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Version vom 25. November 2021, 15:41 Uhr
Claire Falkenstein[1] (* 22. Juli 1908 in Coos Bay, Oregon; † 23. Oktober 1997 in Venice, Los Angeles) war eine amerikanische Bildhauerin, Malerin, Grafikerin, Schmuckkünstlerien und Lehrerin, die vor allem für ihre oft großformatigen abstrakten Metall- und Glasskulpturen im öffentlichen Raum bekannt ist. Falkenstein war eine der experimentierfreudigsten und produktivsten amerikanischen Künstlerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Falkenstein erforschte Kunstformen, Techniken und Prozesse mit Wagemut und intellektueller Strenge. Obwohl sie in der aufkeimenden Kunstszene der Nachkriegszeit in Europa und den Vereinigten Staaten respektiert wurde, machte ihre Missachtung der Kommerzialisierung von Kunst und ihre Wanderschaft von einer Kunstmetropole zur nächsten sie zu einer schwer fassbaren Figur.
Falkenstein arbeitete zunächst in der San Francisco Bay Area, dann in Paris und New York und schließlich in Los Angeles. Sie engagierte sich in so radikalen Kunstgruppen wie der Gutai-Gruppe in Japan und der art autre in Paris.
Das Interesse an Einsteins Theorien über das Universum inspirierte Falkenstein zu Skulpturen aus Draht und Glas, die sich mit dem Konzept des unendlichen Raums auseinandersetzen. Falkensteins heutiger Ruf beruht auf ihren Skulpturen, und ihre dreidimensionalen Arbeiten, die oft radikal und ihrer Zeit voraus waren.
Jugend und Ausbildung
Claire Falkenstein wurde am 22. Juli 1908 in Coos Bay, Oregon geboren.[2] Ihr Vater leitete dort ein Sägewerk.[3] Claire besuchte die Anna Head School in Berkeley, Kalifornien, nachdem ihre Familie dorthin gezogen war.[4]
Falkenstein war deutscher Abstammung. Ihr Großvater, Valentin von Falkenstein, ein Medizinstudent adliger Herkunft aus Frankfurt, wanderte nach der Deutschen Revolution von 1848-49 als politischer Flüchtling in die Vereinigten Staaten aus und wurde ein Pionier in Siskiyou County, Kalifornien. Mütterlicherseits soll Falkenstein die Ur-Ur-Nichte von George Armstrong Custer sein, was jedoch nicht bestätigt ist.[5]
Als Kind ritt Falkenstein auf ihrem Pferd im Dunkeln an den Strand, um den Sonnenaufgang zu erleben und Muscheln, Felsen, Algen und Treibholz zu betrachten. Diese Naturformen inspirierten ihre Skulpturen.[6]
Falkenstein besuchte die University of California at Berkeley und machte 1930 ihren Abschluss im Hauptfach Bildende Kunst und den Nebenfächern Anthropologie und Philosophie.[7] Noch vor ihrem Abschluss hatte sie ihre erste Einzelausstellung in einer Galerie in San Francisco. [8] Ihre künstlerische Ausbildung setzte sie in den frühen 1930er Jahren am Mills College fort, wo sie eine Meisterklasse bei Alexander Archipenko besuchte und László Moholy-Nagy und György Kepes kennenlernte.[2]
Leben und Werk
San Francisco
Falkensteins Erfahrungen mit diesen Künstlern verstärkte ihr Interesse an Abstraktion und führte bei ihr zur Vorstellung, dass funktionale Erwägungen der Ästhetik eines Werks keinen Abbruch tun. Sie experimentierte in dieser Zeit mit einer Vielzahl neuer Techniken und Materialien.[2]
Sie unterrichtete Kunstklassen an verschiedenen Orten in der Bay Area, wie der UC Berkeley Extension, dem Mills College und der California Labor School.[7] Sie unterrichtete auch an der innovativen California School of Fine Arts, neben Abstrakte Expressionisten wie Clyfford Still, der ein enger Freund mit künstlerischem Einfluss auf sie werden sollte, und Richard Diebenkorn. [8] 1934 schuf sie ein abstraktes Fresko in der Piedmont High School in Oakland. Dies war Teil des Federal Art Project, das Gemälde bevorzugte, die Amerikanischen Realismus darstellten, aber darüber hinaus auch abstrakte Werke wie die von Falkenstein tolerierte.[9] In den 1930er Jahren schuf sie Skulpturen aus Tonbändern, die zu Möbiusbändern geformt und miteinander verwoben waren. Dies waren einige der frühesten amerikanischen ungegenständlichen Skulpturen.[8]
Falkenstein heiratete am 14. Juli 1934 in Alameda, Kalifornien den irisch-amerikanischen Anwalt Richard Francis McCarthy.[10] Sie kannten sich bereits aus der High School und waren zweiundzwanzig Jahre verheiratet; sie ließen sich scheiden, weil er sich ihrem Wunsch, in Paris zu leben, nicht anschloss.[11]
Paris
Falkenstein zog 1950 nach Paris und blieb dort dreizehn Jahre,[11] wo sie ein Atelier am Rive Gauche unterhielt. In Paris lernte sie viele Künstler kennen, darunter Jean Arp, Alberto Giacometti, Sam Francis und Paul Jenkins, sowie den Kunstkritiker Michel Tapié, der als eine Art Mentor und Förderer für sie fungierte.[8]
In einem Interview von 1995 sagte sie: "Paris war eine bemerkenswerte Erfahrung, weil die Franzosen eine Art individuelles Handeln zuließen. Sie haben die Qualität von Jahrhunderten von ... Kultur und Kunst, und das schwappt irgendwie über."[11] Sie arbeitete an einer, wie sie es bezeichnete "Topologie", eine Verbindung zwischen Materie und Raum, die ein Konzept der kontinuierlichen Leere in der Natur beinhaltet. Sie wurde mit den freien Abstraktionen des Tachismus‚ sowie des Informel in Verbindung gebracht,[8] dem französischen Gegenstück zum amerikanischen Abstrakter Expressionismus.
Aus wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus verwendete Falkenstein in dieser Zeit preiswerte, nicht-tradierte Materialien, darunter Holzstämme, Ofenrohrdraht und Bleistangen. Vor allem Ofenrohrdraht setzte sie auf innovative Weise ein und fuhr damit fort, nachdem sie sich andere Materialien leisten konnte.[7] Die großen, luftigen Formen aus diesem Material wurden Ausdruck ihres Stils.[8]
Anstelle des Begriffs "Skulptur" zog sie es vor, das Wort "Struktur" zu verwenden. Sie verwendete den Begriff auch für ihre Gemälde und Drucke.[12] Ein Kritiker verglich Falkensteins Werk in den 1950er Jahren mit "einem Jackson Pollock in drei Dimensionen".[13] Einige ihrer Arbeiten haben eine Struktur, die zu wachsen scheint, sich unendlich ausdehnt, ähnlich wie die Gemälde von Pollock, die den Anschein erwecken, als könnten sie über die Leinwand hinaus weitergehen.[14]
Im Jahr 1954 fand in der Galleria Montenapoleone in Mailand eine große Einzelausstellung ihrer Werke statt, und vier Jahre später wurde sie gebeten, das Geländer der Galleria Spazio in Rom zu gestalten. Bei dieser Gelegenheit fügte sie erstmals Stücke aus farbigem Glas in eine offene, gitterartige Struktur aus gelötetem Metall ein.[15]
Eines ihrer bekanntesten Werke aus dieser Phase ist The New Gates of Paradise. Es befindet sich am Canal Grande in der Peggy Guggenheim Collection‚ Venedig und wurde 1960 von ihrer Freundin Peggy Guggenheim in Auftrag gegeben. Mit den Toren schuf sie zum ersten Mal einen nicht enden wollenden Bildschirm mit sich wiederholenden Modulen, die in verschiedenen Richtungen angebracht waren und den Eindruck erweckten, dass er sich ewig fortsetzen könnte.[11][16][17]
Falkenstein fertigte ebenfalls Metalltore für die Seevilla der Fürstin Luciana Pignatelli an.[6]
Falkensteins Schmuck war 1961 Gegenstand einer Einzelausstellung im Musée des Arts Décoratifs‚ Paris.
Los Angeles
1963 zog Falkenstein in den Venice Bezirk von Los Angeles,[2] wo sie ein Haus/Atelier direkt am Meer bauen ließ.[14] Falkenstein erhielt Aufträge für öffentliche Kunstwerke, darunter Skulpturen, Brunnen und Fresken.[14] 1965 schuf sie U as a Set für das International Sculpture Symposium auf dem Campus der California State University, Long Beach und 1969 schuf sie die Türen, Tore und Glasfenster für die St. Basil Catholic Church am Wilshire Boulevard in Los Angeles. Sie sagte über die Fenster: "Meines Wissens sind es die einzigen abstrakten Fenster für eine katholische Kirche"[11] Zu den anderen Orten in Südkalifornien, an denen ihre Werke zu sehen sind, gehören die Fresnos Fulton Mall, die South Coast Plaza, das Department of Motor Vehicles in der Innenstadt von Los Angeles und verschiedene College-Campus, darunter die California State University, Fullerton (sie beschrieb ihre Skulptur dort als "metallische Freude - eine Aktivität der Kräfte"), California State University, Dominguez Hills, University of California, Los Angeles, University of Southern California und California State University, Long Beach.[17][18]
1969 zeichnete die Los Angeles Times Claire Falkenstein als "Frau des Jahres" aus. [19]
Das Long Beach Museum of Art benannte sein Restaurant "Claire's at the Museum" zu Ehren Falkensteins. Die Künstlerin schuf Structure and Flow, einen Springbrunnen mit gewundenem Gitterwerk, der dem Museum 1972 geschenkt wurde. Dieser Brunnen, das Herzstück des Restaurants, ist ein weiteres Werk, das von vielen als eines ihrer besten angesehen wird.[20]
In den 1970er Jahren schuf Claire Falkenstein auch skulpturale Glasobjekte in Zusammenarbeit mit der berühmten Glasfabrik Salviati in Venedig.[21]
Im Jahr 1977 wurde der Film: "Claire Falkenstein, Sculptor" von Jae Carmichael.[22]
Sie erhielt 1978 ein Guggenheim-Stipendium für Bildende Kunst.[23] Ab etwa 1990 konzentrierte sich ihr Schaffen mehr auf die Malerei als auf die Bildhauerei.[17] Falkenstein starb am 23. Oktober 1997 in ihrem Haus in Venice im Alter von 89 Jahren an Magenkrebs. Im Laufe ihrer langen Karriere als Künstlerin hatte sie über 4.000 Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen geschaffen.[17]
Ausstellungen
Eine kleine Auswahl von Falkensteins Ausstellungen:[24][25][26][27] Vorlage:Div col
- 1948 Salon des Réalités Nouvelles
- 1970 Drawing and Performance, E.A.T SHOW, University of Southern California Fisher Gallery
- 1970 Kunst und Technik, Brooklyn Museum
- 1974 California Museum of Science and Industry
- 1975 Phoenix Art Museum
- 1977 San Francisco Museum of Modern Art
- 1978 Tate Gallery
- 1979 Seattle Art Museum
- 1980 Palm Springs Desert Museum
- 1981, 1985 Laguna Art Museum
- 1987 Peggy Guggenheim's Other Legacy, Solomon R. Guggenheim Museum
- 1992 Museum of Contemporary Art (Los Angeles)
- 1994 Corcoran Gallery
- 1995 46. Internationale Kunstausstellung, Biennale Venedig
- 1997 Claire Falkenstein, Looking Within: A Point of Departure, Fresno Art Museum[17]
- 2002 True Grit - Sieben Visionärinnen vor dem Feminismus, Boise Art Museum (Boise, Idaho)
- 2007 Be-Bomb: the Transatlantic War of Images and all that Jazz. 1946-1956, Museum für zeitgenössische Kunst Barcelona
- 2008 Modernism and the Wichner Collection, Long Beach Museum of Art
- 2009 Craft in America: Expanding Traditions, Fuller Craft Museum (Brockton, Massachusetts)
- 2012 Claire Falkenstein: An Expansive Universe, Teil von Pacific Standard Time: Art in L.A. 1945 - 1980, Jack Rutberg Fine Arts (Los Angeles, Kalifornien)
- 2012 Black And - -, Anita Shapolsky Gallery, New York City, NY
Sammlungen
Falkensteins Arbeiten sind in vielen Museumssammlungen vertreten, darunter:[24][28][29][30] Vorlage:Div col
- Addison Gallery of American Art
- University Art Museum an der California State University, Long Beach
- Coos Art Museum
- Crocker Art Museum
- Frauenau Glass Museum (Schenkung Wolfgang Kermer)
- Hammer Museum
- Harvard Art Museums
- Indianapolis Museum of Art
- Long Beach Museum of Art
- Los Angeles County Museum of Art
- Museum für Kunst und Archäologie (Universität von Missouri)
- Nora Eccles Harrison Museum of Art
- Norton Simon Museum
- Oakland Museum of California
- Peggy Guggenheim Collection
- Pompidou Centre[11]
- Portland Art Museum
- San Diego Museum of Art
- San Francisco Museum of Modern Art
- Seattle Art Museum
- Smithsonian American Art Museum
- Tate Britain
- University of Michigan Museum of Art
Referenzen
}}
Sources
- Maren Henderson: Claire Falkenstein: Structure and Flow, Works from 1950–1980. Louis Stern Fine Arts, West Hollywood, California 2006, ISBN 0-9749421-5-4 (louissternfinearts.com ( des vom July 13, 2011 im Internet Archive) [abgerufen am 25. Februar 2011]).
- Charlotte Streifer Rubinstein: American Women Artists: from Early Indian Times to the Present. Avon, New York, N.Y 1982, ISBN 0-8161-8535-2.
External links
- Interview of Claire Falkenstein, part of Los Angeles Art Community – Group Portrait (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2017.) interview series, Center for Oral History Research, UCLA Library Special Collections, University of California, Los Angeles.
- Claire Falkenstein, Collections Search Center, Smithsonian Institution
- Entry for Claire Falkenstein on the Union List of Artist Names
- [1] U as a Set on the campus of California State University, Long Beach
[[Category:]]
- ↑ a b Claire Falkenstein. In: National Museum of Women in the Arts. 2008, archiviert vom am 21. Juli 2011; abgerufen am 7. Juni 2011.
- ↑ a b c d e Roberta Smith: Claire Falkenstein, 89, Sculptor Of the Abstract and Functional In: The New York Times, November 9, 1997, S. 43. Abgerufen im February 25, 2011
- ↑ Claire Falkenstein - Biography. Abgerufen am 1. Februar 2014.
- ↑ a b Noreen Larinde: Claire Falkenstein. In: Woman's Art Journal. 1. Jahrgang, Nr. 1. Woman's Art, Inc., S. 50–55, JSTOR:1358019.
- ↑ Archived copy. Abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ a b Archived copy. Abgerufen am 1. Februar 2014.
- ↑ a b c d Henderson, p. 11
- ↑ a b c d e f g Rubinstein, p. 315
- ↑ a b Rubinstein, p. 262
- ↑ California, Marriage Records from Select Counties, 1850-1941
- ↑ a b c d e f g Oral history interview with Claire Falkenstein. In: Archives of American Art, Smithsonian Institution. Abgerufen am 25. Februar 2011 (Interview conducted by Paul Karlstrom).
- ↑ a b Henderson, p. 9
- ↑ a b Michael Plante: Sculpture's Autre: Falkenstein's Direct Metal Sculpture and the Art Autre Aesthetic. In: Art Journal. 53. Jahrgang, Nr. 4. College Art Association, S. 66–72, JSTOR:777565.
- ↑ a b c d Rubinstein, p. 316
- ↑ http://www.guggenheim-venice.it/inglesgreenollections/artisti/biografia.php?id_art=59 (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2019.)
- ↑ a b Rubinstein, pp. 315–316
- ↑ a b c d e f Myrna Oliver: Claire Falkenstein; Prolific and Innovative Sculptor In: Los Angeles Times, October 25, 1997. Abgerufen im February 25, 2011
- ↑ a b Biography for Claire McCarthy Falkenstein. In: Ask Art. Abgerufen am 25. Februar 2011 (Incorporates material from, among other sources, American Women Artists by Charlotte Streifer Rubinstein and Artists in California, 1786–1940 by Edan Hughes).
- ↑ Archived copy. Abgerufen am 12. Januar 2017.
- ↑ a b Who is Claire? In: Long Beach Museum of Art. 2009, abgerufen am 17. Mai 2019.
- ↑ Alfons Hannes (mit Wolfgang Kermer und Erwin Eisch): Die Sammlung Wolfgang Kermer, Glasmuseum Frauenau. Glas des 20. Jahrhunderts: 50er bis 70er Jahre. (= Bayerische Museen; 9). Schnell & Steiner, München, Zürich 1989 Vorlage:ISBN, S. 141 (Farbabbildung Umschlagrückseite)
- ↑ Archived copy. Abgerufen am 2. März 2017.
- ↑ a b Guggenheim Fellows Search. In: John Simon Guggenheim Memorial Foundation. Abgerufen am 1. März 2011.
- ↑ a b c Claire Falkenstein – Biography. In: ArtFacts. Abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ a b Claire Falkenstein. In: artnet. Abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ Claire Falkenstein papers, circa 1914-1997, bulk 1940-1990. Finding Aid. In: Archives of American Art, Smithsonian Institution. Abgerufen am 3. Oktober 2015.
- ↑ {Claire Falkenstein 1909-1997, US. In: ArtFacts.net. Abgerufen am 1. März 2011.
- ↑ a b Fine Art Museums for Claire McCarthy Falkenstein. In: Ask art. Abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ a b Claire Falkenstein Online. In: Artcyclopedia. Abgerufen am 25. Februar 2011.
- ↑ Exchange: Untitled. In: exchange.umma.umich.edu. Abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ Description and Pictures of Church. In: St. Basil Catholic Church. Abgerufen am 1. März 2011.