„Minium“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K doppelten Link entfernt
Quellen aktualisiert
(16 dazwischenliegende Versionen von 12 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 3: Zeile 3:
| Bild = Minium-232909.jpg
| Bild = Minium-232909.jpg
| Bildbeschreibung = Minium aus der Old Yuma Mine, [[Tucson Mountains]], Arizona, USA ([[:Datei:Minium-232908.jpg|Gesamtgröße]]: 4,8 cm × 3,8 cm × 3,4 cm)
| Bildbeschreibung = Minium aus der Old Yuma Mine, [[Tucson Mountains]], Arizona, USA ([[:Datei:Minium-232908.jpg|Gesamtgröße]]: 4,8 cm × 3,8 cm × 3,4 cm)
| IMA-Nummer =
| IMA-Symbol = Mnm<ref name="Warr" />
| Andere_Namen =
| Andere_Namen =
* Mennige<ref name="Jones" />
* Menig oder auch Minig<ref name="Jones" />
| Ähnliche_Minerale =
| Ähnliche_Minerale =
<!-- Allgemeines und Klassifikation -->
<!-- Allgemeines und Klassifikation -->
| Chemismus = Pb<sup>2+</sup><sub>2</sub>Pb<sup>4+</sup>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2015-05" />
| Chemismus = Pb<sup>4+</sup>Pb<sup>2+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste" />
| Mineralklasse = Oxide und Hydroxide
| Mineralklasse = Oxide und Hydroxide
| Kurzform_Strunz_8 = IV/B.06
| Kurzform_Strunz_8 = IV/B.03
| Kurzform_Lapis = IV/B.06-050
| Kurzform_Strunz_9 = 4.BD.05
| Kurzform_Strunz_9 = 4.BD.05
| Kurzform_Dana = 07.02.08.01
| Kurzform_Dana = 07.02.08.01
Zeile 27: Zeile 32:
| Zwillingsbildung =
| Zwillingsbildung =
<!-- Physikalische Eigenschaften -->
<!-- Physikalische Eigenschaften -->
| Mohshärte = 2,5<ref name="Datenblatt" />
| Mohshärte = 2,5<ref name="Handbookofmineralogy" />
| Dichte = gemessen: 8,9 bis 9,2 (synthetisch); berechnet: [8,92]<ref name="Datenblatt" />
| Dichte = gemessen: 8,9 bis 9,2 (synthetisch); berechnet: [8,92]<ref name="Handbookofmineralogy" />
| Spaltbarkeit = vollkommen entlang {110} und {010}
| Spaltbarkeit = vollkommen entlang {110} und {010}
| Bruch =
| Bruch =
| Farbe = hellrot, bräunlichrot, gelblichrot
| Farbe = hellrot, bräunlichrot, gelblichrot
| Strichfarbe = gelborange<ref name="Datenblatt" />
| Strichfarbe = gelborange<ref name="Handbookofmineralogy" />
| Transparenz = durchscheinend
| Transparenz = durchscheinend
| Glanz = schwacher Fettglanz, matt
| Glanz = schwacher Fettglanz, matt
Zeile 52: Zeile 57:
| besondere_Kennzeichen =
| besondere_Kennzeichen =
}}
}}
'''Minium''', auch unter dem Synonym '''Mennige''' bekannt, ist ein eher selten vorkommendes [[Mineral]] aus der Mineralklasse der „[[Oxide]] und [[Hydroxide]]“. Es kristallisiert im [[Tetragonales Kristallsystem|tetragonalen Kristallsystem]] mit der [[Chemische Formel|chemischen Zusammensetzung]] Pb<sup>2+</sup><sub>2</sub>Pb<sup>4+</sup>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2015-05" /> und ist damit chemisch gesehen [[Blei(II,IV)-oxid]].
'''Minium''', deutsch '''Mennige''' oder veraltet ''Mennig,'' ist ein eher selten vorkommendes [[Mineral]] aus der Mineralklasse der „[[Oxide]] und [[Hydroxide]]“. Es kristallisiert im [[Tetragonales Kristallsystem|tetragonalen Kristallsystem]] mit der [[Chemische Formel|chemischen Zusammensetzung]] Pb<sup>4+</sup>Pb<sup>2+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste" /> und ist damit chemisch gesehen [[Blei(II,IV)-oxid]].


Minium entwickelt nur mikroskopisch kleine [[Kristall]]e und findet sich in der Natur ausschließlich in Form derber oder erdiger Massen und pulvriger [[Mineral-Aggregat|Anflüge]] von hellroter bis bräunlichroter Farbe bei gelboranger [[Strichfarbe]].
Minium entwickelt nur mikroskopisch kleine [[Kristall]]e und findet sich in der Natur ausschließlich in Form derber oder erdiger Massen und pulvriger [[Mineral-Aggregat|Anflüge]] von hellroter bis bräunlichroter Farbe bei gelboranger [[Strichfarbe]].


== Etymologie und Geschichte ==
== Etymologie und Geschichte ==
Bereits in antiker Zeit war das Mineral den Römern bekannt, die ihm seinen Namen gaben. So kommt der Begriff ‚[[Miniaturmalerei]]‘ ebenfalls von ''Minium'' aufgrund der häufigen Verwendung von Zinnoberfarben<ref name="Lüschen" /> und nicht von ''klein'', wie es oft irrtümlich angenommen wird.
Bereits in antiker Zeit war das Mineral den Römern bekannt, die ihm seinen Namen gaben. So kommt der Begriff ‚[[Miniaturmalerei]]‘ ebenfalls von ''Minium'' aufgrund der häufigen Verwendung von Zinnoberfarben<ref name="Lüschen" /> und nicht von ''klein'', wie es oft irrtümlich angenommen wird.


Im deutschsprachigen Raum wurde der Name im Laufe des Mittelalters zu ''Menninge'' [[Verballhornung|verballhornt]]. Systematisch beschrieben wurde Minium erstmals 1806 von [[James Smithson]]. Er berichtete darüber in einem Brief an [[Joseph Banks]] aus [[Kassel]], gab den genauen Fundort jedoch nicht an.<ref name="Smithson" />
Lateinisch ''minium'' stammt wahrscheinlich aus dem [[Iberische Sprache|Iberischen]]. Im deutschsprachigen Raum wurde es im Laufe des Mittelalters zu ''minio'' ([[althochdeutsch]]), ''minig'' ([[mittelhochdeutsch]]), ''meny, menye, mynge, minge, mini, minig, meinig, menig, menige, menninge'' ([[frühneuhochdeutsch]]) eingedeutscht.<ref name="DWDS" /><ref name="Jones" />

Systematisch beschrieben wurde Minium erstmals 1806 von [[James Smithson]]. Er berichtete darüber in einem Brief an [[Joseph Banks]] aus [[Kassel]], gab den genauen Fundort jedoch nicht an.<ref name="Smithson" />


== Klassifikation ==
== Klassifikation ==
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#IV/B. Oxide mit Verhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Minium zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall&nbsp;:&nbsp;Sauerstoff&nbsp;=&nbsp;3&nbsp;:&nbsp;4 (Spinelltyp M<sub>3</sub>O<sub>4</sub> und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit [[Apuanit]], [[Kusachiit]], [[Schafarzikit]] und [[Versiliait]] die unbenannte Gruppe ''IV/B.06'' bildete.
Bereits in der veralteten [[Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage)#IV/B. Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen|8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz]] gehörte der Minium zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Verbindungen mit M<sub>3</sub>O<sub>4</sub>- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit [[Schafarzikit]] und [[Trippkeit]] die „Trippkeit-Reihe“ mit der System-Nr. ''IV/B.03'' bildete.

Im ''Lapis-Mineralienverzeichnis'' nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von [[Karl Hugo Strunz]] richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. ''IV/B.06-50''. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall zu Sauerstoff&nbsp;=&nbsp;3&nbsp;:&nbsp;4 (Spinelltyp M<sub>3</sub>O<sub>4</sub> und verwandte Verbindungen)“, wo Minium zusammen mit [[Apuanit]], [[Kusachiit]], Schafarzikit und [[Versiliait]] eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).<ref name="Lapis" />


Die seit 2001 gültige und von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) verwendete [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#B Metall: Sauerstoff = 3:4 und vergleichbare|9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik]] ordnet den Minium ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall&nbsp;:&nbsp;Sauerstoff&nbsp;=&nbsp;3&nbsp;:&nbsp;4 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten [[Kation]]en, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe ''4.BD.05'' bildet.
Die seit 2001 gültige und von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) bis 2009 aktualisierte<ref name="IMA-Liste-2009" /> [[Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)#B Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare|9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik]] ordnet den Minium ebenfalls in die Abteilung der „[Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis] Metall&nbsp;:&nbsp;Sauerstoff&nbsp;=&nbsp;3&nbsp;:&nbsp;4 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten [[Kation]]enc, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe ''4.BD.05'' bildet.


Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Minium in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe ''[[Systematik der Minerale nach Dana/Oxide und Hydroxide#07.02.08|07.02.08]]'' innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A<sup>+</sup>B<sup>2+</sup>)<sub>2</sub>X<sub>4</sub>, Spinellgruppe“ zu finden.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche [[Systematik der Minerale nach Dana]] ordnet den Minium in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe ''[[Systematik der Minerale nach Dana/Oxide und Hydroxide#07.02.08|07.02.08]]'' innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A<sup>+</sup>B<sup>2+</sup>)<sub>2</sub>X<sub>4</sub>, Spinellgruppe“ zu finden.
Zeile 77: Zeile 86:
Als eher seltene Mineralbildung kann Minium an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand 2015) gelten rund 260 Fundorte als bekannt.<ref name="MindatAnzahl" />
Als eher seltene Mineralbildung kann Minium an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand 2015) gelten rund 260 Fundorte als bekannt.<ref name="MindatAnzahl" />


In Deutschland trat Minium unter anderem in mehreren Gruben bei [[Sehringen]], Bleibach bei [[Gutach im Breisgau]], [[Gengenbach]], [[Hausach]] und [[Aitern]] im [[Schwarzwald]] in Baden-Württemberg; in einem Dolomit-[[Steinbruch]] bei [[Altenmittlau]], in der Grube Alter Mann & Roter Küppel bei [[Langhecke]] und der Grube Mehlbach bei [[Laubuseschbach]] in Hessen; in einigen Gruben der Bergbaugebiete [[Sankt Andreasberg]] und [[Clausthal-Zellerfeld]] im niedersächsischen [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]]; in mehreren Bergwerken im [[Niederbergisches Land|Niederbergischen Land]] sowie im [[Sauerland|Sauer-]] und [[Siegerland]] in Nordrhein-Westfalen; in einigen Gruben und kleineren Fundpunkten in der rheinland-pfälzischen [[Eifel]]; in der Grube Giepenbach bei [[Trautenstein]] in Sachsen-Anhalt und der Grube Heilige Dreifaltigkeit bei [[Zschopau]] im sächsischen Erzgebirge zutage.
In Deutschland trat Minium unter anderem in mehreren Gruben bei [[Sehringen]], Bleibach bei [[Gutach im Breisgau]], [[Gengenbach]], [[Hausach]] und [[Aitern]] im [[Schwarzwald]] in Baden-Württemberg; in einem Dolomit-[[Steinbruch]] bei [[Altenmittlau]], in der Grube Alter Mann & Roter Küppel bei [[Langhecke]] und der [[Grube Mehlbach]] bei [[Laubuseschbach]] in Hessen; in einigen Gruben der Bergbaugebiete [[Sankt Andreasberg]] und [[Clausthal-Zellerfeld]] im niedersächsischen [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]]; in mehreren Bergwerken im [[Niederbergisches Land|Niederbergischen Land]] sowie im [[Sauerland|Sauer-]] und [[Siegerland]] in Nordrhein-Westfalen; in einigen Gruben und kleineren Fundpunkten in der rheinland-pfälzischen [[Eifel]]; in der Grube Giepenbach bei [[Trautenstein]] in Sachsen-Anhalt und der Grube Heilige Dreifaltigkeit bei [[Zschopau]] im sächsischen Erzgebirge zutage.


In Österreich fand man das Mineral bisher nur in Gesteinsproben, die beim Tunnelbau der Autobahn 10 nahe [[Kellerberg (Gemeinde Weißenstein)|Kellerberg]] in Kärnten anfielen, auf einigen Schlackenhalden im Gebiet [[Kolm Saigurn]] im [[Hüttwinkltal]] (Talschluss des hinteren [[Raurisertal]]s, Hohe Tauern) in Salzburg und auf der [[Silberleithe]] in der tiroler Gemeinde [[Biberwier]] (Lechtaler Alpen).
In Österreich fand man das Mineral bisher nur in Gesteinsproben, die beim Tunnelbau der Autobahn 10 nahe [[Kellerberg (Gemeinde Weißenstein)|Kellerberg]] in Kärnten anfielen, auf einigen Schlackenhalden im Gebiet [[Kolm-Saigurn]] im [[Hüttwinkltal]] (Talschluss des hinteren [[Raurisertal]]s, Hohe Tauern) in Salzburg und auf der [[Silberleithe]] in der Tiroler Gemeinde [[Biberwier]] (Lechtaler Alpen).


In der Schweiz kennt man Minium bisher nur vom Ponte Aranno in der Gemeinde [[Novaggio]] im Kanton Tessin, aus Les Trappistes in der Gemeinde [[Sembrancher]] und aus der Grube Crettaz am Mont Chemin bei [[Martigny]] im Kanton Wallis.
In der Schweiz kennt man Minium bisher nur vom Ponte Aranno in der Gemeinde [[Novaggio]] im Kanton Tessin, aus Les Trappistes in der Gemeinde [[Sembrancher]] und aus der Grube Crettaz am Mont Chemin bei [[Martigny]] im Kanton Wallis.
Zeile 88: Zeile 97:


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Aufgrund seiner intensiven Farbe wurde Minium seit der Antike als Rotpigment verwendet (siehe auch →[[Blei(II,IV)-oxid#Verwendung|Blei(II,IV)-oxid]]). Wegen seiner Giftigkeit wird es heute allerdings nicht mehr verwendet. In der europäischen Ölmalerei findet man es weniger häufig als das andere rote Pigment [[Cinnabarit|Zinnober]].<ref name="Fitzhugh" /> Zwei bekannte und überzeugende Beispiele für die Verwendung von Minium sind [[Albrecht Dürer|Albrecht Dürers]], "Jungfrau und Kind mit St Anna", 1519 und "La Coiffure" von [[Edgar Degas]], etwa 1896.<ref name="colourlex.com" />
Aufgrund seiner intensiven Farbe wurde Minium seit der Antike als Rotpigment verwendet (siehe auch →[[Blei(II,IV)-oxid#Verwendung|Blei(II,IV)-oxid]]). Wegen seiner Giftigkeit wird es heute allerdings nicht mehr verwendet. In der europäischen Ölmalerei findet man es weniger häufig als das andere rote Pigment [[Cinnabarit|Zinnober]].<ref name="Fitzhugh" /> Zwei bekannte und überzeugende Beispiele für die Verwendung von Minium sind [[Albrecht Dürer]]s, "Jungfrau und Kind mit St Anna", 1519 und "La Coiffure" von [[Edgar Degas]], etwa 1896.<ref name="colourlex.com" />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
Zeile 94: Zeile 103:


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[James Smithson]]: ''Account of a discovery of native minium.'' In: ''Philosophical Transactions of the Royal Society of London.'' Band 96, 1806, S. 267–268 ([http://rruff.info/uploads/TRSL96_256.pdf PDF 137,8 kB])
* {{Literatur | Autor= [[James Smithson]] | Titel= Account of a discovery of native minium | Sammelwerk= Philosophical Transactions of the Royal Society of London | Band= 96 | Datum= 1806 | Sprache= en | Seiten= 267–268 | Online= [https://rruff.info/uploads/TRSL96_256.pdf rruff.info] | Format= PDF | KBytes= 142 | Abruf= 2020-10-31}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* [[Mineralienatlas:Minium]]
* {{Mineralienatlas | ID= Minium | Abruf= 2024-06-28 | Abruf-verborgen= 1}}
* {{Internetquelle | url= https://rruff.info/Minium | titel= Minium search results | werk= rruff.info | hrsg= Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) | sprache= en | abruf= 2020-10-31 | abruf-verborgen= 1}}
* [http://rruff.info/minium/names/asc/ Database-of-Raman-spectroscopy - Minium] (englisch)
* [http://rruff.geo.arizona.edu/AMS/result.php?mineral=Minium American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Minium] (englisch)
* {{Internetquelle | url= http://rruff.geo.arizona.edu/AMS/result.php?mineral=Minium | titel= American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database Minium | werk= rruff.geo.arizona.edu | sprache= en | abruf= 2020-10-31 | abruf-verborgen= 1}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="colourlex.com">
<ref name="colourlex.com">
[http://colourlex.com/project/red-lead/ Red Lead] bei ColourLex
{{Internetquelle | url= https://colourlex.com/project/red-lead/ | titel= Composition and Properties of Red Lead | werk= colourlex.com | abruf= 2020-10-31}}
</ref>
</ref>
<ref name="Datenblatt">
<ref name="DWDS">
{{Internetquelle | url= https://www.dwds.de/wb/Mennige | titel= Mennige | werk= dwds.de | hrsg= [[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache]] (DWDS) | abruf= 2024-06-28}}
''Minium.'' In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America.'' 2001. ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/minium.pdf PDF 59,7 kB])
</ref>
<ref name="Handbookofmineralogy">
{{Literatur | Hrsg= John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols | Titel= Minium | Sammelwerk= Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America | Datum= 2001 | Sprache= en | Online= [https://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/minium.pdf handbookofmineralogy.org] | Format= PDF | KBytes= 70 | Abruf= 2020-10-31}}
</ref>
</ref>
<ref name="Fitzhugh">
<ref name="Fitzhugh">
E. W. Fitzhugh: ''Red Lead and Minium, in Artists’ Pigments.'' In: ''A Handbook of Their History and Characteristics.'' Band 1, L. Feller, Ed., Cambridge University Press, London 1986, S. 109–139.
{{Literatur | Autor= Elisabeth West Fitzhugh | Titel= Red Lead and Minium | Hrsg= L. Feller | Sammelwerk= Artists’ Pigments. A Handbook of Their History and Characteristics | Band= 1 | Verlag= Cambridge University Press | Ort= London | Datum= 1986 | Sprache= en | Seiten= 109–139 | Online= [https://www.nga.gov/content/dam/ngaweb/research/publications/pdfs/artists-pigments-vol1.pdf#page=110 nga.gov] | Format= PDF | KBytes= 430000 [sic!] | Abruf= 2024-06-28}}
</ref>
</ref>
<ref name="Fundorte">
<ref name="Fundorte">
Fundortliste für Minium beim [https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralDataShow?mineralid=2548&sections=12 Mineralienatlas] und bei [http://www.mindat.org/show.php?id=2721&ld=1#themap Mindat]
Fundortliste für Minium beim [https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralDataShow?mineralid=2548&sections=12 Mineralienatlas] (deutsch) und bei [https://www.mindat.org/min-2721.html#autoanchor22 Mindat] (englisch), abgerufen am 28. Juni 2024.
</ref>
</ref>
<ref name="Gavarri-et-al-1975">
<ref name="Gavarri-et-al-1975">
J. R. Gavarri, G. Calvarin, D. Weigel: ''Oxydes de plomb. II. Etude structurale à 5 K de la phase orthorhombique de l‘oxyde Pb<sub>3</sub>O<sub>4</sub>.'' In: ''Journal of Solid State Chemistry.'' Band 14, 1975, S. 91–98 [[doi:10.1016/S0022-4596(74)80044-7]]
{{Literatur | Autor= J. R. Gavarri, G. Calvarin, D. Weigel | Titel= Oxydes de plomb. II. Etude structurale à 5 K de la phase orthorhombique de l‘oxyde Pb<sub>3</sub>O<sub>4</sub> | Sammelwerk= Journal of Solid State Chemistry | Band= 14 | Datum= 1975 | Sprache= fr | Seiten= 91–98 | DOI= 10.1016/S0022-4596(74)80044-7}}
</ref>
</ref>
<ref name="IMA-Liste-2015-05">
<ref name="IMA-Liste">
{{Internetquelle | autor= Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere | url= http://cnmnc.units.it/master_list/IMA_Master_List_%282024-05%29.pdf#page=141 | titel= The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2024 | werk= cnmnc.units.it | hrsg= IMA/CNMNC, Marco Pasero | datum= 2024-05 | sprache= en | abruf= 2024-06-28 | format= PDF; 3,1&nbsp;MB}}
[http://nrmima.nrm.se//IMA_Master_List_2015-05.pdf IMA/CNMNC List of Mineral Names; May 2015] (PDF 1,6 MB)
</ref>
<ref name="IMA-Liste-2009">
{{Internetquelle | autor= [[Ernest Henry Nickel|Ernest H. Nickel]], Monte C. Nichols | url= http://cnmnc.units.it/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf#page=190 | titel= IMA/CNMNC List of Minerals 2009 | werk= cnmnc.units.it | hrsg= IMA/CNMNC | datum= 2009-01 | sprache= en | abruf= 2024-06-28 | format= PDF; 1,9&nbsp;MB}}
</ref>
<ref name="Jones">
{{Literatur | Autor= William Jervis Jones | Titel= Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen | Band= 1 | Verlag= [[Akademie-Verlag]] | Ort= Berlin | Datum= 2013 | ISBN= 978-3-05-005953-2 | Seiten= 1868 | Online= {{Google Buch | BuchID= SbzmBQAAQBAJ | Seite= 1868 | Hervorhebung= Mennige Minig Menig}} }}
</ref>
</ref>
<ref name="Klockmann">
<ref name="Klockmann">
{{Literatur |Autor=[[Friedrich Klockmann]] |Hrsg=[[Paul Ramdohr]], [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]] |Titel=Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie |Auflage=16. |Verlag=[[MVS Medizinverlage Stuttgart|Enke]] |Ort=Stuttgart |Datum=1978 |ISBN=3-432-82986-8 |Seiten=508 |JahrEA=1891}}
{{Literatur | Autor= [[Friedrich Klockmann]] | Hrsg= [[Paul Ramdohr]], [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]] | Titel= Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie | Auflage= 16. | Verlag= Enke | Ort= Stuttgart | Datum= 1978 | Sprache= de | JahrEA= 1891 | ISBN= 3-432-82986-8 | Seiten= 508}}
</ref>
<ref name="Lapis">
{{Literatur | Autor= Stefan Weiß | Titel= Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018 | Auflage= 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte | Verlag= Weise | Ort= München | Datum= 2018 | Sprache= de | ISBN= 978-3-921656-83-9}}
</ref>
</ref>
<ref name="Lüschen">
<ref name="Lüschen">
{{Literatur |Autor=Hans Lüschen |Titel=Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache |Auflage=2. |Verlag=Ott Verlag |Ort=Thun |Datum=1979 |ISBN=3-7225-6265-1 |Seiten=273, 276 (Minium=Mennige)}}
{{Literatur | Autor= Hans Lüschen | Titel= Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache | Auflage= 2. | Verlag= Ott Verlag | Ort= Thun | Datum= 1979 | Sprache= de | ISBN= 3-7225-6265-1 | Seiten= 273, 276 (Minium=Mennige)}}
</ref>
</ref>
<ref name="Mindat">
<ref name="Mindat">
[http://www.mindat.org/min-2721.html Mindat - Minium] (englisch)
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-2721.html | titel= Minium | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2020-10-31}}
</ref>
</ref>
<ref name="MindatAnzahl">
<ref name="MindatAnzahl">
{{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-2721.html#autoanchor21 | titel= Localities for Minium | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2020-10-31}}
[http://www.mindat.org/show.php?id=2721&ld=2#themap Mindat - Anzahl der Fundorte]
</ref>
</ref>
<ref name="SchröckeWeiner">
<ref name="SchröckeWeiner">
{{Literatur |Autor=Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner |Titel=Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin/ New York |Datum=1981 |ISBN=3-11-006823-0 |Seiten=384}}
{{Literatur | Autor= [[Helmut Schröcke]], [[Karl-Ludwig Weiner]] | Titel= Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage | Verlag= de Gruyter | Ort= Berlin; New York | Datum= 1981 | Sprache= de | ISBN= 3-11-006823-0 | Seiten= 384}}
</ref>
</ref>
<ref name="Smithson">
<ref name="Smithson">
James Smithson: ''Account of a discovery of native minium.'' In: ''Philosophical Transactions of the Royal Society of London.'' Band 96, 1806, S. 267–268. ([http://rruff.info/uploads/TRSL96_256.pdf PDF 137,8 kB])
{{Literatur | Autor= [[James Smithson]] | Titel= Account of a discovery of native minium | Sammelwerk= Philosophical Transactions of the Royal Society of London | Band= 96 | Datum= 1806 | Sprache= en | Seiten= 267–268 | Online= [https://rruff.info/uploads/TRSL96_256.pdf rruff.info] | Format= PDF | KBytes= 142 | Abruf= 2020-10-31}}
</ref>
<ref name="Warr">
{{Literatur | Autor= Laurence N. Warr | Titel= IMA–CNMNC approved mineral symbols | Sammelwerk= [[Mineralogical Magazine]] | Band= 85 | Datum= 2021 | Sprache= en | Seiten= 291–320 | DOI= 10.1180/mgm.2021.43 | Online= [https://www.cambridge.org/core/services/aop-cambridge-core/content/view/62311F45ED37831D78603C6E6B25EE0A/S0026461X21000438a.pdf/imacnmnc-approved-mineral-symbols.pdf#page=18 cambridge.org] | Format= PDF | KBytes= 351 | Abruf= 2023-01-05}}
</ref>
</ref>
</references>
</references>


[[Kategorie:Mineral]]
[[Kategorie:Grandfathered Mineral]]
[[Kategorie:Oxide und Hydroxide]]
[[Kategorie:Oxide und Hydroxide]]
[[Kategorie:Tetragonales Kristallsystem]]
[[Kategorie:Tetragonales Kristallsystem]]

Version vom 28. Juni 2024, 18:30 Uhr

Minium
Minium aus der Old Yuma Mine, Tucson Mountains, Arizona, USA (Gesamtgröße: 4,8 cm × 3,8 cm × 3,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Mnm[1]

Andere Namen
  • Mennige[2]
  • Menig oder auch Minig[2]
Chemische Formel Pb4+Pb2+2O4[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/B.03
IV/B.06-050

4.BD.05
07.02.08.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m
Raumgruppe P42/mbc (Nr. 135)Vorlage:Raumgruppe/135
Gitterparameter a = 8,811 Å; c = 6,563 Å[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 8,9 bis 9,2 (synthetisch); berechnet: [8,92][5]
Spaltbarkeit vollkommen entlang {110} und {010}
Farbe hellrot, bräunlichrot, gelblichrot
Strichfarbe gelborange[5]
Transparenz durchscheinend
Glanz schwacher Fettglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,42[6]
Optischer Charakter einachsig
Pleochroismus Stark: X = tiefrötlichbraun, Z = nahezu farblos[6]

Minium, deutsch Mennige oder veraltet Mennig, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb4+Pb2+2O4[3] und ist damit chemisch gesehen Blei(II,IV)-oxid.

Minium entwickelt nur mikroskopisch kleine Kristalle und findet sich in der Natur ausschließlich in Form derber oder erdiger Massen und pulvriger Anflüge von hellroter bis bräunlichroter Farbe bei gelboranger Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

Bereits in antiker Zeit war das Mineral den Römern bekannt, die ihm seinen Namen gaben. So kommt der Begriff ‚Miniaturmalerei‘ ebenfalls von Minium aufgrund der häufigen Verwendung von Zinnoberfarben[7] und nicht von klein, wie es oft irrtümlich angenommen wird.

Lateinisch minium stammt wahrscheinlich aus dem Iberischen. Im deutschsprachigen Raum wurde es im Laufe des Mittelalters zu minio (althochdeutsch), minig (mittelhochdeutsch), meny, menye, mynge, minge, mini, minig, meinig, menig, menige, menninge (frühneuhochdeutsch) eingedeutscht.[8][2]

Systematisch beschrieben wurde Minium erstmals 1806 von James Smithson. Er berichtete darüber in einem Brief an Joseph Banks aus Kassel, gab den genauen Fundort jedoch nicht an.[9]

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Minium zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Schafarzikit und Trippkeit die „Trippkeit-Reihe“ mit der System-Nr. IV/B.03 bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/B.06-50. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall zu Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Minium zusammen mit Apuanit, Kusachiit, Schafarzikit und Versiliait eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[10]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Minium ebenfalls in die Abteilung der „[Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis] Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationenc, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.BD.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Minium in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfache Oxide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 07.02.08 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden.

Kristallstruktur

Minium kristallisiert im tetragonal in der Raumgruppe P42/mbc (Raumgruppen-Nr. 135)Vorlage:Raumgruppe/135 mit den Gitterparametern a = 8,811 Å und c = 6,563 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Zu beachten ist, dass Minium kein Mischoxid, sondern ein Blei(II)-orthoplumbat ist.

Bildung und Fundorte

Handstück mit hellrotem Minium und gediegen Blei in Matrix aus Cedar City (Utah), USA (Größe: 6,5 cm × 5,0 cm × 4,0 cm)

Minium bildet sich als Sekundärmineral in einigen stark verwitterten (oxidierten) Blei-Lagerstätten. Häufig sind wahrscheinlich Feuer in den Minen für die Bildung verantwortlich. Es ist vergesellschaftet mit Galenit, Cerussit, Massikot, Lithargit, Blei, Wulfenit und Mimetesit.

Als eher seltene Mineralbildung kann Minium an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand 2015) gelten rund 260 Fundorte als bekannt.[12]

In Deutschland trat Minium unter anderem in mehreren Gruben bei Sehringen, Bleibach bei Gutach im Breisgau, Gengenbach, Hausach und Aitern im Schwarzwald in Baden-Württemberg; in einem Dolomit-Steinbruch bei Altenmittlau, in der Grube Alter Mann & Roter Küppel bei Langhecke und der Grube Mehlbach bei Laubuseschbach in Hessen; in einigen Gruben der Bergbaugebiete Sankt Andreasberg und Clausthal-Zellerfeld im niedersächsischen Harz; in mehreren Bergwerken im Niederbergischen Land sowie im Sauer- und Siegerland in Nordrhein-Westfalen; in einigen Gruben und kleineren Fundpunkten in der rheinland-pfälzischen Eifel; in der Grube Giepenbach bei Trautenstein in Sachsen-Anhalt und der Grube Heilige Dreifaltigkeit bei Zschopau im sächsischen Erzgebirge zutage.

In Österreich fand man das Mineral bisher nur in Gesteinsproben, die beim Tunnelbau der Autobahn 10 nahe Kellerberg in Kärnten anfielen, auf einigen Schlackenhalden im Gebiet Kolm-Saigurn im Hüttwinkltal (Talschluss des hinteren Raurisertals, Hohe Tauern) in Salzburg und auf der Silberleithe in der Tiroler Gemeinde Biberwier (Lechtaler Alpen).

In der Schweiz kennt man Minium bisher nur vom Ponte Aranno in der Gemeinde Novaggio im Kanton Tessin, aus Les Trappistes in der Gemeinde Sembrancher und aus der Grube Crettaz am Mont Chemin bei Martigny im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Frankreich, Gabun, Griechenland, Iran, Italien, Kanada, Marokko, Mexiko, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Russland, Schweden, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Turkmenistan, Ungarn, im Vereinigten Königreich (England, Schottland, Wales) und den Vereinigten Staaten von Amerika (Arizona, Colorado, Connecticut, Idaho, Kalifornien, Missouri, Montana, Nevada, New Hampshire, New Mexico, New York, Utah, Virginia, Wisconsin).[13]

Bei vielen der Fundorte bestehen allerdings Zweifel an der natürlichen Entstehung von Minium, da sich das Mineral auch beim Rösten von Bleierzen bildet,[14] das heißt, es entsteht oft als Nebenprodukt in Schlacken von Bleihütten.[15]

Verwendung

Aufgrund seiner intensiven Farbe wurde Minium seit der Antike als Rotpigment verwendet (siehe auch →Blei(II,IV)-oxid). Wegen seiner Giftigkeit wird es heute allerdings nicht mehr verwendet. In der europäischen Ölmalerei findet man es weniger häufig als das andere rote Pigment Zinnober.[16] Zwei bekannte und überzeugende Beispiele für die Verwendung von Minium sind Albrecht Dürers, "Jungfrau und Kind mit St Anna", 1519 und "La Coiffure" von Edgar Degas, etwa 1896.[17]

Siehe auch

Literatur

  • James Smithson: Account of a discovery of native minium. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Band 96, 1806, S. 267–268 (englisch, rruff.info [PDF; 142 kB; abgerufen am 31. Oktober 2020]).
Commons: Minium – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c William Jervis Jones: Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen. Band 1. Akademie-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-005953-2, S. 1868 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2024. (PDF; 3,1 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2024, abgerufen am 28. Juni 2024 (englisch).
  4. J. R. Gavarri, G. Calvarin, D. Weigel: Oxydes de plomb. II. Etude structurale à 5 K de la phase orthorhombique de l‘oxyde Pb3O4. In: Journal of Solid State Chemistry. Band 14, 1975, S. 91–98, doi:10.1016/S0022-4596(74)80044-7 (französisch).
  5. a b c Minium. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 70 kB; abgerufen am 31. Oktober 2020]).
  6. a b Minium. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
  7. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 273, 276 (Minium=Mennige).
  8. Mennige. In: dwds.de. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS), abgerufen am 28. Juni 2024.
  9. James Smithson: Account of a discovery of native minium. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Band 96, 1806, S. 267–268 (englisch, rruff.info [PDF; 142 kB; abgerufen am 31. Oktober 2020]).
  10. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. Juni 2024 (englisch).
  12. Localities for Minium. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
  13. Fundortliste für Minium beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 28. Juni 2024.
  14. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 508 (Erstausgabe: 1891).
  15. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 384.
  16. Elisabeth West Fitzhugh: Red Lead and Minium. In: L. Feller (Hrsg.): Artists’ Pigments. A Handbook of Their History and Characteristics. Band 1. Cambridge University Press, London 1986, S. 109–139 (englisch, nga.gov [PDF; 430,0 MB; abgerufen am 28. Juni 2024]).
  17. Composition and Properties of Red Lead. In: colourlex.com. Abgerufen am 31. Oktober 2020.