Amarant
Amarant | ||||||||||||
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Gartenamarant Amaranthus caudatus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Amaranthus | ||||||||||||
L. |
Der Amarant (Amaranthus, Syn.: Acanthochiton Torrey, Acnida L., Albersia Kunth, Amblogyna Rafinesque, Euxolus Rafinesque, Mengea Schauer, Sarratia Moquin-Tandon, Scleropus Schrader) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).
Verbreitung
Die Gattung umfasst etwa 60 bis 70 Arten, die auf allen Kontinenten außer der Antarktis vorkommen. Amaranthus-Arten sind in den wärmeren Zonen der Erde verbreitet, meist in trockenen Steppengebieten, Ödland und Kulturland. Die größte Artenvielfalt findet sich in Amerika, allein in Nordamerika gibt es etwa 38 Arten.
Beschreibung
Es sind meist einjährige, selten mehrjährige krautige Pflanzen und sie sind meist verzweigt. Die wechselständigen Laubblätter sind gestielt.
Die Blütenstände sind meist sehr vielblütig. Die Blüten sind immer eingeschlechtig. Die Pflanzen sind entweder (bei den Untergattungen Amaranthus und Albersia) einhäusig getrenntgeschlechtig oder (bei Untergattung Acnida) zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Bei den weiblichen Blüten können Blütenhüllblätter fehlen oder es sind ein bis fünf und ein Stempel vorhanden. Bei den männlichen Blüten sind drei bis fünf Blütenhüllblätter und drei bis fünf Staubblätter vorhanden.
Amarant stellt wenig Ansprüche an den Boden. Er kommt mit relativ wenig Wasser aus, verwildert leicht und gilt auch als Zierpflanze.
Geschichte
Amarant ist eine alte Kulturpflanze und zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Genutzt werden vor allem die Samen der an Hirse erinnernden Körner des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus), in der Andenregion bis heute unter dem Namen Kiwicha bekannt. Bereits bei den Azteken, Inka und Maya waren die getreideähnlichen Amarant-Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel. In fast 9000 Jahre alten Gräbern in Mexiko wurden Samen dieser Pflanzen nachgewiesen.
Wegen der auch religiösen Bedeutung des Amarants, unter anderem im Rahmen einer kommunionsähnlichen Zeremonie im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli[1] (bei der auch Menschenblut zur Anwendung kam), wurde der Amarant-Anbau im 16. Jahrhundert von den Spaniern unter Androhung der Todesstrafe verboten. Nicht zuletzt diese Maßnahme trug in der Folge maßgeblich zur weiteren Verschlechterung der Versorgungslage der örtlichen Bevölkerung bei und ist daher mitverantwortlich für den Hungertod von Millionen von Indios. Nach dem Verbot geriet die Pflanze für Jahrhunderte fast völlig in Vergessenheit.
Verwendung
Die Samen des Garten– und Rispenfuchsschwanzes werden ähnlich wie Getreide verwendet. Biologisch allerdings ist Amarant ein Pseudogetreide: Es sieht zwar aus wie Getreide, aber es ist keines, da es nicht zu den Süßgräsern gehört. Amarant ist glutenfrei. Dies macht es zu einem vollwertigen und verträglichen Getreideersatz bei der weit verbreiteten Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie). Zudem ist der hohe Eisengehalt wertvoll bei Eisenmangelanämie und während der Schwangerschaft.
Die Blätter aller Amarantarten werden außerdem als Gemüse gegessen.
Die Nahrungsmittelindustrie verwendet Amarant heute in der Baby- und Kindernahrung, als Zumischung in Brot, Gebäck und Müsli, bei Eierkuchen und Pasta, auch in Wurstwaren sowie im Fast-Food-Bereich bei Riegeln und Snacks. Es gibt auch Versuche zur Herstellung von Getränken auf Basis von Amarant, unter anderem zum Brauen von glutenfreiem Bier.
Amarant entfaltet beim Kochen seinen typisch nussigen Geruch. Der Verzehr kann im Müsli oder zu Grütze gekocht als Beilage erfolgen. Amarantmehl eignet sich nur begrenzt zum Backen. Der Naturkosthandel führt Amarantkörner pur oder als Zutat (auch gepoppt) in Müslimischungen.
Culpeper ordnet die Pflanze dem Saturn zu und hält sie für anti-aphrodisiakisch.
Inhaltsstoffe
Amarant hat einen höheren Eiweiß- und Mineralstoffgehalt als die meisten weltweit traditionell angebauten Getreidesorten. Die Proteine bestehen zu einem hohen Anteil aus essenziellen Aminosäuren, der Gehalt an Calcium, Magnesium, Eisen und Zink ist sehr hoch. Ein relativ hoher Anteil der Kohlenhydrate sind Ballaststoffe. Amarant enthält viele ungesättigte Fettsäuren. Die Inhaltsstoffe sind in einem für die menschliche Ernährung günstigen Verhältnis kombiniert.
Allerdings enthält Amarant bestimmte Gerbstoffe, die die Aufnahme und Verdauung von Vitaminen, Proteinen sowie Spurenelementen hemmen. Für Kleinkinder und Säuglinge ist unbehandelter Amarant deshalb nicht zu empfehlen.
Systematik
Die Gattung Amaranthus wird gegliedert in drei Untergattungen:
- Untergattung Acnida
- Untergattung Albersia
- Untergattung Amaranthus
Arten (Auswahl alphabetisch)
Es gibt etwa 60 bis 70 Amaranthus-Arten:
Wirtschaftlich genutzte Arten
Einige Amarant-Arten sind Nutzpflanzen.
In der alten Welt:
- Amaranthus blitum L., Aufsteigender Amarant oder Aufsteigender Fuchsschwanz
- Amaranthus tricolor L., Gemüse-Amarant
- Amaranthus viridis L., Grüner Amarant
In der neuen Welt:
- Amaranthus cruentus L., Rispen-Fuchsschwanz
- Amaranthus dubius Mart. ex Thell. (kein deutscher Name bekannt)
- Amaranthus spinosus L., Dorniger Fuchsschwanz
- Amaranthus caudatus L., Kiwicha oder Garten-Fuchsschwanz
- Amaranthus hypochondriacus L. Trauer-Fuchsschwanz
Andere Arten
Andere Amaranthus-Arten sind Kulturbegleitpflanzen.
Fast alle in Europa vorkommenden Arten sind in den letzten zwei Jahrhunderten vor allem aus Amerika eingeschleppt worden. Einheimisch (Südeuropa) dürften nur Amaranthus graecizans L. und Amaranthus lividus L. sein. Alle Arten lieben warme und nährstoffreiche Böden. Da sie zur Keimung höhere Temperaturen benötigen, findet man sie vor allem in spät angebauten Kulturen, wie Gemüse, Mais, in Weinbergen u. ä. Mit der Ausweitung des Maisanbaus nach Mittel- und Nordeuropa breiten sich auch die Amarant-Arten als Ackerunkräuter aus.
Zu den in Mitteleuropa vorkommenden Arten zählen inzwischen
- Weißer Amarant (A. albus L.)
- Westamerikanischer Amarant (A. blitoides S. Watson)
- Bouchons Amarant (A. bouchonii Thell.)
- Grünähriger Amarant (A. powellii S. Watson)
- Krauser Amarant (A. crispus (Lesp. & Thév.) N. Terracc.)
- Herabgebogener Amarant (A. deflexus L.)
- Griechischer Amarant (A. graecizans L.)
- Ausgebreiteter Amarant (A. hybridus L.)
- Zurückgebogener Amarant (A. retroflexus L.)
- Standleys Amarant (A. standleyanus Covas)
Bilder
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Amaranthus tricolor Gemüse-Amarant
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A. tricolor Gemüse-Amarant, Jungpflanze
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A. caudatus Gartenamarant
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A. cruentus Rispenfuchsschwanz
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A. retroreflexus Zurückgebogener Amarant
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A. pumilus Küsten-Amarant
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A. spinosus Dorniger Amarant
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A. viridis Grüner Amarant
Hinweis
Das Nahrungsmittel ist nicht zu verwechseln mit dem Farbstoff Amaranth (E 123), einem roten, gut wasserlöslichen Azofarbstoff, der als Lebensmittelfarbe Verwendung findet.
Sonstiges
Das Wort „Amaranth“ entstammt dem Griechischen [ἀμάραντος] oder Amarantos in deutscher Lautschrift. Es ist zusammengesetzt aus 2 Worten, dem Präfix (ἀ)a=un- und dem Verb (μαραίνω) maraino = vergehen. Es bedeutet so viel wie „der/die Eine, die nicht vergeht/ewig blüht“. In der griechischen Mythologie ist Amarantos eine ewig blühende Blume, gut versteckt von den Göttern. Derjenige, dem es gelingt, diese Blume zu finden, wird der Mythologie zufolge unsterblich.
In dem Lied „Amaranth“ der finnischen Band Nightwish wird diese Pflanze als Symbol für immerwährende Schönheit und Vollkommenheit verwendet. Diese Symbolik wurde ebenfalls bereits mehrere Jahre zuvor von der schwedischen Doom Metal Band Draconian verwendet. An den Namen ist außerdem der Titel des Enya-Albums „Amarantine“ angelehnt.
Einzelnachweise
Literatur
- J. Marinelli: Stalking the Wild Amaranth: Gardening in the Age of Extinction. Henry Holt & Co, New York 1998. ISBN 0-8050-4415-9 (engl., Buch über die Suche nach dem seltenen Küsten-Amarant)
- K. Pavlovic: Herstellung und Charakterisierung von fermentierten Getränken aus Körneramaranth. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2002.
- M. Zeiler: Herstellung und Charakterisierung von Getränken aus Körner-Amaranth. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2001.
- E. J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011. ISBN 978-3-8274-1606-3