„Seedorf (Schirnding)“ – Versionsunterschied

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Version vom 3. Mai 2010, 13:30 Uhr

Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Seedorf ist ein Ortsteil des Marktes Schirnding im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, (Regierungsbezirk Oberfranken). Das Dorf liegt nahe der Grenze zur benachbarten Oberpfalz sowie zur Tschechischen Republik.

Geographie

Seedorf liegt ca. 5 km südlich von Schirnding an der Staatsstraße 2178 bzw. der Kreisstraße WUN 13.[1]

Geschichte

Seedorf entstand wahrscheinlich um 1560[2]. Die mindestens 12 Teiche, welche früher um Seedorf herum existierten sind wahrscheinlich Reste eines vermoorten Sees.[3]. Zur Zeit der Gründung des Dorfes unterstand es dem Richteramt Hohenberg[4] und erscheint im Jahre 1608 in einer Egerer Urkunde mit einem Hof und drei halben Gütlein.[5]

Im Jahre 1713 verfasst der evangelische Pfarrer Arzbergs, Konrad Hacker, eine Beschreibung von Seedorf, in welcher es heißt:

"Seedorf, so den Namen von einem alten, eingegangenen See hat, liegt sehr tief in den Kohlwald hinein, an der pfälzischen Grenze und hat arme abgebrannte Bauern von 5 oder 6 zerteilten Hütten und Häusern"[6]

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege um das Jahr 1806 bildet Schirnding einen eigenen Militärdistrikt, in dem Seedorf mit einem Kriegshof erwähnt wird.[7] Im Jahre 1818 wurde - anfangs noch - unter französischer Federführung die Bayrische Verfassung eingeführt. In der dort verankerten Umorganisation kam Seedorf schließlich zur politischen Gemeinde Schirnding.[8].

Im Zuge der auch in Bayern eingeführten Schulpflicht wurde 1825 eine Seedorfer Schule gegründet. Diese ging jedoch bereits 1827 wieder ein, weshalb von nun an die Kinder die Schule in Arzberg besuchen mussten. 13 Jahre später wurde das Schulsystem für die Seedorfer Kinder erneut verändert. So wurde der Unterricht ab 1840 abwechselnd 3 Tage in Preisdorf und 3 Tage in Seedorf [9]abgehalten, was bedeutet, dass die Kinder drei mal in der Woche eine Strecke von über 5 km zurücklegen mussten.

Der politische Umbruch zur Zeit des Nationalsozialismus ging auch an Seedorf nicht spurlos vorbei. So begannt der Kommunistische Jugendverband ab 1933 einen regen Schmuggel verbotener Literatur. Die Schriftstücke wurden in Tschechien gedruckt und über die grüne Grenze Nahe Seedorf schließlich nach Deutschland eingeführt.[10]

Namensentwicklung

Die Anfänge Seedorfs liegen in der Zeit vor dem Dreißigjährigem Krieg. War 1499 noch von Teichen und Wiesen "am/im See" die Rede [11], so erscheint Seedorf bereits im Jahre 1636 in einer Rechnung mit dem Namen "auffm Seeh"[12], 1650 mit dem Namen "Auf dem See"[13] und im Jahre 1692 schließlich mit dem Namen "Seedorff".[14] Noch heute spricht man umgangssprachlich nur vom "See" oder "Am See".

Einwohnerentwicklung

Die erste belegte Einwohnerzahl Seedorfs liegt für das Jahr 1875 vor. Hier ist von 49 Einwohnern die Rede. Bis zum Jahre 1900 erhöhte sich die Zahl der Bewohner Seedorfs auf 55 und 1910 auf 57. 1925 kann man einen Rückgang auf 48 Personen beobachten. Seinen größten Sprung machte Seedorf nach dem Krieg. So ergab sich bei der Volkszählung aus dem Jahre 1950 eine Einwohnerzahl von 69. Einen Großteil der neuen Bürger stellen die 20 Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und von östlich der Oder-Neiße-Linie dar.[15]. Heutzutage wohnen in Seedorf noch lediglich 25 Einwohner (Stand: 2010).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bei Seedorf wurde und wird seit vielen Jahren Ton abgebaut. Eine erschöpfte Tongrube direkt am Dorfrand hat sich in den vergangenen Jahren mit Wasser gefüllt und sich dadurch zu einem Biotop entwickelt in dem seltene Pflanzen wie z.B. der rundblättrige Sonnentau vorkommen. Doch nicht nur Naturfreunden, sondern auch Anglern oder Badegästen wird hier etwas geboten.

Literatur

  • Herrmann, Dietmar (2000): "Lexikon Fichtelgebirge", 1. Auflage, AckermannVerlag Hof
  • Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): "Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg"
  • Kraus, Franz (1999): "Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding", 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding
  • Mehringer Hartmut (1983): "Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V", Oldenbourg
  • Rieß, Johann (1951): "Ein Dörflein tief im Walde liegt...Aus der Geschichte von Seedorf" in "Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten" vom 24.11.1951
  • Simon, Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg
  • Simon, Matthias (1954): "Arzberger Heimatbuch", 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg

Einzelnachweise

  1. Herrmann, Dietmar (2000): "Lexikon Fichtelgebirge", 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S. 612
  2. Rieß, Johann (1951): "Ein Dörflein tief im Walde liegt...Aus der Geschichte von Seedorf" in "Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten" vom 24.11.1951, S. 137
  3. Simon, Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 20
  4. Rieß, Johann (1951): "Ein Dörflein tief im Walde liegt...Aus der Geschichte von Seedorf" in "Sechsämterland - Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten" vom 24.11.1951, S. 137
  5. Simon, Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 113
  6. Simon, Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 186
  7. Kraus, Franz (1999): "Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding", 1. Auflage, Marktgemeinde Schirnding, S. 50
  8. Simon, Matthias (1954): "Arzberger Heimatbuch", 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 252
  9. Simon, Matthias (1954): "Arzberger Heimatbuch", 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 241 und S. 268
  10. Mehringer Hartmut (1983): "Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V", Oldenbourg, S. 166-167
  11. Herrmann, Dietmar (2000): "Lexikon Fichtelgebirge", 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S. 612
  12. Jaeger, Elisabeth; Singer, Friedrich Willhelm; Thiem Adam (1958): "Arzberger Hefte + Heft 7 - Aktenregesten und Flurnamen aus dem Sechsamt Hohenberg=Arzberg"
  13. Simon, Matthias (1926): "Arzberger Heimatbuch", 1. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg, S. 20
  14. Herrmann, Dietmar (2000): "Lexikon Fichtelgebirge", 1. Auflage, AckermannVerlag Hof, S: 612
  15. Simon, Matthias (1954): "Arzberger Heimatbuch", 2. Auflage, Verlag der Stadt Arzberg