„Filinchen“ – Versionsunterschied

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'''Filinchen''' ist ein feines [[Waffel|Waffelbrot]], das in der [[Sowjetische Besatzungszone|SBZ]] erfunden und später auch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] erhältlich war. Es wurde ursprünglich bei [[Gutena]] in [[Apolda]] ([[Thüringen]]) hergestellt, landesweit vertrieben und ist heute noch erhältlich. Es ist kein [[Knäckebrot]], obwohl heute einige unter diesem Vertriebsnamen erhältliche Produkte Knäckebrote sind.
'''Filinchen''' ist ein dünnes [[Waffel]]brot aus [[Thüringen]], das in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] große Bekanntheit hatte. Es wird heute von der [[Gutena]] Nahrungsmittel GmbH in [[Apolda]] hergestellt und ist inzwischen bundesweit erhältlich. Es ist kein [[Knäckebrot]], obwohl einige heutige Varianten knäckebrotartige Produkte sind.


Das Waffelbrot besteht aus länglichen, goldgelben Platten, die ein quadratisches Waffelmuster aufweisen. Es ist spröde und bricht sehr leicht, lässt sich daher nur mit weicher Butter bestreichen. Filinchen wird typischerweise mit süßen Belägen wie Honig, Nusscrémes oder Marmelade genossen, gelegentlich auch mit herzhaften Brotaufstrichen oder Wurst belegt. Die leichten Platten gelten als Frühstücks-, Pausen- oder Sommerbrot.
Das Waffelbrot besteht aus länglichen, hellgelben Platten. Es ist spröde und bricht sehr leicht, lässt sich daher nur mit weichen Materialien bestreichen. Filinchen wird typischerweise mit süßen Belägen wie Honig, Nusscremes oder Marmelade gegessen, gelegentlich auch mit herzhaften Brotaufstrichen oder Wurst belegt. Filinchen gelten als Frühstücks-, Pausen- oder Sommerbrot. Filinchen wird auch als süßer [[Snack]] mit Cremefüllung in den Geschmacksrichtungen [[Heidelbeere]], Milchcreme, [[Schokolade|Schokocreme]] und [[Zitrone]] angeboten.


==Geschichte der Filinchen==
== Geschichte ==
Filinchen gehen auf den Bäckermeister Oskar Kompa zurück, der 1946 in Apolda ein kleines Geschäft eröffnete. Das Waffelbrot sei entstanden, als er seiner Jugendfreundin Felicitas (Kosename „Filinchen“) etwas ganz Besonderes backen wollte.<ref>Michael Heinemann. 2007. Geschichte der Süßwarenindustrie der DDR. IZS-Verlag. Seite 136.</ref> Dies waren die mit einem Waffeleisen hergestellten Brotplatten aus Weizenteig, die er nach ihr benannte.
Filinchen gehen auf den Bäckermeister Oskar Kompa zurück, der 1946 in Apolda ein kleines Geschäft eröffnete. Das Waffelbrot sei entstanden, als er seiner Jugendfreundin Felicitas (Kosename „Filinchen“) etwas ganz Besonderes backen wollte.<ref>Michael Heinemann: ''Geschichte der Süßwarenindustrie der DDR''. IZS-Verlag, 2007, S. 136.</ref> Dies waren die mit einem Waffeleisen hergestellten Brotplatten aus Weizenteig, die er nach ihr benannte.


Mit der industriellen Produktion wurde Mitte der 1950er Jahre begonnen; das Waffelbrot war schnell sehr beliebt. Die Produktion war den Vorgaben des sozialistischen [[Fünfjahresplan]]s unterworfen und konnte die Nachfrage der Konsumenten nicht decken. Das Produkt wurde trotz der aus der [[Zentralverwaltungswirtschaft]] resultierenden Lieferschwierigkeiten beworben. Mitte der 1960er Jahre gab es nach Protesten der Bevölkerung eine politische Entscheidung in der [[Volkskammer]], die die Steigerung der Produktion beschloss. Weitere Großbäckereien wurden zur Herstellung von Waffelbrot angewiesen, darunter das [[Backwaren-Kombinat Berlin]]. Die Qualität der dort hergestellten Brotplatten, die ebenfalls „Filinchen“ genannt wurden, war jedoch geringer, sodass die Bevölkerung vor allem die Original Filinchen aus Apolda kaufen wollte. Damals bevorzugt beliefert wurden Kindertageseinrichtungen, weshalb Filinchen auch aufgrund ihres meist süßen Belages (Honige oder Marmeladen) als Kinderbrot angesehen wurden.
Mit der industriellen Produktion wurde Mitte der 1950er Jahre begonnen; das Waffelbrot war schnell sehr beliebt. Die Produktion erfolgte nach den Vorgaben des [[Fünfjahresplan]]s und konnte die Nachfrage der Konsumenten nicht decken. Das Produkt wurde trotz der aus der [[Zentralverwaltungswirtschaft]] resultierenden Lieferschwierigkeiten beworben. Damals bevorzugt beliefert wurden Kindertageseinrichtungen, weshalb Filinchen auch aufgrund ihres meist süßen Belages (Honigsorten oder Marmeladen) als Kinderbrot angesehen wurden.


Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende und der friedlichen Revolution in der DDR]] brach der Absatz für Filinchen zwischenzeitlich ein, stabilisierte sich aber ab 1992 wieder, nachdem einer der ehemaligen Lebensmittelchemiker die Firma aufgekauft hatte. Gutena stellt heute vor allem Knusperschnitten nach Vollkorn- oder Knäckebrot-Rezepturen her, die sich dem Verbrauchergeschmack anpassend mit herzhaftem Belag verwenden lassen. 15 Prozent des Firmenumsatzes wird heute im Westen Deutschlands gemacht; das Waffelbrot nach Originalrezeptur wird vor allem im Osten Deutschlands gekauft.
Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] brach der Absatz für Filinchen zwischenzeitlich ein, stabilisierte sich aber ab 1992 wieder, nachdem einer der ehemaligen Lebensmittelchemiker die Firma aufgekauft hatte. 2019 gaben 79,3 % der ostdeutschen Verbraucher an, dass sie beim Kauf von Erzeugnissen aus diesem Segment immer oder meistens Filinchen erwerben.<ref>[https://www.lebensmittelzeitung.net/media/media/17/LR-Mitteldeutschland-169155.pdf www.lebensmittelzeitung.net: Mitteldeutsche Kunden bevorzugen regional], S. 15 der Datei, abgerufen am 27. Februar 2021</ref> In den alten Bundesländern beträgt der Marktanteil inzwischen 15 %.<ref>Wie viel Osten steckt noch in unseren Traditionsmarken? Super-Illu 9/2021, S. 10</ref>

Gutena stellt heute auch Knusperschnitten nach Vollkorn- oder Knäckebrot-Rezepturen her, die sich dem Verbrauchergeschmack anpassend mit herzhaftem Belag verwenden lassen.

== Weblinks ==
* [https://www.filinchen.de/ Homepage des Herstellers]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Markenname (Backware)]]
==Weblinks==
* [http://www.gutena.de/unternehmen.php?res=1024 Homepage des Herstellers]

[[Kategorie:Backware]]
[[Kategorie:Markenname (Backwaren)]]
[[Kategorie:Apolda]]
[[Kategorie:Apolda]]
[[Kategorie:Essen und Trinken (DDR)]]

Aktuelle Version vom 27. August 2024, 20:05 Uhr

„Filinchen, das Knusper-Brot“, Variante „Original“, Hersteller: Gutena Nahrungsmittel GmbH, Apolda (2014)
2006er Filinchen mit Vollkornanteil und Dellenmuster

Filinchen ist ein dünnes Waffelbrot aus Thüringen, das in der DDR große Bekanntheit hatte. Es wird heute von der Gutena Nahrungsmittel GmbH in Apolda hergestellt und ist inzwischen bundesweit erhältlich. Es ist kein Knäckebrot, obwohl einige heutige Varianten knäckebrotartige Produkte sind.

Das Waffelbrot besteht aus länglichen, hellgelben Platten. Es ist spröde und bricht sehr leicht, lässt sich daher nur mit weichen Materialien bestreichen. Filinchen wird typischerweise mit süßen Belägen wie Honig, Nusscremes oder Marmelade gegessen, gelegentlich auch mit herzhaften Brotaufstrichen oder Wurst belegt. Filinchen gelten als Frühstücks-, Pausen- oder Sommerbrot. Filinchen wird auch als süßer Snack mit Cremefüllung in den Geschmacksrichtungen Heidelbeere, Milchcreme, Schokocreme und Zitrone angeboten.

Filinchen gehen auf den Bäckermeister Oskar Kompa zurück, der 1946 in Apolda ein kleines Geschäft eröffnete. Das Waffelbrot sei entstanden, als er seiner Jugendfreundin Felicitas (Kosename „Filinchen“) etwas ganz Besonderes backen wollte.[1] Dies waren die mit einem Waffeleisen hergestellten Brotplatten aus Weizenteig, die er nach ihr benannte.

Mit der industriellen Produktion wurde Mitte der 1950er Jahre begonnen; das Waffelbrot war schnell sehr beliebt. Die Produktion erfolgte nach den Vorgaben des Fünfjahresplans und konnte die Nachfrage der Konsumenten nicht decken. Das Produkt wurde trotz der aus der Zentralverwaltungswirtschaft resultierenden Lieferschwierigkeiten beworben. Damals bevorzugt beliefert wurden Kindertageseinrichtungen, weshalb Filinchen auch aufgrund ihres meist süßen Belages (Honigsorten oder Marmeladen) als Kinderbrot angesehen wurden.

Nach der Wende brach der Absatz für Filinchen zwischenzeitlich ein, stabilisierte sich aber ab 1992 wieder, nachdem einer der ehemaligen Lebensmittelchemiker die Firma aufgekauft hatte. 2019 gaben 79,3 % der ostdeutschen Verbraucher an, dass sie beim Kauf von Erzeugnissen aus diesem Segment immer oder meistens Filinchen erwerben.[2] In den alten Bundesländern beträgt der Marktanteil inzwischen 15 %.[3]

Gutena stellt heute auch Knusperschnitten nach Vollkorn- oder Knäckebrot-Rezepturen her, die sich dem Verbrauchergeschmack anpassend mit herzhaftem Belag verwenden lassen.

Einzelnachweise

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  1. Michael Heinemann: Geschichte der Süßwarenindustrie der DDR. IZS-Verlag, 2007, S. 136.
  2. www.lebensmittelzeitung.net: Mitteldeutsche Kunden bevorzugen regional, S. 15 der Datei, abgerufen am 27. Februar 2021
  3. Wie viel Osten steckt noch in unseren Traditionsmarken? Super-Illu 9/2021, S. 10