Lectorium Rosicrucianum

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Das Lectorium Rosicrucianum, auch: "Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes", ist eine Religionsgemeinschaft, die den Bezug auf die Tradition der Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts mit einer Neuaufnahme der spätantiken Gnosis verbindet.


Geschichte

Entstanden ist das Lectorium Rosicrucianum 1934 aus einer Abspaltung der niederländischen Zweigstelle der Rosicrucian Fellowship unter Jan van Rijckenborgh alias Jan Leene. Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Henny Stok-Huyzer, die mit dem spirituellen Namen "Catharose de Petri" auftrat, sorgte er für die Ausbreitung des Lectorium Rosicrucianum. Diese beiden Personen gelten als die einzigen Großmeister des Lectorium Rosicrucianum. Im Rahmen einer Begegnung 1954 mit Antonin Gadal (1877-1962), der sich selbst als letzten Patriarchen der Katharer verstanden hat, soll auch die Tradition der Katharer auf das Lectorium Rosicrucianum übergegangen sein.

Die Zentrale des Lectorium Rosicrucianum befindet sich in Haarlem (Niederlande).

Lehre

Das Lectorium Rosicrucianum vertritt ein neugnostisches Glaubenssystem. Darin unterscheidet es sich von den meisten anderen Rosenkreuzergemeinschaften. Grundlegend ist die Unterscheidung von zwei Naturordnungen: dem Reich der Dialektik, zu dem die (grobstoffliche) Welt und auch das (feinstoffliche) Jenseits gehören, und dem davon völlig unterschiedenen göttlichen (geistigen) Lebensfeld. Infolge eines kosmischen Unfalles sei es zur Entstehung der Dialektik gekommen, der Welt der Gegensätze. Aufgabe des Menschen sei es, auf dem Weg der Transfiguration zurück in die göttliche Lichtheimat zu finden. Die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts gelten als vorangegangene Bruderschaft, die ebenso wie das heutige Lectorium Rosicrucianum von der gnostischen Lichtbruderschaft entsandt worden sei, um den Menschen den Weg zurück zu weisen.

Zum Rosenkreuzertum gehört nach Auffassung des Lectorium Rosicrucianum:

1. die Erkenntnis der bereits erwähnten zwei Naturordnungen: der göttlichen und der, von ihr abgetrennten, irdischen bzw. dialektischen, die diese göttliche nicht begreift, bzw. bewußteinsmäßig nicht erfassen kann;

2. das Wissen um den Zusammenhang, dass der Mensch hier als Mikrokosmos mit einem göttlichen Funken als letztem Überbleibsel des Göttlichen in sich existiert;

3. die Erkenntnis, dass das Grundübel des hiesigen Lebens in der Selbstbehauptung und im Egozentrismus des Menschen liegt, und der entscheidende Schritt auf dem Weg zum Leben im Göttlichen die Übergabe (oder Opferung) des Selbstes an dieses Göttliche ist (Endura, Selbstübergabe);

4. die Notwendigkeit der Wiedergeburt der neuen Seele in Christuskraft, aus dem Geiste, als Grundlage zur Verbindung mit dem Göttlichen;

5. die Notwendigkeit der Transfiguration, d.h. der Entstehung einer neuen Persönlichkeit im Unterschied zur verbreiteten Praxis, den bisherigen Menschen zu schulen, ihm Übungen beizubringen und ihn in Richtung auf das Göttliche hin weiterzuentwickeln.

6. Nicht nur das Wissen und Reden um diese Zusammenhänge und ihr Studium, sondern das ihnen gemässe Leben (u.a Verzicht auf Alkohol, Drogen, tierische Produkte [Fleisch, Pelze], und Fernsehen) und das Gehen des inneren Weges (des "Pfades") mit entsprechender Ausrichtung und Lebenshaltung, stellt den Schlüssel zur Befreiung und schlussendlich zum ewigen Leben dar.

Das Ziel des Rosenkreuzertums ist also die Wiederverbindung mit dem Göttlichen und das Erreichen des ewigen Lebens in der göttlichen Sphäre, also der Unsterblichkeit, die hier in dieser Welt nicht möglich ist.


Größe und Verbreitung

Das Lectorium Rosicrucianum ist mittlerweile weltweit verbreitet, wobei der Schwerpunkt nach wie vor im europäischen Raum liegt. In Deutschland gehören zu ihm ca. 2500 aktive "Schüler" und weitere ca. 2000 "Mitglieder" (lockere Bindung).

Seit etwa 2001 erlebt das Lectorium Rosicrucianum eine rasant wachsende Anzahl von Austritten langjähriger Schüler, die sich statt dessen dem Advaita-Vedānta zuwenden. Als Gründe werden oft die hierarchischen Strukturen des Lectorium, sowie die erstarrte, stark formalisierte, die Schüler gängelnde Lehre genannt, die nicht als mehr befreiend empfunden wird.