Folsäure

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Strukturformel
Allgemeines
Name Folsäure
Trivialname Vitamin B9
Andere Namen Pteroyl-mono-glutaminsäure; N-(4-(((2-Amino-1,4-dihydro-4-oxo- 6-pteridinyl)methyl)amino)- benzoyl)glutaminsäure
Summenformel C19H19N7O6
E-Nummer -
CAS-Nummer 59-30-3
Kurzbeschreibung orangegelbes, kristallines Pulver
Eigenschaften
Molmasse 441,41 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte - g/cm³
Schmelzpunkt -
Siedepunkt -
Löslichkeit wasserlöslich
Dosierung
täglicher Bedarf 400 µg
Überdosis 15 mg/d
Essentiell ja
Vorkommen Weizenkeime, Rinderleber, Bohnen, Hefe
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Die Folsäure, auch Pteroylglutaminsäure genannt, ist ein 1941 entdecktes, hitze- und lichtempfindliches, wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex. Es ist wie Riboflavin (Vitamin B2) ein Pteridin-Derivat.

Vorkommen

Folsäure ist enthalten in Leber, Vollkornprodukten, grünem Blattgemüse wie z. B. Spinat, Brokkoli, Karotten, Spargel, Rosenkohl, Tomaten, Eigelb und Nüssen. Auch in Obst, Fisch und Fleisch finden sich geringe Mengen davon.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Direktsaft aus der wegen ihres hohen Gehaltes an Flavonoiden bekannten Aroniabeere ein natürlicher Folsäurespender ist. Laut Angaben eines Analyseinstituts für eine Kelterei sind in dem untersuchten Aroniasaft 54 µg/100 ml Folsäure enthalten. Dies entspricht nach RDA 27 % der empfohlenen Tagesdosis.

Vitaminverluste

Da das Vitamin licht-, sauerstoff- und hitzeempfindlich sowie gut wasserlöslich ist, sollten zu intensives Wässern und zu lange Lager- und Kochzeiten vermieden werden.

Auf die menschliche Haut treffende intensive Sonnenstrahlung (UV-Strahlung) reduziert die Folsäure im Körper. Bei hellhäutigen Menschen ist der Effekt besonders stark.

Folsäure-Mangel und Fehlbildungen

Ein Fehlen der Folsäure im Körper wirkt sich besonders auf das Blutbild aus und kann in der Schwangerschaft beim Embryo zu Fehlbildungen des Neuralrohrs (sog. Neuralrohrdefekten), wie Spina bifida oder Anenzephalie, und zu einer Frühgeburt führen.

Auch bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, wie zum Beispiel der Arteriosklerose, ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure wichtig. Der Wert für die Aminosäure Homocystein im Blut gilt als kardiovaskulärer Risikofaktor. Die Mitverantwortung der Folsäure an der Zellreifung, -differenzierung und -teilung, insbesondere die der roten und weißen Blutkörperchen und der Schleimhautzellen wird zur Zeit in mehreren Universitäten und Forschungslabors getestet.

Homocystein wird u. a. mit Hilfe der Folsäure in Methionin umgewandelt; die positiven Auswirkungen erhöhter Folsäuregaben – die unter Anderem ein Absinken des Homocystein-Spiegels bewirken – auf die Progression von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind jedoch nicht unumstritten.

Folsäure-Mangel kommt in allen Altersgruppen vor. Schwangere und Stillende können ergänzende Folsäurepräparate unbedenklich zu sich nehmen, sowie Raucher, Personen mit Magen-Darm-Erkrankungen oder Essstörungen.

Die empfohlene Tagesdosis nach RDA beträgt 200 µg. Die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Auflage 2001 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., empfehlen mit Blick auf die zusätzliche Vorbeugung von Arteriosklerose 400 µg für gesunde Erwachsene, 600 µg für Schwangere und für stillende Mütter. Zur Vorbeugung eines Neuralrohrdefektes sollten Frauen, die schwanger werden wollen, zusätzlich 400 µg aufnehmen. Folsäure sollte jedoch erst nach eingehender ärztlicher Beratung eingenommen werden.

Diskussion um Folsäure-Versorgung

Kinderärzte fordern, dem Grundnahrungsmittel Mehl Folsäure beizumengen, um die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen bei Kindern zu verringern. Dagegen protestieren jedoch Verbraucherschützer.

In den USA, in Kanada und auch in Ungarn ist ein Folsäurezusatz in Mehl gesetzlich vorgeschrieben. Da fast alle Menschen täglich Brot, Kekse und andere mehlhaltige Produkte zu sich nehmen, hat sich in diesen Ländern die Versorgung mit diesem Vitamin enorm verbessert. Messbar ist das an der Zahl der Kinder, die mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt kommen, wie beispielsweise einer Form von Spina bifida, einer Anenzephalie oder einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Seit man dem Mehl obligatorisch Folsäure zugesetzt, werden in diesen Ländern nur noch etwa halb so viele Kinder mit derartigen Fehlbildungen geboren.

Kinder- und Neugeborenenärzte in Deutschland fordern daher, dass auch hierzulande ein Folsäurezusatz im Mehl Pflicht werden muss, da ein Großteil der Bevölkerung, Männer und Frauen gleichermaßen, nicht ausreichend mit Folsäure versorgt sei. Besonders für junge Frauen stellt dies ein großes Problem dar, weil eine ausreichende Folsäureversorgung vor allem ganz am Anfang einer Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt; bei der Neuralrohrbildung sind die ersten drei Wochen entscheidend. Rund 50 Prozent der schwangeren Frauen gehen aber erst nach Ausbleiben der Menstruation zum Frauenarzt – zu einem Zeitpunkt, in dem Folsäure-Tabletten zur Prävention von Fehlbildungen wirkungslos sind.

Etwa 800 Kinder kommen in der Bundesrepublik Deutschland jährlich mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt. Zirka jedes tausendste Baby ist betroffen, Abtreibungen wegen Spina bifida werden dabei nicht mitgerechnet. Das Verbraucherschutzministerium sieht bisher jedoch keine Notwendigkeit für staatliche Initiativen mit dem Ziel, dem Mehl Folsäure beizumengen. Auch Ernährungsexperten der Verbraucherzentralen u. a. vertreten die Auffassung, eine obligatorische Anreicherung von Mehl sei nicht nötig, da es genug natürliche Lebensmittel, wie Obst, Gemüse und Vollkornbrot gebe, die Folsäure enthielten. Es solle dem Verbraucher selbst überlassen werden, über die Nahrung die für ihn notwendigen Mengen an Folsäure zu sich zu nehmen. Lebensmittelfirmen reichern zudem bereits Müsliriegel, Getränke, Milchprodukte und auch Salz mit Folsäure an und kennzeichnen dies entsprechend.

Damit soll erreicht werden, dass eine bewusste und gesunde Ernährung Ziel der Konsumenten bleibt und nicht die Aufnahme von Vitaminen wie Folsäure über ungesunde, künstlich angereicherte Lebensmittel an deren Stelle tritt. Zudem wird kritisiert, dass es zu wenig Langzeituntersuchungen zu den Risiken von Folsäure gebe.

Bekannt ist bereits, dass zuviel Folsäure einen Vitamin-B12-Mangel verdecken kann. Dieser kommt aber nur bei ca. 2 Prozent der Menschen über 50 Jahren vor. Das Robert-Koch-Institut kam zu dem Ergebnis, dass "die Beimengung von Folsäure die Folatversorgung verbessere, ohne dass eine Überversorgung bei einem wesentlichen Bevölkerungsanteil eintritt". Zudem wird in diesem Zusammenhang der Zusatz von Vitamin B12 angeraten.

In Deutschland wird von Experten die obligatorische Folsäure-Supplementierung in Mehl als "nicht durchsetzbar" bezeichnet, da letztendlich die Verbraucher einer solchen Beimengung kritisch gegenüberstünden. Jungen Frauen wird deshalb dazu geraten, Kochsalz mit Folsäure (und Iod) zu verwenden.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Aufnahme von ca. 400 Mikrogramm Folsäure (Frauen mit Kinderwunsch perikonzeptionell 600 Mikrogramm). Doch etwa zwei Drittel der erwachsenen Frauen und Männer kommen nicht einmal auf 300 Mikrogramm pro Tag. "Neuere Untersuchungen zeigen, dass erst ab ab einer täglichen Einnahme von 800 µg Folsäure und weiteren B-Vitaminen die Zahl von Neuralrohrdefekten sowie angeborenen Herzfehlern deutlich reduziert werden kann." Quelle: Ärzte Zeitung

Die "Folsäure-Offensive"-Firmen kennzeichnen ihre Produkte mit "Biogerm FS", wenn Folsäure aus natürlichen Quellen benutzt wird, und mit "Biogerm FS+", wenn zusätzlich synthetisch hergestellte Folsäure zugefügt wird.

Vitamin B-Gruppe

Hier handelt es sich um eine Sammelbezeichnung wasserlöslicher Vitamine, unterschiedlicher, chemischer Zusammensetzungen. Außer den eigentlichen B-Vitaminen, wie B1 Thiamin, B2 Riboflavin, B6 Pyridoxin und B12 Cobalamin, rechnet man noch Biotin, Folsäure, Nicotinsäure und Pantothensäure hinzu. Die Gruppe der B-Vitamine kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Ohne die Faktoren (Coenzyme) der B-Gruppe laufen fast keine biochemischen Prozesse im Körper ab. Vitamine der B-Gruppe stellen keine einheitliche Klasse dar. Sie sind chemisch und pharmakologisch völlig verschiedene Substanzen. In der Regel sind mehrere B-Vitamine an einer physiologischen Wirkung beteiligt; deshalb kommen sie in der Natur nicht isoliert vor.

Folsäure-Produkte

  • Provivan Multivival + DHA von Provivan: 0,4 mg Folsäure
  • Folsäure von Medicom Pharma: 600 µg Folsäure
  • Femibion® von Merck KGaA: 400 - 800 µg Folsäure
  • Folsan® von Solvay: 0,4 mg Folsäure
  • Folio® von SteriPharm: 0,4 mg Folsäure, 0,2 mg Iodid
  • Fol400® von SteriPharm: 0,4 mg Folsäure
  • Bierhefe-Tabletten von Tartex: 2 mg Folsäure / 100 g (Reformhaus)
  • Floradix Kräuterblut-Dragées mit Folsäure: 0,4 mg Folsäure (Reformhaus)
  • Folsäure Kapseln von dm-drogerie markt: 1000 µg Folsäure
  • B-Komplex + Folsäure von Doppelherz Queisser PHARMA: 600 µg Folsäure


Der oberste Weblink führt zu einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt mit falscher Maßeiheit (Milli- statt Mikro-)!