Deutscher Volkskongress

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. August 2008 um 21:36 Uhr durch Slllu (Diskussion | Beiträge) (→‎Erster Deutscher Volkskongress). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Deutscher Volkskongress war der Name von 3 Konferenzen in denen die SED ihren gesamtdeutschen Anspruch darstellte.

Zeithistorischer Hintergrund

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zusammenarbeit der 4 Siegermächte bald durch den Ost-West-Gegensatz überlagert. Der wachsende Ost-West-Konflikt zwischen der UdSSR und den Westmächten, etwa im Nahen Osten und in Asien, sowie die Politik der UdSSR, Satellitenstaaten aufzubauen (den so genannten Ostblock), führte zu Misstrauen der Westmächte auch in Bezug auf die sowjetische Politik in Deutschland.

Forderungen der USA im Alliierten Kontrollrat, die wirtschaftliche Einheit Deutschlands zu bewahren, wurden im Juli 1946 von der UdSSR als Versuch der Einflussnahme zurückgewiesen. Die 4-Mächte-Verwaltung über ganz Deutschland war spätestens mit der letzten Tagung des Kontrollrates am 20. März 1948 Geschichte.

Die Londoner Sechsmächtekonferenz hatte in der ersten Hälfte 1948 Prinzipien für die Errichtung eines demokratischen deutschen Teilstaates festgelegt (die Frankfurter Dokumente). Während in den 3 westlichen Zonen, der Wiederaufbau der Demokratie erfolgte, ging in der Sowjetischen Besatzungszone die zunehmende Gleichschaltung der in den halbfreien Landtagswahlen in der SBZ 1946 gewählten demokratischen Institutionen von Statten. Da frei gewählte Regierungen in den ostdeutschen Ländern nicht erreichbar waren, fassten die Ministerpräsidenten im Westen die Koblenzer Beschlüsse nach denen ein demokratischer westdeutscher Teilstaat als Provisorium bis zur Wiederherstellung der Deutschen Einheit in Freiheit gegründet werden solle.

Volkskongressbewegung

Die Volkskongressbewegung wurde auf Initiative der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) am 26. November 1947 gegründet und diente ihr als deutschlandpolitisches Forum zunächst dafür, auch bürgerliche Kreise in plebiszitäre Elemente einer Volksvertretung zu integrieren. Zudem nutzte sie die SED zur Einbindung von Parteien, Massenorganisationen, kulturellen Vereinigungen und Einzelpersonen für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele und richtete sich gegen die amerikanische und britische Politik und den Marshallplan.

Aus der Bewegung gingen die Deutschen Volkskongresse hervor, deren erster am 6./7. Dezember 1947 aus „Delegierten“ aller deutschen Besatzungszonen zusammengesetzt war. Nach Kritiken und Widerständen gegen diese SED-Initiative von Seiten der CDUD und der Absetzung ihrer Vorsitzenden Jakob Kaiser und Ernst Lemmer durch die SMAD, verboten die westlichen Besatzungsmächte die Mobilisierung für die Volkkongresse in der Trizone.

Gewerkschaft FDGB

Der FDGB hatte von Beginn an für die Konstituierung und die Inhalte der Volkskongressbewegung mobilisiert. Vom BuV wurden entsprechend der Verteilungsliste Vertreter für den Volksrat bestimmt. Wichtige Beschlüsse des Volksrates wurden vom FDGB in seiner Kampagnenarbeit antizipiert und damit die Verabschiedung und Umsetzung der Beschlüsse propagandistisch vorbereitet.

Erster Deutscher Volkskongress

Der Erste Deutsche Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden ging auf die Initiative der SED zurück. Sie ließ Delegierte aus Parteien und Massenorganisationen bestimmen, die überwiegend aus der Sowjetischen Besatzungszone kamen. Nur ein geringer Teil stammte aus den Westzonen. Diese Vertreter kamen am 6. und 7. Dezember 1947 in Berlin zusammen.

Die Teilnahme am Volkskongress war unter den Parteien in der SBZ stark umstritten. Die Weigerung der CDU zur Teilnahme war einer der Gründe, die zur Entlassung Jakob Kaisers als CDU-Vorsitzender durch die SMAD führte. Unter starkem Druck der Besatzungsmacht und gegen den Willen der Mehrzahl der Landesverbände entschied sich die LDPD für eine Teilnahme. Entscheidender Kritikpunkt war, dass der Kongress nicht gemäß den Wahlergebnissen zusammengesetzt sein sollte. Eine hohe Anzahl von Teilnehmern wurde durch die Massenorganisationen bestimmt. Die Kongressteilnehmer der Massenorganisationen waren weiterhin weitgehend Mitglieder der SED. Im Kongress ergab sich damit folgende Verteilung:

Organisation Mandate
SED/KPD 849
LDP 253
CDU 219
SPD (nur Westen) 91
Parteilose 373
Massenorganisationen 440

Bedingt durch die Mitgliedschaft der meisten Mitglieder der Massenorganisationen in der SED waren 62 % der Teilnehmer Mitglied der SED und weitere 10 % der KPD.

Themen waren die Ablehnung der geplanten Errichtung eines westdeutschen Teilstaates und die Kritik der amerikanisch-britischen Besatzungspolitik. Man diskutierte über die Vorbereitung eines Friedensvertrags sowie eine gesamtdeutsche Regierung „aus Vertretern aller demokratischen Parteien“. Dabei lehnte sich der Kongress sehr an die sowjetische Deutschlandpolitik an und unterstützte diese. Dies ist der Grund dafür, dass diese Bewegung von der sowjetischen Militäradministration gebilligt und von der SED unterstützt wurde.

Der Kongress bestimmte eine 17köpfige Delegation die auf der Londoner Außenministerkonferenz (November-Dezember 1947) die Positionen des Kongresses vertreten sollte. Die Außenminister sahen jedoch keine Legitimation dieser Delegation und empfingen sie nicht.

Zweiter Deutscher Volkskongress

Der Zweite Deutsche Volkskongress tagte am 17./18. März 1948. Es wurde die Ablehnung des Marshallplans, die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie und ein Volksbegehren zur deutschen Einheit beschlossen, das vom 23. Mai bis 13. Juni 1948 stattfand. Er gab das Presseorgan "Deutschlands Stimme" heraus.

Weiterhin wurde der Erste Deutsche Volksrat gewählt, der 400 Mitglieder umfasste, von denen 100 aus Westdeutschland kamen. Es wurde ein Verfassungsausschuss gebildet, der unter der Leitung Otto Grotewohls stand und einen Entwurf einer Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik ausarbeiten sollte.

Dritter Deutscher Volkskongress

Der Dritte Deutsche Volkskongress wurde von der Bevölkerung der Sowjetischen Besatzungszone am 15. und 16. Mai 1949 gewählt und bestand aus 1400 Delegierten der Sowjetischen Besatzungszone. Aus den Westzonen nahmen 610 Delegierte an dem Kongress teil, der am 29./30. Mai 1949 tagte. Der Entwurf einer Verfassung, den der Verfassungsausschuss des Volksrats ausgearbeitet hatte, wurde angenommen, sowie der Zweite Deutsche Volksrat gewählt. Der Volksrat konstituierte sich unter dem Eindruck der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (7. September 1949) als Provisorische Volkskammer taggleich mit der am 7. Oktober 1949 neu gegründeten DDR.[1]

Einzelnachweise

  1. Lexikon A-Z in zwei Bänden, Erster Band, Enzyklopädie Volkseigener Verlag, Leipzig 1956, S. 375

Quellen

  • Martin Broszat, Gerhard Braas, Hermann Weber [Hgg.]: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1993 (2. Auflage), ISBN 3486552627, Seite 349 - 357

Vorlage:Navigationsleiste Geschichte der DDR