Synode von Whitby
Die Synode von Whitby von 664 war eine lokale Kirchenversammlung im angelsächsischen Northumbria, die bestehende Differenzen in der auf der britischen Insel praktizierten kirchlichen Tradition zwischen katholischem und iro-schottischem Ritus ausräumen sollte.
Die Synode von Whitby wird oft als die Entscheidung Englands für die römisch-katholische Kirche und gegen die keltische Kirche bezeichnet, doch damit wird sie als wesentlich bedeutender hingestellt als sie tatsächlich war: Als lokale Synode in Northumbria konnte sie nur für Northumbria bindende Entscheidungen treffen, und die tatsächlich getroffenen Entscheidungen, die Form der Tonsur und das Osterdatum betrafen eher periphere Fragen und keine fundamentale Entscheidung zwischen zwei Systemen.
Neben Bedas Kirchengeschichte dient vor allem Eddius als Quelle für den Ablauf der Versammlung.
Ausgangslage
Die keltische Kirche, die sich in Irland (durch die Mission des Heiligen Patrick) und in den romano-britischen Reichen der britischen Insel (Cornwall, Wales, Schottland) entwickelt hatte, überlebte den Untergang des römischen Reichs und war in der folgenden Zeit ein wichtiger Faktor in der Überlieferung des christlichen Wissens, da die Bücher der Antike in den keltischen Klöstern unbeschadet überlebten und durch eine hochstehende Buchkultur weitergeführt wurden. Die keltische Kirche blieb während dieser Zeit isoliert und machte die liturgischen Veränderungen der Westkirche nicht mit.
Die Angelsachsen, die das Gebiet des späteren England eroberten, waren zunächst Heiden. Die Christianisierung der Angelsachsen erfolgte aus zwei Richtungen: ab 597 begann der von Papst Gregor dem Großen gesandte Augustinus von Canterbury von Kent aus im Süden und Osten Englands mit dem Aufbau eines Kirchensystems mit dem katholischen Ritus für die dortigen angelsächsischen Königreiche, die im Verlauf des 7. Jahrhunderts nach und nach bekehrt werden konnten. Etwa zur gleichen Zeit Jahren gelangen vom Kloster Iona aus den Iro-Schotten, die dem keltischen Ritus folgten, bedeutende Missionserfolge im Norden Englands (Gründung von Kloster Lindisfarne um 635), die bis hinunter nach Mercia reichten.
In Northumbria, dem mächtigsten Reich der Heptarchie, trafen die beiden Traditionen aufeinander. Stand König Oswald, der 625 den ersten Bischof von York einsetzte, noch der katholischen Lehre nahe, setzte sich nach ihm die iro-schottische Kirche durch. Unter Oswiu drang dann wieder die katholische Liturgie vor.
Die dogmatischen Positionen lagen dabei nicht sonderlich weit auseinander; in der Regel ging es nur um periphere Fragen wie Tracht und Tonsur von Mönchen und vor allem die Frage des Ostertermins, der unterschiedlich berechnet wurde. Dies konnte allerdings in der Praxis zu nicht geringen Problemen führen; so berichtet Beda Venerabilis, dass innerhalb des northumbrischen Königshauses König und Königin an verschiedenen Tagen Ostern feierten. Um diese Differenzen zu klären, berief König Oswiu für September 664 in Whitby eine Synode ein.
Entscheidungen der Synode
König Oswiu sei danach, ebenso wie die Bischöfe Chad von York und Colman von Lindisfarne, ein Vertreter der Iro-Schotten gewesen, die römisch-katholische Position vertraten dagegen Oswius Sohn Alchfrith, Wilfrid und Bischof Agilbert. Die Iro-Schotten beriefen sich auf den heiligen Johannes und die Autorität des Heiligen Columba, während Wilfrid für die Römisch-katholischen auf den heiligen Petrus und das Konzil von Nicäa verwies. Es heißt, der Disput sei dadurch entschieden worden, dass König Oswiu erklärt hatte, er wage es nicht, sich länger gegen Sankt Peter zu stellen.
Auswirkungen
Damit war Northumbria für den katholischen Ritus gesichert; wer danach dort noch Anhänger der Iro-Schotten war, zog sich nach Schottland zurück. Zwar erfolgte der Übergang der noch iro-schottisch verbleibenden Landeskirchen erst nach und nach, doch war die Entwicklung durch die Festlegung Northumbrias unumkehrbar geworden: Nordirland folgte um 695, Schottland um 716 und Wales schließlich um 755 dem Beispiel Northumbrias.