„Pelzgürteltier“ – Versionsunterschied
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Version vom 24. März 2013, 15:31 Uhr
Pelzgürteltier | ||||||||||||
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Pelzgürteltier nach Hermann Burmeister, 1862 | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dasypus pilosus | ||||||||||||
(Fitzinger, 1856) |
Das Pelzgürteltier (Dasypus pilosus) ist eine Art der Langnasengürteltiere und verfügt als einziger Vertreter dieser Gattung über ein dichtes, den Rückenpanzer bedeckendes Fell aus borstenartigen Haaren. Es kommt endemisch in Peru vor, wo es ein kleines Verbreitungsgebiet in den Nebelwäldern der Anden besiedelt. Über die Lebensweise der Gürteltierart ist kaum etwas bekannt. Ihr Bestand wird als gefährdet angesehen.
Merkmale
Das Pelzgürteltier weist eine Kopf-Rumpf-Länge von rund 40 bis 44 cm auf, der Schwanz wird noch einmal rund 27 cm lang und erreicht damit zwei Drittel der Körperlänge. Es stellt somit einen mittelgroßen Vertreter der Langnasengürteltiere dar. Der Kopf ist wesentlich größer als bei den verwandten Arten und wird bis etwa 11 cm lang. Er besitzt eine in der Seitenansicht eiförmige Gestalt mit einer lang herausgezogenen und walzenförmigen Schnauze. Die Augen sind klein, die Ohren sehr groß sowie löffelartig breit und stehen dicht beieinander. Die Stirn wird von einem Kopfschild aus unregelmäßigen, vieleckigen Knochenplättchen bedeckt und ist wie der restliche Kopf weitgehend haarlos. Der Rumpf hat eine eher niedrige und gestreckt-walzenförmige Gestalt. Der typische Körperpanzer besitzt einen festeren Schulter- und Beckenteil, zwischen denen sich zehn bis zwölf, häufig aber elf bewegliche Bänder befinden. Insgesamt besteht der Panzer aus mehreren Reihen von kleinen Knochenplättchen, am Schulterpanzer sind es etwa 18, wobei jene des festen Panzers eine eher rundliche Form aufweisen, die des beweglichen Panzers dagegen eine dreieckige, aber mit kleinen vorgelagerten und wiederum rundlichen Schildchen. Gefärbt ist der Panzer gelblich-weiß. Den gesamten Panzer bedeckt ein dichtes, rötlich bis gelbbraun gefärbtes Fellkleid, so dass dieser nur im vordersten Bereich sichtbar ist. Ein deutliche Behaarung kommt ansonsten bei Langnasengürteltieren nicht vor und ist hier auch ausgeprägter als bei den Borstengürteltieren. Die Länge der Haare beträgt ungefähr 5 cm. Die Bauchseite, die von sechseckigen Knochenplättchen bedeckt wird, und die Vorderseiten der Beine, weisen eine weniger dichte Behaarung auf. Der lange und unbehaarte Schwanz wird wiederum von wirtelförmigen Knochenplättchen umschlossen. Die Gliedmaßen sind kurz und enden vorne in vier, hinten in fünf Strahlen. Alle Zehen besitzen Krallen in Kegelform, nur die mittleren der Vorderfüße sind lang und schmal.[1][2][3]
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet des Pelzgürteltiers liegt in den Anden im Westen und Norden von Peru, wo es in Höhen von 500 bis 3000 m über dem Meeresspiegel vorkommt. Die Ausdehnung des Gebietes ist sehr begrenzt und wird mit 53.000 Quadratkilometern angegeben, wobei insgesamt nur fünf Lokalitäten aus verschiedenen Departamentos des Landes bekannt sind, an denen es in den letzten Jahren beobachtet wurde. Frühere Annahmen über eine weit nach Süden reichende Verbreitung erwiesen sich als falsch, sie beruhten vor allem auf fehlerhaften Kartierungen der 1980er Jahre. Wie groß das Verbreitungsgebiet in historischer Zeit war, ist unbekannt, Berichten aus dem 18. und 19. Jahrhundert zufolge kam das Tier möglicherweise in Chile und Ecuador vor.[1][2] Angaben zur Größe der Population liegen nicht vor. Das bevorzugte Habitat stellen die Yunga-Wälder der Andenhänge dar, subtropische bis tropische Bergwälder und Bergnebelwälder. Dabei findet man das Pelzgürteltier in Gebieten mit dichter Untergrundvegetation und kalksteinreichem Untergrund.[4][5]
Lebensweise
Da das Pelzgürteltier aufgrund des seltenen und begrenzten Vorkommens nur schwer zu beobachten ist, gehört es zu den Tieren mit unbekannter Lebensweise.[4]
Systematik
Innere Systematik der rezenten Gürteltiere nach Delsuc et al. 2003[6] und Möller-Krull et al. 2007[7]
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Das Pelzgürteltier gehört zu Gattung der Langnasengürteltiere (Dasypus), die sechs weitere Arten umfassen. Die Langnasengürteltiere bilden wiederum einen Teil der Familie der Gürteltiere (Dasypodidae). Dabei formt die Gattung Dasypus eine eigene Unterfamilie, die Dasypodinae. Ebenfalls in die Dasypodinae werden mehrere ausgestorbene Gattungen eingerechnet. Dazu gehören Stegotherium, das aus dem Miozän nachgewiesen ist und mehrere Arten umfasst,[8][9] und Propraopus aus dem Pleistozän, von dem ebenfalls mehrere Arten bekannt sind.[10] Die Dasypodinae trennten sich laut molekulargenetischen Untersuchungen bereits im Oberen Eozän vor rund 37 Millionen Jahren von der Linie der anderen Gürteltiere ab. Die nächstverwandte Gruppe sind die Tolypeutinae, zu denen die Kugelgürteltiere (Tolypeutes), die Nacktschwanzgürteltiere (Cabassous) und das Riesengürteltier (Priodontes) zu rechnen sind.[11]
Die Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1856 durch Leopold Fitzinger als Cryptophractus pilosus, Grundlage der Beschreibung bildete ein Museumsexemplar aus Wien. Das Tier war aber offensichtlich schon 1782 von Juan Ignacio Molina in seiner Abhandlung über die Naturgeschichte Chiles als Dasypus octocinctus beschrieben worden, allerdings gab er die Anzahl der frei beweglichen Bänder falsch an und der Name ist heute nicht mehr anerkannt.[1] Nur wenige Jahre nach Fitzinger, 1862, beschrieb Hermann Burmeister die Gürteltierart erneut und benannte sie Praopus hirsutus, was heute als Synonym für Dasypus pilosus gilt. In der gleichen Publikation merkte er an, dass die nächstverwandte Art seiner Meinung nach das Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) sei, womit er das Pelzgürteltier in die Nähe der Langnasengürteltiere einordnete. Burmeisters Beschreibung erfolgte anhand zweier weiblicher Exemplare, die er im Nationalmuseum in Lima während seines Südamerikaaufenthaltes 1860 vorfand und die aus Guayaquil in Ecuador stammten, wo das Tier heute nicht mehr vorkommt.[2] Die von Fitzinger geprägte Bezeichnung Cryptophractus stellt heute zusätzlich den Untergattungsnamen des Pelzgürteltiers dar, nach Meinung einiger Forscher sollte er jedoch wieder als wissenschaftlicher Gattungsname geführt werden.[5][3]
Bedrohung und Schutz
Das Pelzgürteltier wird lokal gejagt, es gibt aber keine Informationen über die Intensität und den Grad der daraus entstehenden Bedrohung für den Artbestand. Weiterhin sind die Abholzung der Regenwälder und das dadurch bedingte Verschwinden der natürlichen Lebensräume gefährdend für das Tier. Die IUCN stuft die Gürteltierart als „gefährdet“ (vulnerable) ein. Bedeutendstes Vorkommen des Pelzgürteltiers ist jenes vom Río-Abiseo-Nationalpark in Peru.[12][4]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Leopold Joseph Fitzinger: Die natürliche Familie der Gürteltiere (Dasypodes). Sitzungsberichte der Methematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften, Wien, Abteilung 1 64, 1871, S. 209–276 und 329–390
- ↑ a b c Hermann Burmeister: Beschreibung eines behaarten Gürtelthieres, Proapus hirsutus, aus dem National-Museum zu Lima. Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle, 6, 1862, S. 147–150
- ↑ a b Mariella Superina: Biologie und Haltung von Gürteltieren (Dasypodidae). Universität Zürich, 2000, S. 1–248
- ↑ a b c Mariella Superina und Agustín M. Abba: Dasypus pilosus. Edentata 11 (2), 2010, S. 162
- ↑ a b Edentate Specialist Group: The 2004 Edentata species assessment workshop, Belo Horizonte, Minas Gerais, Brazil, December 16–17, 2004. Edentata 5, 2004, S. 3–26
- ↑ Frédéric Delsuc, Michael J. Stanhope und Emmanuel J.P. Douzery: Molecular systematics of armadillos (Xenarthra, Dasypodidae): contribution of maximum likelihood and Bayesian analyses of mitochondrial and nuclear genes. Molecular Phylogenetics and Evolution 28, 2003, S. 261–275
- ↑ Maren Möller-Krull, Frédéric Delsuc, Gennady Churakov, Claudia Marker, Mariella Superina, Jürgen Brosius, Emmanuel J. P. Douzery und Jürgen Schmitz: Retroposed Elements and Their Flanking Regions Resolve the Evolutionary History of Xenarthran Mammals (Armadillos, Anteaters and Sloths). Molecular Biology and Evolution 24, 2007, S.2573–2582
- ↑ Timothy J. Gaudin und John R. Wible: The phylogeny of living and extinct armadillos (Mammalia, Xenarthra, Cingulata): a craniodental analysis. In: Matthew T. Carrano, Timothy J. Gaudin, Richard W. Blob und John R. Wible (Hrsg.): Amniote Paleobiology: Phylogenetic and Functional Perspectives on the Evolution of Mammals, Birds and Reptiles. Chicago 2006, University of Chicago Press, S. 153–198
- ↑ Laureano Raúl González Ruiz und Gustavo Juan Scillato-Yané: A new Stegotheriini (Mammalia, Xenarthra, Dasypodidae) from the “Notohippidian” (early Miocene) of Patagonia, Argentina. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Abhandlungen 252 (1), 2009, S. 81–90
- ↑ Ascanio D. Rincón, Richard S. White und H. Gregory Mcdonald: Late Pleistocene Cingulates (Mammalia: Xenarthra) from Mene De Inciarte Tar Pits, Sierra De Perijá, Western Venezuela. Journal of Vertebrate Paleontology, 28(1):197–207
- ↑ Frédéric Delsuc, Sergio F Vizcaíno und Emmanuel JP Douzery: Influence of Tertiary paleoenvironmental changes on the diversification of South American mammals: a relaxed molecular clock study within xenarthrans. BMC Evolutionary Biology 4 (11), 2004, S. 1–13
- ↑ Mariella Superina und Agustín M. Abba: Dasypus pilosus. In: IUCN 2012: IUCN Red List of Threatened Species. Version 2012.2. ([1]), zuletzt abgerufen am 28. Februar 2013
Weblinks
- Dasypus pilosus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013. Eingestellt von: Superina & Abba, 2006. Abgerufen am 28. Februar 2013.