„Der Bravo (Tizian)“ – Versionsunterschied

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'''Der Bravo''', ist ein frühes Werk (um 1520) des aus der [[Republik Venedig]] stammenden ''Tiziano Vecellio'' genannt [[Tizian]] (um 1488/90 – 1576), ausgeführt in [[Ölfarbe]] auf [[Leinwand]]. Das seit jeher berühmte Gemälde zeigt den Überfall des gedungenen Mörders „Bravo“. Es ist Teil der Sammlung des [[Kunsthistorisches Museum Wien|Kunsthistorischen Museums Wien]].<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.khm.at/objektdb/detail/1935 |titel=Der Bravo |werk=Kunsthistorisches Museum Wien |sprache=de |abruf=2024-08-22}}</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Das von Tizians Lehrer [[Giorgione]] entwickelte nahsichtige, halbfigurige Aktionsbild wurde hier von Tizian zu geballter Dramatik weiterentwickelt.<ref name=":0" /> Das Gemälde zeigt zwei schräg hintereinander stehende, männliche Figuren im Augenblick eines gedungenen Attentats. Die linke, im Hintergrund stehende Figur, das Opfer, stelle im [[Porträt#Nach der Kopfhaltung|Dreiviertelportrait]] einen blonden, jungen Mann dar, der eine Girlande aus Weinblättern auf dem Kopf trägt und seinen Angreifer ansieht. Er kontrastiert mit dem beschatteten [[Porträt#Nach der Kopfhaltung|Profil perdu]] (verlorenes Profil) des [[Auftragsmörder|Bravo]] (italienisch: „Scherge im Auftrag eines Herrn“) im Vordergrund. Der Bravo hält mit einer Hand den Dolch hinter seinem Rücken verborgen und greift mit der Anderen an den Kragen des Opfers. Francesca Del Torre Scheuch, [[Kurator#Kuratoren in der zeitgenössischen Kunst|Kuratorin]] für italienische Renaissancemalerei am Kunsthistorischen Museum in Wien, stellt fest: „Die Spannung, die die gewaltsame Konfrontation begleitet, ist stark und in dem lebhaften Kontrast, auch chromatisch, der beiden Figuren spürbar. Der Betrachter ist als Zeuge eines bevorstehenden Angriffs unmittelbar beteiligt. Die Gewalt kündigt sich durch den Dolch in der Hand des Angreifers in der rechten unteren Ecke an und überträgt sich durch das leuchtende Rot des geschnitzten Ärmels auf das Opfer, dessen Gesicht sich im kalten Licht von der tiefblauen Jacke abhebt“.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.finestresullarte.info/en/exhibitions/venice-titian-s-bravo-arrives-at-gallerie-dell-accademia-from-vienna-after-30-years |titel=Venice, Titian's Bravo arrives at Gallerie dell'Accademia from Vienna after 30 years |werk=Finestre sull'Arte |sprache=en |abruf=2024-08-22}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=Martina Haja |Titel=Bravo |Sammelwerk=Kunsthistorisches Museum Wien. Führer durch die Sammlung |Nummer=36 |Auflage=5. |Verlag=Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft |Ort=Wien |Datum=1996 |ISBN=3-85447-308-7 |Seiten=251}}</ref>


== Interpretation des dargestellten Themas ==
Die Szene ist bisher nicht befriedigend gedeutet, es gibt jedoch zwei weithin akzeptierte Hypothesen aus der antiken Geschichte:<ref name=":0" /><ref name=":1" /><ref>{{Literatur |Autor=Norbert Wolf |Titel=Tizian |Verlag=Prestel |Ort=München Berlin New York |Datum=2006 |ISBN=978-3-7913-3383-0 |Seiten=40, 41}}</ref>


* Das Bild könnte eine Episode darstellen, die dem ''Factorum et dictorum memorabilium'' von [[Valerius Maximus]] entnommen ist, nämlich den Überfall und die Ermordung des jungen Soldaten ''Trebonius'' durch den Tribun ''Caius Lusius''.
* Das Gemälde könnte aber auch [[Euripides]]’ ''Bacchae'' und [[Ovid]]s ''Metamorphosen'' entnommen sein. Um die Ausbreitung des Bacchus-Kults zu verhindern, ließ [[Pentheus]], der König von Theben, [[Bacchus]] gefangen nehmen.


== Autorenschaft ==

Tizians Autorenschaft des Gemäldes von höchster malerischer Qualität ist nicht vollständig gesichert, das Wertk wird ihm jedoch zugesprochen. Für seine Autorenschaft sprechen sowohl die pointierte Spannung der Werkes als auch die subtile Charakterisierung der Malweise. Der Bravo ist heftig und [[Impasto|pastos]] mit deutlichen Lichteffekten ausgeführt. Der Jüngling ist dagegen fein und [[Lasur|lasierend]] umgesetzt mit einem Hauch von „giorgioneskem“ [[sfumato]].<ref name=":2" />
Tizian steigert das von seinem Lehrer Giorgione entwickelte nahsichtige halbfigurige Aktionsbild zu geballter Dramatik. Das Dreiviertelporträt des weinlaubbekrönten Protagonisten kontrastiert mit dem beschatteten Profil des den Dolch ziehenden "Bravo" (ital.: "Scherge im Auftrag eines Herrn"). Die Szene ist bisher nicht befriedigend gedeutet: Vielleicht zeigt sie den Angriff des Gaius Lusius auf Trebonius, bei dem Trebonius sein Schwert zieht, um den Angreifer zu töten - oder die Gefangennahme des Bacchus durch die Gefolgsleute des Pentheus.<ref name=":0" />



In Tizians Werk stehen sich zwei männliche Figuren im Vordergrund gegenüber: Die linke ist ein junger Mann mit blondem Haar, der eine Girlande aus Weinblättern auf dem Kopf trägt und seinen Angreifer ansieht, dessen Gesicht wir nicht sehen, sondern nur sein ''profil perdu'', in einem dichten Schatten. '''Francesca Del Torre Scheuch''', Kuratorin für italienische Renaissancemalerei am Kunsthistorischen Museum in Wien, stellt fest: “Die Spannung, die die gewaltsame Konfrontation begleitet, ist stark und in dem lebhaften Kontrast, auch chromatisch, der beiden Figuren spürbar. Der Betrachter ist als Zeuge eines bevorstehenden Angriffs unmittelbar beteiligt. Die Gewalt kündigt sich durch den Dolch in der Hand des Angreifers in der rechten unteren Ecke an und überträgt sich durch das leuchtende Rot des geschnitzten Ärmels auf das Opfer, dessen Gesicht sich im kalten Licht von der tiefblauen Jacke abhebt”.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.finestresullarte.info/en/exhibitions/venice-titian-s-bravo-arrives-at-gallerie-dell-accademia-from-vienna-after-30-years |titel=Venice, Titian's Bravo arrives at Gallerie dell'Accademia from Vienna after 30 years |werk=Finestre sull'Arte |sprache=en |abruf=2024-08-22}}</ref>




== Provenienz ==
== Provenienz ==
Das Gemälde hatte folgende Besitzer:<ref name=":0" />
Das Gemälde hatte folgende Besitzer:<ref name=":0" />
* 1528: Zuanantonio Venier, Venedig;
* 1636: Slg. Bartolomeo della Nave, Venedig;
* 16381649: Slg. [[James Hamilton, 1. Duke of Hamilton]];
* 1659: Slg. [[Leopold Wilhelm von Österreich]], Brüssel. Diese Sammlung wurde später Teil der habsburgischen kaiserlichen Sammlung in Wien. Diese ging in das Kunsthistorische Museum über.


== Weblinks ==
* 1528 Zuanantonio Venier, Venedig;
{{Commonscat|Bravo by Titian (Kunsthistorisches Museum)}}
* 1636 Slg. Bartolomeo della Nave, Venedig;
* [https://www.khm.at/objektdb/detail/1935 Bild im Kunsthistorischen Museum Wien]
* 1638-1649 Slg. [[James Hamilton, 1. Duke of Hamilton]];
* 1659 Slg. [[Leopold Wilhelm von Österreich]], Brüssel.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Gemälde von Tizian]]
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[[Kategorie:Museumsbestand (Kunsthistorisches Museum)]]

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Aktuelle Version vom 13. September 2024, 13:55 Uhr

Der Bravo (Tizian)
Der Bravo
Tizian, 1515/20
Ölfarbe auf Leinwand
77 × 66,5 cm
Kunsthistorisches Museum, Wien
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Der Bravo, ist ein frühes Werk (um 1520) des aus der Republik Venedig stammenden Tiziano Vecellio genannt Tizian (um 1488/90 – 1576), ausgeführt in Ölfarbe auf Leinwand. Das seit jeher berühmte Gemälde zeigt den Überfall des gedungenen Mörders „Bravo“. Es ist Teil der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien.[1]

Das von Tizians Lehrer Giorgione entwickelte nahsichtige, halbfigurige Aktionsbild wurde hier von Tizian zu geballter Dramatik weiterentwickelt.[1] Das Gemälde zeigt zwei schräg hintereinander stehende, männliche Figuren im Augenblick eines gedungenen Attentats. Die linke, im Hintergrund stehende Figur, das Opfer, stelle im Dreiviertelportrait einen blonden, jungen Mann dar, der eine Girlande aus Weinblättern auf dem Kopf trägt und seinen Angreifer ansieht. Er kontrastiert mit dem beschatteten Profil perdu (verlorenes Profil) des Bravo (italienisch: „Scherge im Auftrag eines Herrn“) im Vordergrund. Der Bravo hält mit einer Hand den Dolch hinter seinem Rücken verborgen und greift mit der Anderen an den Kragen des Opfers. Francesca Del Torre Scheuch, Kuratorin für italienische Renaissancemalerei am Kunsthistorischen Museum in Wien, stellt fest: „Die Spannung, die die gewaltsame Konfrontation begleitet, ist stark und in dem lebhaften Kontrast, auch chromatisch, der beiden Figuren spürbar. Der Betrachter ist als Zeuge eines bevorstehenden Angriffs unmittelbar beteiligt. Die Gewalt kündigt sich durch den Dolch in der Hand des Angreifers in der rechten unteren Ecke an und überträgt sich durch das leuchtende Rot des geschnitzten Ärmels auf das Opfer, dessen Gesicht sich im kalten Licht von der tiefblauen Jacke abhebt“.[2][3]

Interpretation des dargestellten Themas

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Die Szene ist bisher nicht befriedigend gedeutet, es gibt jedoch zwei weithin akzeptierte Hypothesen aus der antiken Geschichte:[1][2][4]

  • Das Bild könnte eine Episode darstellen, die dem Factorum et dictorum memorabilium von Valerius Maximus entnommen ist, nämlich den Überfall und die Ermordung des jungen Soldaten Trebonius durch den Tribun Caius Lusius.
  • Das Gemälde könnte aber auch EuripidesBacchae und Ovids Metamorphosen entnommen sein. Um die Ausbreitung des Bacchus-Kults zu verhindern, ließ Pentheus, der König von Theben, Bacchus gefangen nehmen.

Tizians Autorenschaft des Gemäldes von höchster malerischer Qualität ist nicht vollständig gesichert, das Wertk wird ihm jedoch zugesprochen. Für seine Autorenschaft sprechen sowohl die pointierte Spannung der Werkes als auch die subtile Charakterisierung der Malweise. Der Bravo ist heftig und pastos mit deutlichen Lichteffekten ausgeführt. Der Jüngling ist dagegen fein und lasierend umgesetzt mit einem Hauch von „giorgioneskem“ sfumato.[3]

Das Gemälde hatte folgende Besitzer:[1]

Commons: Bravo by Titian (Kunsthistorisches Museum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Der Bravo. In: Kunsthistorisches Museum Wien. Abgerufen am 22. August 2024.
  2. a b Venice, Titian's Bravo arrives at Gallerie dell'Accademia from Vienna after 30 years. In: Finestre sull'Arte. Abgerufen am 22. August 2024 (englisch).
  3. a b Martina Haja: Bravo. In: Kunsthistorisches Museum Wien. Führer durch die Sammlung. 5. Auflage. Nr. 36. Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft, Wien 1996, ISBN 3-85447-308-7, S. 251.
  4. Norbert Wolf: Tizian. Prestel, München Berlin New York 2006, ISBN 978-3-7913-3383-0, S. 40, 41.