Abswurmbachit

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Abswurmbachit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1990-007[1]

IMA-Symbol

Abs[2]

Chemische Formel
  • Cu2+Mn3+6O8(SiO4)[3]
  • Cu2+Mn3+63+[O8|SiO4][4]
  • (Cu2+,Mn2+)Mn3+6[O8|SiO4][5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/B.09-005

9.AG.05
07.05.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[6]
Raumgruppe I41/acd (Nr. 142)Vorlage:Raumgruppe/142[4]
Gitterparameter a = 9,41 Å; c = 18,55 Å[4]
Formeleinheiten Z = 8[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5[5] (VHN25 = 870–950, durchschnittlich 920)[7]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,96 (synthetisch)[7]
Spaltbarkeit fehlt[5]
Farbe schwarz[5]
Strichfarbe bräunlichschwarz[5]
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz[5]

Das Abswurmbachit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu2+Mn63+[O8|SiO4][4] und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Mangan-Silikat mit zusätzlichen Sauerstoffionen. Strukturell gehört Abswurmbachit zu den Inselsilikaten. Es ist nach Irmgard Abs-Wurmbach benannt.[8]

Abswurmbachit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und konnte bisher nur in Form mikrokristalliner, schwarzer Körner von etwa 50 μm Größe gefunden werden.

Mit Braunit (Mn2+Mn3+6[O8|SiO4][4]) bildet Abswurmbachit eine lückenlose Mischkristallreihe.

Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde Abswurmbachit bei Myli (auch Mili) am Berg Ochi auf der Insel Euböa und bei Apikia (auch Apoikia) am Berg Vasilikon auf der Insel Andros in Griechenland. Analysiert und beschrieben wurde das Mineral durch Thomas Reinecke, Ekkehart Tillmanns und Heinz-Jürgen Bernhardt, die es in Anerkennung ihrer Beiträge zur Kristallchemie, den Stabilitätsrelationen und den physikalischen Eigenschaften von Braunit nach der deutschen Mineralogin Irmgard Abs-Wurmbach (1938–2020), Tochter des Zoologen Hermann Wurmbach,[9] benannten. Da zur Analyse Material aus beiden griechischen Fundorten verwendet wurde, gelten beide auch als Typlokalität.

Als eigenständiges Mineral anerkannt wurde Abswurmbachit 1990 von der International Mineralogical Association (IMA) unter der Nummer IMA 1990-007. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name ein Jahr später im Wissenschaftsmagazin „Neues Jahrbuch für Mineralogie“ (Abh.: 163).

Typmaterial des Minerals wird im Smithsonian Institution in Washington DC sowie im Institut für Mineralogie, Geologie und Geophysik der Ruhr-Universität Bochum aufbewahrt.

Klassifikation

Da der Abswurmbachit erst 1990 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/B.09-05. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen“, wo Abswurmbachit zusammen mit Braunit, Franciscanit, Gatedalit, Katoptrit, Långbanit, Neltnerit, Örebroit, Welinit, Yeatmanit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Abswurmbachit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Inselsilikate mit zusätzlichen Anionen; Kationen in meist [6]er- und > [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Braunit, Braunit II und Neltnerit die „Braunitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AG.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Abswurmbachit dagegen in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Braunit-I, Braunit-II und Neltnerit in der „Humitgruppe (Tetragonal: I41/acdVorlage:Raumgruppe/142) mit Si“ mit der System-Nr. 07.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide mit der Formel ABX2“ zu finden.

Kristallstruktur

Abswurmbachit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/acd (Raumgruppen-Nr. 142)Vorlage:Raumgruppe/142 mit den Gitterparametern a = 9,41 Å und c = 18,55 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Modifikationen und Varietäten

Zwischen Abswurmbachit und Braunit besteht eine lückenlose Mischkristallreihe, bei der Kupfer nach und nach durch Mangan ersetzt wird. Ein weiteres ähnliches Mineral ist der Neltnerit, der anstatt Kupfer Calcium enthält. Zwischen Abswurmbachit und Neltnerit besteht jedoch wahrscheinlich eine Mischungslücke, so dass keine Mischkristallreihe möglich ist.[11]

Bildung und Fundorte

Abswurmbachit bildet sich zusammen mit Braunit in mangan- und aluminiumhaltigen Piemontit-Sursassit-Quarziten bei Drücken von 7 bis 11 kbar und Temperaturen von 300 bis 420 °C. Weitere Begleitminerale sind unter anderem Ardennit, Hollandit, Klinochlor, Quarz, Rutil und Shattuckit.[11]

Das Mineral ist so selten, dass es bisher (2018) nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten bekannt ist. Seine Typlokalitäten Myli (Mili) und Apikia (Apoikia) sind dabei bisher einzigen bekannten Fundorte in Griechenland.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland liegt bei Ramsbeck in der sauerländischen Gemeinde Bestwig in Nordrhein-Westfalen. Daneben kennt man Abswurmbachit noch aus Papachacra im argentinischen Departamento Belén, von der Solfatara di Pozzuoli in der italienischen Region Kampanien und aus Iyomishima (heute: Shikokuchūō) auf der japanischen Insel Shikoku.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Reinecke, Heinz-Jürgen Bernhardt, Ekkehart Tillmanns: Abswurmbachite, Cu2+Mn63+[O8|SiO4], a new mineral of the braunite group: natural occurrence, synthesis, and crystal structure. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 163, 1991, S. 117–143 (hinterlegt im OTRS).
  • John Leslie Jambor: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 77, 1992, S. 670–675 (minsocam.org [PDF; 732 kB; abgerufen am 15. Oktober 2019]).

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2019. (PDF 2672 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2019; abgerufen am 15. Oktober 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cnmnc.main.jp
  4. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 553.
  5. a b c d e f g Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Abswurmbachite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 15. Oktober 2019 (englisch).
  7. a b Abswurmbachite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 15. Oktober 2019]).
  8. Abswurmbachite Mineral Data. Abgerufen am 24. September 2020.
  9. Hermann Wurmbach: Vorwort zur zweiten Auflage. In: Lehrbuch der Zoologie. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 1: Allgemeine Zoologie und Ökologie. G. Fischer, Stuttgart 1970, S. VIII.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 15. Oktober 2019 (englisch).
  11. a b Thomas Reinecke, Heinz-Jürgen Bernhardt, Ekkehart Tillmanns: Abswurmbachite, Cu2+Mn63+[O8|SiO4], a new mineral of the braunite group: natural occurrence, synthesis, and crystal structure. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 163, 1991, S. 117–143 (hinterlegt im OTRS).
  12. Fundortliste für Abswurmbachit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 15. Oktober 2019.