„Dreifaches Amt Christi“ – Versionsunterschied
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Als Lehre vom '''dreifachen Amt Christi''' ({{laS|triplex munus Christi}}) wird in der [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutherischen]] und [[Reformierte Kirchen|reformierten]] Theologie eine Version der [[Soteriologie|Versöhnungslehre]] bezeichnet, der zufolge [[Jesus Christus]] die [[Erlösung]] der Menschen durch drei „Ämter“ bewirkt, die er zugleich innehat: Das [[prophet]]ische Amt, das [[priester]]liche oder [[hohepriester]]liche Amt und das [[könig]]liche Amt. Die Drei-Ämter-Lehre spielt seit dem 18. Jahrhundert auch in der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] Theologie zunehmend eine Rolle.<ref>[[Ralf Miggelbrink]]: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 122.</ref> |
Als Lehre vom '''dreifachen Amt Christi''' ({{laS|triplex munus Christi}}) wird in der [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutherischen]] und [[Reformierte Kirchen|reformierten]] Theologie eine Version der [[Soteriologie|Versöhnungslehre]] bezeichnet, der zufolge [[Jesus Christus]] die [[Erlösung]] der Menschen durch drei „Ämter“ bewirkt, die er zugleich innehat: Das [[prophet]]ische Amt, das [[priester]]liche oder [[hohepriester]]liche Amt und das [[könig]]liche Amt. Die Drei-Ämter-Lehre spielt seit dem 18. Jahrhundert auch in der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] Theologie zunehmend eine Rolle.<ref>[[Ralf Miggelbrink]]: ''Einführung in die Lehre von der Kirche.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 122.</ref> |
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Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] wird [[Jesus von Nazaret]] zuweilen als Prophet verstanden (vgl. {{B|Matthäus|16|14}}; {{B|Lukas|1|76}}; {{B|Johannes|4|19}} und {{BB|Joh|6|14}}). Der Verfasser des [[Hebräerbrief]]s nennt ihn den „ewigen Hohepriester“ {{Bibel|Hebräer|3|1}}. Im Johannesevangelium schließlich wird erzählt, dass Jesus die Frage des römischen Prokurators [[Pontius Pilatus]], ob er ein [[Christus König|König]] sei, bejaht hätte {{Bibel|Joh|18|37}}. |
Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] wird [[Jesus von Nazaret]] zuweilen als Prophet verstanden (vgl. {{B|Matthäus|16|14}}; {{B|Lukas|1|76}}; {{B|Johannes|4|19}} und {{BB|Joh|6|14}}). Der Verfasser des [[Hebräerbrief]]s nennt ihn den „ewigen Hohepriester“ {{Bibel|Hebräer|3|1}}. Im Johannesevangelium schließlich wird erzählt, dass Jesus die Frage des römischen Prokurators [[Pontius Pilatus]], ob er ein [[Christus König|König]] sei, bejaht hätte {{Bibel|Joh|18|37}}. |
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Version vom 2. Juli 2019, 16:53 Uhr
Als Lehre vom dreifachen Amt Christi (lateinisch triplex munus Christi) wird in der lutherischen und reformierten Theologie eine Version der Versöhnungslehre bezeichnet, der zufolge Jesus Christus die Erlösung der Menschen durch drei „Ämter“ bewirkt, die er zugleich innehat: Das prophetische Amt, das priesterliche oder hohepriesterliche Amt und das königliche Amt. Die Drei-Ämter-Lehre spielt seit dem 18. Jahrhundert auch in der römisch-katholischen Theologie zunehmend eine Rolle.[1]
Neues Testament und Kirchenväter
Im Neuen Testament wird Jesus von Nazaret zuweilen als Prophet verstanden (vgl. Matthäus 16,14 EU; Lukas 1,76 EU; Johannes 4,19 EU und 6,14 EU). Der Verfasser des Hebräerbriefs nennt ihn den „ewigen Hohepriester“ (Hebräer 3,1 EU). Im Johannesevangelium schließlich wird erzählt, dass Jesus die Frage des römischen Prokurators Pontius Pilatus, ob er ein König sei, bejaht hätte (Joh 18,37 EU).
Die Kirchenväter beschrieben die Heilswirksamkeit Jesu in ähnlicher Weise als Prophet, Offenbarer oder Lehrer, als Priester sowie als Hirten, Herrn oder König. Eine Dreizahl von Ämtern findet sich erstmals bei Justin dem Märtyrer († 165)[2]. Aus den genannten Bibelstellen entwickelte Eusebius von Cäsarea († 339/340) in seiner Kirchengeschichte (I, 3) eine Lehre vom dreifachen Amt Christi.[3] Wie Eusebius erwähnen auch Hieronymus, Petrus Chrysologus und Thomas von Aquin eine dreifache Salbung Jesu Christi zum Hohenpriester, König und Propheten.[4]
Reformatorische Tradition
In der Reformation wurde dieser theologische Gedanke von Martin Luther[5] und Jean Calvin[6] weitergeführt. Die Theologen der lutherischen Orthodoxie bezeichneten sämtliche Auswirkungen des dreifachen Amtes Christi als Apotelesmata.[7]
Der Gedanke des dreifachen Amtes Christi erfuhr in der lutherischen Theologie scharfe Kritik von Seiten Werner Elerts:
„Die Lehre vom dreifachen Amt ist […] ein Schulbeispiel für die Umkehr des richtigen Verständnisses von Weissagung und Erfüllung. Sie will Christus von der Erwartung her verstehen.“[8]
Elert kritisiert hieran vor allem, dass das Wirken Jesu als ein „Amt“ verstanden wird, und setzt dem entgegen: „Er hat die entsprechenden Funktionen ausgeübt, ohne nach der alten theokratischen Auffassung beamtet zu sein. Er übte sie nicht aus, weil er »von Amts wegen« dazu befugt war, sondern kraft der ihm und ihm ganz allein eigentümlichen Autorität des Gottessohnes.“[9]
Wilfried Joest hält dagegen fest, dass der Gedanke des dreifachen Amtes von der Erfüllung in Christus her zu verstehen ist: die alttestamentlichen Funktionen des Propheten, Priesters und Königs seien im Werk Jesu Christi vereint, in ihrer geistlichen Bedeutung als Hinweis auf künftiges Heil erfüllt, in ihrer Vorläufigkeit und Begrenztheit aufgehoben und abgelöst.[10]
Katholische Theologie
Die Gegenreformation und die katholische Theologie bis zum 20. Jahrhundert greifen den Gedanken mehrfach auf (so etwa in der liturgischen Feier des letzten Sonntags im Kirchenjahr als Christkönigsfest).
Literatur
- Karin Bornkamm: Amt Christi. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 439–440.
- Werner Elert: Der christliche Glaube. Mit einem Geleitwort von Wolfgang Trillhaas. Sechste Auflage. Martin-Luther-Verlag, Erlangen 1988, ISBN 3-87513-058-8, S. 332–336.
- Ludwig Schick: Das dreifache Amt Christi und der Kirche. Zur Entstehung und Entwicklung der Trilogien. Lang, Frankfurt am Main/Bern 1982, ISBN 3-8204-5981-2.
Einzelnachweise
- ↑ Ralf Miggelbrink: Einführung in die Lehre von der Kirche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16321-4, S. 122.
- ↑ Christus empfing „von seinem Vater den Titel König, Gesalbter, Priester, Engel“, Dialog mit dem Juden Tryphon 86,3 [1]
- ↑ Eusebius: Historia Ecclesiastic I,3; Vgl. Werner Elert: Der christliche Glaube, S. 332
- ↑ Lothar Ullrich: Ämter Christi. II. Theologiegeschichtlich. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993, Sp. 562.
- ↑ Karin Bornkamm: Christus – König und Priester. Das Amt Christi bei Luther im Verhältnis zur Vor- und Nachgeschichte. Mohr Siebeck, Tübingen 1998.
- ↑ Klauspeter Blaser: Calvins Lehre von den drei Ämtern Christi. Zürich 1970
- ↑ Theologisches Universal-Lexikon: Zum Handgebrauche für Geistliche und gebildete Nichttheologen. Band 1, A–L. Verlag R. L. Friedrichs, Elberfeld 1869, S. 41
- ↑ Werner Elert: Der christliche Glaube, S. 335
- ↑ Werner Elert: Der christliche Glaube, S. 336
- ↑ Wilfried Joest: Dogmatik Band 1 Die Wirklichkeit Gottes. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 19964, ISBN 3-525-03259-5 (= UTB 1336), S. 214