Burgwald Dinklage

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Burgwald Dinklage
Im NSG Dinklager Burgwald

Im NSG Dinklager Burgwald

Lage Östlich von Dinklage, Landkreis Vechta, Niedersachsen
Fläche 126 ha
Kennung NSG WE 291
WDPA-ID 555638591
FFH-Gebiet 118 ha
Geographische Lage 52° 39′ N, 8° 9′ OKoordinaten: 52° 39′ 19″ N, 8° 9′ 16″ O
Burgwald Dinklage (Niedersachsen)
Burgwald Dinklage (Niedersachsen)
Meereshöhe von 27 m bis 29 m
Einrichtungsdatum 30. Oktober 2017
f6
Naturbelassener Laubwald im Naturschutzgebiet vor Gebäuden der Burg Dinklage
Nach Monaten mit ergiebigen Regenfällen sank der Wasserstand im Wildpark Dinklage im Frühjahr 2024 nur langsam.

Burgwald Dinklage ist der Name eines östlich des Ortskerns der Stadt Dinklage im niedersächsischen Landkreis Vechta gelegenen Waldgebiets, dessen unmittelbar westlich der A 1 gelegener Teil auf dem Gebiet der Stadt Lohne liegt. Burgwald Lohne ist auch der Name eines 2017 gebildeten Naturschutzgebietes.

Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat

Im Jahr 1983 wurden der Dinklager Burgwald und seine im Süden angrenzenden Flächen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Im Oktober 2017 wurde auf einem Großteil des Landschaftsschutzgebietes das rund 126 Hektar große Naturschutzgebiet mit dem Kennzeichen NSG WE 291 gebildet. In dieses ist eine 118,31 Hektar große Fläche integriert, nämlich das seit 1992 bestehende[1] FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“.[2]

Die im Jahr 2017 in das NSG aufgenommene Pferdekoppel südwestlich der Burg Dinklage ist nicht Teil des FFH.[3]

Weder zum FFH- noch zum Naturschutzgebiet gehören mehrere Teile des Landschaftsschutzgebiets „Burg Dinklage“ (VEC 00049), die seit 2017 weiterhin lediglich durch ihren Status als Landschaftsschutzgebiet naturschutzrechtlich geschützt sind:

  • der heute Wildpark Dinklage genannte, 27 ha große Tierpark[4] (das Gelände ist seit dem 1. Januar 2023 Eigentum der Stadt Dinklage; es wird vom neuen Naturschutzgebiet im Norden, Osten und Süden umschlossen);[5]
  • die ehemalige Burg Dinklage mitsamt ihrer Nebengebäude;
  • bewaldete Gebiete westlich der Zufahrt zum Kloster und
  • landwirtschaftlich genutzte Gebiete südlich des Waldrandes.

Zuständige untere Naturschutzbehörde für alle genannten Schutzgebiete ist der Landkreis Vechta.

Umgebung

Das Naturschutzgebiet grenzt im Norden an den Autobahnzubringer Dinklages und im Osten an die A1. Im Westen grenzt es an das Kloster Burg Dinklage, dessen Haupt- und Nebengebäude nicht in das NSG einbezogen sind, sowie teilweise an die Wohnbebauung der Stadt Dinklage. Nach Süden grenzen landwirtschaftliche Nutzflächen an das Naturschutzgebiet.

Schutzziele

Geschützt werden soll der Burgwald Dinklage als naturnaher historischen Waldstandort. Ein Anliegen von Naturschützern ist es, die Vielfalt (auch seltener) Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. An einem Wasserhaushalt im Gleichgewicht ist eine Vielzahl von Bevölkerungsgruppen interessiert, vor allem auch Menschen, die von Hochwasserschäden, von Wassermangel und schlechter Wasserqualität bedroht oder betroffenen sind.

Artenschutz

Flora

Die Baumbestände des Burgwalds sind als Hainsimsen-Buchenwälder mit Rotbuchen, Stiel- und Traubeneichen, Sandbirken und Ebereschen, Eichen-Hainbuchenwälder mit Stieleichen und Hainbuchen als dominierenden Baumarten und alte, bodensaure Eichenwälder auf Sandböden mit Steil- und Traubeneichen ausgeprägt. In der Krautschicht siedeln u. a. Schattenblümchen, Siebenstern, Buschwindröschen, Goldnessel, Drahtschmiele, Wald- und Pillensegge und Dornfarn. In die Wälder sind stellenweise alten Huteeichen eingestreut. Die Wälder verfügen über gut ausgeprägte Alt- und Totholzbestände und sollen sich weiter naturnah entwickeln können. Südwestlich des Klosters Burg Dinklage sind Grünlandbereiche in das Naturschutzgebiet einbezogen.

Fauna

Das Naturschutzgebiet ist auch Lebensraum einer artenreichen Fauna. So sind hier u. a. Hohltauben, Bunt-, Mittel- und Kleinspechte, Waldlaubsänger und Gartenbaumläufer heimisch. Das Naturschutzgebiet beherbergt viele Lauf-, Blatthorn- und Rüsselkäferarten. Eine Besonderheit ist das Vorkommen des Eremiten. Stillgewässer und andere Feuchtbiotope sind Lebensraum des Kammmolchs und anderer Amphibien.

Naturnaher Wasserhaushalt

Über Jahrhunderte bestand das Gebiet des heutigen Burgwalds überwiegend aus Bruchwaldflächen. Ursprünglich nannte man den Bereich des heutigen Burgwaldes „Schellbrock“, von „Bruch“, einem feuchten, von Überflutung gekennzeichneten Bruchwald, der sich durch ein sehr geringes Gefälle auszeichnete. Um die für den Betrieb einer Wassermühle erforderliche Fallhöhe zu erreichen, wurde 1462 der Mühlenbach aufgestaut. Beim Bau der Wasserburgen wurde ein künstliches System von Gräften angelegt. Um Staunässe im Bereich der Burg Dinklage zu vermeiden, wurde 1776 ein 12 km langes System von Gräben im Wald angelegt. Da der Trenkampsbach südlich des Waldes deutlich tiefer als die Wassermühle lag, wurde Wasser in Richtung Süden zu diesem Bach abgeleitet.[6] Teile des Bruchwalds wurden gerodet, und die danach freie Fläche wurde als Grünland genutzt, dass durch ein Schleusensystem in den Wintermonaten überflütet wurde. Die hohen Erträge der Rieselwiesen konnten durch Anlage eines Rieselwiesensystems im Jahr 1847 gesteigert werden.[7] Nach der Markteinführen von Kunstdünger wurde das Rieselwiesensystem unwirtschaftlich und zunächst um ein unterirdisch verlaufendes Dränagesystem ergänzt und ab 1920 ersetzt. Ab den 1920er Jahren setzten sich Bestrebungen durch, die Gründland- durch Ackerbauflächen zu ersetzen. Der Trockenlegungseffekt führte zur Anpflanzung von Nadelbäumen im verbliebenen Wald. Zu einer weiteren Senkung des Grundwasserspiegels im ehemaligen Bruchwald führte der Bau der Bundesautobahn 1, der eine Ableitung von Wasser aus Brockdorf in den Trenkampsbach erforderlich machte. Zur Ausweisung des Burgwaldgebiets als Landschaftsschutzgebiet führte im Jahr 1983 der rücksichtslose Umgang eines Privatwaldbesitzers, der um 1980 200 ha vom Grafen von Galen gekauft hatte.[8] Der Agrarindustrielle plante, die Fläche in einen Maisacker umzuwandeln, auf dem er die Gülle aus seinen Tierställen aufbringen wollte. Nach der illegalen Abholzung von 45 alten Eichen, die eine Wallhecke bildeten und die Bildung großer zusammenhängender Ackerflächen verhinderten, wurde er wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ verurteilt.

Eine Rückkehr zur Zeit vor 1462 ist nicht möglich, da der Wasserstand vor allem wegen des Ziels, die Wasserburg standfest zu halten, von Menschen reguliert werden muss. Auch müssen Bauten in der Stadt Dinklage vor Hochwasser geschützt werden.

Stellungnahmen

Der NABU Lohne begrüßt es, dass der Burgwald Lohne seit 2017 unter Naturschutz steht.[9] Insbesondere sei es positiv zu bewerten, dass der seltene Juchtenkäfer effektiver als früher geschützt sei und dass die Pferdekoppel bei der Burg Dinklage in das neue NSG einbezogen worden sei.

Ungelöst sei allerdings nach wie vor der „prekäre Wasserhaushalt“ des NSG;[10] die Verordnung zum NSG regele nicht den „weiterhin desolate[n] Wasserhaushalt des gesamten Burgwald-Komplexes“. Der Burgwald werde umzingelt und isoliert durch voranschreitende Bebauung, und bei anlaufenden Gewerbegebietsplanungen in Dinklage und Lohne werde das Ziel des Biotopverbunds ignoriert. Die Initiative „Pro Natura Landkreis Vechta e. V.“ sammelte 2020 Unterschriften für eine Petition an den Niedersächsischen Landtag mit dem Ziel, eine Bebauung der Flächen östlich des Dinklager Rings zu verhindern. Eine derartige Bebauung werde eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels nördlich des Naturschutzgebietes Burgwald Dinklage zur Folge haben, die sich negativ auf das NSG selbst auswirken werde.[11]

Die OM-Medien meldeten am 18. Mai 2022, dass Staumaßnahmen im Landschaftsschutzgebiet des Burgwalds dazu geführt hätten, dass Wasser länger im Burgwald bleibe.[12] Lang anhaltende und ergiebige Regenfälle sorgten seit dem Herbst 2023 dafür, dass die Grundwasserstände sowohl im Naturschutz- als auch im Landschaftsschutzgebietsteil des Dinklager Burgwalds bis zum Frühjahr 2024 deutlich stiegen.

Für das Bundesamt für Naturschutz tätige Gutachter bedauern, dass sie den Burgwald Dinklage wegen seiner geringen Größe nicht in die Liste der Landschaften „mit hoher Bedeutung für das natürliche und kulturelle Erbe“ bzw. „mit hoher Bedeutung für das Landschaftserleben/die landschaftsgebundene Erholung“ hätten aufnehmen können, obwohl es sich bei dem Burgwald um eine der „landesweit historisch bedeutsame[n] Kulturlandschaften“ handele.[13]

Commons: Burgwald Dinklage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erlass der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Burgwald Dinklage“ durch den Landkreis Vechta. buergerinfo.dinklage.de, 8. August 2017, abgerufen am 27. April 2024.
  2. Wald bei Burg Dinklage. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 28. April 2024.
  3. vgl. die Darstellung in der Karte „Abb. 1“ des Managementplans „FFH Wald bei Burg Dinklage“ des Landkreises Vechta vom 2. November 2021, S. 9
  4. Wildpark im Dinklager Burgwald. Förderverein Wildpark Dinklager Burgwald, abgerufen am 27. April 2024.
  5. FFH-Gebiet 297 Wald bei Burg Dinklage. EU-Nr.: DE-3314-331. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, abgerufen am 27. April 2024.
  6. Landkreis Vechta / Bio-Consult: Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“. 2. November 2021, S. 12
  7. Landkreis Vechta / Bio-Consult: Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“. 2. November 2021, S. 13
  8. Landkreis Vechta / Bio-Consult: Managementplan FFH-Gebiet „Wald bei Burg Dinklage“. 2. November 2021, S. 16
  9. Dinklager Burgwald ist jetzt als neues Naturschutzgebiet ausgewiesen, NABU Lohne, 2017. Abgerufen am 17. Januar 2020.
  10. Kerstin Köhne: Burgwald braucht Wasser zum Leben: Naturschützer setzen auf runden Tisch, Oldenburgische Volkszeitung, 14. Januar 2012 (JPG, 551 kB). Abgerufen am 17. Januar 2020.
  11. Naturschutzgebiet „Burgwald Dinklage“ in großer Gefahr. change.org. 2020. Abgerufen am 1. Oktober 2020
  12. Frederik Böckmann: Staumaßnahmen fruchten: Das Wasser bleibt länger im Dinklager Burgwald. om-online.de, 18. Mai 2022, abgerufen am 29. April 2024.
  13. Markus Schwarzer u. a.: Bedeutsame Landschaften in Deutschland Gutachtliche Empfehlungen für eine Raumauswahl Band 1: Schleswig-Holstein und Hamburg, Niedersachsen und Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin BfN-Schriften 516. 2018, S. 144 (146)