„Vorbereitete Sperre“ – Versionsunterschied
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Die Tiefe des Schachtes, die Art des umgebenden Gesteins sowie die gewünschte Trichtergröße spielten eine Rolle bei der Berechnung der Sprengkraft. Die bei solchen Analysen gewonnenen Ergebnisse wurden in einem Sperrheft hinterlegt. Als effektive Faustformel galt 100 kg je laufendem Meter Schachttiefe. |
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== Kriegsfall == |
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Version vom 28. Dezember 2018, 14:54 Uhr
Ein Sprengschacht ist ein in die Straße eingelassenes Bauwerk, das es den NATO-Truppen im Kalten Krieg erlauben sollte, den Vormarsch starker militärischer Verbände des Warschauer Pakts zu bremsen. Vor allem im Bereich des Fulda Gap wurden solche Schächte in viele Straßen eingelassen. Heute werden diese Schächte nach und nach zurückgebaut, da deren Unterhaltung auf Dauer zu teuer wurde. Er war Teil des Systems der sogenannten „vorbereiteten Sperren“, das neben den Sprengschächten auch andere Sperrmittel und -arten enthielt (siehe nebenstehende Grafik).
Lage
Meist wurden drei in kurzen Abständen hintereinanderliegende Schächte verwendet. Seltener arbeitete man mit zwei oder vier bis sechs Schächten hintereinander. Beim Bau solcher Schächte wurde darauf geachtet, dass durch die Detonation der Ladung ein Vormarsch der feindlichen Truppen möglichst stark verzögert, die benachbarte Infrastruktur, wie etwa die Kanalisation, aber möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.
Der Explosionskrater einer solchen Sprengung sollte ein etwa doppelt so breites wie tiefes Loch erzeugen. Als Maßgabe galt, dass ein solcher Krater so gestaltet werden sollte, dass ein Panzer nicht einfach hindurch fahren konnte. Im Krater selbst sollten Minen gelegt werden, ebenso wie in der näheren Umgebung, um eine Umfahrung zu verhindern.
Die „Richtlinien für Anlage und Unterhaltung Vorbereiteter Sperren und Lähmungen“ von 1968 schreiben vor:
„Straßen- und Eisenbahn-Unterbrechungen durch Trichtersprengungen sollen die Querschnitte in ihrer Gesamtbreite erfassen. [...] In der Längsachse sollen die Sprengschächte so verteilt sein, daß zwischen den Trichtern ein Steg von maximal 7–8 m stehen bleibt. Damit wird der Einsatz von Panzerschnellbrücken und das Durchstechen des Steges mit Planierraupen oder Räumpanzern erschwert.“
Die Lage der Sprengschächte war artilleristisch vermessen, um die wartenden Gegner direkt unter Beschuss nehmen zu können.
Ausführung
Die Schächte hatten einen Durchmesser von etwa 60 cm und eine Tiefe von zumeist vier bis sechs Metern. Der Deckel hatte einen Durchmesser von 92 cm und ein Gewicht von etwa 150 kg. Er ist als Deckel eines Sprengschachts an der Halteschraube in der Mitte zu erkennen.[1]
Sprengberechnung
Die Tiefe des Schachtes, die Art des umgebenden Gesteins sowie die gewünschte Trichtergröße spielten eine Rolle bei der Berechnung der Sprengkraft. Die bei solchen Analysen gewonnenen Ergebnisse wurden in einem Sperrheft hinterlegt. Als effektive Faustformel galt 100 kg je laufendem Meter Schachttiefe.
Kriegsfall
Entgegen einer verbreiteten Annahme waren die Schächte nicht permanent mit Sprengstoff bestückt. Erst im Verteidigungsfall hätten Pioniere die vorgesehenen Ladungen aus nahegelegenen sogenannten Sperrmittelhäusern (Munitionslagerhaus) geholt und diese dann in die Schächte eingebracht.
Wartung
Für die Wartung der Schächte und Anbringung der Sprengladungen waren in Westdeutschland die Wallmeister, eine Pioniertruppe der Bundeswehr, zuständig. Sie arbeitete bei der Wartung (zumindest bei Anlagen in der Nähe zur damaligen innerdeutschen Grenze) in Zivilkleidung, ihre Fahrzeuge hatten zivile Farbgebung und zivile Kennzeichen.
„Sabotage“
1952 wurde der Regensburger Walter Zauner von einem US-Militärgericht zu 3½ Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er die Sprengkammern der Mariaorter Brücke zumauerte.[2] Zauners Geschichte wurde 1983 in dem DEFA-Film Ein Pfeiler im Strom dokumentiert.[3][4]
Siehe auch
Weblinks
- Bunker, Basen und Relikte des Kalten Krieges
- Aktuelles Buch zum Thema
- Sprengschachtinformationen bei Sperranlagen.de
- Informationen zu diversen Sperranlagen auf geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
- Anton H. Dorow: Bomben unterm Gullydeckel, in: Frankfurter Neue Presse vom 7. Dezember 2012 (online)
- Informationen zum Kalten Krieg in Schleswig-Holstein und dem "Fulda-Gap"
- Kontrolle alter Sperranlagen: Aus dem Alltag eines Wallmeisters
Einzelnachweise
- ↑ a b Michael Grube: Vorbereitete Sperren auf Deutschlands Straßen.
- ↑ „Wer war Walter Zauner?“ Abgerufen am 30. September 2014
- ↑ G. Willen: DEFA-Filme - Ein Bestandsverzeichnis S. 126.
- ↑ Ein Pfeiler im Strom Bei: filmportal.de abgerufen am 9. Juli 2017