Uerdingen
Uerdingen Stadt Krefeld
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Koordinaten: | 51° 21′ N, 6° 39′ O |
Höhe: | 31 m |
Einwohner: | 18.521 (31. Dez. 2011) |
Eingemeindung: | 1. August 1929 |
Postleitzahl: | 47829 |
Vorwahl: | 02151 |
Uerdingen ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Krefeld. Vor 1929 war Uerdingen eine eigenständige Stadt, die seit 1255 das Stadtrecht besaß.
Seit der Fusionierung der beiden Städte hieß das Konstrukt zunächst „Krefeld-Uerdingen“, später fiel die Bezeichnung Uerdingen aus dem Namen weg. Bis zur Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen im Jahre 1975 besaß Uerdingen einen einmaligen Sonderstatus in Deutschland: Der ehemaligen Rheinstadt waren besondere Rechte eingeräumt, was sich heute noch im Krefelder Stadtwappen zeigt, dessen rechte Hälfte das Uerdinger Wappen darstellt. Trotz der Aberkennung der Stadtrechte sehen sich viele der 18.729 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2007) noch immer als Bürger einer unabhängigen Stadt, was sich auch in dem Uerdinger Wahlspruch „Oeding blievt Oeding“ (Uerdingen bleibt Uerdingen) ausdrückt.
Wichtigster Arbeitgeber Uerdingens und auch Krefelds ist der Bayer-Konzern, dessen zweitgrößtes Werk in Uerdingen steht, Lanxess (2004 wurden die meisten der Chemie- und ca. ein Drittel der Kunststoffaktivitäten aus der Bayer AG ausgegliedert), außerdem der Waggonbauer DUEWAG (heute Siemens Rail Systems). Bekannt ist Uerdingen neben dem gleichnamigen Wacholderschnaps „Uerdinger“ und dem Weinbrand „Dujardin“ besonders für seinen Fußballverein KFC Uerdingen 05, der als FC Bayer 05 Uerdingen von Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre große sportliche Erfolge (u.a. DFB-Pokalsieger 1985) feiern konnte.
Geographie
Uerdingen grenzt im Westen an die Stadtteile Bockum, Gartenstadt und Elfrath, im Nordwesten an Traar, im Norden an Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen, im Nordosten an Hohenbudberg bzw. Duisburg-Rheinhausen, im Osten an das auf der anderen Rheinseite gelegene Duisburg-Mündelheim sowie im Süden an Linn.
Geschichte
Altertum und Frühmittelalter
Im 1. Jahrhundert v. Chr. dringen die Römer unter Gaius Julius Caesar ins Rheinland vor. Funde in der Gegend um Hohenbudberg belegen ihre Anwesenheit auch auf dem Gebiet des heutigen Uerdingen. Uerdingen liegt an der alten Römerstraße (heutige Bundesstraße 57). Um das Jahr 400 n. Chr. zogen sich die Römer zurück, und die Landnahme der Franken begann. Es ist davon auszugehen, dass bereits eine Ansiedlung in der Merowinger Zeit bestand. Nach neuen geschichtlichen Erkenntnissen entwickelte sich das alte Uerdingen wohl als Siedlung nahe dem Römerkastell Gelduba. 732/733 wurde ein Hof in Hohenbudberg im Gellepgau dem Kloster Pfalzel (Trier) geschenkt.
Um das Jahr 900 wurde „Urdingi“ erstmals erwähnt und zwar in einem um 900 angelegten Urbar des Reichsgutes Friemersheim für die Zeit 809 bis 814. Dieses Jahr ist für die Uerdinger Zeitrechnung ausschlaggebend.
Hochmittelalter
Im 12. Jahrhundert ist Uerdingen im Besitz des Erzstifts Köln. 1176 unterliegt die Gerichtsherrschaft der Vogtherrschaft Hohenbudberg. Im Jahre 1255 erhält Uerdingen (weit eher als Krefeld im Jahre 1373) durch den Erzbischof Konrad von Hochstaden die Stadtrechte. Im selben Jahr legt Konrad von Hochstaden den Grundstein für den Kölner Dom. Nach einer Überschwemmungskatastrophe wird die Stadt in den Jahren von 1275 bis 1279 nach Westen verlegt und 1275 durch von Hochstadens Nachfolger, Siegfried von Westerburg, erneut zur Stadt erhoben. Dabei wird die Stadt entsprechend dem damaligen städtebaulichen Verständnis ähnlich einem Rechteck von Norden nach Süden angelegt und befestigt. Uerdingen ist neben Rheinberg viele Jahrzehnte die nördlichste kurkölnische Exklave und daher zollpolitisch äußerst bedeutend. Resultierend daraus wird die Stadt im 14. Jahrhundert mit einer Stadtmauer befestigt. Die Seite zum Rhein wird mit einer imposanten Burg gesichert. Alt-Uerdingen ist damals zweimal so groß wie Alt-Linn und viermal so groß wie Alt-Krefeld. 1280 wird eine einschiffige Tuffsteinkapelle erbaut, mit der Uerdingen 1285 Pfarre wird.
1297 wird ein Amtmann von Liedberg und Uerdingen erwähnt, Ritter Rembodo von Budberg. Das Amt Uerdingen umfasst nun die Honschaften Verberg, Rath, Vennikel und Hohenbudberg. 1306–1307 existiert eine Zollliste mit etwa 20 Uerdinger Schiffen. 1314 wird das große Stadtsiegel erwähnt, 1317 ein Bürgermeister und 1333 die Stadtmauer.
Um 1380 wird das Hospital zum heiligen Michael durch Vermögensübertragung von Uerdinger Bürgern gegründet. Es dient bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Pflege von Kranken und Alten.
1381–1383 wird die katholische Kirche St. Peter an der Stelle der alten Kapelle ausgebaut. für das Jahr 1399 ist ein Uerdinger Pfarrer bezeugt. Entgegen der für die Zeit typischen Heimsuchung der Städte durch die Pest wird Uerdingen davon nicht betroffen, weshalb die geistliche Obrigkeit aus Köln oft nach Uerdingen kommt, um Schutz zu suchen.
1424 wird die Stadt an den Grafen von der Mark verpfändet und 1430 weiter an den Bischof von Münster in Westfalen. 1436 wird die Stadt wieder eingelöst und an Arnd von Brempt verpfändet. 1502 wird die Adelsfamilie Viermund-Neersen mit der Vogtei Uerdingen belehnt.
Frühe Neuzeit
Berichte aus dem Jahr 1569 erwähnen 700 Kommunikanten und 185 Häuser innerhalb der Stadtmauern. 1576–1579 wird auch ein protestantischer Pfarrer erwähnt.
1583 findet eine Plünderung und Brandschatzung unter anderem des Pfarrhauses statt, 1584 gibt es einen Stadtbrand, während die Besatzungen der Stadt im Truchsessischen Krieg bzw. Kölnischen Krieg ständig wechseln. 1627 beschädigt ein Sturm die Kirche, 1631 wird eine Lateinschule, das Fabritianum errichtet.
1655 gab es ersten Postverkehr, 1658 eine schwere Überschwemmung. 1701–1715 durchziehen Truppen im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs die Stadt.
1740 herrscht schwerer Eisgang auf dem Rhein, im Februar 1784 kommt es dann zum historischen Hochwasser.
Mit dem Herbstfeldzug 1794 beginnt die Besatzungszeit durch die Soldaten der französischen Revolutionsarmee. Bis 1802 kommt es zur vollständigen Eingliederung des Niederrheines in das französische Kaiserreich. Von 1798 bis 1804 wird Uerdingen französischer Kanton im Arrondissement Crefeld mit eigenem Maire (Bürgermeister). Der Kanton umfasst 20 Gemeinden der direkten Nachbarschaft. 1804 zieht Napoleon durch Uerdingen, das damals 1629 Einwohner hat. Dabei übernachtet er in einem Hotel (gegenüber Haus „Zur Krone“). 1814 marschieren bei den Befreiungskriegen gegen Napoleon I. die Kosaken ein. Ein Jahr später, 1815, beginnt die preußische Herrschaft. 1817 gibt es wieder eine schwere Hungersnot und Überschwemmung; auch 1819, 1824 und 1825 bringt der Rhein Überschwemmungen. Uerdingen hat 1825 bereits 2064 Einwohner.
Industrialisierung
Seit jeher ist die Lage der Stadt direkt am Rhein wichtig für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Immerhin werden hier die so wichtigen Rohstoffe für das Hinterland umgeschlagen. Diese Lage soll sich auch bei der Industrialisierung und der weiteren Urbanisierung positiv auswirken. Im Jahre 1810 wird die Firma Dujardin u. Co. gegründet. 1832 werden die drei Herberzhäuser gebaut, die später zum Rathaus, zur Apotheke und zum Amtsgericht, später Stadtbibliothek werden sollten. 1829 wird die Spedition Theodor Müncker gegründet, 1830 die Spedition Erlenwein. 1845 hat Uerdingen 2988 Einwohner. Die Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahngesellschaft verbindet Uerdingen ab Mitte Oktober 1849 mit Homberg (Duisburg) und Gladbach. Schon 1854 reicht diese Eisenbahnlinie von der belgischen Grenze über Aachen und auf der anderen Seite über das Trajekt Ruhrort–Homberg bis Oberhausen. Um 1854 werden erste feste Ufermauern am Rhein gebaut. In den Jahren zwischen 1830 und 1880 wird die Rheinstadt wiederholt von Pocken und Typhus heimgesucht.
Gleichwohl findet 1860 der erste belegbare Karnevalszug statt. 1862 wird die evangelische Michaelskirche eingeweiht, 1866 die Höhere Stadtschule (ab 1955 Fabritianum) und 1875 das St.-Joseph-Hospital, nachdem das Hospital zum hl. Michael(heute Klöske)bereits seit 1815 den gewachsenen Ansprüchen und Krankenzahlen nicht mehr gewachsen ist; Uerdingen hat nun 3210 Einwohner. Im Jahr 1869 wird die Freiwillige Feuerwehr Uerdingen gegründet. Bürgerschaft und Stadt erkennen die Notwendigkeit einer gut ausgerüsteten und organisierten Feuerwehr für die expandierende Rheinstadt und deren Wirtschaft. Bis 1877 werden die Stadttore abgerissen, zuletzt das Obertor mit der darin untergebrachten Schmiede Josef Dedens. Der Abriss des zu der Zeit bereits sehr verfallenen Stadttors nutzt insbesondere dem zunehmenden Verkehr von Fuhrwerken und Fahrzeugen der immer wichtiger werdenden Nord-Süd-Verbindung durch die Stadt.
Im gleichen Jahr gründet Edmund ter Meer sein Werk Dr. E. ter Meer & Cie zur Herstellung von Teerfarben, das sich später zum heutigen Bayer-Werk entwickelt. Seit 1883 werden durch die Crefeld-Uerdinger Localbahn AG (Betreiber Stadt Crefeld) zahlreiche Dampfbahn-Verbindungen zwischen Uerdingen und Krefeld aufgenommen. 1898 wird durch die Uerdinger Casino-Gesellschaft die Waggonfabrik Uerdingen (heute Siemens AG) gegründet. Uerdingen erhält einen städtischen Schlachthof (Parkstraße). Weitere bedeutende Industrie- und Handelsbetriebe werden gegründet: die August Büttner-Werke (später Babcock BSH), Bleiwerk Gustav Röhr, Alberdingk & Boley (Öl), F. Holtz u. R. Willemsen (Speiseöl), Kathreiners Malzkaffee, Zuckerraffinerie Schwengers und Söhne, Zuckerraffinerie Lüps und Melcher.
Nach der Eingemeindung Linns zu Krefeld 1901 nimmt die Bedeutung des Uerdinger Rheinhafens zusehends ab, da nun die Waren für Krefeld und das Hinterland über den 1906 neu gebauten Krefelder Hafen umgeschlagen werden können.
Im Jahre 1905 wird der heutige große Friedhof an der Friedensstraße angelegt. Aufgrund der Expansion Uerdingens im Norden und zunehmender Industrialisierung wird der alte Friedhof geschlossen und entweiht. Ein Restteil mit alten Grabsteinen besteht heute noch auf der Duisburger Str. gegenüber dem Parkplatz der Siemens AG.
1905 wird der FC Uerdingen 05 gegründet – die Stadt hat inzwischen 7887 Einwohner. Mit Vollendung des Stadtbads (1907) und des Stadtparks (1910), der Stadtbücherei (1914) und der katholischen Kirche St. Heinrich (1915) werden der Reichtum und das neue Selbstbewusstsein der Stadt sichtbar. 1927 werden Hohenbudberg und der Hagschinkel (südl. Teil von Kaldenhausen) eingemeindet; 1929 hat Uerdingen bereits 14.500 Einwohner. 1929 werden die beiden Städte Krefeld und Uerdingen a. Rh. begleitet von Uerdinger Protestaktionen zur Gesamtstadt Krefeld-Uerdingen am Rhein fusioniert (Gesamtstadtvertrag). Dieses durch den Uerdinger Bürgermeister Warsch ausgehandelte Konstrukt der „Dachgemeinschaft“ ist bis heute im Deutschen Kommunalverwaltungsrecht einzigartig.
Drittes Reich
1933–1936 wird die Uerdinger Rheinbrücke gebaut. Am 7. Juni 1936 wird die Brücke durch Rudolf Heß unter dem Namen "Adolf-Hitler-Brücke" eingeweiht. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 (Reichspogromnacht) wird die Synagoge, ein 1841 errichtetes jüdisches Bethaus hinter der Bruchstraße zerstört (Gedenktafel: Bruchstraße Nr.2), wobei aus Gründen der übergreifenden Brandgefahr die Gegenstände aus der Synagoge auf dem naheliegenden Marktplatz verbrannt werden.
1940 wird die Stadt "Krefeld-Uerdingen am Rhein" umbenannt in „Krefeld“. Unter der Losung "Uerdingen muß Krefeld sein" beginnt damit der Abbau unerwünschter dezentraler Strukturen.
Am 21. und 22. Juni 1943 kommt es zu einem verheerenden Luftangriff durch die alliierten Streitkräfte auf Krefeld. Uerdingen wird im Stadtkern nur teilweise durch Luftangriffe zerstört, da die Alliierten bei ihren Angriffen auf Rheinland und Ruhrgebiet die ehemalige eigenständige Rheinstadt kommunal nicht eindeutig zuordnen können. Angriffsschwerpunkt ist hingegen die Uerdinger Industrie. In Krefeld entwickelt sich die Idee, nach einem gewonnenen Krieg das völlig zerstörte Krefeld, am Rhein neu zu errichten und Uerdingen dafür abzureißen. Am 22./23. August 1943 wird die St.-Peter-Kirche durch eine Brandbombe getroffen und das Kirchenschiff aufgrund unterlassener Brandbekämpfung von offizieller kommunaler Seite restlos zerstört. Die rechtliche Ahndung in der Nachkriegszeit der unter Vorwand unterlassenen Brandbekämpfung bleibt ohne Erfolg. Zur Verteidigung der Uerdinger Rheinbrücke in den letzten Kriegswochen werden viele Fremdarbeiter der umliegenden Firmen eingesetzt. Viele lassen dabei ihr Leben. Am 4. März 1945 wird die Brücke aber vor den heranrückenden amerikanischen Truppen durch die Wehrmacht selbst gesprengt. Im März und April 1945 rücken amerikanische Truppen in Uerdingen ein. Ein Kindergarten an der Kastanienstraße, Nord-Uerdingen soll für die amerikanische Militärpolizei beschlagnahmt werden, was durch die damalige Leiterin Mechthild Siever verhindert werden kann.
Das Uerdinger Ehrendenkmal am Wallgarten (Kriegerdenkmal) des Bildhauers ((Peter Stammen))heute für die Opfer beider Kriege, verzichtet untypisch für die Zeit seiner Errichtung (ca. 1930) weitgehend auf militärische Symbole und stellt einen Sämann dar, der auf dem Acker vergangener Kriege eine friedvolle Zukunft sät.
Nachkriegszeit bis heute
Aufgrund der völligen Zerstörung der Krefelder Innenstadt musste die Krefelder Bevölkerung durch die noch einzig funktionsfähigen Wasserwerke in Uerdingen versorgt werden. Auf diesem misslichen Umstand bezieht sich auch das erste Uerdinger Karnevalslied 1946 mit dem Titel „Wenn Oeding will, mot Kriewel verdrüje“ („dröm lasst uns links und rechts net einfach so lieje“). Von 1948 bis 1950 weitestgehend nach den alten Plänen wurde die Krefeld-Uerdinger Rheinbrücke wieder aufgebaut.
Seit 1946 besitzt Uerdingen eine Sonderstellung innerhalb der Stadt Krefeld mit Bezirksbürgermeister, -vertretung und -verwaltung, womit die unrechtliche Gleichschaltung Uerdingens durch die Politik im 3. Reich zumindest teilweise repariert werden sollte. Die Struktur wurde Vorbild für alle großen Städte in Deutschland. Erst 1975 wurde durch die Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen die Sonderstellung Uerdingens aufgehoben.
1961 wurde die Michaelskirche abgerissen und neugebaut. 1979 wurde die Uerdinger Fußgängerzone eingeweiht. Im Zuge der notwendigen Umbauarbeiten wurden zwei mittelalterliche Brunnen entdeckt. Zum 725-jährigen Jubiläum der Rheinstadt gab es einige Feierlichkeiten. Höhepunkt war der Blumenkorso im Sommer 1980. 2005 wurde das 750. Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte in vielen Veranstaltungen und mit einem großen mittelalterlichen Fest gefeiert. 2007 fand man bei der Umgestaltung des Bereichs Obertor/Wallgarten die Grundmauern des 1877 abgerissenen Obertores. In der Pflasterung wurden die Grundmauern für die Zukunft kenntlich gemacht.
2010 wurden alle Gemeinden des Dekanats Krefeld Ost zu einer neu gegründeten Kirchengemeinde St. Nikolaus zusammengefasst; St. Peter wurde Pfarrkirche.
Sprache
In Uerdingen sprechen auch heute noch viele Einwohner „Oedingsch Platt“, einen lokalen Dialekt. Oedingsch ist nicht zu verwechseln mit dem „Krieewelsch“, dem Krefelder Dialekt. Begründet sind die beiden Dialekte in der unterschiedlichen historischen und hoheitlichen Entwicklung der beiden Städte, die zudem bis in die 1930er Jahre auch räumlich relativ voneinander getrennt sind. Ein deutliches Unterscheidungsmerkmal ist z.B. Oedingsch: "ech han", Kriewelsch: "ich häb" für "ich habe". Darüber hinaus gibt es im Oedingsch Platt eigene Entwicklungen wie z.B. das Ratsveedcher Platt, dass überwiegend im Uerdinger Westen rund um den Lindenplatz gesprochen wird.
Ein bekanntes Lied in Uerdinger Dialekt ist „Oeding blievt Oeding (os Städtche am Rhien)“ von Andreas Otto Kickers. Es ist auch benannt als „Uerdinger Hymne“. Der Autor beschreibt das Leben und die Geschichte seiner Stadt und deren Bewohner. Zu fast allen Gelegenheiten singen die „Rhienstädter“ einen Teil dieses Liedes, pflegen und erhalten somit ein Stück weit ihr "Oedingsch Platt".
Am nordöstlichen Stadtrand verläuft eine wichtige deutsche Sprachgrenze, die Uerdinger Linie (Ik-Ich-Linie).
Politik
Allgemeines
Die Wähler in Uerdingen waren nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend sozialdemokratisch geprägt. Bei den letzten beiden Kommunalwahlen erzielten allerdings die Christdemokraten die meisten Stimmen.
Bezirksvertretung
Uerdingen macht den größten Teil der Bezirksvertretung Uerdingen aus. Zum Stadtbezirk Uerdingen gehören aber auch Teile des Stadtteils Linn (Rheinhafen) und der gesamte Stadtteil Gellep-Stratum. Außerdem sind die Grenzen der Stadtbezirke Ost und Uerdingen nicht deckungsgleich mit den Stadtteilgrenzen Uerdingens, Bockums, Gartenstadts und Traars.
Die Bezirksvertretung Uerdingen seit 2009:
Gesamt (15 Sitze/100%)
- CDU (5 Sitze/33,10 %)
- SPD (5 Sitze/32,54 %)
- Bündnis 90/Die Grünen (3 Sitze/15,27 %)
- FDP (2 Sitze/10,48 %)
- Die Linke (-/2,83 %)
- KK (-/2,31 %)
- KWG (-/1,36 %)
- KB (-/0,97 %)
- Die Partei (-/0,73 %)
- Freie Union (-/0,41 %)
Bezirksvorsteher: Elmar Jakubowski (CDU)
Wappen
Das Wappen zeigt die Schlüssel des heiligen Petrus in Gold auf einem quergeteilten blauen (oben) und roten (unten) Hintergrund. Blau und Rot sind die Farben des heiligen Petrus, wobei Blau den Himmel und Rot die Hölle symbolisiert. Obwohl die Farben Blau und Rot nach den Grundsätzen der Heraldik nicht zusammenfallen dürfen ist das Uerdinger Wappen seit vielen Jahrhunderten farblich so belegt. Eine Anpassung des Wappens nach heraldischen Grundsätzen (wie z.B. beim Düsseldorfer Wappen geschehen) wurde nie in Betracht gezogen.
Die Farben von Uerdingen sind Blau und Rot.
Wirtschaft
Das Industriegebiet erstreckt sich überwiegend auf den nördlichen Teil der Rheinstadt und wird dominiert von den großen chemischen Fabriken der Bayer AG, die hier Kunststoffe, Farbpigmente und chemische Vorprodukte herstellt. Seit Ende der 1990er Jahre wird die Bayer AG in Teilen ausgegliedert und/oder an andere Eigner verkauft. Es entsteht der Chempark Krefeld-Uerdingen mit zahlreichen Firmen auf dem ehemaligen Bayergelände. Betreiber des Chemparks ist die Currenta mit Sitz in Leverkusen. Namhafte Unternehmen im Chempark sind Lanxess, Chemion, Trianel, Bayer Material Science. (Näheres siehe unter Krefeld: Wirtschaft). Ein weiterer wichtiger Industriezweig ist der Fahrzeugbau. Die 1898 in Uerdingen gegründete Waggonfabrik Uerdingen, später Teil der DUEWAG, produzierte hier u.a. den legendären Uerdinger Schienenbus. Heute gehört das Werk der Firma Siemens AG (Rail Systems) zu den modernsten Schienenfahrzeugproduktionsstätten in Europa. Hier werden ausschließlich Personenzüge gebaut. Das Werk in Uerdingen gilt als das Kompetenzzentrum für Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland (ICE). Im Standort Krefeld- Uerdingen werden Hochgeschwindigkeitszüge für die ganze Welt hergestellt.
Außerdem wird in Uerdingen seit dem frühen 19. Jahrhundert der bekannte Branntwein Dujardin Imperial, Dujardin Fine und Melchers Rat hergestellt, weiterhin der klare Wacholderschnaps Uerdinger.
Religion
Die Bevölkerung Uerdingens ist mehrheitlich römisch-katholisch. Es gibt derzeit drei katholische Kirchen sowie eine katholische Kirche in Hohenbudberg und eine evangelische Kirche.
Kirchen
- Sankt Peter, Pfarrkirche von St. Nikolaus (katholisch)
- Sankt-Heinrich-Kirche (katholisch)
- Sankt-Paul-Kirche (katholisch)
- St.-Matthias-Kirche, (katholisch)
- Michaelskirche (evangelisch)
Zum 1. Januar 2010 fusionierten alle Gemeinden des ehemaligen Dekanats Krefeld Ost zur neuen Kirchengemeinde St. Nikolaus. St. Peter ist Pfarrkirche. Weitere Kirchen sind St. Andreas (Gellep-Stratum), St. Heinrich (Uerdingen), Mariä Himmelfahrt und St. Margaretha (Linn), St. Matthias (Hohenbudberg), St. Paul (Uerdingen) und St. Pius (Gartenstadt und Elfrath).
Bildung
Das Angebot an Schulen ist umfangreich. Es gibt in diesem Stadtteil drei Grundschulen, eine Hauptschule, eine Realschule, zwei Gymnasien und eine Berufsschule. Des Weiteren gibt es zwei Förderschulen.
Schulen
Grundschulen:
- Gemeinschaftsgrundschule Joseph-Görres-Straße
- Heinrichschule, Gemeinschaftsgrundschule Körnerstraße
- Katholische Grundschule Traarer Straße bzw. Edith-Stein-Grundschule
Hauptschulen:
- Von-Ketteler-Schule
Förderschulen:
- Schule am Uerdinger Rundweg (mit Förderschwerpunkt Lernen)
Realschulen:
- Edmund-ter-Meer-Schule
Gymnasien:
- Gymnasium am Stadtpark
- Gymnasium Fabritianum
Berufsschulen:
- Berufskolleg Uerdingen
Sport
Uerdingen bietet ein reichhaltiges Sportangebot. In den 1950er Jahren entscheidet sich Bayer AG durch Übernahme alteingesessener Vereine, aber auch durch Neugründung, das soziale und sportliche Leben in Uerdingen zu fördern. Dadurch ist die Dichte der Sportvereine hier sehr groß. Doch auch außerhalb der Werksvereine gibt es noch ein breites Angebot für die Bevölkerung.
Bekannte Sportvereine
- KFC Uerdingen 05 (1905–1953: FC Uerdingen 05; 1953–1995: FC Bayer 05 Uerdingen)
- SC Bayer 05 Uerdingen (1905–1953: FC Uerdingen 05; 1953–1995: FC Bayer 05 Uerdingen)
- SSF Aegir Uerdingen 07
- SV Bayer Uerdingen 08
- SK Bayer Uerdingen
- VfB Uerdingen 1910 e. V.
- SG 76 Uerdingen e. V.
- TV Uerdingen 1875 e. V.
- Kanu-Sport-Klub Bayer 1951 Uerdingen e. V.
- Reiterverein Bayer Uerdingen e. V.
- Aeroclub Bayer Uerdingen e. V.
- Uerdinger Ruder-Club 1907 e. V.
- Angelsportverein Bayer 1957 Uerdingen e. V.
- Segelklub Bayer Uerdingen e. V.
- Schachclub 1923 e. V. Bayer Uerdingen
Freizeit
Das Freizeitangebot in Uerdingen ist sehr groß. Allein der Bayer-Konzern bietet viele Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung. Seit über 70 Jahren gibt es in Uerdingen den DPSG-Pfadfinderstamm Ostgoten. Im Kleingartengelände „Kerschebüschken“ treffen sich hier Kinder und Jugendliche zu gemeinsamen Gruppenstunden und weiteren Aktivitäten. Neben dem Kleingartengelände „Kerschebüschken“ gibt es noch die Kleingartenvereine: „Hagschinkel“ im Uerdinger Norden, GBV Uerdingen Nord, Parkstraße.
Neben den genannten Freizeitmöglichkeiten hat Uerdingen fast alle Vereine und Gruppen, die für eine sinnvolle Freizeitgestaltung nötig sind. Briefmarkensammler, Minigolf, Mundartverein, Tischtennis, Tennis, Spielmannszug, Freiwillige Feuerwehr, Kegeln, Schützenwesen, Gesangsvereine, Shantychor, Segelclubs, Mandolinenorchester, Martinsvereine, Reiterverein Karnevalsgesellschaften mit Garden etc.
Als Naherholungsgebiete bieten sich an: der Uerdinger Stadtpark, der Elfrather See, die Rheinpromenade, sowie das gegenüberliegende Rheinufer bei Mündelheim.
Zahlreiche Veranstaltungen begleiten die durchaus gesellige Uerdinger Bevölkerung durch das Jahr:
- Karneval: Karnevalsveranstaltungen im großen Zelt am Markt, Großer Sonntagszug seit 1860,
- Osterzeit: Ostermarkt im Brempter Hof,
- Ostern: traditionelles Eierkippen im Brempter Hof,
- Juni: Rheinstadtfest,
- Juli: traditionelle Pantaleons-Kirmes (seit 200 Jahren) mit großem Abschlussfeuerwerk,
- September: Herbstfest in Uerdinger City,
- November: Martinsumzüge, Martinsmarkt,
- November: Karnevalserwachen im Festzelt auf dem Marktplatz,
- Dezember: traditioneller Besuch des Zinter Claas aus Venlo (NL) beim Weihnachtsmarkt.
Literatur
- Uerdinger Heimatbund: Jahrbuch 2008, Heimatbund
- Hans Voigt, Robert Haas, Carl Müller, Albert Steeger: 750 Jahre Stadtrechte Uerdingen, Schotte Uerdingen, 2006
- Jörg Loke: Verfassung, Verwaltung und Gericht der Stadt Uerdingen am Rhein vom Hochmittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Rheinischen Geschichte. Salzburg, 2004
- Franz Stollwerk: Kirchen- und Profangeschichte der Stadt Uerdingen, Verlag Stefan Kronsbein, 2004
- Elisabeth Kremers: UERDINGEN wie es früher war, Wartberg Verlag, 2001
- Paul Wietzorek: Erinnerungen an Uerdingen, Geiger-Verlag, 1997
- Johannes Thomassen: Weder Samt noch Seide, Stadt Krefeld, 1992
- Friedrich Lau: Geschichte der Stadt Uerdingen am Rhein, Steiger Verlag Moers, 1980
- Elmar Jakubowski/Heinz Trebels: UERDINGEN so wie es war, Droste Verlag, 1977
- Uerdinger Heimatbund: OS OEDING Sch, Verl. d. Uerd. Heimatb., 1955
- Emil Feinendegen: Uerdingen und seine Geschichte, Verl. d. Uerd. Heimatb., 1955