Landes'' zu dem ersten, von [[Iwan Gawrilowitsch Alexandrow]] (1875–1936) entworfenen Plan eines Staudamms am Dnepr, mit dem gleichzeitig Strom vor allem für die Industrieregionen [[Krywbas|Kriwoi Rog]] und [[Donezbecken|Donbas]] erzeugt und gleichzeitig die Stromschnellen überflutet würden. 1921 wurde das frühere Alexandrowsk in ''Saporischschja'' („Hinter den Stromschnellen“) umbenannt. Unter [[Josef Stalin|Stalin]] begann 1927 die Umsiedlung aus dem dünn bevölkerten Gebiet und der Bau des Projekts.<ref name="Encyclopedia" /> |
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Die dafür gegründete Firma Dniprobud zog US-amerikanische Dammbauingenieure unter Leitung von Oberst [[Hugh Lincoln Cooper]] hinzu, die in einer eigens errichteten „amerikanischen Gartenstadt“, samt Tennis- und Golfplatz, wohnten. Cooper, anfangs gegen eine direkte Beteiligung, willigte ein, nachdem ihm die Bolschewiki noch vor den Verhandlungen 50.000 Dollar überwiesen.<ref>{{Literatur |Autor=Serhii Plokhy |Titel=Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine. |Ort=Hamburg |Datum=2015 |Seiten=350f.}}</ref> [[Wiktor Alexandrowitsch Wesnin]] und [[Nikolai Dschemsowitsch Kolli]] wurden für die architektonische Gestaltung verpflichtet. [[General Electric]] lieferte und installierte die ersten fünf Generatoren und [[Newport News Shipbuilding]] die Turbinen.<ref name="Encyclopedia" /> |
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Da die 1908 eröffnete große [[Kitchkass-Brücke]] im Stausee stehen würde, musste sie abgebaut und mit den [[Streletzky-Brücken]] über die Insel [[Chortyzja]] unterhalb der Staumauer ein Ersatz geschaffen werden. |
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Am 1. Mai 1932 wurde das Kraftwerk eingeweiht – als Saporischschja vor dem [[Holodomor]] stand, einer riesigen Hungersnot, der viele Bewohner der Stadt zum Opfer fielen. |
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1939 wurde die Auslegungskapazität von 560 MW erreicht. Bis zum [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] lief das Kraftwerk problemlos, abgesehen davon, dass während der trockenen Monate im Sommer und Herbst nur zwei Turbinen laufen konnten.<ref name="Encyclopedia" /> |
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=== Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg === |
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Am 18. August 1941 sprengten sowjetische Soldaten, nach einer Vorbereitung durch den sowjetischen Geheimdienst [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]], auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen mit 20 t Dynamit eine 175 m lange und 21 m hohe [[Bresche]] in die Mauer.<ref>{{Internetquelle |autor=Bona Hyun |url=https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-kachowka-staudamm-stausee-wasserkraftwerk-dnipro-saprioschschja-gegenoffensive-news-92326911.html |titel=Angriff auf den Kachowka-Staudamm: Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg werden wach |werk=Frankfurter Rundschau (fr.de) |datum=2023-06-07 |sprache=de |abruf=2023-06-30}}</ref> Bis zu 35.000 m³/s Wasser strömten durch die Bresche und der Stausee lief leer. Die Schadenshöhe durch die [[Flutwelle]] ist nicht bekannt. Zwischen 20.000 und 100.000 Zivilisten kamen ums Leben, zahlreiche Industriebetriebe wurden zerstört.<ref>Dmytro Moroz, Claire Bigg: [https://www.rferl.org/a/european-remembrance-day-ukraine-little-known-ww2-tragedy/25083847.html ''Ukrainian Activists Draw Attention To Little-Known WWII Tragedy.''] Radio Free Europe / Radio Liberty, 23. August 2013.</ref> |
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Am Kraftwerk gibt es ein Denkmal für einen Soldaten, der sich opferte, um zu versuchen, die Zerstörung der Staumauer zu verhindern. |
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=== Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts === |
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1974 bis 1978 wurde der Block HES-2 gebaut, der 1978 in Betrieb genommen wurde. |
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1996 begann eine umfangreiche Renovierung, deren Phase 1 im Jahr 2002 abgeschlossen wurde. 2006 begann die Phase 2.<ref name="HPP" /> |
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=== 21. Jahrhundert === |
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Ab 2019 wurden weitere umfangsreiche Instandhaltungs- und Erweiterungsarbeiten durchgeführt. Insgesamt wird die Leistung auf 1610,6 MW erhöht. |
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2020 wurde ein Riss in der Fahrbahn der an die Staumauer angebauten Straße entdeckt, was zu Verkehrsbeschränkungen führte. Das Sanierungskonzept ist noch nicht durchgeführt. |
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Am 22. März 2024 gab es mehrere russische Raketentreffer, und das Wasserkraftwerk stellte vorübergehend den Betrieb ein. Ersten Einschätzungen zufolge droht kein Bruch der Staumauer.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Dnipro-Staudamm-steht-nach-russischem-Angriff-in-Flammen-article24822825.html |autor= |titel=Raketenhagel erschüttert Ukraine: Dnipro-Staudamm steht nach russischem Angriff in Flammen |werk=ntv.de |hrsg=ntv Nachrichtenfernsehen GmbH, Köln |datum=2024-03-22 |abruf=2024-03-22 |sprache=DE}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Warren Murray, Warren Murray with Guardian writers |Titel=Ukraine war briefing: ‘massive missile attack’ hits Dnipro hydroelectric dam and affects nuclear plant |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2024-03-22 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/world/2024/mar/22/ukraine-war-briefing-anti-putin-forces-behind-raids-into-russia-speak-out |Abruf=2024-03-22}}</ref> |
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== Siehe auch == |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
Aktuelle Version vom 26. Juni 2024, 22:41 Uhr
DniproHES (Saporischja-Stausee) | |||
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Kraftwerk und Staumauer Dnipro-HES, 2018 | |||
Lage | Ukraine | ||
Zuflüsse | Dnepr, Mokra Sura, Worona | ||
Abfluss | Dnepr | ||
Größere Städte in der Nähe | Saporischschja, Dnipro | ||
| |||
Koordinaten | 47° 52′ 9″ N, 35° 5′ 13″ O | ||
Daten zum Bauwerk
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Bauzeit | 1927–1932, 1974–1978 | ||
Höhe über Talsohle | 60 m | ||
Kronenlänge | 760 m | ||
Kraftwerksleistung | 1548 MW | ||
Daten zum Stausee | |||
Wasseroberfläche | 410 km² bis 204 km² | ||
Stauseebreite | max. 3,5 km | ||
Speicherraum | 850 Mio. m³ | ||
Staumauer 1930 im Bau | |||
Staumauer 1947 | |||
Staumauer 2007 |
DniproHES (ukrainisch Дніпровська ГідроЕлектроСтанція (ДніпроГЕС), Dniprowska HidroElektroStanzija (DniproHES); russisch Днепровская гидроэлектростанция (ДнепроГЭС), Dneprowskaja gidroelektrostanzija (DneproGES)) bezeichnet das Wasserkraftwerk und die Talsperre am Saporischschja-Stausee des Dnepr in der Nähe der Stadt Saporischschja in der Ukraine. In der Kraftwerkstreppe des Dnepr ist es flussabwärts gezählt das fünfte Kraftwerk.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]DniproHES ist das größte Wasserkraftwerk der Ukraine und war bis zum Bau der Kraftwerke an der Wolga das größte in Europa. Es war das erste Wasserkraftwerk am Dnepr und bei seiner Inbetriebnahme 1932 nach den Kraftwerken am Hoover Dam und am Wilson Dam das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt.[1]
Staumauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Staumauer ist eine 60 m hohe und 760 m lange Bogengewichtsmauer aus Stahlbeton, durch die der Wasserspiegel des Dnepr um 37,8 m angehoben wird. Auf der Mauerkrone fahren zwei Gerüsttürme, an denen je ein Hilfskran für anderweitige Arbeiten angebracht ist, zur Bedienung der Hubschütze. Am westlichen Ende der Staumauer schließt sich das 230 m lange Einlaufbauwerk für das davor liegende Maschinenhaus des ersten Kraftwerksblocks an. Der zweite, etwa 280 m lange Kraftwerksblock steht an der östlichen Seite vor der Staumauer. An der Luftseite der Staumauer verläuft knapp unterhalb der Mauerkrone eine vierspurige Straße, die vor dem Einlaufbauwerk auf eine eigene Brücke abbiegt, um nicht in Konflikt mit den Hochspannungsleitungen zu kommen, die vom Maschinenhaus schräg zum Ufer verlaufen. Am östlichen Ende schließen sich die beiden Schleusen an.
Stausee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stausee, der Saporischschja-Stausee genannt wird, reicht bis zum rund 90 km flussaufwärts (Luftlinie 70 km) liegenden Dnipro. Er ist bis zu 3 km breit und fast 60 m tief. Das Stauziel liegt auf 51,40 m (Kronstädter Pegel).[2] Seine Oberfläche schwankt zwischen 410 km² (normaler Wasserstand) und 204 km² (Oberfläche des Totraums). Er hat einen Stauinhalt von 1500 Millionen Kubikmetern. Sein nutzbarer Stauinhalt (Betriebsraum) beträgt 850.000 Mio. m³.[3]
Kraftwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kraftwerk besteht aus den beiden Blöcken HES-1 und HES-2, die zusammen eine installierte Leistung von 1548 MW haben.[3]
HES-1 hat 9 Francis-Turbinen und eine installierte Leistung von 648 MW.
HES-2 hat 8 Kaplan-Turbinen und eine installierte Leistung von 900 MW.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Planungs- und Bauzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gab schon lange Ideen, die Stromschnellen zwischen Saporischschja und Dnipro schiffbar zu machen. Diese hatten über Jahrhunderte den Verkehr zwischen dem Schwarzmeerraum und dem osteuropäischen Binnenland behindert. Die Schleppstellen nahe der Stromschnellen waren strategisch wichtige Engpässe, auf die sich auch die Bedeutung der Saporoger Kosaken (ihr Beiname wörtlich „hinter den Stromschnellen“) gründete.
Erst in der Sowjetunion führte der von Lenin initiierte GOELRO-Plan zur Elektrifizierung des Landes zu dem ersten, von Iwan Gawrilowitsch Alexandrow (1875–1936) entworfenen Plan eines Staudamms am Dnepr, mit dem gleichzeitig Strom vor allem für die Industrieregionen Kriwoi Rog und Donbas erzeugt und gleichzeitig die Stromschnellen überflutet würden. 1921 wurde das frühere Alexandrowsk in Saporischschja („Hinter den Stromschnellen“) umbenannt. Unter Stalin begann 1927 die Umsiedlung aus dem dünn bevölkerten Gebiet und der Bau des Projekts.[1]
Die dafür gegründete Firma Dniprobud zog US-amerikanische Dammbauingenieure unter Leitung von Oberst Hugh Lincoln Cooper hinzu, die in einer eigens errichteten „amerikanischen Gartenstadt“, samt Tennis- und Golfplatz, wohnten. Cooper, anfangs gegen eine direkte Beteiligung, willigte ein, nachdem ihm die Bolschewiki noch vor den Verhandlungen 50.000 Dollar überwiesen.[4] Wiktor Alexandrowitsch Wesnin und Nikolai Dschemsowitsch Kolli wurden für die architektonische Gestaltung verpflichtet. General Electric lieferte und installierte die ersten fünf Generatoren und Newport News Shipbuilding die Turbinen.[1]
Da die 1908 eröffnete große Kitchkass-Brücke im Stausee stehen würde, musste sie abgebaut und mit den Streletzky-Brücken über die Insel Chortyzja unterhalb der Staumauer ein Ersatz geschaffen werden.
Am 1. Mai 1932 wurde das Kraftwerk eingeweiht – als Saporischschja vor dem Holodomor stand, einer riesigen Hungersnot, der viele Bewohner der Stadt zum Opfer fielen.
1939 wurde die Auslegungskapazität von 560 MW erreicht. Bis zum Zweiten Weltkrieg lief das Kraftwerk problemlos, abgesehen davon, dass während der trockenen Monate im Sommer und Herbst nur zwei Turbinen laufen konnten.[1]
Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 18. August 1941 sprengten sowjetische Soldaten, nach einer Vorbereitung durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD, auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen mit 20 t Dynamit eine 175 m lange und 21 m hohe Bresche in die Mauer.[5] Bis zu 35.000 m³/s Wasser strömten durch die Bresche und der Stausee lief leer. Die Schadenshöhe durch die Flutwelle ist nicht bekannt. Zwischen 20.000 und 100.000 Zivilisten kamen ums Leben, zahlreiche Industriebetriebe wurden zerstört.[6]
Die Deutschen bauten die Staumauer bis Ende 1942 wieder auf. Im Oktober 1943 mussten sie sich zurückziehen und bombardierten nun ihrerseits die Staumauer aus der Luft, so dass sie nochmals zerstört wurde. In den Jahren 1944 bis 1950 wurde sie als „Dnipro-GES 2“ wieder aufgebaut.
Am Kraftwerk gibt es ein Denkmal für einen Soldaten, der sich opferte, um zu versuchen, die Zerstörung der Staumauer zu verhindern.
Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1974 bis 1978 wurde der Block HES-2 gebaut, der 1978 in Betrieb genommen wurde.
1996 begann eine umfangreiche Renovierung, deren Phase 1 im Jahr 2002 abgeschlossen wurde. 2006 begann die Phase 2.[3]
21. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 2019 wurden weitere umfangsreiche Instandhaltungs- und Erweiterungsarbeiten durchgeführt. Insgesamt wird die Leistung auf 1610,6 MW erhöht.
2020 wurde ein Riss in der Fahrbahn der an die Staumauer angebauten Straße entdeckt, was zu Verkehrsbeschränkungen führte. Das Sanierungskonzept ist noch nicht durchgeführt.
Am 22. März 2024 gab es mehrere russische Raketentreffer, und das Wasserkraftwerk stellte vorübergehend den Betrieb ein. Ersten Einschätzungen zufolge droht kein Bruch der Staumauer.[7][8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- NW-IALAD: ein Bild von der DniproHES-Staumauer ( vom 22. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Wilhelm Sproge: DniproHES: der Bau des größten Wasserkraftwerks Europas am Dnepr doi:10.3929/ethz-a-000529578
- RWTH Aachen – Schäden an europ. Talsperren ( vom 4. August 2007 im Internet Archive)
- Saporischja ( vom 9. Juli 2007 im Internet Archive)
- DniproHES, Fotografien von Georges Dedoyard, 1932, Canadian Centre for Architecture
- Die Explosion des Wasserkraftwerks Dnjepr
- Die russischen Invasoren starteten einen Raketenangriff auf das Wasserkraftwerk Dnipro – die Staudammkonstruktionen werden inspiziert
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Dnipro Hydroelectric Station auf encyclopediaofukraine.com (englisch)
- ↑ Nationaler Streßtestreport der Ukraine für 2011, Seite 49
- ↑ a b c Dnieper HPP ( vom 26. Juli 2021 im Internet Archive) auf uhp.kharkov.ua (englisch)
- ↑ Serhii Plokhy: Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine. Hamburg 2015, S. 350 f.
- ↑ Bona Hyun: Angriff auf den Kachowka-Staudamm: Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg werden wach. In: Frankfurter Rundschau (fr.de). 7. Juni 2023, abgerufen am 30. Juni 2023.
- ↑ Dmytro Moroz, Claire Bigg: Ukrainian Activists Draw Attention To Little-Known WWII Tragedy. Radio Free Europe / Radio Liberty, 23. August 2013.
- ↑ Raketenhagel erschüttert Ukraine: Dnipro-Staudamm steht nach russischem Angriff in Flammen. In: ntv.de. ntv Nachrichtenfernsehen GmbH, Köln, 22. März 2024, abgerufen am 22. März 2024 (deutsch).
- ↑ Warren Murray, Warren Murray with Guardian writers: Ukraine war briefing: ‘massive missile attack’ hits Dnipro hydroelectric dam and affects nuclear plant. In: The Guardian. 22. März 2024, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 22. März 2024]).