Marc Degens

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Marc Degens (* 18. August 1971 in Essen) ist ein deutscher Schriftsteller, Herausgeber, Verleger und Romanautor.

Leben

Marc Degens studierte nach dem Abitur Germanistik und Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum. Er war Mitglied der Musikgruppen Stendal Blast, Die blutjungen Dilettanten und Superschiff. Seit 1995 ist er Programmleiter des Berliner Independent-Verlag SUKULTUR. Von 2000 bis 2012 war Degens Herausgeber und Literaturredakteur des Internetkulturmagazins satt.org und kuratierte Veranstaltungen, Wanderausstellungen und Literaturfestivals u. a. in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Von 2007 bis 2010 lebte er in Eriwan (Armenien) und von 2014 bis 2018 in Toronto (Kanada). Seit 2019 lebt Degens in Hamburg.[1]

Literarisches Werk

Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte, Rezensionen und Feuilletons. Seine Texte erscheinen in Zeitungen, Zeitschriften (u. a. Akzente, Der Alltag, Am Erker, Kultur & Gespenster, Merkur, Der Rabe, Testcard) und Anthologien. Der Literaturwissenschaftler Steffen Stadthaus bezeichnet Degens „als Meister der narrativen Tempodrosselung und als Erfinder eines literarischen Slowcores“[2]. Walter Gödden nennt Degens „einen authentische[n] Dokumentarist[en] des Popzeitalters“[3].

Bekannt wurde Degens mit der Romankolumne „Unsere Popmoderne“, die von 2001 bis 2002 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und von 2005 bis 2012 in der österreichischen Literaturzeitschrift Volltext erschien. „Er hat den Literaturbetrieb so maßstabsgetreu wie ein Modelleisenbahner nachgebaut“, urteilte Heike Runke[4], und Ijoma Mangold bezeichnete Degens in seiner Besprechung des Buches als „Nicht-Übertreibungskünstler“[5].

2012 war Degens Teilnehmer des Literaturfestivals „New Literature from Europe“ in New York. 2014 wurde auf seine Initiative hin die Unterschriftenliste „Dreißig für Wolfgang Welt“ veröffentlicht, in der 30 namhafte Schriftsteller, Journalisten und Literaturwissenschaftler forderten, Wolfgang Welt mit dem Literaturpreis Ruhr auszuzeichnen.[6]

In seiner Besprechung des Romans Fuckin Sushi weist der Literaturkritiker Gregor Keuschnig darauf hin, dass der Autor seinen Roman im Internet auch „kongenial [...] crossmedial begleitet.“[7] Für seine Arbeiten bedient er sich verschiedener Blogging-Plattformen wie Wordpress, Tumblr, Medium oder Genius. Auf seiner Autorenwebseite hat Degens 2017 seine Aufzeichnungen aus Armenien unter dem Titel Eriwan veröffentlicht, die im Herbst 2018 in Buchform erschienen sind.

Als Herausgeber

Von 1996 bis 2015 hat Degens die ersten 147 Bände der Reihe Schöner Lesen und die ersten 11 Bände der Reihe „Aufklärung und Kritik“ herausgegeben, die in Süßwarenautomaten vertrieben werden und in Berlin über 100.000mal verkauft wurden[8]. Von 2000 bis 2012 war er Herausgeber und Literaturredakteur des Internetkulturmagazins satt.org. 2009 erschien im SuKuLTuR Verlag der von ihm herausgegebene und mitlektorierte Roman „Strobo“, der im Mittelpunkt der Plagiatsdebatte um Helene Hegemanns Romandebüt „Axolotl Roadkill“ stand. 2017 gab er das metamorphosen-Sonderheft „Alle meine Ex-Freunde“ über Alt Lit, New Sincerity und das radikal autobiographische Schreiben mit digitalen Schreibwerkzeugen heraus. Seit 2019 ist er Herausgeber der Buchreihe Sonnenbrand – Reihe für Autofiktionen.

Stimmen

„Marc Degens ist als Romancier hervorgetreten, aber auch als Verleger, literarischer Impresario, Erfinder diverser Formate innerhalb und außerhalb des Internet, sogar als Mitglied einer Popgruppe. Wer ihn je in Aktion erlebt hat - etwa im Berliner Kaffee Burger - musste erkennen, dass die ehrwürdige literarisch-performative Tradition, die das Züricher Cabaret Voltaire begründete, höchst lebendig und zu interessanten Umgestaltungen fähig ist.“

Michael Rutschky [9]

Auszeichnungen

  • 2019: Shortlist für den 2. Deutschen Buchtrailer Award (für einen selbstproduzierten Eriwan-Buchtrailer)[10]
  • 2018: Nominierung für den Hotlist–Buchpreis der unabhängigen Verlage (für Eriwan)
  • 2014: Förderpreis zum Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens
  • 2013: Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW (für Fuckin Sushi)
  • 2011: V.O.Stomps-Förderpreis der Stadt Mainz (für SUKULTUR)
  • 2010: Stadtschreiber in Novi Sad, Serbien
  • 2005: Arbeitsstipendium der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in der Villa Decius in Krakau
  • 2002: Arbeitsstipendium der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur (für Hier keine Kunst)

Werke

Romane

  • Fuckin Sushi. Roman. Dumont Buchverlag, Köln 2015, ISBN 978-3-8321-9747-6.
  • Das kaputte Knie Gottes. Roman. Knaus Verlag, Berlin 2011. ISBN 978-3813504-26-2.
  • Hier keine Kunst. Roman. Erata Literaturverlag, Leipzig 2008.
  • Vanity Love. Roman. Alkyon Verlag, Weissach i. T. 1997.

Erzählungen, Essays, Prosa (Auswahl)

  • Eriwan. Aufzeichnungen aus Armenien. Mit 124 Fotos des Autors. Ille & Riemer, Leipzig 2018. ISBN 978-3-95420-031-3
  • Unsere Popmoderne. Verbrecher Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-940426-59-8
  • Abweichen. Über Bücher, Comics, Musik. Erata Literaturverlag, Leipzig 2009.
  • Rückbau. Mit einem Nachwort von David Wagner. Erzählung. SUKULTUR, Berlin 2003.

Herausgaben (Auswahl)

  • Sonnenbrand. Reihe für Autofiktionen. SUKULTUR, Berlin, seit 2019.
  • Alle meine Ex-Freunde. Metamorphosen 17. Verbrecher Verlag, Berlin 2017.
  • Schöner Lesen 1-147. SUKULTUR, Berlin 1996–2015.
  • Aufklärung und Kritik 501-511. SUKULTUR, Berlin 1996–2015.
  • Airen: Strobo. Roman. Berlin 2009.

Hörspiele

  • Jarek Grzesica: Der Versuch über etwas anderes als mich selbst zu schreiben. Hörspiel nach Texten von Marc Degens. Erstausstrahlung: Radio Kopernikus, 11. August 2005.

Musik

  • Superschiff: Frauen. 2003.
  • Superschiff: Wir sind Superschiff. 2002.
  • Stendal Blast: Müll. 1993.

Literatur

  • Michael Rutschky: Laudatio auf Marc Degens. In: Hugo Ball Almanach. Neue Folge 6. München [edition text + kritik] 2015. S. 127–131.
Commons: Marc Degens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews mit Degens

  • „Ich glaube, ich habe eine sehr missionarische Ader.“ In: Walter Gödden, Thomas Strauch (Hrsg.): „Ich schreibe, weil...“. Bielefeld [Aisthesis-Verlag] 2011. S. 55–58.

Einzelnachweise

  1. Diese und viele weitere biographische Angaben nach Literaturport, abgerufen am 15. August 2019.
  2. Steffen Stadthaus auf HausBlog Nottbeck.
  3. Westfalenspiegel, 19. September 2015.
  4. Zitiert nach marc-degens.de/unsere-popmoderne-stimmen-zum-buch, abgerufen am 10. Februar 2017.
  5. Süddeutsche Zeitung, 16./17. April 2005, S. 16.
  6. Dreißig für Wolfgang Welt, satt.org, 15. Juni 2014, abgerufen am 2. März 2017
  7. Zitiert nach Marc Degens: Fuckin Sushi, abgerufen am 10. Februar 2017.
  8. „SUKULTUR wird 100.000!“. Der Hotlistblog, 20. Oktober 2015
  9. Redaktion: Das hätte Hugo Ball gefallen, Merkur Blog, 21. März 2014, abgerufen am 30. November 2017.
  10. Die Shortlist. futurepublish.berlin, abgerufen am 22. Januar 2019.