Emil Lind (Schauspieler)
Emil Lind (geboren 14. August 1872 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 7. April 1948 in Wien) war ein österreichischer Schauspieler, Theaterregisseur und Schauspiellehrer an deutschsprachigen Bühnen.
Leben und Wirken
Am Theater und beim Film
Der gebürtige Wiener begann seine Laufbahn 1891 als Schauspieler in Salzburg. 1892 folgte er einem Ruf nach Preßburg, im Jahr darauf nach Linz und ein weiteres Jahr später ins mährische Troppau. Nach einer Stippvisite im böhmischen Reichenberg 1895 gehörte Lind von 1896 bis 1899 dem Ensemble des Stadttheaters von Brünn an. Nach diesen Jahren in der k.u.k.-Provinz wechselte der Künstler 1899 nach München, um einer Verpflichtung an die dortigen Vereinigten Theater nachzukommen. Vor allem sah man ihn am Münchner Schauspielhaus unter der Leitung von Ignaz Georg Stollberg. Dort blieb er bis 1904.
In jenen frühen Jahren verkörperte der hagere Wiener mit der wuchtigen Nase und dem markanten (und in seinen späten Jahren) weißen Schnurrbart Charaktere in zumeist modernen Stücken. Er reüssierte bis zur Jahrhundertwende in Stücken wie Das Vermächtnis, Die Macht der Finsternis, Das andere Ufer und Der rote Hahn.
1904 ging Emil Lind nach Berlin und diente in der Folgezeit den Theaterbetreibern bzw. Intendanten Otto Brahm, Max Reinhardt, Victor Barnowsky und Heinz Saltenburg als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg. In der Ägide Reinhardts wirkte er außerdem über ein Jahrzehnt lang auch als Schauspiellehrer am Deutschen Theater und ging gastspielweise an Bühnen in Wien, New York und Düsseldorf. 1914 wurde er Mitglied des ordentlichen Lehrkörpers der Hochschule für Kunst in Düsseldorf und dort verantwortlich für die Bereiche Künstlerischer Vortrag und Mimik.[1]
In seinen Berliner Jahren sah man Emil Lind auch in einer Reihe von Stummfilmen, in denen er zumeist tragende Nebenrollen verkörperte. Vor allem sein Landsmann, der Wiener Richard Oswald, setzte ihn mehrfach ein, aber auch Friedrich Fehér und Friedrich Zelnik. Mit Robert Wiene gründete er im Juli 1921 die Rembrand-Film GmbH[2], die im November in die Lionardo-Film GmbH umbenannt wurde[3]. Bei Fehérs Film Das graue Haus wirkte Lind als Oberregisseur und künstlerischer Beirat. 1927 beendete er seine Filmtätigkeit und wandte sich der Autorentätigkeit zu.
Als Zeitschriften-Mitbegründer
In den Spielzeiten 1919/1920 und 1920/1921 gab er zusammen mit Max Epstein in Berlin die in blauen Karton eingeschlagene Theater- und Kulturzeitschrift Freie deutsche Bühne heraus. Nach seinem Rückzug führte Epstein diese unter dem Titel Das Blaue Heft einige Jahre weiter.
Gewerkschaftliche Arbeit und erzwungener Rückzug
Lind war seit 1914 Mitglied des Verwaltungsrats der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und diente dieser Institution ab 1927 als Schriftleiter von deren Hauspublikation Der neue Weg. Zum Zeitpunkt seines Todes (1948) war Lind, neben Albert Bassermann und Eduard von Winterstein, eines von drei Ehrenmitgliedern der Genossenschaft.
Infolge der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland kehrte der 60-jährige Lind 1933 in seine Wiener Heimat zurück. Er wurde aus der Reichstheaterkammer ausgeschlossen. Lind wurde von Freunden vor der Deportation geschützt. Am 7. April 1948 starb Emil Lind im Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt Wien.
Filmografie
als Schauspieler, wenn nicht anders angegeben
- 1913: Die Befreiung der Schweiz und die Sage vom Wilhelm Tell
- 1915: Und wandern sollst du ruhelos …
- 1916–1918: Es werde Licht!
- 1918: Dida Ibsens Geschichte
- 1918: Der Fluch des Nuri
- 1919: Die Prostitution
- 1919: Marodeure der Revolution
- 1919: Die Arche
- 1919: Die letzten Menschen
- 1920: Marionetten des Teufels
- 1920: Die entfesselte Menschheit
- 1920: Flachsmann als Erzieher
- 1922: Die höllische Macht (auch Produzent)
- 1923: I.N.R.I.
- 1926: Das graue Haus (nur als Oberregisseur und künstler. Beirat)
- 1926: Überflüssige Menschen
- 1927: Mata Hari
- 1927: Bigamie
- 1927: Die Weber
Einzelnachweise
- ↑ Bergheimer Zeitung vom 24. Juni 1914, S. 3.
- ↑ Handelsregister Berlin HRB Nr. 21845
- ↑ Eintrag im Berliner Handelsregister am 21. Februar 1922
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 608, (Textarchiv – Internet Archive).
- Deutsches Bühnenjahrbuch 1933, hrgg. von der Genossenschaft der Deutschen Bühnen-Angehörigen. S. 89.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch, zweiter Band, Klagenfurt/Wien 1960, S. 1248 f.
- Lind, Emil, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München: Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 237
- Lind, Emil, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München: Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 730f.
Weblinks
- Emil Lind bei IMDb
- Emil Lind bei filmportal.de
Personendaten | |
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NAME | Lind, Emil |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schauspieler, Theaterregisseur und Schauspiellehrer an deutschsprachigen Bühnen |
GEBURTSDATUM | 14. August 1872 |
GEBURTSORT | Wien, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 7. April 1948 |
STERBEORT | Wien, Österreich |