Lehrkräftebildung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. April 2019 um 10:04 Uhr durch InternetArchiveBot (Diskussion | Beiträge) (InternetArchiveBot hat 1 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert. #IABot (v2.0beta14)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Lehrerbildung umfasst verschiedene Arten der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Schullehrern. In der Lehrerbildung geht es um eine professionelle Aneignung von Kompetenzen, die zum Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren erforderlich sind.[1]

Lehrerbildung in verschiedenen Bildungssystemen

International unterscheidet sich die Lehrerbildung erheblich. So gibt es Bildungssysteme wie in der Bundesrepublik Deutschland mit sehr langer Ausbildung (je nach Lehramt mindestens fünf bis sieben Jahre) und geringer Verpflichtung zur Fortbildung und andere mit kürzerer Ausbildung, kurzem (12 Monate im Bildungssystem in den Niederlanden) oder fehlendem Vorbereitungsdienst und kompensatorisch höherer Fortbildungspflicht. In manchen Staaten sind Ein-Fach-Lehrer (z. B. Bildungssystem in Frankreich, Bildungssystem in Russland) üblich, andere verlangen mindestens zwei Unterrichtsfächer oder streben für bestimmte Stufen wie die Primarstufe eine allgemeine Unterrichtsfähigkeit an. Einige Bildungssysteme setzen auf eine hohe fachliche Ausbildung auf Hochschulniveau (Schullehrer in Deutschland), andere versuchen die pädagogische Qualifikation zu stärken.

In der Bildungsgeschichte wird die historische Entwicklung der Lehrerbildung als eines der Hauptmerkmale von Bildungssystemen untersucht. In Deutschland ist der Vergleich mit dem ehemaligen Bildungssystem der DDR vor allem bei den Ostdeutschen ständig gegeben. Dort war die Lehrerbildung zentral einheitlich, die Ausbildung einphasig und die Fortbildung obligatorisch, aber vollständig im Dienst einer Staatsideologie.

Deutschland

Phasen der Lehrerbildung

In der Bundesrepublik Deutschland unterscheidet man folgende Phasen der Lehrerbildung:

Danach folgen

  • Lehrerfortbildung (engl. teachers' advanced training) in diverser Trägerschaft, Anerkennung durch Fortbildungsinstitute der Bildungsministerien ist Voraussetzung für Dienstbefreiung; gelegentlich auch als „dritte Phase“ der Lehrerausbildung bezeichnet
  • Lehrerweiterbildung[2] (in-service further training for teachers) als Sonderform der Lehrerfortbildung mit dem Erwerb neuer Lehrbefähigungen (z. B. weiteres Unterrichtsfach, Qualifikation als Beratungslehrer… über Prüfungen, Zertifikate) durch die Lehrerfortbildungsinstitute der Bundesländer oder Hochschulen

Die Lehrerbildung ist in fast allen Bundesländern nach Schulformen und Schulstufen differenziert.

Aktuelle Reformen der deutschen Lehrerbildung

Gegenwärtig sind Struktur und Verfahren der Lehrerbildung in einer Phase der Umgestaltung. Bundesweit soll bis 2010 die gesamte hochschulmäßige Lehrerbildung den Vorgaben (Modularisierung, ECTS-Punktsystem) des Bologna-Abkommens entsprechend gestaltet werden. Die Bundesländer haben unterschiedliche Möglichkeiten eines Abschlusses beschlossen. Teilweise werden die Abschlüsse Bachelor of Education und Master of Education eingeführt,[3] teilweise bleibt die Erste Staatsprüfung als Abschlussprüfung erhalten (z. B. Bayern). Ebenso unterscheiden sich die Anforderungen an die Studiendauer für die Lehrämter für Grund-, Haupt- und Realschulen von mindestens sieben bis neun Semestern.

Konzeptionell besteht eine Kontroverse zwischen eher fachorientierten und eher fachdidaktisch-pädagogisch konzipierten Studiengängen der Lehrerbildung. Konkret bedeutet dies die Aufteilung der Stundenanteile im Studium.

Auch die Dauer und damit Gestaltung der 2. Phase wird gerade reformiert. Wegen des neuen Praxissemesters während des Studiums besteht die Auffassung, dass der Vorbereitungsdienst zu verkürzen ist auf 18 oder nur 12 Monate (s. o. Berliner Vorbereitungsdienst, ähnlich in Nordrhein-Westfalen).

Rechtsgrundlagen

Die Lehrerbildung ist in den deutschen Bundesländern rechtlich unterschiedlich geregelt. Teilweise gibt es Lehrerbildungsgesetze, teilweise werden auf der Grundlage der Landesschulgesetze Ausbildungverordnungen erlassen.

Im Zusammenhang mit dem neuen Beamtenstatusgesetz werden zurzeit die Laufbahnen des höheren und gehobenen Dienstes zusammengefasst. Für den höheren Dienst bestand lange noch eine Bindung an das allgemeine deutsche Beamtenrecht, nach der ein 24-monatiges Referendariat erforderlich war. Die neuen Landesbeamtengesetze sehen teilweise abweichende Regelungen vor. Die Besoldungsfolgen der Zusammenfassung sind noch offen.

Rechtsgrundlagen am Beispiel Bayerns

  • Bayerisches Lehrerbildungsgesetz (BayLBG)
  • Lehramtsprüfungsordnung I (LPO I) und Lehramtsprüfungsordnung II (LPO II)
  • Zulassungs- und Ausbildungsordnungen für die jeweiligen Lehrämter
    • Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Hauptschulen (ZALGH)
    • Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Sonderschulen (ZALS)
    • Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Realschulen (ZALR)
    • Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Gymnasien (ZALG)
    • Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an beruflichen Schulen (ZALB)

Siehe auch

Literatur

  • Jeanette Böhme, Colin Cramer, Christoph Bressler (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und Lehrerbildung im Widerstreit!? Verhältnisbestimmungen, Herausforderungen und Perspektiven. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2018, ISBN 978-3-7815-2275-6.
  • Colin Cramer: Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten Forschungsfeldes. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2016, ISBN 978-3-7815-2089-9.
  • Colin Cramer: Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde zu Eingangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramtsstudierender. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 978-3-7815-1862-9.
  • Christine Freitag, Imke von Bargen (Hrsg.): Praxisforschung in der Lehrerbildung. LIT, Berlin/ Münster 2012, ISBN 978-3-643-11834-9.
  • Christine Freitag: Wie muss die schulpraktisch orientierte Lehrerbildung die schulischen Veränderungen aufnehmen? In: Franz Hauzenberger, Manfred Rotermund (Hrsg.): Schulpraxisstudien in Europa. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2011, ISBN 978-3-86583-568-0, S. 117–127.
  • Christine Freitag: Lehrerbildung zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Allgemeiner Didaktik. In: H. Macha, C. Solzbacher (Hrsg.): Welches Wissen brauchen Lehrer? Lehrerbildung aus dem Blickwinkel der Pädagogik. Bad Heilbrunn 2002, ISBN 3-7815-1192-8, S. 205–214.
  • Fritz Oser, Jürgen Oelkers (Hrsg.): Die Wirksamkeit der Lehrerbildungssysteme. Von der Allrounderbildung zur Ausbildung professioneller Standards. Rüegger, Zürich 2001, ISBN 3-7253-0692-3.
  • Ewald Terhart (Hrsg.): Perspektiven der Lehrerbildung in Deutschland: Abschlussbericht der von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Kommission. (= Beltz-Pädagogik). Beltz, Weinheim u. a. 2000, ISBN 3-407-25229-3.
  • Benedikt Wisniewski: Psychologie für die Lehrerbildung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2013, ISBN 978-3-8252-3989-3.

Einzelbelege

  1. kmk.org
  2. Die Unterscheidung von Fort- und Weiterbildung im genannten Sinne ist nicht einheitlich
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de Beispiel Berlin