„Lehrkräftebildung“ – Versionsunterschied
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Version vom 19. Juli 2020, 18:30 Uhr
Die Lehrerbildung umfasst die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Schullehrern in verschiedenen Formen. In der Lehrerbildung geht es um eine professionelle Aneignung von Kompetenzen, die zum Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren erforderlich sind.[1]
Lehrerbildung in verschiedenen Bildungssystemen
International unterscheidet sich die Lehrerbildung erheblich. So gibt es Bildungssysteme wie in der Bundesrepublik Deutschland mit sehr langer Ausbildung (je nach Lehramt mindestens fünf bis sieben Jahre) und geringer Verpflichtung zur Fortbildung und andere mit kürzerer Ausbildung, kurzem (12 Monate im Bildungssystem in den Niederlanden) oder fehlendem Vorbereitungsdienst und kompensatorisch höherer Fortbildungspflicht. In manchen Staaten sind Ein-Fach-Lehrer (z. B. Bildungssystem in Frankreich, Bildungssystem in Russland) üblich, andere verlangen mindestens zwei Unterrichtsfächer oder streben für bestimmte Stufen wie die Primarstufe eine allgemeine Unterrichtsfähigkeit an. Einige Bildungssysteme setzen auf eine hohe fachliche Ausbildung auf Hochschulniveau (Schullehrer in Deutschland), andere versuchen die pädagogische Qualifikation zu stärken.
In der Bildungsgeschichte wird die historische Entwicklung der Lehrerbildung als eines der Hauptmerkmale von Bildungssystemen untersucht. In Deutschland ist der Vergleich mit dem ehemaligen Bildungssystem der DDR vor allem bei den Ostdeutschen ständig gegeben. Dort war die Lehrerbildung zentral einheitlich, die Ausbildung einphasig und die Fortbildung obligatorisch, aber vollständig im Dienst einer Staatsideologie.
Deutschland
Phasen der Lehrerbildung
In der Bundesrepublik Deutschland unterscheidet man folgende Phasen der Lehrerbildung:
- Die Lehrerausbildung umfasst eine erste und eine zweite Phase, das Studium an der Hochschule und das Referendariat/den Vorbereitungsdienst
- Das Lehramtsstudium, als erste Phase der Lehrerausbildung, erfolgt an Universitäten oder Pädagogischen Hochschulen (letzteres nur in Baden-Württemberg) und wird in der Regel nach mindestens neun bzw. sieben Semestern mit dem Ersten Staatsexamen oder dem Master of Education) abgeschlossen. Für die Bildungswissenschaften und die fachinhaltlichen Anforderungen gibt es Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz.
- Das Referendariat (höherer Dienst), die zweite Phase, erfolgt an Studienseminaren bzw. der Vorbereitungsdienst (gehobener Dienst) in Ausbildungsseminaren. In einigen Ländern gibt es diesen Unterschied nicht mehr.
- Der Abschluss des Studium mit der Berufsfähigkeit wird durch das „Zweite Staatsexamen“ erreicht.
Danach folgen
- Lehrerfortbildung (engl. teachers' advanced training) in diverser Trägerschaft, Anerkennung durch Landesinstitute der Bildungsministerien ist Voraussetzung für Dienstbefreiung; gelegentlich auch als „dritte Phase“ der Lehrerausbildung bezeichnet
- Lehrerweiterbildung[2] (in-service further training for teachers) als Sonderform der Lehrerfortbildung mit dem Erwerb neuer Lehrbefähigungen (z. B. weiteres Unterrichtsfach, Qualifikation als Beratungslehrer… über Prüfungen, Zertifikate) durch die Landesinsitute der Bundesländer oder Hochschulen
Die Lehrerbildung ist in fast allen Bundesländern nach Schulformen und Schulstufen differenziert.
Landesinstitute der Lehrerbildung[3]
- Landesinstitut für Schulentwicklung
- Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (Baden-Württemberg)
- Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB Bayern)
- Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (Bayern)
- Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM)
- Landesinstitut für Schule (Bremen)
- Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg
- Zentrum für Lehrerbildung Hamburg
- Hessische Lehrerkräfteakademie
- Institut für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ)
- Qualitäts- und UnterstützungsAgentur - Landesinstitut für Schule (NRW)
- Institut für Lehrerfort- und weiterbildung Rheinland-Pfalz und Saarland
- Landesamt für Schule und Bildung Sachsen (LaSuB)
- Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA)
- Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein
- Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM)
In der DDR bildete an vielen Orten ein Institut für Lehrerbildung Unterstufenlehrer in der Erstausbildung aus.
Rechtsgrundlagen
Die Lehrerbildung ist in den deutschen Bundesländern rechtlich unterschiedlich geregelt. Zum größeren Teil gibt es Lehrerbildungsgesetze, teilweise werden auf dieser Grundlage zusätzliche Verordnungen erlassen.
Rechtsgrundlagen am Beispiel Bayerns
- Bayerisches Lehrerbildungsgesetz (BayLBG)
- Lehramtsprüfungsordnung I (LPO I) und Lehramtsprüfungsordnung II (LPO II)
- Zulassungs- und Ausbildungsordnungen für die jeweiligen Lehrämter
- Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Hauptschulen (ZALGH)
- Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Sonderschulen (ZALS)
- Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Realschulen (ZALR)
- Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Gymnasien (ZALG)
- Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an beruflichen Schulen (ZALB)
Siehe auch
- Lehrerausbildung
- Lehramtsreferendariat
- Zentrum für Lehrerbildung
- Lehrerverbände mit Positionen zur Lehrerbildung
Literatur
- Jeanette Böhme, Colin Cramer, Christoph Bressler (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und Lehrerbildung im Widerstreit!? Verhältnisbestimmungen, Herausforderungen und Perspektiven. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2018, ISBN 978-3-7815-2275-6.
- Colin Cramer: Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten Forschungsfeldes. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2016, ISBN 978-3-7815-2089-9.
- Colin Cramer: Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde zu Eingangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramtsstudierender. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 978-3-7815-1862-9.
- Christine Freitag, Imke von Bargen (Hrsg.): Praxisforschung in der Lehrerbildung. LIT, Berlin/ Münster 2012, ISBN 978-3-643-11834-9.
- Christine Freitag: Lehrerbildung zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Allgemeiner Didaktik. In: H. Macha, C. Solzbacher (Hrsg.): Welches Wissen brauchen Lehrer? Lehrerbildung aus dem Blickwinkel der Pädagogik. Bad Heilbrunn 2002, ISBN 3-7815-1192-8, S. 205–214.
- Ewald Terhart (Hrsg.): Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland: Abschlussbericht der von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Kommission. (= Beltz-Pädagogik). Beltz, Weinheim u. a. 2000, ISBN 3-407-25229-3.
- Benedikt Wisniewski: Psychologie für die Lehrerbildung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2013, ISBN 978-3-8252-3989-3.
Weblinks
- heiEDUCATION Journal. Transdisziplinäre Studien zur Lehrerbildung
- KMK-Standards für die Bildungswissenschaften PDF-Datei
- Ewald Terhart: Besserung in Sicht. Die Zeit, 2009, abgerufen am 19. Juli 2020.
- Bayerisches Beamtengesetz (BayBG)
- Laufbahnberatung für Lehrerinnen und Lehrer (CCT)
- Monitor Lehrerbildung: Daten und Fakten zur ersten Phase der Lehrerbildung
Einzelbelege
- ↑ kmk.org
- ↑ Die Unterscheidung von Fort- und Weiterbildung im genannten Sinne ist nicht einheitlich
- ↑ Landesinstitute. Abgerufen am 19. Juli 2020.