Nephilim
Die Nephilim (hebräisch Ha-Nephillim: „Fäller, zu Fall Bringende“) waren in der altisraelischen Mythologie riesenhafte Mischwesen, gezeugt von göttlichen Wesen und Menschenfrauen. In der späteren Tradition (Buch Henoch) wurden die „göttlichen Wesen“ zumeist als gefallene Engel interpretiert. Die Nephilim waren größer und stärker als Menschen und (in manchen Interpretationen) von großer Boshaftigkeit.
Ursprung
Der älteste Beleg für das Wort „Nephilim“ liegt im Buch der Bibel Genesis, 6,4-5. Göttliche Wesen männlichen Geschlechts (hebräisch „benej ha'elohim“ - Söhne der Götter) begehrten Menschenfrauen und haben diese geschwängert. Die Nachkommen waren hünenhafte, extrem kräftige und hochgewachsene Menschen. Diese haben laut dem apokryphen Buch Henoch das Land und die Menschen terrorisiert.
Die Bibel bringt dazu folgendes Zitat (Genesis 6,4):
- Lutherbibel: „Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“
- Gute-Nachricht-Bibel: „Damals und auch noch später lebte auf der Erde das Geschlecht der Riesen. Sie waren aus der Verbindung der Gottessöhne mit den Menschentöchtern hervorgegangen und sind als die großen Helden der Vorzeit bekannt.“
- Einheitsübersetzung: „In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten. Das sind die Helden der Vorzeit, die berühmten Männer.“
- Katholische Bibel: „Zu dieser Zeit erschienen die Nephilim auf der Erde, nachdem die Söhne des Himmels bei den Töchtern der Menschheit gelegen haben, welche ihnen Söhne gebaren. Sie waren die Helden des Altertums, die bekannten Männer.“
- Lateinische Bibel: „Gigantes erant super terram in diebus illis et etiam postquam ingressi sunt filii Dei ad filias hominum, illaeque eis genuerunt: isti sunt potentes a saeculo viri famosi.“
Der hebräische Ausdruck „benej ha'elohim (בני היי)“ („Söhne (der/des?) Götter/Gottes“) kommt innerhalb des Alten Testaments nur ein einziges Mal vor, weshalb er schwierig zu übersetzen ist. Dadurch ist jede nicht-wörtliche Übersetzung zwangsläufig einer starken Interpretation unterworfen. Die weitgehend wörtliche Übersetzung kommt dabei beispielsweise dem im Kontext der griechischen Mythologie verwendeten „Sohn der Götter“ für Halbgötter wie Herakles durchaus nahe. Allerdings werden im Griechischen eher den Giganten und den Zyklopen besondere Größe attestiert.
Untergang
Ihr Ende fand diese Rasse laut dem Bibelbericht zusammen mit vielen anderen Menschen bei der Sintflut, die dem Gott Israels dazu diente, die bösen Menschen der Erde zu vernichten.
Andererseits kommen die Nephilim auch als Vorfahren der Anakiter aus dem Land Baschan in Betracht. Diese werden mit dem nach-sintflutlichen Stammvater Anak und ihrem letzten Herrscher Og verknüpft. Sie werden in den Epochen von Moses bis David mehrfach in der Bibel als Gegner der Israeliten erwähnt, zum letzten Mal groß auf Seiten des Bundes der Philister mit ihrem Kämpfer Goliath. Möglicherweise hat auch Ezechiel auf sie Bezug genommen, ohne sie dabei aber speziell beim Namen zu nennen.
Interpretation als Außerirdische
In einigen modernen esoterischen bzw. ufologischen Theorien ist Nephilim die Bezeichnung für außerirdische, hochzivilisierte Wesen, die vor mehreren Jahrtausenden die Erde besuchten und sich auf irgendeine Weise (z.B. wirtschaftlich) mit den Menschen verbanden sowie Kinder zeugten. In diesem Kontext wird die Namensbedeutung „Fallen“ mit „vom Himmel gefallen“ verknüpft, wenn nicht sogar „abgestürzt“, was nur einen mäßigen Kontrast zur religiösen Lesart „Gefallene Engel“ bildet. Vertreten wurde diese Erklärung in den 70er Jahren durch Zecharia Sitchin, neuerdings auch durch den Esoteriker Jan van Helsing oder Verschwörungstheoretiker David Icke, Michel Tsarion.
Nephilim in der Populärkultur
Musik
Nach den biblischen Nephilim benannte sich die 1984 gegründete britische Gothic-Rock-Band Fields Of The Nephilim um Sänger Carl McCoy.
Big Juss und Orko Elohiem gründeten 2003 die Avant-Rap-Gruppe NMS, Nephilim Modulation Sessions.
Die polnische blackened-death Metal Band Behemoth hat 2004 auf dem Album „Demigod“ ein Lied mit dem Titel „The Nephilim Rising“ veröffentlicht.
Die schwedische Death Metal-Band Pantokrator hat 2007 auf dem Album „Aurum“ ein Lied mit dem Titel „Nephilim“ veröffentlicht.
Film
Im Horrorfilm "Demon Nightmare" spielen die Nephilim (hier als Nefalim bezeichnet) eine Rolle als außerirdische Geisterwesen.
Im Fantasyfilm "Gefallene Engel" (Fallen - The Beginning) und den Fortsetzungen "Gefallene Engel 2" und Gefallende Engel 3" spielt das Thema Nephilim eine tragende Rolle.
Im Fantasyfilm God's Army 3 (2000) mit Christopher Walken spielt ein Nephilim die Hauptrolle in der Geschichte.
Hörspiel
Es gibt auch eine Hörspielserie mit Namen SCHATTENREICH die sich um die Mystic der Nephilim dreht.
Fantasy-Rollenspiel
Der US-amerikanische Verlag Chaosium Inc. veröffentlichte 1994 - basierend auf einem französischen Original - ein Fantasy-Rollenspiel mit dem Titel „Nephilim“ (dt. „Nephilim“ bei Feder und Schwert, 1996). In dessen fiktiver Welt werden die Nephilim als Stifter der irdischen Kultur dargestellt, welche sich die Menschen als Sklaven hielten. Diese Sklavenhaltergesellschaft wurde durch einen Aufstand der Menschen gebrochen, und die Nephilim zerstört oder an besondere Orte der Macht verbannt, sogenannte Stasen. Im Rollenspiel geht es nun darum, einen menschlichen Körper mit der Seele eines Nephilim zu besetzen, und das Dasein so weiter zu führen, dass sich dieser menschliche Körper immer mehr der wahren Gestalt des Nephilim annähert. Dabei gilt es zu verhindern, dass die menschlichen Bünde, welche noch immer die Nephilim jagen, seiner habhaft werden.
Im Sci-Fi Rollenspiel Xenosaga von Namco wird der „Nephilimgesang“ als fatale Waffe verwendet.
Im MMORPG „Guild Wars“ kommt eine Waffe namens „Hammer des Nephilim“ vor. Es ist ein zweihändig getragener Hammer, was die Stärke der Nephilim verdeutlichen soll. Der Fundort „göttlicher Pfad“ ist ein weiterer Hinweis auf die göttliche Herkunft der Nephilim.
Im MMORPG „Lineage II“ werden Krieger die von der Göttin Einhasad erschaffen wurden Nephilim genannt. Sie sind der Geist des Lichtes in menschlicher Form.
Auch im Computerspiel „Wing Commander: Prophecy“ treten Außerirdische auf, die als Nephilim bezeichnet werden, welche allerdings ein explizit insektoides Aussehen besitzen.
Im Sammelkartenspiel „Magic: The Gathering“ werden die Nephilim als überdurchschnittlich starke Kreaturen mit herausragenden Fähigkeiten dargestellt.
Im Spiel Lara Croft: Tomb Raider – The Angel of Darkness versucht der Alchemist Eckard, die Nephilim neu zu erschaffen. Dazu will er den Schläfer nutzen, einen schlafenden Nephilim, der lange Zeit versteckt gehalten wurde.
Internet
Im Internet kursieren immer wieder angebliche Fotos von archäologischen Ausgrabungen von Riesenskeletten. Dabei handelt es sich jedoch um perspektivische Tricks oder Fälschungen[1].
Quellenangaben
- ↑ http://www.luisescobarblog.com//?p=86 - Luis’ Illustrated Blog
Literatur
- P.W. Coxon: Art. Nephilim, in: K. van der Toorn; B. Becking; Pieter W. van der Horst (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. Leiden, Boston, Köln, 21999, 618-620.
- Johann Heinrich Kurtz: Die Ehen der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen: Eine theologische Untersuchung zur exegetischen dogmatischen und praktischen Würdigung des biblischen Berichtes Gen. 6,1-4 Berlin, 1857 (Google Books)
Weblinks
- Pantheon.org - englischer Eintrag in Encyclopedia Mythica