„Postulant“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K +
Zeile 28: Zeile 28:


Nach dem Postulat folgt das [[Noviziat]], an dessen Beginn meist die formelle Zulassung zur [[Einkleidung]] steht.
Nach dem Postulat folgt das [[Noviziat]], an dessen Beginn meist die formelle Zulassung zur [[Einkleidung]] steht.

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]

Version vom 29. August 2011, 14:19 Uhr

Als Postulat (von lat.: postulatum = „Forderung“) wird ein Grundsatz für eine Diskussion, eine Theorie oder ein formales System bezeichnet, der keine neuen Terme einführt, aber nicht aus den gegebenen Definitionen abgeleitet werden kann. Ein Postulat gilt als Axiom, wenn sich aus ihm andere Theoreme des Systems oder der Alltagserfahrung herleiten lassen, deren Geltung bereits bekannt ist oder beschlossen wurde. Die Gültigkeit eines Postulats kann auf der Ebene der Metatheorie angegriffen, bestritten und widerlegt werden, z. B. wenn an seiner Stelle ein anderer Satz gefunden wird, der mindestens die gleiche Begründungskraft hat.

Mathematik

In der Mathematik werden unbewiesene oder unbeweisbare Aussagen, die in Folgerungen oder Beweissystemen als wahr vorausgesetzt werden sollen, auch Postulate genannt. Je nachdem, ob der Begriff des Axioms konstruktivistisch verstanden wird oder nicht, fallen die Begriffe Axiom und Postulat dabei zusammen.

Es werden auch Axiome als rein logische Grundsätze eines Systems verstanden, Postulate hingegen als Grundsätze, die nicht nur logische Symbole enthalten.

Philosophie

Die aristotelische Wissenschaftstheorie unterscheidet[1] zwischen

  • Prinzip als durch sich selbst notwendig: für jeden einsichtiges Axiom
  • Prinzip als Voraussetzung (hypothesis): für den Lernenden in der entsprechenden Wissenschaft einsichtig
  • Prinzip als Postulat (aitēma): für den Lernenden in der entsprechenden Wissenschaft nicht einsichtig oder dessen Meinung entgegen stehend; einschließlich prinzipiell beweisbarer Sätze, die man gegenwärtig aber ohne Beweis annimmt oder verwendet

In Immanuel Kants Terminologie ist "Postulat" ein "praktischer unmittelbar gewisser Satz oder ein Grundsatz, der eine mögliche Handlung bestimmt, bei welcher vorausgesetzt wird, daß die Art, sie auszuführen, unmittelbar gewiß sei."[2]

In der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie wird der Ausdruck "Postulat" bisweilen auch allgemeiner verwendet im Sinne einer normativen Forderung.

Moritz Schlick vertrat die These: "Postulate im Sinne der alten Philosophie gibt es gar nicht" - nämlich als "eine Regel, an der wir unter allen Umständen festhalten müssen". Vielmehr sollte "Postulat" eine empirisch zweckmäßige Anweisung zur Bildung von Aussagen bezeichnen.[3]

Physik

In der Physik werden die Begriffe „Postulat“ und „Axiom“ austauschbar verwendet. Da physikalische Theorien auf unterschiedliche Weise axiomatisiert werden können, kann eine bestimmte physikalische Aussage in einer Formulierung der Theorie den Status eines Axioms haben, in einer anderen, äquivalenten Formulierung hingegen den Status eines Theorems. Beispielsweise kann die klassische Punktmechanik wahlweise auf Basis der Newtonschen Gesetze, des Lagrange-Formalismus oder des Hamilton-Jacobi-Formalismus formuliert werden. Im erstgenannten Fall hat z.B. das 3. Newtonsche Gesetz den Status eines Postulats bzw. eines Axioms, in den beiden anderen Fällen ist es ein Theorem.

Ordensleben

Bei christlichen Ordensgemeinschaften (aber auch teilweise bei westlichen buddhistischen Orden) bezeichnet das Postulat (mancherorts auch Kandidatur genannt) einen in der Regel mehrmonatigen Zeitraum, in dem der Postulant das Leben in der Gemeinschaft kennenlernen kann, und in dem seine Berufung zum Ordensleben geprüft wird. Mancherorts kann das Postulat bis zu zwei Jahre dauern.

Nach dem Postulat folgt das Noviziat, an dessen Beginn meist die formelle Zulassung zur Einkleidung steht.

Einzelnachweise

  1. Analytica posteriora 76b 23-34.
  2. Logik-Vorlesung, IX, 112.
  3. Moritz Schlick: "Die Kausalität in der gegenwärtigen Physik", in: Die Naturwissenschaften 19 (1931), 145-62, hier 155. Auch in: J. Friedl / H. Rutte (Hgg.): Die Wiener Zeit: Aufsätze, Beiträge, Rezensionen 1926-1936, Springer, Wien 2008, 231-292, hier 269.