„Schmerzke“ – Versionsunterschied
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Im Norden und Westen des Ortes befinden sich die [[Zauche|Zaucheschen]] Havelwiesen, im Süden befindet sich neben Ackerland die Schmerzker Heide, ein Waldgebiet. Der Dorfkern befindet sich westlich der B 102 an einer Sackgasse. |
Im Norden und Westen des Ortes befinden sich die [[Zauche|Zaucheschen]] Havelwiesen, im Süden befindet sich neben Ackerland die Schmerzker Heide, ein Waldgebiet. Der Dorfkern befindet sich westlich der B 102 an einer Sackgasse. |
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Auf dem Gebiet des Dorfes wohnten bereits zur [[Eisenzeit|Jungeisenzeit]] Menschen, es gibt aus dieser Zeit Funde. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1267, es gehörte dem Bischof von Brandenburg. 1284 kaufte das Domkapitel von Brandenburg den Ort. Im Jahre 1624 lebten hier zwölf [[Hufner|Hüfner]] und sechs [[Kötter|Kössäten]]. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] lebten hier sieben Menschen. In den Jahren 1757 und 1775 brannte das Dorf vollständig ab, es wurde danach jeweils wieder aufgebaut. |
Auf dem Gebiet des Dorfes wohnten bereits zur [[Eisenzeit|Jungeisenzeit]] Menschen, es gibt aus dieser Zeit Funde.<ref>{{Literatur |Autor=Nicolai Sparfeld |Titel=Wohnen mit Seeblick: Ausgrabungen in Schmerzke, Stadt Brandenburg an der Havel. |Hrsg=Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und |Sammelwerk=Archäologie in Berlin und Brandenburg 2002 |Band=2002 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Konrad Theiss Verlag |Ort= |Datum=2002 |Seiten=94-95 |ISBN=9783806218756}}</ref> Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1267, es gehörte dem Bischof von Brandenburg. 1284 kaufte das Domkapitel von Brandenburg den Ort. Im Jahre 1624 lebten hier zwölf [[Hufner|Hüfner]] und sechs [[Kötter|Kössäten]]. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] lebten hier sieben Menschen. In den Jahren 1757 und 1775 brannte das Dorf vollständig ab, es wurde danach jeweils wieder aufgebaut. |
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An der Kirche wurden im Herbst 2001 in Vorbereitung der Anlage von Regenwassersickergruben zwei kleine Flächen des Friedhofs archäologisch untersucht. Es wurden auf der Nordseite neun und auf der Südseite 15 Gräber, sowie zahlreiche Sammelknochen gefunden. Das Knochenmaterial war in einem guten bis mäßigen Erhaltungszustand. Die Bestattungen ließen sich zeitlich nicht genau einordnen. Sie dürften aus dem 13. bis 19. Jahrhundert stammen. Neben den 24 Bestattungen konnten 26 Individuen aus den Sammelknochen festgestellt werden. Es konnte eine Lebenserwartung von 27 Jahren zum Zeitpunkt der Geburt ermittelt werden, was im Vergleich mit anderen Bevölkerungen recht gering ist und somit einen ersten Hinweis auf schwierige Lebensumstände gab. Der Sterbegipfel fand sich mit 22 % im fortgeschrittenen Alter, gefolgt von Erwachsenen mit 21 % und denen der Kinder bis 7 Jahren mit 20 %. Die Kindersterblichkeit von 36 % lag im Bereich vergleichbarer Skelettserien. Frauen starben häufiger im Erwachsenenalter, Männer im fortgeschrittenen oder betagten Alter. Die im Vergleich niedrige durchschnittliche Körperhöhe von 1,65 m deutete auf eine schlechte Versorgung mit tierischen Proteinen hin. Der Zustand der Zähne war sehr schlecht. 90 % der Bestatteten wiesen [[Zahnkaries]] auf, knapp 15 % aller Zähne waren kariös. Dies ließ auf eine kohlenhydratreiche, überwiegend pflanzliche Ernährung schließen. Dass es dabei auch zu Mangelernährung gekommen ist, zeigen die gefunden Mangelerkrankungen; Proteinmangel und auch Unterernährung können besonders für die Kinder nachgewiesen werden. Eine hohe Anzahl [[Degeneration|degenerativer]] Veränderungen an der Wirbelsäule und den großen Gelenken wiesen auf eine hohe Arbeitsbelastung hin. Insgesamt konnten für die Menschen aus Schmerzke schlechte Lebensbedingungen angenommen werden, mit schwerer körperlicher Arbeit, einer kohlenhydratreichen und proteinarmen Ernährung, die zu Mangelerscheinungen und auch Unterernährung führte.<ref>{{Literatur|Autor=[[Bettina Jungklaus]]|Titel=Karge Kost im alten Schmerzke|Hrsg=|Sammelwerk=12. Jahresbericht 2002 – 2003. Historischer Verein Brandenburg (Havel)|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Brandenburg an der Havel|Datum=2003|Seiten=73-79|ISBN=}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.anthropologie-jungklaus.de/projekt.php?id=Schmerzke|titel=Projekt Schmerzke|autor=|hrsg=|werk=anthropologie-jungklaus.de|datum=|sprache=|zugriff=2017-06-04}}</ref> |
An der Kirche wurden im Herbst 2001 in Vorbereitung der Anlage von Regenwassersickergruben zwei kleine Flächen des Friedhofs archäologisch untersucht. Es wurden auf der Nordseite neun und auf der Südseite 15 Gräber, sowie zahlreiche Sammelknochen gefunden. Das Knochenmaterial war in einem guten bis mäßigen Erhaltungszustand. Die Bestattungen ließen sich zeitlich nicht genau einordnen. Sie dürften aus dem 13. bis 19. Jahrhundert stammen. Neben den 24 Bestattungen konnten 26 Individuen aus den Sammelknochen festgestellt werden. Es konnte eine Lebenserwartung von 27 Jahren zum Zeitpunkt der Geburt ermittelt werden, was im Vergleich mit anderen Bevölkerungen recht gering ist und somit einen ersten Hinweis auf schwierige Lebensumstände gab. Der Sterbegipfel fand sich mit 22 % im fortgeschrittenen Alter, gefolgt von Erwachsenen mit 21 % und denen der Kinder bis 7 Jahren mit 20 %. Die Kindersterblichkeit von 36 % lag im Bereich vergleichbarer Skelettserien. Frauen starben häufiger im Erwachsenenalter, Männer im fortgeschrittenen oder betagten Alter. Die im Vergleich niedrige durchschnittliche Körperhöhe von 1,65 m deutete auf eine schlechte Versorgung mit tierischen Proteinen hin. Der Zustand der Zähne war sehr schlecht. 90 % der Bestatteten wiesen [[Zahnkaries]] auf, knapp 15 % aller Zähne waren kariös. Dies ließ auf eine kohlenhydratreiche, überwiegend pflanzliche Ernährung schließen. Dass es dabei auch zu Mangelernährung gekommen ist, zeigen die gefunden Mangelerkrankungen; Proteinmangel und auch Unterernährung können besonders für die Kinder nachgewiesen werden. Eine hohe Anzahl [[Degeneration|degenerativer]] Veränderungen an der Wirbelsäule und den großen Gelenken wiesen auf eine hohe Arbeitsbelastung hin. Insgesamt konnten für die Menschen aus Schmerzke schlechte Lebensbedingungen angenommen werden, mit schwerer körperlicher Arbeit, einer kohlenhydratreichen und proteinarmen Ernährung, die zu Mangelerscheinungen und auch Unterernährung führte.<ref>{{Literatur|Autor=[[Bettina Jungklaus]]|Titel=Karge Kost im alten Schmerzke|Hrsg=|Sammelwerk=12. Jahresbericht 2002 – 2003. Historischer Verein Brandenburg (Havel)|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Brandenburg an der Havel|Datum=2003|Seiten=73-79|ISBN=}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.anthropologie-jungklaus.de/projekt.php?id=Schmerzke|titel=Projekt Schmerzke|autor=|hrsg=|werk=anthropologie-jungklaus.de|datum=|sprache=|zugriff=2017-06-04}}</ref> |
Version vom 19. Februar 2018, 22:00 Uhr
Schmerzke ist ein Ortsteil von Brandenburg an der Havel. Das Dorf liegt etwa vier Kilometer südöstlich des Stadtkerns an der B 102.
Lage und Geschichte
Im Norden und Westen des Ortes befinden sich die Zaucheschen Havelwiesen, im Süden befindet sich neben Ackerland die Schmerzker Heide, ein Waldgebiet. Der Dorfkern befindet sich westlich der B 102 an einer Sackgasse.
Auf dem Gebiet des Dorfes wohnten bereits zur Jungeisenzeit Menschen, es gibt aus dieser Zeit Funde.[1] Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1267, es gehörte dem Bischof von Brandenburg. 1284 kaufte das Domkapitel von Brandenburg den Ort. Im Jahre 1624 lebten hier zwölf Hüfner und sechs Kössäten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten hier sieben Menschen. In den Jahren 1757 und 1775 brannte das Dorf vollständig ab, es wurde danach jeweils wieder aufgebaut.
An der Kirche wurden im Herbst 2001 in Vorbereitung der Anlage von Regenwassersickergruben zwei kleine Flächen des Friedhofs archäologisch untersucht. Es wurden auf der Nordseite neun und auf der Südseite 15 Gräber, sowie zahlreiche Sammelknochen gefunden. Das Knochenmaterial war in einem guten bis mäßigen Erhaltungszustand. Die Bestattungen ließen sich zeitlich nicht genau einordnen. Sie dürften aus dem 13. bis 19. Jahrhundert stammen. Neben den 24 Bestattungen konnten 26 Individuen aus den Sammelknochen festgestellt werden. Es konnte eine Lebenserwartung von 27 Jahren zum Zeitpunkt der Geburt ermittelt werden, was im Vergleich mit anderen Bevölkerungen recht gering ist und somit einen ersten Hinweis auf schwierige Lebensumstände gab. Der Sterbegipfel fand sich mit 22 % im fortgeschrittenen Alter, gefolgt von Erwachsenen mit 21 % und denen der Kinder bis 7 Jahren mit 20 %. Die Kindersterblichkeit von 36 % lag im Bereich vergleichbarer Skelettserien. Frauen starben häufiger im Erwachsenenalter, Männer im fortgeschrittenen oder betagten Alter. Die im Vergleich niedrige durchschnittliche Körperhöhe von 1,65 m deutete auf eine schlechte Versorgung mit tierischen Proteinen hin. Der Zustand der Zähne war sehr schlecht. 90 % der Bestatteten wiesen Zahnkaries auf, knapp 15 % aller Zähne waren kariös. Dies ließ auf eine kohlenhydratreiche, überwiegend pflanzliche Ernährung schließen. Dass es dabei auch zu Mangelernährung gekommen ist, zeigen die gefunden Mangelerkrankungen; Proteinmangel und auch Unterernährung können besonders für die Kinder nachgewiesen werden. Eine hohe Anzahl degenerativer Veränderungen an der Wirbelsäule und den großen Gelenken wiesen auf eine hohe Arbeitsbelastung hin. Insgesamt konnten für die Menschen aus Schmerzke schlechte Lebensbedingungen angenommen werden, mit schwerer körperlicher Arbeit, einer kohlenhydratreichen und proteinarmen Ernährung, die zu Mangelerscheinungen und auch Unterernährung führte.[2][3]
Im Jahre 1925 wurde nördlich von Schmerzke und östlich der Kreuzung von B 1 und B 102 die Siedlung Neuschmerzke errichtet. Von 1950 bis 1952 war Schmerzke ein Ortsteil des Stadtkreise Brandenburg, seit 1993 gehört Schmerzke wieder zu Brandenburg an der Havel. Im Jahre 1952 wurde eine LPG in Schmerzke gegründet.
Baudenkmale
In Schmerzke befinden sich fünf Baudenkmale.[4]
In den Spalten befinden sich folgende Informationen:
- ID-Nr.: Die Nummer wird vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege vergeben. Ein Link hinter der Nummer führt zum Eintrag über das Denkmal in der Denkmaldatenbank. In dieser Spalte kann sich zusätzlich das Wort Wikidata befinden, der entsprechende Link führt zu Angaben zu diesem Denkmal bei Wikidata.
- Lage: die Adresse des Denkmales und die geographischen Koordinaten. Link zu einem Kartenansichtstool, um Koordinaten zu setzen. In der Kartenansicht sind Denkmale ohne Koordinaten mit einem roten beziehungsweise orangen Marker dargestellt und können in der Karte gesetzt werden. Denkmale ohne Bild sind mit einem blauen bzw. roten Marker gekennzeichnet, Denkmale mit Bild mit einem grünen beziehungsweise orangen Marker.
- Bezeichnung: Bezeichnung in den offiziellen Listen des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege. Ein Link hinter der Bezeichnung führt zum Wikipedia-Artikel über das Denkmal.
- Beschreibung: die Beschreibung des Denkmales
- Bild: ein Bild des Denkmales und gegebenenfalls einen Link zu weiteren Fotos des Baudenkmals im Medienarchiv Wikimedia Commons
ID-Nr. | Lage | Bezeichnung | Beschreibung | Bild |
---|---|---|---|---|
09145741 | (Lage) | Dorfkirche | Die Dorfkirche wurde 1714 erbaut. Bei dem Bau wurden Mauern des Vorgängerbaues verwendet. Der Turm wurde 1890 hinzugefügt. Der Kanzelaltar ist aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. | |
09145742 | (Lage) | Sowjetisches Ehrenmal | Das Ehrenmal befindet sich auf dem Kirchhof an der Straße Altes Dorf. Es ist ein rechteckiger Stein mit Inschrift, Fahne, Stern, Hammer und Sichel. | |
09145614 | Altes Dorf 15 (Lage) |
Stallgebäude | Der Stall wurde um 1800 erbaut. Es ist ein Fachwerkhaus. | |
09145743 | Altes Dorf 18 (Lage) |
Wohnhaus und Stallgebäude | Das eingeschossige, traufständige Haus wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Das Haus hat sieben Achsen und ein Satteldach, in der Mitte befindet sich der Eingang. Davor ist eine Freitreppe. | |
09145744 | Altes Dorf 39 (Lage) |
Wohnhaus mit Scheune | Das Wohnhaus und die Scheune wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Sie gehören zu einem Dreiseithof. Das eingeschossige, traufständige Wohnhaus hat ein Satteldach und ein Drempelgeschoss. |
Literatur
- Marie-Luise Buchinger: Stadt Brandenburg an der Havel. Äußere Stadtteile und eingemeindete Orte. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Brandenburg, Band 1.2). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995. ISBN 3-88462-115-7, Seite 271–275
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nicolai Sparfeld: Wohnen mit Seeblick: Ausgrabungen in Schmerzke, Stadt Brandenburg an der Havel. In: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und (Hrsg.): Archäologie in Berlin und Brandenburg 2002. Band 2002. Konrad Theiss Verlag, 2002, ISBN 978-3-8062-1875-6, S. 94–95.
- ↑ Bettina Jungklaus: Karge Kost im alten Schmerzke. In: 12. Jahresbericht 2002 – 2003. Historischer Verein Brandenburg (Havel). Brandenburg an der Havel 2003, S. 73–79.
- ↑ Projekt Schmerzke. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
- ↑ https://bldam-brandenburg.de/wp-content/uploads/2024/07/01_BRB_Internet-23.pdf Denkmalliste des Landes Brandenburg: Stadt Brandenburg an der Havel] (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Koordinaten: 52° 23′ N, 12° 35′ O